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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2019

Und du so in den 70ern?

Scheiße, ist das lange her!: Und du so in den 70ern?: Zum Ausfüllen, Lachen und Erinnern
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Bei „Scheiße, ist das lange her“ handelt es sich um ein witziges Eintragebuch über alles, was in den 1970er Jahren wichtig für alle war. In toll aufgemachten Kapiteln erfährt man alles Mögliche über die ...

Bei „Scheiße, ist das lange her“ handelt es sich um ein witziges Eintragebuch über alles, was in den 1970er Jahren wichtig für alle war. In toll aufgemachten Kapiteln erfährt man alles Mögliche über die Gepflogenheiten in dem besagten Jahrzehnt, egal ob es um das Wählscheibentelefon, psychedelische Tapeten oder krasse Möbel und Klamotten handelte. Auf jeder Seite besteht die Möglichkeit, selbst Fotos oder Erinnerungen einzutragen, so dass das Buch zu einem schönen Sammelalbum wird. Dabei ist das Buch sehr schön gestaltet, sehr schön bunt und witzig.

Ich werde das Buch noch oft in die Hände nehmen, obwohl ich selbst in den 1970er Jahren noch ein Kind war. Aber natürlich erinnere auch ich mich an unser erstes Telefon, bei dem ich immer fragen musste, ob ich mal telefonieren darf und mein Vater darauf achtete, dass das Gespräch nicht zu lange dauert. Ich erinnere mich an die orange-gelbe Blumentapete in meinem Kinderzimmer, an tolle Spielsachen fern jeder Elektronik, aber auch an unsere erste Spielekonsole, an der wir so manchen Nachmittag spielend verbracht haben.

Schön gemachtes, buntes Sammel- und Eintragebuch, das ich sehr gerne weiterempfehlen werde!

Veröffentlicht am 03.09.2019

Drama, Baby

Perfectly Broken (Bedford-Reihe 1)
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Nach dem Tod ihres Lebensgefährten zieht Brooklyn um, um neu anzufangen. Im Café von Molly hat sie einen Job und mietet sich eine kleine Wohnung. Die Schlafzimmer ihrer und der Nachbarwohnung sind durch ...

Nach dem Tod ihres Lebensgefährten zieht Brooklyn um, um neu anzufangen. Im Café von Molly hat sie einen Job und mietet sich eine kleine Wohnung. Die Schlafzimmer ihrer und der Nachbarwohnung sind durch eine Zwischentür verbunden, die natürlich verschlossen ist. Doch schon kurz nach ihrem Einzug beginnt sie, mit ihrem Nachbarn Chase durch die geschlossene Tür zu sprechen. Und sie merkt, wie gut er ihr tut. Doch kann sie sich auf ihn einlassen oder verrät sie dadurch Thomas, ihren verstorbenen Freund?

Brooklyn hat wirklich Schlimmes durchgemacht und das merkt man auch in jeder Zeile des Buches. Und man merkt, wie gut ihr Chase tut, der wirklich liebenswert und sehr nett rüberkommt, während er und Brooklyn sich durch die geschlossene Tür unterhalten. Diesen Teil des Buches fand ich auch wirklich schön beschrieben und zu Herzen gehend.

Als die beiden sich dann in Echt gegenüberstehen, verpufft für mich so ein bisschen der Zauber des Buches. Brooklyn ging mir ehrlich gesagt ein bisschen auf die Nerven mit ihrem ständigen Hin und Her was ihre Gefühle für Chase anging. Einerseits konnte ich sie verstehen, aber andererseits verdrehte ich hier und da die Augen, wenn sie ihm mal wieder wahre Sturzbäche an Tränen in sein T-Shirt weinte.

Insgesamt fand ich die Geschichte wirklich süß, aber es war mir zu viel … zu viel von allem: zu viel Drama, zu viele Tränen, zu viele Zufälle, zu viel Schicksal. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen. Wegen mir hätten sie sich bis kurz vor Schluss nur durch die geschlossene Verbindungstür unterhalten können, das hätte mir vollkommen gereicht. Das waren nämlich die stärksten Momente im Buch!

Nett, aber zu viel Drama!

Veröffentlicht am 02.09.2019

Lügen

Dear Evan Hansen
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„Das Ich, das ich bin, ist nicht mehr das Ich, das ich war. Ebenso wie das Ich, das ich bin, nicht das Ich ist, das ich sein werde.“

Evan Hansen ist nicht der beliebteste Schüler an seiner Schule. Eher ...

