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Veröffentlicht am 07.03.2024

Spannende Fortsetzung

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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„...Weiter rechts ragte der Turm der Hofkirche auf, dahinter das Schloss. Und daneben lag, nein, thronte die Königliche Semperoper. Ihre goldenen Verzierungen schimmerten in der schwachen Frühlingssonne...“

Elise ...

„...Weiter rechts ragte der Turm der Hofkirche auf, dahinter das Schloss. Und daneben lag, nein, thronte die Königliche Semperoper. Ihre goldenen Verzierungen schimmerten in der schwachen Frühlingssonne...“

Elise ist mit ihrer kleinen Tochter an den Elbwiesen unterwegs, als ihr Blick über den Fluss schweift. Es sind Erinnerungen, die in ihr hochkommen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Es ist der zweite Teil einer Reihe. Der Schriftstil ist ausgereift. Er passt sich gekonnt den Gegebenheiten an.
Wir schreiben das Jahr 1849. In Dresden brodelt es. Viele sind mit den halbherzigen Reformen nicht zufrieden.
Am Dirigentenpult der Semperoper steht seit einiger Zeit Richard Wagner. Man spielt vor allem die Opern von Mozart. Richard aber möchte eigene Werke schreiben. Das äußert er gegenüber Bakunin.

„...Alter Freund, ich arbeite gerade an einem neuen Stoff, den Nibelungen – die Komposition ist für mich das Wichtigste! Aber ich will die ganze Welt revolutionieren, die der Politik und die der Musik!...“

Deutlich wird, dass die Unzufriedenheit in den unterschiedlichen Ständen der Gesellschaft herrscht. Auch die Frauen nutzen die neue Freiheit. Im Mittelpunkt steht Louise Otto, die die Frauen dazu aufruft, Artikel für eine Zeitung zu schreiben. Sie kümmert sich um eine Druckmöglichkeit. Elises jüngste Schwester Barbara engagiert sich im Frauenverein.
Elise ist in ihre arrangierten Ehe gefangen. Zwar lässt ihr Adam, ihr Mann, die Freiheit, als Geigerin in den Salons Dresdens auftreten zu dürfen, doch es fehlt an Gefühl und Zuneigung.
Dann sieht sie eines Tage Christian wieder. Der hat sich einen festen Stand als Kulissenmaler an der Semperoper erarbeitet. In Elise flammen alte Gefühle auf. Soll sie ihre Ehe aufs Spiel setzen?
Sehr gut werden die Verhältnisse in der Oper wiedergegeben. Hier herrscht harte Konkurrenz.

„...Oft war die Oper nur ein hübsches Spiel aus Masken und Illusionen, doch manchmal gerieten die Räume auf und hinter der Bühne durcheinander, schoben sich schier ineinander, sodass niemand mehr sagen konnte, was das wirkliche Drama war...“

Doch dann kochen die Emotionen hoch. Der Landtag war überraschend aufgelöst worden. Bald fallen die ersten Schüsse.
Eingebunden in den Roman sind kursiv Briefe und Dokumente aus der Zeit. Ein inhaltsreiches Nachwort ergänzt die historischen Fakten. In der vorderen Umschlagseite befindet sich eine Karte von Dresden.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier werden historische Ereignisse gekonnt mit persönlichen Schicksalen verknüpft. Gleichzeitig wird die Musik als besondere Ausdrucksform eingebunden.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Sehr aktuell

Neusiedler Tod
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„...Es kam nicht oft vor, dass sich Frauen im undurchdringlichsten Teil des Schilfgürtels herumtrieben und dabei auf Leichenteile stießen, die noch dazu über die Staatsgrenzen verstreut waren...“

Aber ...

„...Es kam nicht oft vor, dass sich Frauen im undurchdringlichsten Teil des Schilfgürtels herumtrieben und dabei auf Leichenteile stießen, die noch dazu über die Staatsgrenzen verstreut waren...“

Aber Laura ist genau das passiert. Eigentlich wollte sie nur bestimmte Vögel für ihr Buch über den Neusiedler See fotografieren.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Im Mittelpunkt stehen weniger die Ermittlungen, mehr die Charaktere der Personen, die rund um den See wohnen. Die Geschichte spielt im Jahr 2019. Die eigentliche Handlung beginnt einige Zeit vor dem Mord.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet und sorgt für den hohen Spannungsbogen. Er bietet aber auch Raum für vielfältige Sachinformationen. Außerdem werden die Gedanken der Protagonisten zum Teil kursiv wiedergegeben.
Das Buch streift vielfältige Themen. Der Neusiedler See liegt zum Teil in Österreich, zm Teil in Ungarn. Die unterschiedlichen Lebensvorstellungen und Ansichten, die zum Teil durch die Vergangenheit bedingt sind, werden gut herausgearbeitet. Gleichzeitig spielt das Thema der Klimaveränderung eine Rolle.

