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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Empfehlenswertes Kinderbuch

Dreh hin – Dreh her 1: Gute Nacht, kleiner Bär!
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„...Höchste Zeit zum Schlafengehen! Komm, kleiner Bär, zieh schon mal den Schlafanzug an!...“

Diese Zeilen befinden sich auf der ersten Seite eines ungewöhnlichen Kinderbuches. Der kleine Leser begleiten ...

„...Höchste Zeit zum Schlafengehen! Komm, kleiner Bär, zieh schon mal den Schlafanzug an!...“

Diese Zeilen befinden sich auf der ersten Seite eines ungewöhnlichen Kinderbuches. Der kleine Leser begleiten den Bär bei seinem täglichen Abendritual. Jedem Thema ist eine Doppelseite gewidmet. Nachtwäsche anziehen, Zähne putzen, Kuscheltier suchen, etwas trinken und einer Gute – Nachtgeschichte zuhören sind die Punkte, die auf den Seiten dargestellt werden.
Die Bilder sind sehr farbenfroh. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass selbst Kleinigkeiten deutlich dargestellt werden, seien es die Handtücher im Bad oder der Halbmond beim Blick aus dem Fenster.
Die passenden kurzen Texte umfassen maximal fünf Zeilen. Sie sind leicht verständlich, in kurze Sätze gefasst und aus der Erfahrungswelt der Kinder genommen.
Das Besondere aber sind die Schlaufen zum Drehen, die auf jeder Doppelseite angebracht sind. Damit kann das Kind das Bild selbst verändern.Sie sind leicht gängig und stabil genug, dass normalerweise nichts dabei kaputt gehen kann.
Das Kinderbuch hat mir sehr gut gefallen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.08.2021

Gelungene Anthologie

Kurzgeschichten gegen Krebs
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„...Die Idee des Projekts war, möglichst viele Autorinnen und Autoren zu finden, die honorarfreie Texte für eine gemeinsame Geschichtensammlung beisteuern. Die Gewinne aus dem Verkauf der Kurzgeschichtensammlung ...

„...Die Idee des Projekts war, möglichst viele Autorinnen und Autoren zu finden, die honorarfreie Texte für eine gemeinsame Geschichtensammlung beisteuern. Die Gewinne aus dem Verkauf der Kurzgeschichtensammlung werden zu 100% an die Deutsche Krebshilfe gespendet...“

Diese Sätze stammen aus dem Vorwort des Buches. Das Buch vereint 32 Geschichten von 22 Autoren. Die Erzählungen gliedern sich in vier Schwerpunkte:
- zum Schmunzeln
- Spannung und Staunen
- Nachdenkliches
- Hoffnung
So unterschiedlich wie der Inhalt der Geschichten, so verschieden ist auch der Schriftstils. In den ersten Erzählungen steht der Humor im Mittelpunkt. Es ist amüsant, die Gedanken eines Hundes zu lesen. Der zieht dabei folgendes Fazit:

„...Menschen können manchmal ganz schön komisch sein...“

Auch das Klassentreffen sorgt für eine handfeste Überraschung. Natürlich werden gekonnt Vorurteile bedient.

„...Am Nachbartisch sind drei Preußen gesessen, wirft einer aus der Runde der Abschlussklasse 1971 ein. „Woher weißt du, dass das Preußen waren?“, fragt ihn nun der Karl. „Zuerst haben sie gefragt, was ein Schäuferle ist, dann haben sie sich gewundert, dass da wirklich ein Knochen drin ist...“

Die Krimis im zweiten Teil beschäftigen sich mit Mord, Diebstahl und Erpressung. Sehr amüsant fand ich die Entführung der Bierbrauer. Hier wurde gekonnt politisch überspitzt. Die letzte Erzählung dagegen ist eher berührend. Der Täter ahnt nicht, dass er nach vielen Jahren seinem Opfer gegenübersteht.
Im dritten Kapitel fällt es mir schwer, eine einzelne Erzählung herauszugreifen. Jede hat mich auf ihre spezielle Art zum Nachdenken gebracht. Eine der Geschichten allerdings lässt mich als Leser den Blick in eine mögliche Zukunft werfen, die hoffentlich nicht kommt. Hier ist ein Ausschnitt daraus:

