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Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Hebamme von Wien

Die Hebamme von Wien
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Wien im Jahre 1683. Es herrscht eine Zeit, in der die Rechte der Frauen dürftig und der Aberglaube groß waren. Außergewöhnliche Fähigkeiten oder auch nur ungewöhnliches Geschick in der Ausübung einer Tätigkeit ...

Wien im Jahre 1683. Es herrscht eine Zeit, in der die Rechte der Frauen dürftig und der Aberglaube groß waren. Außergewöhnliche Fähigkeiten oder auch nur ungewöhnliches Geschick in der Ausübung einer Tätigkeit werden besonders bei Frauen nicht gerne gesehen und sehr rasch mit Hexerei und Teufelswerk in Verbindung gebracht. Beate Maly erzählt in ihrem historischen Roman „Die Hebamme von Wien“ von Theresa Zapf, die gemeinsam mit ihrer Nichte Anna Stöckl viel Gutes bewirkt und trotz striktem Verbots seitens der Kirche bei Problemgeburten eine neue Erfindung einsetzt: die Geburtszange. Durch diesen Einsatz riskieren die Frauen ihr Leben, wagen es aber aus Mitleid mit den Gebärenden und ihren Kindern dennoch. Ein zweiter Erzählstrang bringt dem Leser die Geschichte des aus der Toskana stammenden Juristen Lorenzo Martecelli, der im Dienste Graf Starhembergs steht, nahe. Lorenzos Vater, der vor seiner Emigration als Karl Kaltenberg in Wien lebte, besitzt ein großes Weingut in Italien und die Tatsache, dass er den sehnlichsten Wunsch seines Sohnes, das Weingut zu übernehmen, ignorierte und ihn zur Ausbildung als Jurist zwang, vergrößerte die Distanz zwischen Vater und Sohn. Eine arrangierte Verehelichung mit einer verarmten Adelstochter trieb Lorenzo letztendlich in die Flucht – und er landete ausgerechnet in der Geburtsstadt seines Vaters. In Wien kreuzen sich auch die Wege von Anna und Lorenzo, denen im Roman das Hauptaugenmerk gilt. Die Autorin zeichnet ein höchst authentisches Bild vom Alltagsleben der Wiener Bevölkerung in dieser Zeit und veranschaulicht deutlich das Grauen des Krieges. Die Stadt steht kurz vor der großen Türkenbelagerung und die Geschichte umfasst den langen Weg von der Belagerung, dem standhaften Ausharren des militärischen Führers Graf Ernst Rüdiger von Starhemberg bis hin zur Befreiung durch das polnische Entsatzheer unter der Führung von König Johann III Sobieski in der Schlacht von Kahlenberg. Beate Maly lässt ihre Protagonisten einen geheimen Weg, einen Tunnel unter der Stadtmauer, frequentieren, den die Hebamme Anna und einige ihrer Freunde dazu benutzen, um in das türkische Lager zu kommen. Auf diese Weise erzählt sie von Kara Mustafas Zeltlager und erwähnt unter anderem auch den Siegeszug der Kahvebohne, die in dieser Zeit den Weg in die Stadt fand, und die Entstehung des „Wiener Nusskipferls“. Besonders interessant sind einige historische Tatsachen, die die Autorin in Romanform wiedergab, wie beispielsweise die Entstehung der großen Glocke des Stephansdoms in Wien, der Vorgängerin der Pummerin. Diese wurde aus über eintausend Kanonenkugeln, die in der Zeit der Türkenbelagerung im Dom einschlugen, gegossen und im Südturm aufgehängt, damit die Wiener niemals den glorreichen Sieg über die Muslimen vergessen sollten. Auch dem katholischen Prediger Abraham a Santa Clara wird eine gewissen Aufmerksamkeit zuteil – er versucht, Anna und Theresa aufgrund der Verwendung der Geburtszange und einer verbotenen Amputation anzuklagen, bezichtigt sie der Hexerei und sein Plan geht dabei beinahe auf. Viele weitere Persönlichkeiten der damaligen Zeit kreuzen den Weg des Lesers und als Kenner der Region wurde ich immer wieder von bekannten Orts- und Straßenbezeichnungen überrascht. Um die Spannung, die in diesem Buch erstaunlich groß ist, nicht vorweg zu nehmen, möchte ich auf die Geschichte von Anna und Lorenzo nicht näher eingehen, kann dieses Buch jedoch jedem Interessenten des Genres nur ans Herz legen. Beate Maly beherrscht die Kunst, Geschichte lebendig zu machen, sie mit interessanten und authentisch gezeichneten Personen dem Leser nahe zu bringen. Sie veranlasst dazu, ihre Werke nicht mehr aus der Hand zu legen, bevor die letzte Seite umgeblättert ist. Ich vergebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung und 5 Bewertungssterne für „Die Hebamme von Wien“!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Sündenbuch