„...Es ist allgemein bekannt, dass der Wasserstand im Neusiedler See sinkt. Seit zwei Jahren sind die Zeitungen voll davon...“

Außerdem gibt es rund um den See ein besonderes Mikroklima. Hier wachsen Pflanzen, die eigentlich nicht in Europa gedeihen dürften.
Für ihr Buch recherchiert Laura rund um den See. Durch ihre Erkundungen lerne ich eine Menge an Sehenswürdigkeiten kennen. Allerdings stellt sie auch Fragen. Und das passt nicht jeden. Noch ahnt sie nicht, in welcher Gefahr sie sich befindet. Jeder der Anwohner hat seine eigenen Interessen und hofft auf das große Geschäft. Dabei spielen die Wasservorräte im und unter dem See eine entscheidende Rolle. Inwieweit dies das Motiv für den Mord ist, bleibt lange offen.
Eine besondere Rolle spielt das tierische Leben am See und die Gefahren, die ihm zunehmend drohen. Fachliche Zusammenhänge werden gekonnt allgemeinverständlich heruntergebrochen.

„...Der Rüttelflug ist ein Ruderflug auf der Stelle. Dabei stellt der Vogel seinen Körper gegen den Wind und schlägt schnell mit den Flügeln...“

Letztendlich ist es Laura, die die Zusammenhänge erkennt und einen weiteren Mord verhindert.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Er verknüpft gekonnt die Ermittlungen mit den lokalen Gegebenheiten.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Hildes Leben und das Nibelungenlied

Die Nibelungendichterin
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„...Frauen ziehen nicht in den Krieg. Du wirst einen hochangesehenen Mann heiraten...“

Diese Worte hört Hilde von ihrer Mutter. Hilde sieht das aber anders. Sie ist relativ frei aufgewachsen und benimmt ...

„...Frauen ziehen nicht in den Krieg. Du wirst einen hochangesehenen Mann heiraten...“

Diese Worte hört Hilde von ihrer Mutter. Hilde sieht das aber anders. Sie ist relativ frei aufgewachsen und benimmt sich mehr wie ein Junge. Ihre Familie gehört zum niederen Ad
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, der im 12. Jahrhundert spielt. Der Schriftstil gibt die Zeitverhältnisse gut wieder.
Hilde ist eine selbstbewusste junge Dame. Mit 12 Jahren soll sie verheiratet werden. Doch ihr zukünftiger Gatte erweist sich als übergriffig. Hilde wehrt sich.
Nun führt sie ihr Weg auf Burg Tronck. Dort sorgt Volker dafür, dass sie Lesen, Schreiben und Latein lernt. Schnell überflügelt sie die Jungen, mit denen sie unterrichtet wird. Zurückhaltung liegt nicht in ihrem Wesen. Dadurch macht sie sich schnell Feinde.
Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, schickt sie Volker, verkleidet als junger Mann, nach Worms. Dort soll sie seinen Bruder beim Studium unterstützen. Gut dargestellt wird, wie es damals in Studentenkreisen zugeht. Hilde ist sauer und lässt das auch Volker wissen.

„...Wer von niedriger Geburt ist, taugt also nichts, ganz egal, wie klug oder fleißig er ist?...“

Hildes Problem ist, dass sie sehr stur sein kann und immer ihren Kopf durchsetzen will. Das sorgt für Reibereien und Schwierigkeiten. Dass ihr Verhalten anderen massiv schadet, kann oder will sie nicht begreifen. Ab und an werden im Verlauf ihres Lebens die Parallelen zum Leben der Krimhild aus dem Nibelungenlied deutlich.
Ich kann es auch anders formulieren. Hilde schreibt im letzten Teil der Geschichte das Nibelungenlied und lässt dabei ihre eigene Geschichte mit einfließen.
Wichtige historische Ereignisse werden geschickt in die Handlung integriert. Das sind der Feldzug gegen die Wenden und die Krönung Friedrichs.
Außerdem erfahre ich einiges über das Leben in einem Kloster, das anfangs erstaunlich freizügig war. Hildegard von Bingen besucht dieses Kloster. Ihre Worte haben uns auch heute noch viel zu sagen:

