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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.08.2019

Großartiger Stil, langatmige Geschichte

Something in the Water – Im Sog des Verbrechens
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Catherine Steadman schreibt extrem ausdrucksstark und bildlich, trotzdem kann ihr Stil nicht über die Längen des Buches hinwegtäuschen. Der im Klappentext erwähnte Tauchgang des frisch verheirateten britischen ...

Catherine Steadman schreibt extrem ausdrucksstark und bildlich, trotzdem kann ihr Stil nicht über die Längen des Buches hinwegtäuschen. Der im Klappentext erwähnte Tauchgang des frisch verheirateten britischen Paares Erin und Mark beginnt erst auf Seite 130. Davor quält man sich durch fragmentarisch erzählte, langweilige Hochzeitsvorbereitungen und Einblicke in Erins Arbeit als Dokumentarfilmerin. Hier führt sie kurze und nichtssagende Interviews mit drei Häftlingen für ihre nächste Doku. Natürlich sind die Begegnungen später wichtig, aber im ersten Teil des Buches passiert kaum etwas und das Setup ist einfach viel zu lang. Auch nach dem geheimnisvollen Fund auf Bora Bora kann die Autorin die Spannung nicht kontinuierlich halten. Es gibt einige fesselnde Momente, für meinen Geschmack jedoch zu wenige für über 450 Seiten Thriller.

Ein großes Problem war für mich dabei auch der Hauptkonflikt. Der lässt sich schnell zusammenfassen: Ein wohlhabendes, privilegiertes Pärchen hat nach einer Kündigung Angst, seinen hohen Lebensstandard zu verlieren und macht deshalb eine Menge dumme, illegale Sachen. Es fällt mir wirklich schwer, mit den beiden Protagonisten mitzufühlen. Sie nehmen den Fund aus dem Meer aus Gier an sich und werden anschließend immer leichtsinniger. Vor allem Mark ist mir von Anfang an unsympathisch, weshalb mich die Wendung am Ende nicht überrascht hat. Der Verlust seines Jobs als Finanzexperte soll vermutlich Dringlichkeit erzeugen, aber das rechtfertigt nichts, was das Paar tut. Sie konnten sich immerhin zwei teure Wochen Flitterwochen im Südpazifik leisten, da kann die finanzielle Not nicht allzu groß sein. Erin liefert als Ich-Erzählerin mehr Einblicke in ihre Gedankengänge, aber verstehen kann ich ihre Entscheidungen trotzdem nicht. Der wunderbare Stil der Autorin konnte da leider nicht viel rausreißen.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Er ist wieder da

Hier ist alles Banane
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Honi lebt. Und er hat viel zu erzählen. "Hier ist alles Banane" berichtet auf humorvolle Weise von Erich Honeckers Leben nach seinem (angeblichen) Tod. Das liest sich flüssig und ist streckenweise sehr ...

Honi lebt. Und er hat viel zu erzählen. "Hier ist alles Banane" berichtet auf humorvolle Weise von Erich Honeckers Leben nach seinem (angeblichen) Tod. Das liest sich flüssig und ist streckenweise sehr humorvoll. Auch die aktuelle Politik kommentiert Honecker auf satirische Weise. Zu viel darf man über die Inhalte nicht nachdenken - als Unterhaltung funktioniert das Buch zum Großteil ziemlich gut, wenn man es nicht zu ernst nimmt und an die realen Umstände in der DDR denkt.

Wie bei einem Tagebuch üblich ist "Hier ist alles Banane" in Tage eingeteilt. Zu jedem Tag gibt es einen kurzen Abschnitt, der selten länger als eine Seite ist. Diese kleinen Häppchen lassen sich leicht verdauen und man kann auch mal zwischendurch schnell ein paar Seiten lesen, ohne mitten in einem langen Kapitel festzustecken. Das ist zwar praktisch als Unterhaltung nebenbei, allerdings leidet für meinen Geschmack der Spannungsaufbau dadurch. Die Episoden sind locker miteinander verbunden, aber nach einer Weile ist das Konzept etwas ausgelutscht. Obwohl das Buch eigentlich nicht lang ist, zog sich die Lektüre am Ende doch etwas hin.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Gute Idee, mangelhafte Umsetzung

Der kalte Saphir
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"Der kalte Saphir" fing vielversprechend an: Der Musikjournalistin Jule Sommer gelingt es, ein Interview mit Sebastian Winter zu führen. Nach Jahrzehntelangem Schweigen ist der ehemalige Tontechniker der ...

