Ein Juwel im Krimigenre
Wenn die Nacht endetVor zwanzig Jahren ist im halländischen Skavböke der achtzehnjährige Mikael Söderström erschlagen aufgefunden worden. Auf einer Party in der Nacht davor gab es Streit, die Namen von zwei Freunden tauchen ...
Vor zwanzig Jahren ist im halländischen Skavböke der achtzehnjährige Mikael Söderström erschlagen aufgefunden worden. Auf einer Party in der Nacht davor gab es Streit, die Namen von zwei Freunden tauchen in diesem Zusammenhang immer wieder auf, denen aber beiden nichts nachzuweisen ist. Zwanzig Jahre später geschieht erneut ein Mord, der jüngere Bruder von Mikael ist das Opfer. Vidar Jörgensson von der Polizei Halmstadt übernimmt die Ermittlungen und findet bald eine Spur, die in die Vergangenheit führt.
„Die Geschichte schert sich nicht um Wünsche oder Erwartungen, um nichts dergleichen. Stattdessen: ein Sortiment von Personen, die reden und handeln, die Zeugenaussagen machen, verlogene wie der Wahrheit entsprechende, die einander ablehnen oder idealisieren. Einige entziehen sich, wollen nicht sichtbar in Erscheinung treten, wirken aber dennoch im Stillen; ihr Handeln erzeugt einen Widerschein in vollkommen anderen Lebensgeschichten.“ (Seite 20)
Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den dritten Teil der Halland-Krimi-Reihe, folgend auf „Wenn die Nacht endet“ und „Unter dem Sturm“, in denen Vidar Jörgensson ermittelt. Man kann alle Bücher unabhängig voneinander lesen, die einzelnen Fälle stehen im Vordergrund, und wenn es etwas gibt, das der Leser wissen sollte, wird es wiederholend erzählt.
Dieser Teil der hervorragenden Buchreihe ist für mich der Höhepunkt der Serie, es ist für mich, als sei der Autor angekommen und seine Buchfiguren mit ihm mit. Anfangs springt er ein wenig durch die Zeiten, bedient einen Sprecher, der zu den Lesenden spricht, bald aber führt er durch die Geschichte und nimmt ganz routiniert mich als Beobachterin mit. Einzig die vielen ungewohnten Vor- und Nachnamen bereiten mir Schwierigkeiten; die Polizistin Gerd lässt mich permanent schmunzeln, weil mein Mann genauso heißt, allerdings stolpere ich beim Lesen genauso oft deswegen und stocke im Text. Die vielen schwedischen Familiennamen führen in der Fülle dazu, dass ich an manchen Stellen einfach nicht mehr weiß, wer gemeint ist. Natürlich ergibt sich im weiteren Verlauf die richtige Zuordnung, allerdings würde ich dafür nicht die Hand ins Feuer legen. Dies schmälert allerdings nicht im geringsten das Lesevergnügen!
Dieser komplexe und überaus spannende Kriminalfall lässt mich begeistert das Buch zuschlagen und mehr als zufrieden zurück. Viele falsche Fährten legte der Autor, deutete da etwas an, hinterließ dort einen Hinweis, lief im Kreis und kehrte wiederholt in die Vergangenheit zurück. Ich fand Verdächtige und Täter, verwarf meine Theorie, überlegte hier, kombinierte da, kam aber trotzdem nicht auf die Lösung, die mich verblüffte, weil sie eigentlich so naheliegend, aber trotzdem gut versteckt war. Ein großartiger Krimi, der mich sehnsüchtig auf eine Fortsetzung warten lässt. Uneingeschränkte Leseempfehlung gibt es dafür von mir.