„...Wir sind von der Natur abhängig, wir müssen sie schützen und im Einklang mit ihr Leben, oder wir werden nie Frieden und Harmonie finden...“

Natürlich tauchen auch andere historische Personen in der Geschichte auf. Auf ein Thema möchte ich noch kurz eingehen. Nach Judenprogromen in der Nähe des Klosters flieht eine junge Frau ins Kloster und darf bleiben. Ihre Visionen, die sie extrem verstören, werfen einen Blick ins 20. Jahrhundert.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn mir die Protagonistin nicht sympathisch war. Dafür war sie zu selbstbezogen und nicht bereit, die Grenzen des Machbaren zu akzeptieren.

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Familie kann anstrengend sein

Hinter den Dünen - Familie und weitere Katastrophen
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„...Ernüchternd zog Greta ihre Jacke aus und setzte sich auf die Bank im Wartehäuschen. Warum ging heute alles schief?...“

Der Tag hatte einige Überraschungen gebracht. Erst hatte sie ein Autofahrer in ...

„...Ernüchternd zog Greta ihre Jacke aus und setzte sich auf die Bank im Wartehäuschen. Warum ging heute alles schief?...“

Der Tag hatte einige Überraschungen gebracht. Erst hatte sie ein Autofahrer in Lübeck bei der Fahrt durch eine Pfütze gründlich nassgespritzt. Dann hatte sie im Zug Max kennengelernt. Der hatte ihr angeboten, sie bis zu ihren Bestimmungsort mitzunehmen. Doch ihr Vater, der sie vom Zug abholen wollte, war nicht zu erreichen gewesen. Und nun sitzt sie hier und von ihrem Vater ist weit und breit nichts zu sehen.
Die Autorin hat eine amüsanten Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist leicht und locker.
Gretas Eltern und Großeltern leben auf einem Künstlerhof, den der Großvater einst gegründet hat. Zuerst trifft Greta auf die tierischen Mitbewohner.

„...Mietzi, die getigerte Katze, streifte auf Mäusejagd über den Hof, und Hasso, der altersschwache Schäferhundrüde, döste im Schatten eines Strauches und gönnte ihr keinen Blick...“

Die Personen werden gut charakterisiert. Greta ist freischaffende Schriftstellerin. Sie hat sich vor einiger Zeit von ihrem Freund getrennt. Ihre Schwester Sophie studiert in Dresden. Das liebevolle Verhältnis der Geschwister wird in jeder Zeile spürbar. Trotzdem gibt es auch Meinungsverschiedenheiten. Die werden allerdings klar ausgesprochen.
Gretas Vater ist Maler mit Leib und Seele. Das alltägliche Leben tangiert ihn nur punktuell. Damit hat Greta gelernt zu leben. Schwieriger ist das Verhältnis zu ihrer Mutter. Hier gibt es eine unüberbrückbare Distanz.
Auf dem Künstlerhof prallen Meinungen und Probleme aufeinander. Greta fühlt sich zu Max hingezogen. Doch dann trifft sie auf Matthieu. Der allerdings scheint jeden anzubaggern, der nicht bei Drei außer Reichweite ist. Und Jan-Marten, der auf dem Hof arbeitet, hat Greta schon früher verehrt. Er ist bodenständig, höflich und sich für keine Arbeit zu schade.
Noch ahnen Greta und Sophie nicht, welche Überraschungen ihre Eltern für sie in petto haben. Ihre Mutter neigt aber dazu, erst zu handeln und dann zu denken, wenn überhaupt. Sie hat noch nicht begriffen, dass manchmal eine Entschuldigung nicht genügt.
Ich mag die Großmutter. Die hat einen klaren Standpunkt, sagt nur dann ihre Meinung, wenn es nötig ist und stellt sich nie in den Mittelpunkt.
Die Geschichte lebt von den Höhen und Tiefen der Beziehungen. Gleichzeitig ist die Liebe der Autorin zu der Landschaft spürbar. Es ist Sophie, die das an einer Stelle konkret ausspricht.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 04.03.2024

Anspruchsvolles Sachbuch

Schöpfung und Evolution?
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„...Was kann uns Naturwissenschaft über die Schöpfung und die Geschichte des Universums sagen? Und mit welcher Gewissheit? Welche Rolle spielen dabei weltanschauliche Vorentscheidungen?...“

Das sind ...