Das Sündenbuch
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Der Wissenschaftler Marek hat den Tod seiner Gattin niemals überwunden und die Ähnlichkeit seiner kleinen Tochter Jana mit der geliebten Frau ist so groß, dass er täglich aufs Neue an sie erinnert wird, ...

Der Wissenschaftler Marek hat den Tod seiner Gattin niemals überwunden und die Ähnlichkeit seiner kleinen Tochter Jana mit der geliebten Frau ist so groß, dass er täglich aufs Neue an sie erinnert wird, die schmerzhafte Wunde nie zu verheilen scheint. Er entschließt sich daher, Jana in Prag, bei seinem Bruder Karel und dessen Familie, in Obhut zu geben und geht nach Deutschland. Marek unterrichtet an der Universität in Heidelberg und trifft an einem kalten, unwirtlichen Abend in einer Schenke einen geheimnisvollen Fremden, der ihm ein kostbar aussehendes Amulett und ein dazu gehörendes Buch verkauft. Zunächst zögernd vertieft Marek sich mit wachsender Neugier in die Lektüre und erkennt schließlich begeistert, dass es sich um ein großes Geheimnis handelt, dem er hier auf der Spur ist. Das Buch, das er in Händen hält, ist ein Teil davon, das Amulett das zweite. Marek ist bewusst, dass seine Suche nach dem zweiten, fehlenden Buch, brisant und höchst gefährlich ist. Er fertigt daher eine Kopie des Buches an und sendet das Original nach Prag, zu seiner Tochter Jana. Und er tut gut daran, denn die Verfolger sind ihm bereits dichter auf den Fersen, als er ahnt …

In Prag, bei Onkel Karel, trifft das Paket seines Vaters gleichzeitig mit der Mitteilung über seinen Tod ein. Jana fällt aus allen Wolken, war doch der Vater ihr einziger Strohhalm, an den sie sich klammert, um aus der kurz bevorstehenden arrangierten Ehe mit ihrem Cousin Tomek zu entkommen. Jana durfte das Privileg erfahren, eine exzellente Ausbildung zur Apothekerin zu genießen und die Übernahme der Apotheke ihres Onkels nach der Hochzeit war bereits geplant. Das Eintreffen der Todesnachricht und die Ankunft des jungen Forschers und Arztes Dr. Conrad Pfeiffer ändern jedoch die scheinbar aussichtslose Lage der jungen Frau und Jana bricht aus ihrem Leben aus. Sie begleitet Conrad Pfeiffer auf der abenteuerlichen Suche nach dem fehlenden Buch …

Um die Spannung nicht vorweg zu nehmen, möchte ich nun nicht näher auf die Handlung eingehen. Beate Maly hat mit diesem historischen Roman eine Spannungslektüre der besonderen Art geliefert. Die interessante Geschichte um das von der Kirche so titulierte „Sündenbuch“ wird mit gut recherchierten historischen Hintergründen bereichert. Der fesselnde Schreibstil zieht den Leser unweigerlich in seinen Bann, und auch wichtige geschichtliche Ereignisse finden in diesem Buch Erwähnung. Beate Maly geht auf das Leben der Bevölkerung und die Rolle der Frau in der Gesellschaft im Jahre 1618 genauso ein, wie sie auch den Kampf zwischen Katholiken und Protestanten und die ungebrochene Macht der Kirche beschreibt. Die geheime Bruderschaft des Papstes, die „Fraternitas Secreta“, ist wohl ein Ausbund der Fantasie der Autorin, nichtsdestotrotz bereichert sie die Geschichte mit gefährlichen und unheimlichen Elementen. „Dieses Buch ist Sünde - und wer es besitzt, ist dem Tode geweiht!“ Mit dieser Aussage versucht die Kirche, das Buch, oder besser gesagt die Bücher, in seine Gewalt zu bringen. Und sie tut dies mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln …

Die Protagonisten dieses Romans wirken authentisch und sind sehr glaubwürdig dargestellt. Jana, als unerschrockenes, rebellisches Mädchen, das sich gegen einengende Konventionen zur Wehr setzt, trifft auf den Freigeist und Forscher Conrad, ein Paar, das prädestiniert erscheint, die Welt zu erobern. Als die abenteuerliche Reise losgeht, werden sie durch den verschmähten Verlobten Tomek und seinen Freund Jendrik hartnäckig verfolgt. Auch diesen beiden Figuren schenkt Maly viel Aufmerksamkeit und auch hier glänzt die Autorin mit vielschichtigen Charakteren. Auf der langen Reise zu den vermuteten Aufbewahrungsorten der fehlenden Teile des großen Geheimnisses treffen Jana und Conrad auf weitere interessante Personen, die ins Geschehen eingeflochten werden. Ein permanent hoher Spannungsbogen führt letztendlich zu einem fulminanten Finale, das auf eine Fortsetzung hoffen lässt.

Dies war mein erstes Buch von Beate Maly, und es wird mit Sicherheit nicht mein letztes sein. Ich bedanke mich von Herzen beim Vorablesen-Team, das es mir ermöglicht hat, dieses Buch testlesen und auf diese Art und Weise diese Autorin kennen lernen zu dürfen. „Vorablesen“ ist es daher zu verdanken, dass ich mich seit heute zu den Fans von Beate Maly zähle und mir in Kürze das Buch „Die Zeichenkünstlerin von Wien“ zu Gemüte führen werde. Durch „Das Sündenbuch“ wurde ein Feuer der Begeisterung für diese österreichische Autorin geweckt.

Fazit: Großartiges Buch, für das ich gerne 5 Bewertungssterne vergebe und das ich Liebhabern des Genres „Historischer Roman“ gerne weiter empfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Hebamme und der Gaukler

Die Hebamme und der Gaukler
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Nach einer gelungenen Flucht aus Wien im Jahre 1683 setzt Beate Maly die Geschichte der Hebamme Anna Stöckl fort. Der mit den Protagonisten aus dem ersten Buch „Die Hebamme von Wien“ vertraute Leser darf ...

Nach einer gelungenen Flucht aus Wien im Jahre 1683 setzt Beate Maly die Geschichte der Hebamme Anna Stöckl fort. Der mit den Protagonisten aus dem ersten Buch „Die Hebamme von Wien“ vertraute Leser darf sich nun im Nachfolgeband in eine abenteuerliche Reise von Wien, über den schneebedeckten, von Winterstürmen beschwerlichen Pfad vorbei an der Teufelsbrücke und dem Teufelsstein über den Loibl Pass vertiefen. Begleitet wird die Hebamme Anna dabei von ihrem Liebsten, Lorenzo Martecelli, ihrer Tante Theresa und dem ehemaligen Wiener Straßenjungen Hannes, der bei den beiden Frauen ein neues Zuhause gefunden hatte. Nur durch das Geschick einer kleinen Gaukler-Gemeinschaft, die mit dem Weg nach Italien vertraut zu sein scheint, schaffen es Anna und Lorenzo bis nach Italien, wo sie sich von dem bunten Volk verabschieden. Die Heimkehr ins Haus seines Vaters bereitet nicht nur Lorenzo ein mulmiges Gefühl, auch Anna fürchtet ihren strengen Schwiegervater, der seinem Sohn die Flucht vor einer Zwangsverehelichung niemals verziehen hatte. Obgleich die beiden im Hause des großen Weingutbesitzers Carlo Martecelli aufgenommen werden, freuen sich lediglich Lorenzos Schwester Francesca und deren Tochter Chiara über die Heimkehr des schmerzlich vermissten Bruders. Schwager Mario, ein raffgieriger und brutaler Adeliger, sät Zwietracht und intrigiert mit allen im zur Verfügung stehenden Mitteln. Den größten Gegner jedoch findet Lorenzo in Richter Bartolotti, der ihn des Mordes an einem Abgesandten der einflussreichen Medicis beschuldigt und ihn so rasch wie möglich an den Galgen bringen möchte.

