Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ein wunderschönes Buch; nicht nur für Kinder

Gedichte und Geschichten zur Frühlingszeit
0

Keine 90 Seiten sind es, die das Büchlein Gedichte und Geschichten zur Frühlingszeit von Nele Handwerker ausmachen. Und dennoch so umfangreich gestaltet, wie ein Buch nur sein kann. Am Anfang wurden Gedichte ...

Keine 90 Seiten sind es, die das Büchlein Gedichte und Geschichten zur Frühlingszeit von Nele Handwerker ausmachen. Und dennoch so umfangreich gestaltet, wie ein Buch nur sein kann. Am Anfang wurden Gedichte gedruckt, die von Gertrude Witschas stammen. Sie ist die Großmutter von Nele und ihre Verse wunderschön. Sie handeln von Staren, die eifrig um die Wette „trippeln“ oder von Störchen, die kaum mit dem Beschaffen von Nahrung für ihre Jüngsten nachkommen. So hungrig sind die kleinen Vögel und das gilt nicht nur für die Brut der Störche. 10 Gedichte rund um den Frühling und das Osterfest gilt es zu entdecken. Alle sind mit wunderschönen Zeichnungen von der Illustratorin Ulrike Handwerker geschmückt, die die Mutter von Nele ist.

Nach den Versen kommen 7 Frühlingsgeschichten, die ebenfalls durch Schwarz-Weiß-Bilder „untermalt“ sind. Hier wird vom kleinen Hasen Benno berichtet, der mit seinem Freund Balduin Eier bemalt. Auch die beiden Eichhörnchen Emma und Emil lieben es, wenn sie andere beschenken können und spielen in diesem Jahr einmal den „Osterhasen“.

Als Großmutter lerne ich viele neue Bücher kennen aber dieses ist wirklich etwas Besonderes. Der Grund dafür liegt darin, dass selbst unser lesefauler großer Enkel (10 Jahre) tatsächlich eine Geschichte daraus vorlas. Das habe ich zuvor noch nicht erlebt. Was uns ebenfalls gefiel (den beiden Enkeln und mir), das sind die Bilder. Sie wurden sofort ausgemalt und die Schablonen im Anhang ausgeschnitten. Ja, 5 Schablonen zum Ausschneiden, mit sämtlichen Tieren aus dem Sagawald, gibt es auf den letzten Seiten. Ein feines, kleines Büchlein, welches viel Freude bereitet.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Der Tradition verpflichtet

Indian Cowboy
0

Endlich geht sie weiter. Die Geschichte um den jungen Indianer Ryan. Er lebte mit seiner Familie in einem Reservat und meldete sich bei der US Air Force, um Geld zu verdienen. Er möchte irgendwann eine ...

Endlich geht sie weiter. Die Geschichte um den jungen Indianer Ryan. Er lebte mit seiner Familie in einem Reservat und meldete sich bei der US Air Force, um Geld zu verdienen. Er möchte irgendwann eine Familie gründen und einen eigenen Hausstand haben. Der letzte Band endete mit der Ungewissheit, ob Ryan verhaftet wird.

Der zweite Band des Indian Cowboy hat den Titel Der Jäger. Ryan wird unehrenhaft aus der Air Force entlassen aber zum Glück nicht verhaftet. Er will und muss Geld verdienen und wird künftig als Jäger arbeiten. Das heißt, dass er Menschen aufspürt, die untertauchten. Deren Vergehen sind unterschiedliche und zuweilen wurden sie auch zu Unrecht angeklagt. Bei seinem Job lernt er Keshia kennen und lieben. Wird sie ein Teil seiner erträumten Zukunft sein?

Was mich an den Büchern von Brita Rose Billert so beeindruckt, das ist ihr Wissen um die Situation der Indianer. Sie schreibt keine verklärten Handlungen sondern das, was von eingehender Recherche zeugt. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band und fiebere dann wieder mit, wenn es für Ryan heißt, Abenteuer zu bestehen.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Von Börsencrash und Kinderarbeit im 20. Jahrhundert

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
0

Der Krieg ist vorbei und so langsam tritt auch im Elsass wieder Normalität ein. Nicht so auf dem Weingut. Irene ging ohne ein Wort weg und nur Franz´Mutter weiß, warum sie das tat. Dass sie schwanger war, ...

Der Krieg ist vorbei und so langsam tritt auch im Elsass wieder Normalität ein. Nicht so auf dem Weingut. Irene ging ohne ein Wort weg und nur Franz´Mutter weiß, warum sie das tat. Dass sie schwanger war, weiß auch nur sie und dass ausgerechnet der Vater von Franz sie verjagte, ebenfalls. Als Franz Gerban aus dem Krieg heimkehrt, leben im Haus nur noch sein Vater und die verwöhnte Schwester. Er selbst wurde schwer verwundet und hat fremden Menschen sein Leben zu verdanken.

