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Veröffentlicht am 02.12.2016

Das Leben spüren

Tanz des Vergessens
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Endlich schweigen die Waffen, die während der Kämpfe zwischen den Weißen und den Roten in München ständig zu hören waren. Das treibt die Menschen wieder auf die Straße. Doch ein Querschläger tötet Curd. ...

Endlich schweigen die Waffen, die während der Kämpfe zwischen den Weißen und den Roten in München ständig zu hören waren. Das treibt die Menschen wieder auf die Straße. Doch ein Querschläger tötet Curd. Seine Verlobte Lou plagen Schuldgefühle und Trauer. Sie sucht ihr Vergessen, indem sie tanzt.
Es ist keine einfache Zeit, durch die wir Lou und ihre Freunde begleiten. Der 1. Weltkrieg ist noch nicht lange vorbei und noch immer muss man viele Entbehrungen in Kauf nehmen. Die Menschen sind hungrig nach Unterhaltung und Vergessen. Doch das Leben ist teuer, die Inflation galoppiert schneller als man schauen kann.
Auch Lou und ihre Freunde suchen das Vergnügen in dieser wilden Zeit. Einige ihrer Freunde zieht es wegen der politischen Veränderungen weg von München nach Berlin. Lou hängt sich an einen älteren Mann, der ihr die Vergnügungen finanzieren kann. Sie trifft einige ungewöhnliche Entscheidungen und verliert sich ein wenig selbst. Da ist es gut, dass sie Freunde hat, die sie auffangen, wenn sie Hilfe braucht.
Die Geschichte lebt von den außergewöhnlichen Charakteren, die man oft falsch einschätzt. Gerade manche Nebenfiguren, die sehr lebendig und authentisch beschrieben sind, geben der Geschichte eine entscheidende Wendung. Nicht alle Personen sind einem sympathisch, auch Lou sehe ich mit zwiespältigen Gefühlen. Sie hat ihre Schwächen und macht eine Reihe von Fehlern. Dennoch oder gerade deshalb ist sehr glaubwürdig. Sie ist ein Kind der Zeit, nimmt sich alles, von dem sie meint, dass es ihr zusteht. Oft handelt sie sehr impulsiv und unverständlich und merkt erst mit der Zeit, dass es ihr nicht gut tut. Aber da ist immer jemand, der sie auffängt.
Spannend fand ich, dass ich eine Überblick erhalten habe über die Lebensumstände jener Zeit, das gesellschaftliche Leben und auch über die politischen Verhältnisse. Es ist schon deutlich spürbar, was die Zukunft bringen wird, wie man an dem Überfall auf den Boxclub sieht. Bedrückend fand ich es, dass die Damen der besseren Münchner Gesellschaft Hitler so anhimmelten und nie eine seiner Bemerkungen in Frage stellten.
Obwohl ich mit Lou nie warm geworden bin, hat mich ihre Geschichte angesprochen, da sie in das Lebensgefühl der Zeit passt.

Veröffentlicht am 30.11.2016

Viele Fakten, wenig Roman

Die Legende der Luna Levi
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Im Jahre 1492 werden per kaiserlichem Erlass die Juden aus Spanien vertrieben. Wer nicht rechtzeitig außer Landes ist, auf den wachtet der Scheiterhaufen. Unter ihnen ist die 17jährige Blanka, die nach ...

