Sommerlich einladende Lektüre
Broken Heart Summer – Sunset DaysVon Tonia Krüger habe ich den ersten Band von „Love Songs in London“ als Hörbuch gehört, weil damals die Weihnachtszeit anstand und da das Geschehen an Weihnachten spielte, passte es wirklich hervorragend. ...
Von Tonia Krüger habe ich den ersten Band von „Love Songs in London“ als Hörbuch gehört, weil damals die Weihnachtszeit anstand und da das Geschehen an Weihnachten spielte, passte es wirklich hervorragend. Ich hatte zwar auch noch mitbekommen, dass es zwei weitere Bände gab, aber weil der erste Band so wunderbar in die Zeit passte und in sich auch abgeschlossen war, habe ich es ehrlich gesagt, etwas aus den Augen verloren. Nun haben wir ein ähnliches Phänomen. Der Sommer steht vor der Tür und das Cover von „Broken Heart Summer“ lädt eindeutig zum Träumen und Seele baumeln lassen. Ich habe mich jedenfalls zuerst ins Cover verliebt, entdeckte dann den mir schon bekannten Autorinnenname und dachte mir: Da schlägst du wieder zu.
Ich habe „Broken Heart Summer“ wieder als Hörbuch konsumiert und wurde so durch Mélanie Fouché und Nora Jokhosha durch die Geschichte geleitet. Ich fand die beiden Stimmen auf jeden Fall unterschiedlich genug, dass ich mich immer sofort jeweils orientieren konnte, aus welcher Perspektive das Geschehen gerade beschrieben wird. Beide Stimmen waren für mich neu, aber ich habe sie als sehr angenehm erfunden. Auch inhaltlich habe ich ein starkes Buch bekommen. Mir hat auf jeden Fall am meisten gefallen, dass quasi zwei Geschichten in einem erzählt werden und dass es dabei eine Überkreuzung der Geschlechter gibt. Das habe ich so in dem Genre noch nicht gelesen und finde ich daher auf jeden Fall sehr positiv. Dazu passte dann auch, dass Ria und Maya als Figuren sehr unterschiedlich sind. So sind die ergänzenden Perspektiven wirklich wichtig, weil man von ihnen jeweils völlig verschiedenen Input bekommt. Ria hat mich mehr an mich selbst erinnert, weil sie eher die Macherin ist, die auch die Last anderer zu ihrer eigenen macht und damit noch mehr Druck empfindet. Maya wiederum lebt im Moment, ist immer locker und in jedem Gespräch wortgewandt und offen dabei. Aber auch sie trägt ihren Ballast, weil sie sich aufgrund ihrer Familiensituation oft ungeliebt und verlassen fühlt.
Man hat die Freundschaft der beiden auf jeden Fall deutlich rausgemerkt, denn auch wenn sie so verschieden sind, da ist ein gewisses Verständnis da, so dass sie auch jeweils ihre Unterschiede voll ausleben können. Dass Maya irgendwann ihre Gefühle für Ria immer deutlich bemerkt, das ist eine interessante Wendung. Man bekommt es auch in Liebesgeschichten oft, dass aus Freunden mehr wird, aber aus zwei Freundinnen, bei denen aber nur eine ihre Sexualität noch erkundigt, da ist das schon eine belastende Ausgangslage. Meiner Meinung nach war es aber gut gelungen, dass man bei Mayas Perspektive rausgehört hat, dass es ein langsamer Realisierungsprozess war. Es waren nicht auf einmal alle Gefühle da, stattdessen kommt zunächst eine gewisse Anziehung, Rias Äußerlichkeiten bewusster wahrzunehmen und dann Eifersucht und andere Gefühle, dass auch ihre beste Freundin ihr weggenommen wird. Es war natürlich auch dramaturgisch gesehen ideal gesetzt, weil sich Ria parallel genauso auf einem Selbstfindungsprozess befindet, der sie aber eher von ihrer Freundin wegführt. Nicht aus dem Grund, dass es nicht mehr passt, aber dass sie den Abstand auch braucht, weil Maya zu sehr mit ihrem Leben verwoben ist und sie einfach mehr Raum für eine möglichst objektive Sichtweise braucht.
Ich fand die inneren Prozesse der beiden Freundinnen sehr gut erzählt. Bei Maya war am interessantesten ihre Beziehung zu ihrer Mutter und dann das Kennenlernen mit ihrem Vater und bei Ria die Erkenntnis, wie fremdgesteuert sie ihr Leben bislang geführt hat. Ihre Liebesgeschichte mit Cam hat auch gleich funktioniert, weil immer die Sorge war, Maya bekommt durch ihre Art alle ab, aber Cam war ihr sofort verfallen, das hat man gut gemerkt. Dazu muss man wirklich sagen, dass er auch ideal in ihr Leben gekommen ist. Cam war damit eben auch die Verkörperung von Hawaii und er war es, der Ria, aber auch uns als Leser in das Land und die Vielfalt einführt. Ich habe schon einige Serien auf Hawaii spielend gesehen, von daher hatte ich ein sehr lebhaftes Bild vor Augen und es war ein wirklich tolles Setting. Nun endet das Buch zwar irgendwie erstmal abgeschlossen, aber es wird noch einen zweiten Teil geben. Ich bin mir noch nicht so recht sicher, was da wohl geboten wird, aber für mich ist auf jeden Fall klar, diesmal werde ich Krüger nicht aus den Augen verlieren.
Fazit: „Broken Heart Summer“ ist auf jeden Fall eine sehr empfehlenswerte Lektüre, auch als Hörbuch, weil zwei schöne Stimmen durch die Geschichten der Freundinnen Ria und Maya führen. Insgesamt ein mal völlig anderer Aufbau für dieses Genre, aber emotional, individuell mitreißend und auch nachdenklich machend. Ich war auf jeden Fall ohne große Kritikpunkte sehr angetan und bin gespannt auf den zweiten Band.