„...Was kann uns Naturwissenschaft über die Schöpfung und die Geschichte des Universums sagen? Und mit welcher Gewissheit? Welche Rolle spielen dabei weltanschauliche Vorentscheidungen?...“

Das sind nur einige der Fragen, die im Vorwort des Buches aufgeworfen werden. Danach kommen drei Wissenschaftler zu Wort.
Barbara Drossel ist Professorin für theoretische Physik. Reinhard Junker studierte Mathematik, Biologie und Theologie. Siegfried Scherer leitet bis 2021 als Professor einen mikrobiologischen Lehrstuhl.
Das Buch ist in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten Teil legt jeder der Wissenschaftler seine Position da. Im zweiten Kapitel setzt er sich konstruktiv mit der Meinung der beiden anderen auseinander. Der dritte Abschnitt ist ein Replik zu den anderen Positionen.
Es ist nicht Aufgabe dieser Rezension, die Aussagen der Wissenschaftler zu beurteilen. Wer zu dem Buch greift, sollte aber wissen, dass er auf drei sehr unterschiedliche Standpunkte trifft. Außerdem ist es von Vorteil, wenn man über solides Grundwissen in Astrophysik, Geologie und Biologie verfügt. Bei letzteren geht es vor allem um das Thema Evolution. Nicht in jedem Fall werden die Aussagen auf populärwissenschaftlichen Niveau heruntergebrochen.

„...Es ist für mich als Naturwissenschaftlerin ein großes Privileg, dass ich Gottes Schöpfung erforschen und etwas über die Gesetze und Prinzipien lernen darf, nach denen die Natur eingerichtet ist...“

Diese Aussage von Professor Drossel steht ziemlich am Anfang ihrer Ausführungen. Sie erläutert, nach welchen Prinzipien Naturwissenschaft funktioniert und was dabei zu beachten ist. In ihren Ausführungen geht es um das Alter der Erde, den Sündenfall, Tod und Leid und den Ablauf der Evolution. In ihrem letzten Satz formuliert sie, dass sie den Leser zum gründlicheren Nachdenken anregen möchte. Das ist ihr bei mir definitiv gelungen, auch wenn ich in manchen Punkten mit ihr nicht konform gehe.

„...Hat das biblische Zeugnis von Gott als Schöpfer Relevanz für die Naturwissenschaft?...“

Mit dieser Frage beginnt Dr. Junker sein erstes Kapitel. Er legt den Schwerpunkt auf die Auseinandersetzung mit der Evolutionstheorie. Wer sich schon einmal mit Intelligent Design befasst hat, wird viele Parallelen dazu in seinen Ausführungen finden. Bilder, Tabellen und Übersichten veranschaulichen seine Meinung.

„...Als Biologe faszinieren mich die immer wieder unerwarteten und überraschenden biologischen Forschungsergebnisse...“

Das ist der Ausgangspunkt für Professor Scherer. Er legt seine persönliche Entwicklung dar, weil sie seine Meinung wesentlich geprägt hat. Außerdem stellt er am Anfang wesentliche Fragen. Eine davon ist:

„...Woher kommen die Lebewesen und warum sind sie so, wie sie sind?...“

Er gibt in seinen Ausführungen ehrlich zu, dass es auf viele Fragen keine umfassenden und abschließenden Antworten gibt. Bei theologischen Themen ist er vorsichtig und weist auf sein begrenztes Wissen hin. Das betrifft auch die Aussagen zu den Komplexen Tod und Leid.

Im zweiten Kapitel möchte ich insbesondere auf die Ausführungen von Professor Drosssel hinweisen. Die fasst kurz zusammen, wo die Gemeinsamkeiten der Wissenschaftler liegen, bevor sie sich mit den Unterschieden auseinandersetzt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es regt dazu an, den eigenen Standpunkt zu überprüfen. Es ist anspruchsvoll.

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