Im Jahre 1492 werden per kaiserlichem Erlass die Juden aus Spanien vertrieben. Wer nicht rechtzeitig außer Landes ist, auf den wachtet der Scheiterhaufen. Unter ihnen ist die 17jährige Blanka, die nach dem Tod des Großvaters alleine dasteht. Ihr Großvater hat allerdings dafür gesorgt, dass sich jemand um Blanka kümmert. Es ist ein junger Mann, der Inquisitor war und sich nun mit den vertriebenen Juden auf einem Schiff nach Istanbul bringen lässt. In Istanbul werden sie von der dortigen jüdischen Gemeinde aufgenommen. Blanka kennt Solomons Geheimnis. Solomon macht in Istandbul Karriere, aber die Schatten der Vergangenheit lassen sich nicht so einfach vertreiben.
Ich bin eigentlich ein Fan von historischen Romanen, aber noch nie habe ich mich so schwer getan. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass es sich um ein Sachbuch handelt und nicht um einen Roman. So viele historische Fakten prasselten auf mich ein und der Schreibstil war so nüchtern und komplex, dass die Geschichte um Blanka und ihre Familie für mich ins Hintertreffen geraten ist. Daher waren auch die Figuren nicht farbig genug dargestellt, ihnen fehlte einfach Tiefe in der Darstellung. Sie blieben mir dadurch fremd und ich konnte mich nicht mit ihnen identifizieren und nicht mit ihnen fühlen. Die titelgebende Figur Luna wurde auch nicht unbedingt hervorgehoben, sondern eher Solomon.
Die Autorin hat bestimmt sehr gut recherchiert und wollte diese Informationen weitertragen, aber sie sind bei mir vielleicht angekommen, aber nicht hängengeblieben. Es gab eine Menge Information über das Judentum, das auch mit anderen Religionen verglichen wurde.
Wer auf viele Informationen aus ist, dem wird diese komplexe Geschichte bestimmt zusagen. Ich bin mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen und nun enttäuscht.

Veröffentlicht am 28.11.2016

Verborgen in den Backwaters

Totenfang
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Nach seinem letzten Fall läuft es beruflich für Dr. David Hunter nicht mehr gut. Ihm ist klar, dass er Entscheidungen treffen muss, aber dazu ist er noch nicht bereit. Dann wird er überraschend zu einem ...

Nach seinem letzten Fall läuft es beruflich für Dr. David Hunter nicht mehr gut. Ihm ist klar, dass er Entscheidungen treffen muss, aber dazu ist er noch nicht bereit. Dann wird er überraschend zu einem Fall in die Backwaters gerufen. An der Flussmündung in Essex ist eine stark verweste Leiche gefunden worden. Man geht davon aus, dass es sich um den 31-jährige Leo Villiers handelt, der vor einem Monat spurlos verschwand. Er galt als Verdächtiger im Fall der ebenfalls verschwundenen Emma Darby. Hunter zweifelt jedoch an der Identität des Toten. Schon bald taucht eine weitere Leiche auf.
Dies ist der fünfte Fall für David Hunter. Das Buch lässt sich problemlos lesen, auch wenn man die Vorgängerbände nicht kennt.
Der Schreibstil lässt sich gut lesen. Die Gegend der Backwaters ist unwirtlich und auch die Bewohner sind ziemlich unnahbar. Die Beschreibung dieser Gegend ist sehr gut gelungen und schafft eine besondere, düstere Atmosphäre. Dagegen sind die ausführlichen Beschreibungen der einzelnen Verwesungszustände nicht jedermanns Sache.
Hunter spürt, dass er als forensischer Anthropologe für den Fall nicht unbedingt gebraucht wird. Aber die Sache interessiert ihn und so bleibt er, obwohl er spürt, dass man ihn nicht wirklich dort haben will. Aber es liegt in seiner Natur, den Sachen auf den Grund zu gehen und diese Geschichte lässt ihn nicht los. Besonders gefallen hat mir aber DI Lundy, ein Vollblut-Polizist, der auch dem ersten Anschein misstraut und der sich immer wieder mit Hunter berät. Rachel, die Hunter das Bootshaus vermietet, kommt ihm näher, als es bei dem Fall ratsam ist, denn im Grunde sind alle verdächtig.
Es geht recht behäbig zu in dieser Geschichte, der aber sehr gut und schlüssig konstruiert ist, so dass es trotzdem spannend ist. Bis zum Schluss ist es mir nicht gelungen, die Hintergründe und Motive zu erkennen. Der Fall ist komplex und die Verstrickungen reichen weit in die Vergangenheit.
Ich kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 27.11.2016

Nicht überzeugend

Mord auf Antrag
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Zwei Jungen finden in einem Moor bei Mundelstrup eine Frauenleiche. Die Gerichtsmedizin stellt fest, dass die Tote bestimmt zwanzig Jahre dort im Moor lag. Kein einfacher Fall für die Polizei.
Dann erhält ...