Irene schlägt sich mehr schlecht als recht mit ihrem kleinen Sohn durch. Im Laufe der Zeit werden ihr Fleiß und ihre Sparsamkeit belohnt und sie kann mit Fränzel ein relativ gutes Leben führen. Pauline, Franz´ Mutter wurde vom Vater in eine Irrenanstalt gesteckt. Ja, so hießen damals die psychiatrischen Kliniken und Marie LaCrosse hat auch ihre Sprache der damaligen Zeit angepasst.

Sofort am Anfang des Buches zitiert die Autorin einige Erlasse, die das Arbeiten von Kindern in der damaligen Zeit erlauben. Auch diese Tatsache wird in dem Buch beschrieben und gleichzeitig die Gefährlichkeit der Kinderarbeit dargestellt. Frauen mussten trotz Schwangerschaft und Niederkunft arbeiten. Elternzeit oder Mutterschutz gab es nicht. Familien, deren Versorger im Krieg gefallen sind, bekamen keine oder nur ganz geringe Unterstützung. Die Not der Arbeiter war groß und Männer ertränkten ihren Frust häufig in Alkohol. Darunter litten die Ehefrauen und mitunter auch die Kinder. Scheidungen gab es nicht, da es für den Gesetzgeber normal war, dass Frauen geschlagen wurden.

Das Buch gefiel mir ausgesprochen gut. Nicht nur die Verhältnisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind genau dargestellt. Auch die Ungerechtigkeit sowie die Kluft zwischen Fabrikbesitzern und Arbeitern ist beschrieben. Die Reichen wissen fast nicht wohin mit ihrem Geld und die Armen haben oft nicht einmal eine Tasse Milch für ihre Jüngsten. Die Anfänge der heute so mächtigen Gewerkschaften erläutert Marie LaCrosse in dem Buch und sogar der Börsencrash spielt eine gravierende Rolle. Wer damals streikte oder zum Streik aufrief, der musste Lohnkürzungen hinnehmen oder sogar den Verlust des Arbeitsplatzes.

Schule gab es nur für Zöglinge reicher Eltern und die Pflicht zum Besuch kam erst ab 1918 und das war keine Garantie, dass die Kinder tatsächlich zum Unterricht gehen durften. Sehr gut gefiel mir auch die Beschreibung der Arbeit in Tuchfabriken. Die großen Maschinen sind so genau beschrieben, dass ich mir die jeweilige Tätigkeit daran sehr gut vorstellen konnte. Das Ende ist heftig und hat mich lange nicht losgelassen. Ich freue mich sehr, wenn ich den 3. Band „endlich“ in Händen halten kann.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Das Flüstern der Freiheit
0

DasFlüsternDerFreiheit stammt aus der Feder von Laila Ibrahim. Von ihr las ich die beiden Bücher „Gelber Krokus“ und „Eine Handvoll Senfkörner“. Ihr Stil gefiel mir sehr gut und ich war gespannt, was ihr ...

DasFlüsternDerFreiheit stammt aus der Feder von Laila Ibrahim. Von ihr las ich die beiden Bücher „Gelber Krokus“ und „Eine Handvoll Senfkörner“. Ihr Stil gefiel mir sehr gut und ich war gespannt, was ihr neuester Roman zu bieten hat.

DasFlüsternDerFreiheit beruht auf Tatsachen. Der Roman beschreibt die Situation chinesischer Einwanderer, die in den USA Fuß fassen und ein besseres Leben beginnen wollten. Mai Ling ist eine Chinesin, die durch unglückliche Umstände heiraten und den Weg nach Amerika gehen muss. Anfang des 18. Jahrhunderts war es üblich, dass arme Familien Chinas ihre Mädchen an Heiratsvermittler aus Amerika verkauften. Eigentlich sollte ihre Schwester den weiten Weg über das Meer antreten. Da sie aber erkrankte und dazu nicht in der Lage war, musste Mai Ling ihre Stelle einnehmen.

Schweren Herzens folgte sie der Heiratsvermittlerin und heiratete einen ihr völlig unbekannten Mann. Als sogenannte Papierfrau folgte sie ihm bis zum Hafen Schanghais und betrat das Schiff „Persia Maru“. Vier Wochen verbrachte sie mit dem Sohn ihres Ehemannes auf dem Schiff und lernte hier das Waisenkind Shira kennen und schätzen. Als sie im Mai 1923 in San Francisco anlegten, war sie nicht nur voller Hoffnung. Auch Angst vor der ungewissen Zukunft quälten sie.