Beate Maly erzählt in äußerst fesselndem Schreibstil von der Familie Lorenzos, dem malerischen Weingut in der herrlichen Landschaft der Toskana und dem Reichtum und Prunk der Medicis in Florenz. Die gesundheitsschädliche Beimengung von Bleizucker in den Weinen korrupter Winzer findet im Buch Erwähnung, aber auch vom hoch gelobten „Vino Nobile“, einem Elitewein des 17. Jahrhunderts, wird berichtet. Die Autorin lässt ihre unerschrockene Protagonistin Anna auf abenteuerliche Weise an ihr Ziel kommen – und ihre Vorgehensweise wird in schillernden Farben beschrieben. Ein höchst interessantes, unterhaltsames Buch, das einem ein wenig den Flair der italienischen Toskana und die warmherzige Art der Bevölkerung ans Herz legt. Ein wunderschöner Roman, der seinem Vorgänger durchaus das Wasser reichen kann. Ich würde einem interessierten Leser dennoch empfehlen, mit dem Vorgängerroman „Die Hebamme von Wien“ zu beginnen, um sich mit den handelnden Personen und deren Vergangenheit vertraut zu machen und auf diese Weise den Lesegenuss noch zu erhöhen. Wieder einmal „5 Sterne“ für Beate Maly und eine Leseempfehlung für Liebhaber des historischen Romans.


(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Vagabundin

Die Vagabundin
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Passau, 1561. Das Leben in dieser Zeit war an sich kein leichtes. Für junge Mädchen wie Eva Barbiererin jedoch, deren geliebte Mutter viel zu früh gestorben und deren Stiefvater sie an einen alten Saufkumpan ...