„...Man konnte doch alles mühelos von zu Hause erledigen. Mit Freunden kommunizieren, Sport treiben, arbeiten, Sex. Es gab keinen Grund, nach draußen zu gehen...“

Damit kein falscher Eindruck entsteht: Mit Corona hat die Erzählung nichts zu tun.
In den letzten Geschichten geht es um Hoffnung. Das kann heißen, dass es nie zu spät ist, sich einen Traum zu erfüllen, dass Kindheitserinnerungen an bestimmte Gerichte und deren Duft gebunden sind oder das Freundinnen auf besondere Art zusammenstehen.
Im Anhang findet sich ein Kurzporträt aller beteiligten Autoren.
Die Anthologie hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Zusammenstellung ist gelungen. Eigentlich ist jede Geschichte etwas Besonderes. Natürlich habe ich in jedem Kapitel meinen Favoriten.

Veröffentlicht am 05.08.2021

Eine junge Frau geht ihren Weg

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 1)
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„...Die kostbare Brosche lag auf dem Tisch direkt vor ihr. Sarah zögerte nicht und griff das Schmuckstück und auch die Handtasche, die Lady Sudbury gehörten...“

Mit diesen Worten beginnt in spannender ...

„...Die kostbare Brosche lag auf dem Tisch direkt vor ihr. Sarah zögerte nicht und griff das Schmuckstück und auch die Handtasche, die Lady Sudbury gehörten...“

Mit diesen Worten beginnt in spannender historischer Roman. Wir befinden uns in London des Jahres 1910. Sarah hat gesehen, was die Lady im Modeatelier von Mrs Weaver vergessen hat und bringt es ihr. Noch weiß sie nicht, dass sich damit ihr Leben grundlegend ändern wird.
Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist abwechslungsreich und die Personen werden gut charakterisiert.
Sarah ist im Armenviertel Soho aufgewachsen. Ihr Vater vertrinkt seinen Lohn und wird dann gewalttätig. Die Mutter arbeitet ebenfalls im Modeatelier und bringt mit ihrem Geld die Familie mehr schlecht als recht durch.
Sehr ausführlich werden die gesellschaftlichen Zustände in London beschrieben. Ein gesellschaftlicher Aufstieg ist kaum möglich. Deshalb ist es für Sarah wie ein Lottogewinn, als ihr Lady Sudbury eine Stellung in ihrem Haus anbietet. Allerdings trifft Sarah dort anfangs auf Neid und Missgunst.

„...Denk ja nicht, dass du was Besseres bist als wir. Du bist nur ein einfaches Dienstmädchen, sonst nichts!...“

Die Lady aber sieht mehr in ihr. Sie lässt sie Sprachen lernen und führt sie in die Welt von Kunst und Kultur ein. Bei den Besuchen im Auktionshaus zeigen sich Sarahs Begabungen im Zeichnen. Außerdem hat sie einen sehr guten Blick für Details.
Lady Sudbury versorgt ihr im Auktionshaus eine Anstellung. Sarah lernt, Objekte für die Kataloge vorzubereiten und zu beschreiben. Die Arbeit macht ihr Spaß. Dabei lerne ich als Leser ebenfalls eine Menge darüber, was einer Auktion so alles vorausgeht und worauf zu achten ist.
Im Buch wird auch die politische Lage thematisiert. Gerüchte über einen Krieg liegen in der Luft. Mr. Maynard, ein Fotograf, äußert dazu:

„...Meine Waffe ist die Kamera. Ich würde mich als Kriegsberichterstatter melden, um zu dokumentieren, was Krieg bedeutet. Denn ich glaube nicht, dass diejenigen, die jetzt Hurra schreien, auch nur eine Ahnung davon haben, was Krieg bedeutet...“

