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Veröffentlicht am 11.07.2024

Die weite Reise eines kleinen Regentropfens

Am Himmel die Flüsse
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Was haben Arthur Smyth, der im 19. Jahrhundert in London an der Themse geboren wird und in der Gosse aufgewachsen ist, die neunjährige Narin, die im Jahr 2014 mit ihrer Großmutter in einer jesidischen ...

Was haben Arthur Smyth, der im 19. Jahrhundert in London an der Themse geboren wird und in der Gosse aufgewachsen ist, die neunjährige Narin, die im Jahr 2014 mit ihrer Großmutter in einer jesidischen Gemeinde am Tigris lebt, und die junge Hydrologin Dr. Zaleekhah Clarke, die 2018 ein Hausboot auf der Themse bewohnt, gemeinsam?

„Am Himmel die Flüsse“ ist ein Roman von Elif Shafak.

Die Struktur des Romans ist komplex. Er besteht aus fünf Teilen, die wiederum in zahlreiche Kapitel mit mehreren Abschnitten untergliedert sind. Erzählt wird im Präsens aus wechselnder Perspektive und in drei Handlungssträngen, die in unterschiedlichen Jahren und an verschiedenen Orten spielen. Angaben zu Beginn der Kapitel erleichtern dabei die Orientierung.

Die Sprache ist anschaulich, atmosphärisch und authentisch. Etliche Fachbegriffe und fremdsprachige Wörter machen den Text jedoch stellenweise nicht ganz so leicht zu verstehen.

Mit Arthur, Narin und Zaleekha gibt es drei sehr unterschiedliche Hauptfiguren. Die weiblichen Charaktere haben mich am meisten überzeugt.

Aus inhaltlicher Sicht spielt vor allem das Thema Wasser eine Rolle, das sich auch in mehreren gestalterischen Details im Buch wiederfindet. Dabei wird vor allem der Kreislauf des Wassers und die Art und Weise, wie dieser die Menschen verbindet dargestellt. Dadurch lässt sich beim Lesen noch einiges lernen.

Auch menschliche Nöte und Schicksale erzählt die Geschichte. Besonders berührt hat mich das IS-Massaker im Jahr 2014 an der jesidischen Glaubensgemeinschaft. Bei diesen und weiteren Aspekten des Romans zeigt sich die intensive und fundierte Recherchearbeit der Autorin.

Die rund 570 Seiten lange Geschichte weist zwar durchaus ein paar Längen auf. Dennoch hat mich die vielschichtige Handlung gut unterhalten.

Der deutsche Titel ist erfreulicherweise nahe am englischsprachigen Original („There are Rivers in the Sky“). Das farbenfrohe und künstlerisch anmutende Cover gefällt mir. Es greift das Wassermotiv auf.

Mein Fazit:
Mit „Am Himmel die Flüsse“ ist Elif Shafak ein lesenswerter, interessanter und aufschlussreicher Roman gelungen, der mich unterhalten und bewegt hat.

Veröffentlicht am 01.07.2024

Von einem Piraten und einer Imkerin

In den Farben des Dunkels
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Es ist Hochsommer in der kleinen Stadt Monta Clare (Missouri) in den Vereinigten Staaten, als der 13-jährige Teenager Joseph Macauley, genannt Patch, entführt wird. Seine beste Freundin Saint Brown will ...

Es ist Hochsommer in der kleinen Stadt Monta Clare (Missouri) in den Vereinigten Staaten, als der 13-jährige Teenager Joseph Macauley, genannt Patch, entführt wird. Seine beste Freundin Saint Brown will ihn unbedingt finden und setzt dafür ihre ganze Kraft ein. Endlich wird Patch befreit. Doch ihm geht Grace nicht aus dem Kopf, das Mädchen, das mit ihm in dem stockdunkeln Raum war. Wer ist sie? Und wie ist es ihr ergangen?

„In den Farben des Dunkels“ ist ein Spannungsroman von Chris Whitaker.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 261 kurzen Kapiteln, die sich auf zehn Teile erstrecken. Erzählt wird aus wechselnder Perspektive, aus der Sicht von Saint und Patch. Die Handlung umfasst mehrere Jahrzehnte, beginnend in den 1970er-Jahren, und endet 2001.

Die Sprache des Romans ist ungekünstelt und wenig raffiniert, aber atmosphärisch und eindringlich. Der Schreibstil ist geprägt von vielen Dialogen.

Patch und Saint sind die Hauptfiguren der Geschichte. Ihr Innenleben und ihre persönliche Entwicklung werden sehr gut deutlich. Sie werden mit psychologischer Tiefe dargestellt.

Auf inhaltlicher Ebene geht es um mehrere Themen: Freundschaft und Liebe, aber auch Verbrechen, Traumata und Gewalt, um nur die wichtigsten zu nennen. Auch gesellschaftskritische Aspekte tauchen auf. Dadurch wird weit mehr als nur ein Kriminalfall geschildert.