Passau, 1561. Das Leben in dieser Zeit war an sich kein leichtes. Für junge Mädchen wie Eva Barbiererin jedoch, deren geliebte Mutter viel zu früh gestorben und deren Stiefvater sie an einen alten Saufkumpan verschacherte, sie zudem sexuell belästigte, war das Leben eine unerträgliche Qual, gezeichnet von tiefer Armut, Verzweiflung und Hunger. Das Dasein bedeutete einen täglichen Kampf um das nackte Überleben, da der arbeitslose Vater den kärglichen Lohn seiner minderjährigen Tochter vertrank und verspielte. Die selbständige und eigenwillige Eva wusste bereits früh um die Rechtlosigkeit und Ausgrenzung der Frauen nicht nur in ihrer Heimat, eine Flucht als allein reisendes Mädchen hätte brutale Vergewaltigungen oder gar Schlimmeres für sie bedeutet. In ihrer Verzweiflung, dieser ausweglosen Lage auf irgend eine Art und Weise zu entkommen, griff sie zum einzigen Mittel, das ihr möglich schien: Eva verkleidete sich als Mann und nannte sich fortan Adam Portner, um unbehelligt reisen und durch ihre geschickten Nähkünste ihren Unterhalt verdienen zu können. Durch die Tabuisierung der Nacktheit und ihre Schläue blieb ihr wahres Geschlecht lange Zeit unentdeckt und sie konnte die Vorteile der Männerwelt, die ungeahnten Freiheiten sowie Anerkennung und materiellen Erfolg genießen. Der Roman von Astrid Fritz beruht auf historischen Fakten, ihre Recherchen betrieb sie im Nördlinger Stadtarchiv, wo die wahre Geschichte der Eva Barbiererin gut dokumentiert auflag. Die Autorin schildert in sehr lebendigem Schreibstil die Zeit unter der Fuchtel von Evas brutalem Stiefvater, ihre Flucht mit dem kleinen Bruder Niklas zu ihrer Muhme Ursula Wolff, der Schwester ihrer Mutter, die den wohlhabenden Kaufmann Endress Wolff geheiratet hatte und mit ihm in Straubing lebt. Sie erzählt auch von Evas Wanderlust, ihrem Gefühl des „Eingesperrtseins“ und ihrer Unfähigkeit, sich mit der Rolle einer rechtlosen, unterdrückten und durch Resignation gekennzeichneten Frau abzufinden. Eva boten sich auf ihrer langen Reise durchaus auch Möglichkeiten, sich niederzulassen und ein gemütliches Leben an der Seite eines ehrbaren Ehemannes zu führen. Jedoch kam sie nicht gegen ihre innere Unruhe, ihre Reiselust und ihren drängenden Wunsch nach Selbständigkeit an. Anhand einiger sehr detailliert gezeichneter Charaktere macht Astrid Fritz aus diesem historischen Dokument eine schillernde Lebensgeschichte einer faszinierenden, mutigen jungen Frau, die gegen alle Konventionen ankämpft und ihren eigenen Weg geht. Eine ausgezeichnete Schilderung der Lebensumstände, der Sitten und Gebräuche, der medizinischen Versorgung, der Zünfte und Menschen dieser Zeit bereichert diesen Roman und macht ihn zu einem ganz besonderen Leseerlebnis. Eine doppelseitige Landkarte jeweils auf der ersten, und der letzten Seite, veranschaulichen den Reiseweg der Protagonistin. Ganz besonders hervorheben möchte ich auch das überaus hilfreiche 9seitige Glossar, das Ausdrücke und alte Bezeichnungen detailliert erläuterte und so für den Leser verständlich macht. Die wunderschöne Umschlaggestaltung meiner gebundenen Ausgabe zeigt eine junge Frau mit traurigem Blick vor einem tiefgrünen Vorhang, auf dem in kunstvoll geschwungenen, in Goldfarbe gehaltenen Lettern, der Name der Autorin, Titel und Genre eingedruckt wurden. Ein Lesebändchen erleichtert es, eine bestimmte Stelle zu markieren, nachdem man das Buch zugeklappt hat … was jedoch angesichts des fesselnden Inhaltes beinahe unmöglich scheint. Dies war mein erstes Buch von Astrid Fritz, mein Einstieg in die Welt des historischen Romans aus den Augen dieser Autorin, zu deren Werk „Die Vagabundin“ sich demnächst auch all ihre anderen Bücher gesellen werden. Ich kann dieses Buch jedem Fan des Historischen Romans uneingeschränkt ans Herz legen und vergebe 5 Bewertungssterne für diese bereichernde Lektüre.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Gabe der Jungfrau

Die Gabe der Jungfrau
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Anna Maria, die Tochter des freien Bauern Daniel Hofmeister, ist nicht nur mit einem attraktiven Äußeren gesegnet, sie hat außerdem auch großes Talent, zu singen und zu malen. Obgleich sie neben ihren ...

Anna Maria, die Tochter des freien Bauern Daniel Hofmeister, ist nicht nur mit einem attraktiven Äußeren gesegnet, sie hat außerdem auch großes Talent, zu singen und zu malen. Obgleich sie neben ihren Brüdern Jakob, Matthias, Peter und Nikolaus das heimliche Lieblingskind ihres Vaters ist, verbietet er dem Mädchen bei strenger Strafe, ihre Leidenschaften auszuleben. Anna Maria empfindet zudem ihre von der Großmutter geerbte Gabe der Hellsichtigkeit als große Bürde und fürchtet sich davor. All jene, die ihr nahe stehen, erscheinen ihr zum Zeitpunkt ihres Ablebens im Traum, um sich von ihr zu verabschieden. Kurze Zeit nach dem Aufbruch ihrer beiden Brüder in den Krieg träumt sie davon, dass einer von ihnen sterben wird. Anna Maria setzt alles daran, ihren Vater davon zu überzeugen, sich auf die Suche nach ihnen zu machen, sie rechtzeitig zu warnen und gesund nach Hause zu bringen.

