Liebe mich oder nicht
Kleine GrausamkeitenWilliam, Brian und Luke sind Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. William ist der Älteste, Brian ein Jahr jünger und Luke das Nesthäkchen, obwohl zwischen William und ihm nur zwei Jahre ...
William, Brian und Luke sind Brüder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. William ist der Älteste, Brian ein Jahr jünger und Luke das Nesthäkchen, obwohl zwischen William und ihm nur zwei Jahre liegen. Bereits mit dem ersten Satz am Anfang des Buches ist klar, dass einer der Brüder tot ist. Welcher von den dreien es ist, was passierte und warum, das wird verschwiegen und bleibt bis kurz vor dem Ende offen. Wie es dazu kommen konnte, davon handelt dieses Buch.
„Wir wussten alle, dass dieses Erlebnis tiefe Narben bei ihm hinterlassen hatte, aber es war eine der kleinen Grausamkeiten unserer Familie, dass wir oft und gern darauf zurückkamen.“ Seite 270
Das Buch ist in zwei Teile aufgeteilt und im ersten Teil kommen hintereinander die drei Brüder zu Wort. Dies geschieht nicht chronologisch, die Kapitel springen zwischen den Jahren und Episoden hin und her, aber nie habe ich das Gefühl, verwirrt zu sein. Genial ist hierbei, dass die Art der Erzählung vom jeweiligen Alter des Erzählers abhängt. Wenn also der neunjährige William etwas erzählt, tut er dies kindlicher, als wenn er in die 2000er Jahre springt, wo er bereits erwachsen ist. Die Sprache ist leicht an das Alter angepasst, die Handlungen sind es natürlich komplett. So konnte ich mir gut die jeweilige Gefühlslage vorstellen, was mich den Charakteren näher brachte.
Anfangs hat es gedauert, bis die Geschichte mich gefangen nahm, was damit zusammenhängt, dass die Bezeichnung Kriminalroman mich etwas anderes erwarten ließ. Ich würde hier eher von einem Familienroman sprechen, besser noch einer griechischen Tragödie, die unweigerlich mit dem Tod eines der Hauptakteure endet. Die Art und Weise der Erzählung sowie der Umstand, dass ich nicht wusste, wer gestorben ist, hat mich dazu animiert, immer wieder zu raten, was passiert sein könnte. Letztendlich lag ich falsch, obwohl ich meine Meinung immer wieder revidieren musste.
Beim lesen habe ich eine ganze Palette an Gefühlen durchlebt, die Brüder haben mich fasziniert, angeekelt, berührt und entsetzt. Zuletzt konnte ich das Buch nicht mehr als der Hand legen, fieberte dem Finale entgegen und war dennoch überrascht, wie heftig es mich traf, als und in welcher Form das Ende kam. Ein wunderbares, spannendes und überraschend emotionales Buch, das mich begeistert zurücklässt. Für mich persönlich bereits jetzt ein Jahreshighlight, für diesen Monat ganz sicher meine literarische Sensation. Von mir gibt es zehn Sterne von fünf. Grandios!