"Der kalte Saphir" fing vielversprechend an: Der Musikjournalistin Jule Sommer gelingt es, ein Interview mit Sebastian Winter zu führen. Nach Jahrzehntelangem Schweigen ist der ehemalige Tontechniker der Band Klarstein bereit, über einen Mordfall in den 70er Jahren zu sprechen. Der Tod des Klarstein-Sängers Jerome wurde nie aufgeklärt und es ranken sich viele Mythen darum. Die junge Journalistin reist zu Winter nach Griechenland, wo er mittlerweile lebt. Die Prämisse ist sehr spannend: Was ist damals bei der Band hinter verschlossenen Probenraumtüren passiert? Was hat die Drummerin Zed damit zu tun und warum ist sie verschwunden? Ist Mathias Winter Zeuge oder Möder? Zudem sind die Charaktere widersprüchlich und wirken ziemlich interessant.

Trotz dieser Vorzüge fand ich die Erzählweise leider sehr ermüdend. Der Autor wächselt in sehr kurzen Abständen zwischen der Gegenwart im Jahr 2015 in Griechenland, wo das Interview stattfindet, und Rückblenden zu Winters Erzählungen. Nach meinem Gefühl wurde der Spannungsbogen ständig unterbrochen. Sobald ich anfing, mich in die Situation hineinzuversetzen und gespannt erfahren wollte, wie es weitergeht, sprang die Geschichte zurück in die Gegenwart. Zu Beginn hat das noch Spannung erzeugt, jedoch verwendet der Autor dieses Stilmittel so häufig, dass es mich nach rund 40 Seiten ziemlich nervte. Die Gegenwartsszenen waren zudem deutlich langweiliger als die Geschehnisse in der Kommune des Schreckens und wirkten zum Teil an den Haaren herbeigezogen. Viele der Gegenwartsszenen waren ziemlich inhaltslos und schienen die eigentliche Handlung, also die Geschehnisse rund um den Mord, nur unnötig herauszuzögern. Winter und Sommer laufen beispielsweise durch sein großes Haus, setzen sich in verschiedene Räume, ohne dass ein Sinn dahinter zu erkennen ist. Die Umgebung wird erschöpfend beschrieben, ohne dass es etwas zur Geschichte beiträgt. Unklar ist auch, warum Jule Sommers das Interview unterbricht, um erstmal ein paar Runden in Winters Pool zu schwimmen, wo sie doch so darauf brennt die Geschichte zu hören und Angst hat, dass Winter das Interview doch in letzter Sekunde abbricht. Am Ende wird es nochmal spannend und die Auflösung hat mich durchaus überrascht, jedoch fand ich den großen Mittelteil des Buches eher anstrengend.

Die Idee, die Musik von Klarstein zum Buch als kostenlosen Download anzubieten, gefällt mir hingegen sehr gut. Auf der Website des Autors werden drei Lieder angeboten, die zu den drei Kapiteln passen.

Insgesamt ist "Der kalte Saphir" für mich ein Buch mit vielen interessanten Ideen und Ansätzen, deren Umsetzung mich jedoch nicht vollständig überzeugt.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Mittelmäßig

Hardwired - verführt
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Von nataliegoodman
"Hardwired" ist ein erotischer Roman, der die (Liebes-)Geschichte von Erica und Blake erzählt. Blake ist ein reicher Unternehmer und Erica beendet gerade ihr Studium und will mit ihrem ...