Deana Zinßmeister erzählt die Geschichte der jungen Seherin Anna Maria Hofmeister und benutzt dazu drei verschiedene Zeitepochen, in denen die Handlung abwechselnd spielt. Der eine Erzählstrang handelt vom Jahre 1493 in Basel, der Vergangenheit ihres Vaters, der diesbezüglich stets großes Stillschweigen bewahrte und einige Geheimnisse zu hüten scheint. Ein zweiter Abschnitt berichtet über die Geschehnisse in Mehlbach im Jahre 1521, wo der Leser ein wenig in die Geschichte der Familie Hofmeister eintauchen und die einzelnen Protagonisten kennen lernen darf. Die Autorin berichtet vom Schicksal des kämpferischen Leibeigenen Joß Fritz, der den Wunsch eines Sterbenden erfüllen wird und offenbart darin auch seine geheimnisvolle Beziehung zu den Hofmeisters. Sie erläutert den Werdegang des freien Bauern Daniel Hofmeister, zeigt einen Einblick in das Alltagsleben der Familie und den kleinen Eigenheiten und Charakteren seiner Kinder. Der dritte Handlungszeitraum spiegelt die aktuellen Ereignisse Mehlbachs im Jahre 1525. Die Autorin lässt ihre Protagonistin Anna Maria auf die abenteuerliche Suche nach ihren Brüdern gehen, wo sie allerlei erfahren und einen kleinen Teil der Geschichte des Landes miterleben darf. Zinßmeister lässt Anna Marias Lebensweg mit jenen historischer Persönlichkeiten wie Joß Fritz, dem Anführer der Bundschuhaufstände, sowie dessen Mitkämpfer Jacob Hauser, Landsknecht Kilian, Thomas Müntzer und Heinricht Pfeiffer, kreuzen. Sie weilt auch eine Zeitlang auf Burg Nanstein, dem Sitz Franz von Sickingens, und erfährt die Geschichte seines Kampfgenossen Götz von Berlichingen zu Hornberg in den Landshuter Erbfolgekrieg zwischen Bayern und Rheinpfalz. Im Verlauf der Reise der jungen Seherin erhält man einen Eindruck von den Mühen und Plagen der armen Landbevölkerung, ihren Lebensumständen und dem tiefen Aberglauben, dem die Menschen in dieser Zeit verhaftet sind. Besonders klar kommt dies am Beispiel des so genannten „Wolfsbanners“ Veit zum Ausdruck, der mit einem Rudel Wölfen in den Wäldern jagt und lebt. Das größte Augenmerk richtet die Autorin jedoch auf die kämpferischen Auseinandersetzungen im Zuge des Bauernkriegs zwischen 1524 und 1526 in der Region zwischen Basel und Halberstadt, der Saar und dem Erzgebirge. Die historischen Hintergründe dieser Aufstände werden deutlich: die Bauern protestierten gegen die Einschränkung ihrer Rechte, die Abgabenlast und stellten revolutionäre Forderungen, die letztendlich zu blutigen Auseinandersetzungen führten. Für meine Person war die Konzentration auf die kriegerischen Hintergründe zu intensiv, das Buch wies dadurch einige Längen auf und die Angelegenheiten der sympathischen Hofmeisters gerieten für mich zu sehr in den Hintergrund. Auch die eher blassen und unpersönlichen Protagonisten trugen nicht dazu bei, mich für dieses Buch begeistern zu können und bewogen mich beinahe dazu, nach der Hälfte des Buches abzubrechen. Dass ich es dennoch nicht getan habe, ist letztendlich auf meine Neugier auf das Schicksal der beiden Brüder zurückzuführen …

Als erste Lektüre von Deana Zinßmeister war ich von „Die Gabe der Jungfrau“ enttäuscht und es verleitet mich nicht gerade dazu, weitere Bücher von dieser Autorin zu lesen. Aus diesem Grund vergebe ich dafür auch nur zwei Bewertungssterne …