Zwei Jungen finden in einem Moor bei Mundelstrup eine Frauenleiche. Die Gerichtsmedizin stellt fest, dass die Tote bestimmt zwanzig Jahre dort im Moor lag. Kein einfacher Fall für die Polizei.
Dann erhält die Journalistin Anne Larsen einen Hinweis. Der anonyme Anrufer scheint einiges zu wissen und kündigt weitere Morde an.
Nachdem bald feststeht, dass es sich bei der Toten um eine Krankenpflegerin handelt, die seinerzeit verschwunden war, nimmt man den ehemaligen Lebensgefährten ins Visier. Dann gibt es wieder einen Toten, ein Arzt wurde ermordet.
Man braucht eine Weile, um in diese Geschichte hineinzukommen, denn es gibt so viele Personen, dass man leicht den Überblick verliert. Doch sobald man sich eingelesen hat, geht es besser. Auch wenn man es nicht wüsste, würde man anhand der behäbigen Erzählweise und des eher nüchternen Schreibstils dieses Buch gleich als Skandinavien-Krimi erkennen.
Die Ermittlungen in diesem Fall werden von zwei Seiten betrieben. Das ist einmal der Kommissar Roland Benito, der von Berufswegen involviert ist. Die ehrgeizige Journalistin Anne Larsen wittert eine Riesenstory und hängt sich daher auch rein. Die Personen waren zwar gut beschrieben, aber ich konnte zu niemandem eine Beziehung aufbauen.
Die Geschichte ist komplex und bis sich aus den einzelnen Handlungssträngen ein Gesamtbild ergibt, dauert es ein wenig. Am Ende ist überraschend, aber es bleibt einiges offen.
Nicht so recht überzeugend.

Veröffentlicht am 27.11.2016

Mémé hat alle im Griff

Mein Sommer mit Mémé
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Lange war niemand von der Familie mehr auf dem Château im Burgund. Doch nachdem nun Cousin Valentin verstorben ist, ist die Großmutter Besitzerin des Anwesens Ihr achtzigster Geburtstag steht kurz bevor ...

Lange war niemand von der Familie mehr auf dem Château im Burgund. Doch nachdem nun Cousin Valentin verstorben ist, ist die Großmutter Besitzerin des Anwesens Ihr achtzigster Geburtstag steht kurz bevor und vorher soll die Familienvilla auf Vordermann gebracht werden. Mémé erwartet, dass alle Familienmitglieder antreten. Dabei wollte Paula sich mit Jakob, mit dem sie ein lange Fernbeziehung hat, in Paris treffen, um sich in der Stadt der Liebe offiziell zu verloben. Aber Mémés Wunsch ist Befehl und so reisen alle an. Doch dann erleben sie eine böse Überraschung, Valentin soll einen Sohn gehabt haben, der Erbansprüche stellen kann.
Das Buch hat mir gefallen. Ich konnte mir die Gegend aufgrund der Beschreibung sehr gut vorstellen.
Die Familienmitglieder reisen mehr oder weniger widerwillig an. Jeder bringt seine Probleme mit an diesen idyllischen Ort und versucht die anderen nichts davon spüren zu lassen. Anfangs waren mir die meisten Personen nicht besonders sympathisch und die Familienessen waren ein ziemlich gezwungenes Beisammensein. Aber so nach und nach wurden Verhaltensweisen verständlicher. Es hat mir gefallen, zu erleben, wie Mémé genussvoll alle manipuliert. Man könnte sie für starrsinnig halten in ihrem Alter, aber es ist zum einen ihre Art und zum anderen hatte sie wohl einen Plan, den sie nun beharrlich durchzieht. Dadurch werden Beziehungen überdacht und der Zusammenhalt der Familie gestärkt.
Eine sehr schöne Familiengeschichte im sommerlichen Burgund.