Sarah unterstützt ihre Familie. Dabei muss sie allerdings vorsichtig sein. Auch im Auktionshaus neidet man ihr den Erfolg und würde ihr gern Knüppel zwischen die Beine werfen.
Als der Krieg beginnt, wird sie im Auktionshaus als Expertin berufen. Das bedeutet einen gesellschaftlichen Aufstieg. Lady Sudbury führt sie in die bessere Gesellschaft ein. Mir gefällt allerdings, dass Sarah nie vergessen hat, wo sie herkommt. Gern würde sie mehr für ihre Geschwister tun, die aber wollen das nicht.
Die Geschichte lebt von ihrer inneren Spannung. Häufig balanciert Sarah auf einen schmalen Grat
zwischen ihrem alten und ihrem neuen Leben und muss gekonnt Fallstricke umgehen.
Auch die Verhältnisse nach Kriegsende werden sehr gut geschildert. Die Folgen des Krieges sind in den Straßen Londons sichtbar. Und jetzt wollen die Männer ihre Arbeitsstellen zurück. Hat Sara eine Chance, ihre Position zu behalten?
Als besonderes Stilmittel werden einige Briefe von der Front ins Geschehen eingebunden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Krimigedichte - klasse gemacht

Shortmord 1
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„...Drei Frauen stellten fest nach Jahren,
dass ihre Männer untreu waren.
Sie tagten an geheimen Ort
und planten einen Dreifachmord...“

Das Zitat bringt das Wesentliche des kleinen Büchleins zum Tragen. ...

„...Drei Frauen stellten fest nach Jahren,
dass ihre Männer untreu waren.
Sie tagten an geheimen Ort
und planten einen Dreifachmord...“

Das Zitat bringt das Wesentliche des kleinen Büchleins zum Tragen. Hundertzwanzig Mal hat die Autorin Kriminalfälle in Reime gefasst. Übrigens, wer bei obigen Fall an die drei Gatten denkt, liegt falsch.
So verschieden wie die Kriminalfälle im normalen Leben sind, so verschieden spiegeln sie sich in den Gedichten wider. Dabei gelingt es der Autorin gekonnt, das Wesentliche herauszuarbeiten und kurz und prägnant zum Schluss zu kommen. Viele der Gedichte bewegen sich im Rahmen von weniger als 20 Zeilen. Erstaunlicherweise kann man manchmal mit 20 Zeilen eine ganze Geschichte einschließlich Vorgeschichte erzählen.
In der Mehrzahl der Gedichte geht es um Mord und Totschlag. Das ist zumeist kombiniert mit tiefschwarzem Humor. Dies kann sich dann schon mal so lesen:

„...Erstochen mit dem Geigenbogen,
der ist nun leider arg verbogen...“

An einigen Stellen kommen die Fälle mit ihren eignen Humor herüber, obwohl das Geschehen eigentlich gar nicht amüsant ist. Doch durch geschickte Wortwahl wirkt es so.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Es ist im Verlag Wortspiel entstanden. Hier ist der Name des Verlags Programm.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Eine Liebe unter Bedrohung

Geliebter Dietrich
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„...Der Gedanke, dass du Kummer hast, wäre mein einziger Kummer. Der Gedanke, dass du in Liebe mitwartest und Geduld hast, ist mein täglicher Trost...“

Diese Zeilen aus einem Brief des Dietrich Bonhoeffer ...