Trotz der fast 600 Seiten bleibt die Handlung erhalten. Es gibt dank mehrerer Wendungen kaum Längen.

Das Cover ist wenig aussagekräftig, aber durchaus ansprechend. Der deutsche Titel ist erfreulicherweise nahe am englischsprachigen Original („All the Colours of the Dark“).

Mein Fazit:
Auch mit „In den Farben des Dunkels“ hat mich Chris Whitaker überzeugt. Sein Mix aus Krimi, Liebesgeschichte und Entwicklungsroman ist in mehrfacher Hinsicht gelungen und definitiv lesenswert.

Veröffentlicht am 12.06.2024

Der wiederkehrende Willensbruch

Ich stelle mich schlafend
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Das Gebäude des KlickKlack steht nicht mehr. Dort, wo Yasemin einmal gewohnt hat, ist nur noch eine Brache. Die 35-Jährige ist in diesem Teil der Stadt aufgewachsen. Dort hat sie im Alter von 13 Jahren ...

Das Gebäude des KlickKlack steht nicht mehr. Dort, wo Yasemin einmal gewohnt hat, ist nur noch eine Brache. Die 35-Jährige ist in diesem Teil der Stadt aufgewachsen. Dort hat sie im Alter von 13 Jahren den drei Jahre älteren Vito kennengelernt. Eine Begegnung mit fatalen Folgen…

„Ich stelle mich schlafend“ ist ein Roman von Deniz Ohde.

Meine Meinung:
Der Roman beginnt mit einer Art Prolog, dem sich acht Kapitel anschließen. Erzählt wird aus einer personalen Perspektive, vorwiegend aus der Sicht von Yasemin. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren und spielt an verschiedenen Schauplätzen in Deutschland. Ein aufmerksames Lesen ist aufgrund vieler Zeitsprünge nötig.

In sprachlicher Hinsicht hat mich die Autorin beeindruckt. Der Schreibstil ist unaufgeregt, aber sehr atmosphärisch. Starke, teils ungewöhnliche Bilder tauchen immer wieder auf.

Yasemin, die Protagonistin, ist keine leicht zugängliche Figur, aber ein psychologisch ausgearbeiteter und lebensnaher Charakter. Ihre Gedanken und Gefühle sind bisweilen ambivalent, jedoch nachvollziehbar dargestellt. Auch Vito erscheint durchaus authentisch und nicht zu überzeichnet. Allerdings hätten sowohl er als auch die übrigen Personen ausführlicher beschrieben werden können, da so manche Hintergründe im Verborgenen bleiben.

Inhaltlich wiederholen sich mehrere Motive. Das sind beispielsweise die verlorene Unschuld, der Willensbruch, die verinnerlichte Scham und sexuelle Übergriffe. Alles in allem geht es insbesondere um sexualisierte Gewalt gegenüber Frauen - in jeglicher Form. Eine schwierige, aber so wichtige Thematik. Dieser feministische Blick macht die Geschichte zeitgemäß und bietet viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren.

Auf den knapp 250 Seiten baut sich eine subtile Spannung auf. Die Auflösung erschließt sich und passt ins Bild. Leider schwächeln die letzten Kapitel sehr. In pathetischem Ton steigert sich die Selbstreflexion der Protagonistin ins Unglaubwürdige und es werden Verknüpfungen hergestellt, die ich als zu verallgemeinernd und überzogen empfunden habe. Die Umsetzung ist alles andere als elegant. Zum Schluss drängt sich der Eindruck auf, die Autorin wollte auf den wenigen verbleibenden Seiten noch möglichst viele ähnliche Aspekte unterbringen.

Das aussagekräftige Cover sticht aus der Masse hervor und passt in mehrfacher Hinsicht hervorragend zur Geschichte. Auch der Titel ist eine gute Wahl.

Mein Fazit:
Mit „Ich stelle mich schlafend“ hat Deniz Ohde einen Roman zu einem gesellschaftlich bedeutsamen Thema geschrieben, dem eine große Aufmerksamkeit zu wünschen wäre. Zwar schmälert das letzte Drittel meinen ansonsten positiven Gesamteindruck. Dennoch eine durchaus lesenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 10.06.2024

Wenn sich die Mutter aus dem Staub macht

In den Augen meiner Mutter
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Seit 20 Jahren ist ihre Mutter Nancy Brown beinahe spurlos verschwunden. Nun steht ihre Tochter Georgie kurz davor, selbst ein Kind zu bekommen. Ausgerechnet jetzt erhält sie Hinweise zum Aufenthaltsort ...

Seit 20 Jahren ist ihre Mutter Nancy Brown beinahe spurlos verschwunden. Nun steht ihre Tochter Georgie kurz davor, selbst ein Kind zu bekommen. Ausgerechnet jetzt erhält sie Hinweise zum Aufenthaltsort von Nancy. Wird die Hochschwangere ihre Mutter endlich finden? Und warum ist diese damals überhaupt gegangen?