Von nataliegoodman
"Hardwired" ist ein erotischer Roman, der die (Liebes-)Geschichte von Erica und Blake erzählt. Blake ist ein reicher Unternehmer und Erica beendet gerade ihr Studium und will mit ihrem eigenen Internet-Startup ins Berufsleben starten. Bei der Suche nach einem Investor lernt sie Blake kennen, zu dem sie sich sofort hingezogen fühlt. Die Dynamik zwischen junger, unerfahrener Frau und erfolgreichem, dominanten Mann ist zwar ein ziemliches Klischee, doch Meredith Wild spielt mit dem Ungleichgewicht zwischen ihren Protagonisten, indem sich Erica nicht alles gefallen lässt und Blake nicht ständig willenlos folgt.

Die Sex- und Liebesszenen sind recht glaubwürdig und gut dosiert in die Story eingebettet und wirken auch nicht stillos. Die Handlung ist prinzipiell nicht besonders tiefschürfend. Manche Wendungen wirken konstruiert, etwa wenn Erica in der Mitte des Buches nach einem Streit den Kontakt zu Blake abbricht und ohne ein Wort nach New York fährt, um eine Freundin zu besuchen. Der Konflikt wird von einem schrecklichen Ereignis in Ericas Vergangenheit ausgelöst, mit dem Blake nicht so umgeht, wie sie es sich gewünscht hätte. Da Erica zuvor ständig betont, wie sehr sie Blake mag und wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlt, wirkt es jedoch etwas pseudo-dramatisch, dass sie einfach wegläuft und sich dann wundert, dass er nach tagelanger Funkstille, die von ihr ausging, nicht sofort auf ihre Textnachricht antwortet. An Stellen wie diesen hatte ich das Gefühl, dass die Handlung nicht organisch verläuft und die Autorin künstlich (sexuelle) Spannung aufbauen will, weil sonst einfach nicht genug im Buch passiert. Die Spannungen zwischen Erica und Blake entladen sich dann immer ziemlich absehbar in wildem Sex.

Sieht man über solche Ungereimtheiten hinweg, ist das Buch kurzweilig. Die Autorin schreibt sehr anschaulich und flüssig, so dass sich das Buch wie nix weglesen lässt. Das Buch endet mit einem Cliffhanger, der Neugier auf die vielen Fortsetzungen machen soll. "Hardwired" hat mich zwar gut unterhalten, allerdings haben mich Erica und Blake nicht genug gefesselt, als dass ich nun atemlos auf die nachfolgenden Bücher warten würde.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Durchaus unterhaltsam

Chicago
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Der Thriller hat mich gut unterhalten, aber nicht unbedingt vom Hocker gehauen. Insgesamt fehlt es ihm für meinen Geschmack streckenweise deutlich an Spannung, besonders im ersten Teil. Dabei erschien ...

Der Thriller hat mich gut unterhalten, aber nicht unbedingt vom Hocker gehauen. Insgesamt fehlt es ihm für meinen Geschmack streckenweise deutlich an Spannung, besonders im ersten Teil. Dabei erschien mir der Kontrast zwischen dem Lokalreporter Mike Hodge und den ganzen Verbrechern aus der Unterwelt eigentlich vielversprechend. Aber nachdem Mike den Mord an seiner heimlichen Freundin Annie aufklären will, geschehen weitere Morde und Verbrechen, die sich nur sehr langsam zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenschließen. Dieser Aufbau facht normalerweise die Spannung an, aber hier empfand ich ihn als eher anstrengend.

Man merkt allerdings, dass sich David Mamet gut mit der Chicagoer Unterwelt der 1920er Jahre auskennt oder viel über sie recherchiert hat (es geht aus dem sehr kurzen Dankestext nicht hervor, vorher sein Wissen stammt). Dadurch zeichnet er ein lebendiges Bild der teils grausamen Alltagslage zu Zeiten der Prohibition, der Bandenkriminalität und der Nachkriegszeit. Sein klarer und direkter Schreibstil passt sehr gut dazu.