„...Der Gedanke, dass du Kummer hast, wäre mein einziger Kummer. Der Gedanke, dass du in Liebe mitwartest und Geduld hast, ist mein täglicher Trost...“

Diese Zeilen aus einem Brief des Dietrich Bonhoeffer gehen Maria von Wedemeyer durch den Kopf, als sie unverrichteter Dinge im Februar 1945 am KZ Flossenbürg umkehren muss. Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1942.
Auf dem Lamdgut Klein – Krössin bei Ruth von Kleist – Retzow trifft Bonhoeffer auf Maria, Ruths Enkelin. Bonhoeffer hatte sie zuletzt als 12jähriges Mädchen gesehen. Nun stand vor ihm eine junge Dame. Ruth schickt beide auf einen gemeinsamen Spaziergang. Natürlich hat sie sich etwas dabei gedacht. Doch Bonhoeffer ist fast doppelt so alt wie Maria. Außerdem denkt Maria nicht an Ehe. Sie will Mathematik studieren. Trotzdem gibt es feine Schwingungen zwischen beiden.
Die Autorin hat auf berührende Art die Liebesgeschichte von Maria von Wedemeyer und Dietrich Bonhoeffer erzählt. Dabei hat sie sie gekonnt in die gesellschaftlichen Gegebenheiten eingebettet.
Der Schriftstil ist ausgereift und teilweise sehr bildhaft.

„...Eine Diktatur ist wie eine Schlange. Wenn du ihr auf den Schwanz trittst, beißt sie dich...“

Diese Worte gehen Bonhoeffer öfters durch den Kopf. Er arbeitet an der Seite seines Schwagers nicht nur in der Abwehr, sondern auch im Widerstand. Sie haben die Hoffnung, nach dem Tode Hitlers ein neues Deutschland aufbauen zu können und die Verwerfungen der Nazizeit hinter sich zu lassen. Bonhoeffer nutzt seine Kontakte im Ausland, um von dort Unterstützung zu bekommen. Doch dort kann oder will man sich nicht auf ein Attentat verlassen. Nach einer erfolglosen Italienreise konstatiert Hans von Dohnanyi:

„...Aber die Zeit läuft uns davon! Wie ein versehentlich losgelassener Drache, der vom Wind fortgerissen wird. Der Tag kommt, am dem es zu spät sein wird, die Schnur zu packen und das Ding wieder runterzuholen...“

Zwischen Dietrich und Maria kommt es zu weiteren Treffen. Es entwickeln sich Gespräche, die in die Tiefe gehen. Folgende Sätze bringen einen der Dialoge auf den Punkt:

„...Was sollte ein Christ machen, wenn die Loyalität zum Evangelium und die Ansprüche eines gottlosen Regimes aufeinanderprallten und ein Nein zu diesem Regime ihn auf den Weg der Selbstaufopferung führen konnte...“

Als Maria zuerst ihren Vater und dann auch ihren Bruder an der Front verliert, untersagt ihm die Mutter weiteren Kontakt mit Dietrich Bonhoeffer. Sie weiß oder ahnt, wie tief er im Widerstand
verstrickt ist und will nicht noch ein Kind verlieren. Ungeahnt haben vor allem Ruths Einmischungen zu dieser starren Haltung beigetragen. Maria kämpft darum, ihm wenigstens schreiben zu dürfen.

„...Maria hielt den Atem an. Die Augenblicke des Glücks hatten Kolibriflügel. Die Augenblicke der Entscheidung hatten Blei in dem Füßen...“

Erst als Dietrich Bonhoeffer verhaftet wird, gibt die Mutter ihre Ablehnung auf. Jetzt wird die Verlobung der beiden öffentlich gemacht.
Während der Zeit der Gefangenschaft von Dietrich Bonhoeffer erweist sich Maria als starke junge Frau. Natürlich gibt es auf beiden Seiten Zeiten der Resignation. Doch die Liebe hält.
Das Buch endet kurz nach dem Hitlerattentat durch Claus Graf Schenk von Stauffenberg. Eingebunden sind Briefe der beiden und Gedichte von Dietrich Bonhoeffer.
Im Nachwort fasst die Autorin das weitere Schicksal einiger der handelnden Personen kurz zusammen. Ein Personenverzeichnis rundet das Buch ab.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht einen Blick auf den Widerstand gegen Hitler aus christlicher Sicht und zeigt eine Liebe, die unter Bedrohung wächst.

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