Während weiße Europäer mühelos an Land gehen durften, war das besonders für Chinesen mehr als schwierig. Sie wurden auf die Insel „Angel Island“ gebracht und mussten dort unter unmenschlichen Verhältnissen auf die Erlaubnis zur Einreise warten. Nach zwei Monaten bangen Wartens darf Mai Ling dann endlich zu ihrem Ehemann ziehen.

DasFlüsternDerFreiheit ist ein Roman, der mir eindrücklich zeigte, wie wertvoll das Leben in der heutigen Zeit ist. Zur damaligen Zeit waren arme Familien in China gezwungen, ihre heiratsfähigen Töchter zu verkaufen. Die Mädchen kamen dann häufig als Haushaltshilfen zu den reichen Familien in Amerika. Das wäre ja auch noch nicht schlecht, aber nach einigen Jahren mussten sie als Prostituierte arbeiten. Das Schicksal wollte Mai Ling dem Mädchen Shiya ersparen und nahm dafür eine große Schuld auf sich.

Trotz aller Bedenken wurde sie von ihrem Ehemann unterstützt und geliebt. Seine liebevolle Einstellung ihr gegenüber zeigt sich zum ersten Mal, als sie eine Tochter zur Welt bringt. Kai Li liebt dieses Kind und erwähnt in keinem Satz, dass er die Geburt eines Sohnes bevorzugt hätte.

Die USA als Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist wohl bis heute eine Legende, an die viele Menschen glauben.

DasFlüsternDerFreiheit zeigt eindeutig, dass dem nicht so war und der Roman beruht auf Tatsachen. Das belegen nicht nur die Quellenangaben am Ende des Buches.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Zwei Frauen gehen ihren Weg

Meine Zeit mit Eleanor
0

MeineZeitMitEleanor Lorena Alice Hickok ist eine junge Reporterin als sie Anna Eleanor Roosevelt kennen lernt. Bei einem Interview merken beide, wie sehr sie sich zueinander hingezogen fühlen. Schon bald ...

MeineZeitMitEleanor Lorena Alice Hickok ist eine junge Reporterin als sie Anna Eleanor Roosevelt kennen lernt. Bei einem Interview merken beide, wie sehr sie sich zueinander hingezogen fühlen. Schon bald zieht Lorena ins Weiße Haus. Aus dem Grund gibt sie ihre Stelle bei Associated Press auf, da sie sich sonst in einem Gewissenskonflikt befände.

Lorena und Eleanor lieben sich und ihre Affäre dauert etliche Jahre. Eleanors Mann betrügt sie nicht nur mit der Sekretärin aber sie bleibt treu an seiner Seite. Eine Scheidung kommt nicht in Frage. Das Verhältnis zu ihren Kindern ist nicht sehr innig. Lorena wurde durch ihre regelmäßigen Berichte zur Entführung des Lindbergh-Babys bekannt. Schon sehr früh stellte sie fest, dass es keineswegs der Mörder war, der hingerichtet wurde. Bevor sie als Reporterin tätig war, arbeitete sie sogar in einem Wanderzirkus mit „Missgeburten“ zusammen. Also mit Menschen, deren Behinderung als Attraktion und zur Belustigung der Zuschauer diente.

„Kritik ist wie ein körperlicher Schmerz – nicht angenehm, aber was nicht weh tut, das beachtet man nicht.“ Dieses Zitat stammt aus dem Buch

MeineZeitMitEleanor und zeigt, wie lebendig die Autorin schreibt.

Die Autorin hat einen bildhaften Stil und das gefiel mir gut. Was nicht mein Fall ist, das sind die vielen Zeitsprünge innerhalb eines Kapitels. Sie schreibt in der Ich-Form und so als würde Lorena aus dem Nähkästchen plaudern. Etliche Personen spielen eine Rolle und zuweilen wurde mir das einfach zu viel. Der Lesefluss litt darunter.

Was mir ebenfalls gut gefiel, das war die Beschreibung des Lebens damals. Präsident Roosevelt wird meiner Meinung nach ebenfalls gut dargestellt. Zumindest ist das in den Biographien nachzulesen. Ob seine Frau tatsächlich eine lesbische Beziehung hatte, das ist nicht belegt und auch das schreibt die Autorin im Anhang von

MeineZeitMitEleanor.

Vielen Dank dem Verlag und

NetGalley, dass ich das Buch lesen durfte.