„In den Augen meiner Mutter“ ist ein Roman von Jo Leevers.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus 55 kurzen Kapiteln, denen ein Prolog vorausgeht. Erzählt wird im Präsens aus zwei Perspektiven, nämlich aus der Sicht von Nancy und der von Georgie. Die Geschichte spielt an unterschiedlichen Schauplätzen in Großbritannien und auf zwei Zeitebenen: in der Gegenwart sowie in der Vergangenheit (ab dem Jahr 1984).

In sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig. Der Schreibstil ist anschaulich und dank vieler Dialoge lebhaft.

Nancy und Georgie, Mutter und Tochter, sind die Protagonistinnen der Geschichte. Zwei lebensnahe Charaktere, die weitgehend klischeefrei und mit psychologischer Tiefe dargestellt werden. Ihr Innenleben ist gut nachvollziehbar. Auch Dan, die dritte Hauptfigur, wirkt authentisch. Eine weitere männliche Figur, die eine wichtige Rolle spielt, wird für mich allerdings nicht schlüssig in ihrem Verhalten beschrieben.

Inhaltlich dreht sich viel um Familiengeheimnisse, Schuld und Scham. Mutterschaft und die hohen Erwartungen an Frauen sind weitere Schwerpunkte. Dabei setzt der Roman feministische Impulse und regt zum Nachdenken an. Diese Form der Gesellschaftskritik hat mir sehr gefallen. Jedoch bringt die Autorin noch einiges mehr in der Geschichte unter, sodass sie inhaltlich etwas überfrachtet wird.

Auf den mehr als 300 Seiten ist die Geschichte unterhaltsam. Für Spannung sorgen mehrere Geheimnisse und Verwicklungen. Leider wirkte die Handlung an manchen Stellen zu sehr konstruiert.

Das hübsche Cover passt für mich thematisch nicht so richtig. Der deutsche Titel ist ebenfalls eine schlechtere Wahl als beim englischsprachigen Original („The Last Time I Saw You“).

Mein Fazit:
Mit „In den Augen meiner Mutter“ hat mich Jo Leevers nicht in Gänze überzeugt. Dennoch ist der Roman eine kurzweilige und spannungsreiche Lektüre.

Veröffentlicht am 14.05.2024

Mit Sami und Carlotta ins Getümmel

tiptoi® Mein Wimmelbuch
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Im Bahnhof herrscht viel Betrieb. Auch im Wald, im Schwimmbad und im Park ist einiges los. Sami und Carlotta stürzen sich ins Getümmel und erkunden die Stadt…

„Mein Wimmelbuch“ ist ein Bilderbuch für ...

Im Bahnhof herrscht viel Betrieb. Auch im Wald, im Schwimmbad und im Park ist einiges los. Sami und Carlotta stürzen sich ins Getümmel und erkunden die Stadt…

„Mein Wimmelbuch“ ist ein Bilderbuch für Kinder ab drei Jahren und Teil der Tiptoi-Reihe.

Meine Meinung:
Das interaktive Bilderbuch besteht aus sieben Doppelseiten. Auf jeder ist ein großes Wimmelbild zu sehen. Die Illustrationen von Stéffie Becker sind mit Liebe zum Detail erstellt und wirken sowohl zeitgemäß als auch ansprechend. Es gibt sehr viel zu betrachten. Wiederkehrende visuelle Elemente wie ein kleiner Bagger und ein Dino verleihen den Zeichnungen einen besonderen Charme.

Die kurzen Texte von Anja Kiel mit ihrem alltagstauglichen Vokabular sind leicht verständlich und damit passend für die Altersgruppe. Auch die Audioelemente sind in sprachlicher Hinsicht gelungen.

Thematisch bildet das Buch verschiedene Lebenswelten ab: in der Innenstadt, im Kindergarten, im Wald, im Schwimmbad, im Park, auf dem Bahnhof und auf dem Stadtfest. Dadurch sollte jedes Kind für sich interessante Dinge entdecken können. Diversität wird erfreulicherweise berücksichtigt. Zudem verzichtet das Buch auf veraltete Klischees und Rollenbilder.

Die interaktiven Elemente haben mich auch bei diesem Tiptoi-Buch überzeugt. Auf jeder Seite wird ein Suchspiel angeboten, um unter anderem Farben und Zahlen zu üben und die Konzentration zu schulen. Darüber hinaus sind mehrere Lieder integriert, manche versteckt und andere offen. Abgespielt werden zudem verschiedene Geräusche wie Tierstimmen, Fahrzeuglärm, Gesprächsausschnitte und vieles mehr. Diese Vielfalt sorgt für einen langen Wimmelspaß.

Das Cover gefällt mir ebenfalls gut. Die Pappseiten sind nicht so dick wie andere Bände der Reihe, dennoch aber einigermaßen stabil.

Mein Fazit:
„Mein Wimmelbuch“ ist eine sinnvolle und interessante Ergänzung des Tiptoi-Sortiments. Ein interaktives Bilderbuch, mit dem Kinder unterhalten werden und etwas lernen können. Ich kann es wärmstens empfehlen.