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Veröffentlicht am 18.04.2018

Beim Leben meiner Schwester

Beim Leben meiner Schwester
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Mein erstes Buch von Jodie Picoult – und zugleich ein Buch, das mir beim Lesen buchstäblich die Füße unter dem Boden wegzog.

Mit fassungslosem Entsetzen las ich, wie ein Ehepaar, dessen zweijährige Tochter ...

Mein erstes Buch von Jodie Picoult – und zugleich ein Buch, das mir beim Lesen buchstäblich die Füße unter dem Boden wegzog.

Mit fassungslosem Entsetzen las ich, wie ein Ehepaar, dessen zweijährige Tochter Kate an akuter Leukämie erkrankt, ein Baby im Reagenzglas erzeugen lässt, damit dadurch genetisches Material als eine Art „Ersatzteillager“ für Kate zur Verfügung steht. Anna, dem „Designerbaby“, werden bereits gleich nach der Geburt Zellen aus der Nabelschnur entnommen, die Kate so dringend braucht und im Laufe der Jahre folgt eine Operation auf die andere.

Erst mit dem Ansinnen, Anna eine Niere zu entnehmen, um sie Kate einzupflanzen, stoßen sie an die Grenzen dessen, was Anna ertragen kann – und will. Das dreizehnjährige Mädchen wendet sich an einen Anwalt, um zukünftig selbst über ihre Organe und ihr Leben entscheiden zu dürfen.

Absolut tiefgründig, schockierend und mit sehr viel Emotionen schildert Jodie Picoult diese Geschichte aus der Sicht eines jeden Beteiligten. Der ständige Wechsel der erzählenden Personen ist jedoch keineswegs verwirrend, sondern detailliert dargestellt und zeigt, wie sehr jedes einzelne Familienmitglied in dieser Situation leidet, wie vernachlässigt sich die anderen beiden Kinder vorkommen, wie sie durch stille und auch offene Rebellion versuchen, auch auf sich Aufmerksamkeit zu ziehen – und letztendlich wie verfahren die Situation der Eltern ist.

Ein sehr tiefsinniges, nachdenklich machendes, mit tiefen Emotionen spielendes und zu Herzen gehendes Buch!

Veröffentlicht am 18.04.2018

Urangst

Urangst
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Der „Meister des Schreckens“ hat mit seinem Roman „Urangst“ wieder einmal hochgradige Spannung geliefert.

Die Geschichte von Amy und Brian ist gespickt mit psychopathischen Ex-Partnern, Auftragskillern ...

Der „Meister des Schreckens“ hat mit seinem Roman „Urangst“ wieder einmal hochgradige Spannung geliefert.

Die Geschichte von Amy und Brian ist gespickt mit psychopathischen Ex-Partnern, Auftragskillern und jeder Menge Action.

Die wahren Protagonisten dieses Buches sind für mich jedoch die Hunde. Eine Farm für Golden-Retriever, die keiner mehr haben möchte – ausgesetzt, verstümmelt, blind oder seelisch verkrüppelt – allesamt aufgenommen von Amy in ihrer Farm „Golden Heart“. Wo mit viel Liebe und Geduld nicht nur ihre körperlichen Verletzungen, sondern auch die Verletzungen ihrer Seele, geheilt werden und sie auf ein neues Leben in einer neuen Familie behutsam vorbereitet werden.

Wundersame und mysteriöse Dinge geschehen – einige unerklärlich, andere werden durch die nach und nach erzählte Lebensgeschichte von Amy verständlicher.

Ohne der Geschichte vorzugreifen darf ich jedoch sagen, dass sie – wie auch alle anderen Romane von Koontz – gut ausgeht, wenngleich mir selber der Abschluss ein wenig zu „übernatürlich“ vorkommt.

Ich möchte die berührendste Stelle dieses Buches zitieren: „Ein Hundeleben ist kurz, zu kurz, aber das weiß man, wenn man sich darauf einlässt. Man weiß, dass einen Leid erwartet, dass man einen Hund verlieren wird und dass der Schmerz groß sein wird, und daher kostet man mit ihm den Augenblick bis zur Neige aus und unterlässt es niemals, seine Freude zu teilen oder sich für seine Unschuld zu begeistern, denn die Illusion, ein Hund könnte ein Gefährte fürs Leben sein, lässt sich nicht aufrechterhalten. Es liegt eine solche Schönheit in dieser brutalen Aufrichtigkeit und auch darin, dass man es akzeptiert und einem Hund seine Liebe schenkt, während einem ständig bewusst ist, dass der Preis unzumutbar sein wird. Vielleicht ist die Liebe zu Hunden eine Form der Buße für all die anderen Illusionen, die wir uns gestatten, und für die Fehler, die wir aufgrund dieser Illusionen machen.“

Wundervoll!


