Abenteuerliche Klassenfahrt
Agenten ohne heiße Spur„...Ich hasse Klassenfahrten. Drei Tage und zwei Nächte mit einem Haufen Fünftklässlern in eine Jugendherberge fahren, in der es stinkt und die Betten quietschen...“
Benjamin Baumann ist Schüler der fünften ...
„...Ich hasse Klassenfahrten. Drei Tage und zwei Nächte mit einem Haufen Fünftklässlern in eine Jugendherberge fahren, in der es stinkt und die Betten quietschen...“
Benjamin Baumann ist Schüler der fünften Klasse. Mit obigen Zitat beginnt er seine Geschichte. Er ist überhaupt nicht begeistert, als die Lehrerin eine Klassenfahrt ankündigt. Die steht allerdings auf Messers Schneide, weil die zweite Betreuerin ausgefallen ist. Schließlich erklärt sich Bens Mutter bereit, an der Fahrt teilzunehmen. Natürlich ist damit auch Bens jüngerer Bruder Lasse dabei.
Der Autor hat ein spannendes und abwechslungsreiches Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist für die Zielgruppe angemessen. Einige Stellen haben hohen Wiedererkennungswert zum realen Leben. Ich denke dabei insbesondere an die Hektik vor Abfahrt des Busses und das Problem vertauschter Taschen und Gepäckstücke sowie die unruhigen Nächte.
Aktuelle Themen wie die Müllentsorgung und das Verhalten im Wald werden gekonnt ins Geschehen integriert. Deutlich wird auch, dass normalerweise harmlose Ereignisse auf die Kinder ganz anders wirken können. So macht sich Ben Sorgen um seine Familie, weil die Mutter am Abend mit dem Lehrer ein Glas Wein trinkt. Sehr passend finde ich die Einfügung des 104. Psalms nach dem Waldspaziergang.
Häufig werden gegenseitige Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme thematisiert. Als die Kinder in Gefahr geraten, öffnen sie sich ihrem Gegenüber. Plötzlich reden sie über familiäre Probleme, den sonst im häuslichen Bereich bleiben.
Eine besondere Stellung nimmt Lasse im Buch ein. Der Junge redet manchmal etwas viel. Natürlich ist das seinem Bruder Ben peinlich. Doch die gegenseitige Zuneigung der beiden ist trotzdem in jeder Zeile spürbar. Lasse kennt keine Scheu. Er geht sehr offen mit seinen Glauben um, hat kein Problem, in der Öffentlichkeit zu beten und redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Auch seine Danksagung für erhörte Gebete gibt ab und an zum Schmunzeln Anlass. Diese Offenheit und das unbedingte Vertrauen wirken beeindruckend.
Zu den stilistischen und inhaltlichen Höhepunkten gehören die Minuten im Lastkraftwagen. Hier tauschen sich die Kinder über ihre Erfahrungen beim Beten aus. Jeder darf seine Meinung sagen. Besonders Deborah und Mats treten als Gegenpole auf. Erstaunlich ist die Ernsthaftigkeit und die Tiefe der Gespräche. Später zeigt sich, dass sie nicht nur für Mats nachklingen.
Auch Fehlverhalten wird angesprochen, ohne belehrend zu wirken.
Das Cover mit dem LKW im Wald zeigt eine der entscheidenden Szenen der Handlung. Es weckt Interesse.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie ist lebensnah, zeichnet sich stellenweise durch feinen Humor aus, verfügt über eine fesselnde Handlung und zeigt, wie die Kinder durch das gemeinsame Erleben zusammenwachsen.
Nachdem ich mit den ersten Sätzen des Buches begonnen habe, möchte ich mit den letzten abschließen.
„...Ich will ja nicht übertreiben mit meinem Urteil, aber am Ende der Klassenfahrt könnte ich tatsächlich sagen: Ich hasse Klassenfahrten doch nicht so sehr...“