Einmal Vollgas aus der Kurve geschossen
The Last Dragon King - Die Chroniken von Avalier 1Natürlich ist mir Leia Stone schon vorher begegnet, aber dass ich bei Fantasy zugreife, da muss mehr zusammenkommen als bei anderen Genres. Dementsprechend war es hier tatsächlich die Kombination aus ‚hatte ...
Natürlich ist mir Leia Stone schon vorher begegnet, aber dass ich bei Fantasy zugreife, da muss mehr zusammenkommen als bei anderen Genres. Dementsprechend war es hier tatsächlich die Kombination aus ‚hatte schon Erfolg‘ und ich bin dank Rebecca Yarros ohnehin im Drachenfieber.
Ja, manchmal ist es doch etwas blöd, wenn man sich mitreißen lässt, weil es auf dem Papier so vielversprechend klingt, nur um dann festzustellen, dass es leider kein Hit geworden ist. Dabei startete „The Last Dragon King“ für mich eigentlich vielversprechend. Arwen ist eine mutige Protagonistin, die weiß, was sie will und nicht will und die als Frau, die schon früh den Familienvater ersetzen musste, gelernt hat, sich in der Welt auch als Frau zu behaupten. Ich mochte sie wirklich auf Anhieb. Es geht auch in meinen Augen inhaltlich vollkommen okay los. Wir bekommen eine Welt präsentiert, die in Arwens Perspektive relativ normal und karg ausfällt und mit König Valdren tauchen wir dann in etwas deutlich Pompöseres ein, wobei man dennoch sagen muss, dass es auf mich wie keine Protz-Welt wirkte, aber einfach eine Welt mit deutlich weniger Sorgen. Die Prämisse, dass der König sich in einen Drachen verwandeln kann, passte für mich auch und erklärte auch logisch seine Machtposition. Ich mochte dann auch noch die ersten Szenen der beiden. Wie sie sich offiziell kennenlernen und wie sie dem König bei dem Flug in die Hauptstadt beisteht, weil sie zwar nicht für den Kampf ausgebildet ist, aber zum Überleben.
Danach hat mich die Geschichte aber immer mehr verloren. Schon die Seitenzahl hatte mich ehrlich gesagt stutzig gemacht. Gerade Fantasy lebt wegen des World-Buildings oft von deutlich mehr Inhalt. Der Inhalt war hier also knapp und er wirkte noch knapper, weil das Tempo so unglaublich rasant war. Denn einmal im Königreich und seinem Zentrum angekommen, da ging es nur noch Schlag auf Schlag. Das schnelle Aussortieren der Ehefrauen, tolle, innige Freundschaften zwischen den Kandidatinnen, keine Eifersucht etc., jede gönnt der anderen alles. Dazu dann eine Liebesgeschichte, die mal eben durchgekloppt wird und dann sofort in absurder Eifersucht mündet. Aber das war nicht alles. Mit Arwens Geheimnis, das offenbart wird, kommt auch ihre Ausbildung ins Spiel und auch hier, mal alles ganz schnell, schnell. Dazwischen mal kleinere Höhepunkte und wild durch die Gegend geworfene Paukenschläge, damit man dem Genre vermeintlich gerecht wird. Aber ein Charaktertod, der so gar nicht in die sonstige Erzählweise passt, das ist schon etwas seltsam.
Mich hat dann auch immer mehr gestört, dass nicht richtig deutlich wurde, was eigentlich die anvisierte Zielgruppe ist. Auch wenn Arwen volljährig ist, aber da die Welt ein wenig ‚unschuldig‘ dargestellt wurde, war ich dann an anderen Stellen wieder überrascht, dass ein ganz anderer Eindruck entstand. Was Arwen und der König teilweise für Dialoge hatten und die Kinderthematik, etwas grausig. Zudem fand ich dann noch, dass sich viele Gedankengänge von Arwen wiederholten. Immer wieder dasselbe Gefühlschaos und kaum neue Erkenntnisse, das war etwas anstrengend. Bislang sind vier Bände angekündigt, die wahrscheinlich den Inhalt von zwei regulären Bänden haben. Ich bin nach diesem Auftakt auf jeden Fall bei dem Eindruck, das war es für mich. Das ist sehr dürftig und da habe ich noch gar nicht davon angefangen, wo überall abgekupfert wurde.
Fazit: Leia Stone kannte ich bislang noch nicht und „The Last Dragon King“ wird wahrscheinlich auch dafür sorgen, dass ich sie nicht näher kennenlernen will. Das Tempo war absurd hoch und so kam nirgendwo mal Tiefgang auf. Arwen erschien mir so vielversprechend, aber alles wurde Opfer von einer großen Hast und dann Zusammenwürfeln von typischen Aspekten einer Fantasy-Erzählung. Authentisch fühlte sich dadurch kaum noch was an.