(Rezension zur Printausgabe)

Veröffentlicht am 18.04.2018

Das Mädchen, das aus der Stille kam

Das Mädchen, das aus der Stille kam
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„Das Mädchen, das aus der Stille kam“ ist die Biographie eines Mädchens, das gehörlos zur Welt kommt und als junge Frau ein Leben jenseits der Stille wagt.

Fiona Bollag macht durch ihre Geschichte Mut, ...

„Das Mädchen, das aus der Stille kam“ ist die Biographie eines Mädchens, das gehörlos zur Welt kommt und als junge Frau ein Leben jenseits der Stille wagt.

Fiona Bollag macht durch ihre Geschichte Mut, lehnt sich gegen das Schicksal auf, erlernt die Sprache, riskiert zwei Operationen, um mithilfe eines Implantates hören zu können – und wächst an den Hindernissen auf ihrem Weg. Sie erfährt bedingungslose Unterstützung durch ihre großartige Familie, in der Verständnis, Liebe und ein starker Zusammenhalt ihr die Wertschätzung und Geborgenheit vermitteln, die sie so dringend braucht, um den Alltag und das Erwachsenwerden mit allen damit verbundenen Problemen zu meistern.

Das vorliegende Buch ist sehr tiefsinnig und begnügt sich damit, die detaillierten Erklärungen im Ausmaß von vierzig Seiten im Anhang zu drucken und den Leser auf diese Weise selber entscheiden zu lassen, wie viel Fachliteratur er sich zumuten möchte.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Werter Nachwuchs

Werter Nachwuchs
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"Ich halte mich für eine humorige Person. Aber anscheinend ist das Quantum an Humor, das ich besitze, doch nicht ausreichend, um mit Heiterkeit und Gelassenheit das Benehmen gewisser Mitmenschen zu ertragen."

Die ...

"Ich halte mich für eine humorige Person. Aber anscheinend ist das Quantum an Humor, das ich besitze, doch nicht ausreichend, um mit Heiterkeit und Gelassenheit das Benehmen gewisser Mitmenschen zu ertragen."

Die österreichische Autorin Christine Nöstlinger erzählt, ermutigt, tadelt und belehrt mit ihren „Nie geschriebenen Briefen der Emma K.“.

Emma K., eine fiktive Mutter, Schwiegermutter und Großmutter schreibt mit viel Humor, aber auch ernst gemeinter Kritik, ihre Briefe an die jüngere Generation.

Ein literarischer Leckerbissen, gespickt mit vielen Ausdrücken aus dem Wiener Dialekt, aufgrund der Kürze der einzelnen Briefe (maximal 2 Buchseiten) auch eine ideale Einschlaf-Lektüre oder ein Buch für Wartezeiten.

Doch Vorsicht: die Berichte aus der Vergangenheit, die teilweise harsche Kritik an den Kindern und Enkeln lässt den Leser nicht nur die Stirn runzeln und schuldbewusst nicken, nein, der Humor der überaus aufgeschlossenen „Emma K.“ verleitet zum vergnügten Schmunzeln und manch lautem Auflachen.

Ich bin diesen „Nie geschriebenen Briefen der Emma K.“ bereits vor Jahren in einer österreichischen Wochenzeitung begegnet und habe die einzelnen Ausschnitte wegen ihres erstklassigen Inhalts gesammelt. Erst jetzt entdeckte ich diese kleinen Kostbarkeiten in diesem Buch vereint, das ich mit fünf Sternen bewerte und uneingeschränkt weiterempfehlen möchte.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Der Junge im gestreiften Pyjama

Der Junge im gestreiften Pyjama
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„Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist eine erschütternde Konfrontation mit dem Schrecken des Holocaust – und zwar aus der Sicht eines naiven kleinen Jungen.

Bruno, der Sohn des Kommandanten in Auschwitz, ...

„Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist eine erschütternde Konfrontation mit dem Schrecken des Holocaust – und zwar aus der Sicht eines naiven kleinen Jungen.

Bruno, der Sohn des Kommandanten in Auschwitz, geht einsam und gelangweilt auf Entdeckungsreise – und entdeckt einen Zaun. Er entdeckt, dass es hinter diesem Zaun auch Menschen gibt. Seltsam gekleidete Menschen. Menschen in gestreiften Pyjamas, wie er sie nennt. Und er entdeckt Schmuel, einen furchtbar mageren und sehr traurigen Jungen, mit dem er spontan Freundschaft schließt. Eine Freundschaft, die sich im Laufe eines Jahres vertieft und tragisch endet.

John Boyne ist es mit diesem Buch gelungen, den Leser wach zu rütteln, die grauenhaften Verbrechen des Nazi-Regimes sehr eindrucksvoll und aus ungewöhnlicher Sichtweise in Erinnerung zu rufen und gegen das Vergessen zu schreiben.

„Aber wo genau lag der Unterschied? fragte er sich. Und wer entschied, welche Leute die gestreiften Anzüge und welche Leute die Uniformen trugen?“