„Das Ich, das ich bin, ist nicht mehr das Ich, das ich war. Ebenso wie das Ich, das ich bin, nicht das Ich ist, das ich sein werde.“

Evan Hansen ist nicht der beliebteste Schüler an seiner Schule. Eher ist es so, dass er nicht gesehen wird, wenn er durch die Flure schleicht. Als Evan als Aufgabe für seinen Therapeuten einen Brief an sich selbst schreibt und ausdruckt, gerät der Connor Murphy in die Hände. Dem Connor Murphy, der sich später das Leben nimmt und dabei immer noch Evans Brief in der Tasche hat, der nun als Abschiedsbrief gehandelt wird. Anstatt das Missverständnis aufzudecken, lebt Evan von nun an die Lüge, dass er und Connor Freunde waren. Damit gibt er Connors Familie Trost und wird auf der Schule plötzlich der Junge, der mit Connor befreunde war und deshalb interessant ist. Doch wie lange kann Evan diese Lüge aufrecht erhalten?

Evan Hansen macht in dieser Geschichte wirklich alles falsch. Zugutehalten muss man ihm, dass er es nicht aus Bosheit macht, sondern um Connors Familie ein neues Bild ihres Sohnes und Bruders zu vermitteln. Doch je weiter die Lügen gehen, umso tiefer verstrickt sich Evan eben auch in ein Geflecht aus Beliebtheit: Schließlich war er der einzige Freund Connors, so denken seine Mitschüler. Das Buch zeigt aber auch schön, wie es Jugendlichen wie Evan tief drin wirklich geht. Die Einsamkeit, die Gedanken um Tod, die depressiven Stimmungen. All das verkörpert Evan eben auch. Und da ist es nur zu verständlich, dass er sich in seiner neuen Beliebtheit sonnt – einer Beliebtheit, die leider so schnell vergeht wie sie gekommen ist.

„Dear Evan Hansen“ ist das Buch zu einem recht bekannten amerikanischen Musical. Das Thema ist gut gewählt, da es – gerade in den USA – in den letzten Jahren wohl verstärkt zu Selbstmorden Jugendlicher gekommen ist, die halt nicht beliebt waren. Es ist ein trauriges Thema, auch wenn Evan mich oft zum Schmunzeln gebracht hat.

Ein Jugendbuch mit einer ernsten Botschaft und irgendwie auch mit der Aussage, dass man nicht aufgeben darf, sondern den Schmerz hinnehmen soll und weitermachen muss.

Veröffentlicht am 01.09.2019

Das Marschmädchen

Der Gesang der Flusskrebse
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Von ihrer Mutter und den Geschwistern verlassen lebt die sechsjährige Kya allein mit ihrem trinkenden Vater in einer Hütte mitten in den Sümpfen. Als auch ihr Vater verschwindet, bleibt das Kind allein ...

Von ihrer Mutter und den Geschwistern verlassen lebt die sechsjährige Kya allein mit ihrem trinkenden Vater in einer Hütte mitten in den Sümpfen. Als auch ihr Vater verschwindet, bleibt das Kind allein zurück und versucht allein für sich zu sorgen. Mit Hilfe des Schwarzen Jumpin, seiner Frau Mabel und des Jungen Tate gelingt es ihr, für sich zu sorgen. Und Kya bleibt immer allein und hält sich von den Bewohnern des nahen Städtchens fern, was sie zu einer Ausgestoßenen macht. Als Chase Andrews, der Goldjunge der Stadt, tot aufgefunden wird, hält der Sheriff Kya für die Mörderin. Wird sie verurteilt werden?

Kya dabei zu begleiten, wie sie allein in dieser unwirtschaftlichen Umgebung aufwächst, war wirklich fesselnd. Mir tat dieses Kind leid, das doch nur eins wollte: Geliebt zu werden. Stattdessen wird sie von allen verstoßen und ausgelacht. Die Menschen halten sich von den Menschen in der Marsch fern, halten sie für schmutzig und unwürdig. Nur Tate lässt sich nicht abschrecken, bringt ihr das Lesen bei und wird ihre erste Liebe. Das hat mich sehr berührt.

Der Prozess ist sehr spannend, da auf den ersten Blick viel gegen das Mädchen spricht und in der Stadt schon eine Art Vorverurteilung stattfindet. Als Leser will man nur eins: Kya soll zurück zu ihrer Hütte in der Marsch, zu ihren Tieren und ihrer Hütte.

Neben Kyas Geschichte steht die Natur im Vordergrund. Das einfache Leben in der Marsch, die Tiere, die Natur sind ebenso Hauptdarsteller des Buches. Man erfährt viel über das Leben im Sumpf, was faszinierend ist.

Eine schöne Geschichte über ein Mädchen, das von allen verlassen ein einsames Leben lebt. Sehr schön erzählt und faszinierend.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Springt sie oder springt sie nicht?

Der Sprung
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„…, also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“

Eine junge Frau steht auf einem Dach. Will sie springen? Die Polizei geht davon aus. Vor dem Haus ...

„…, also wenn du mich fragst, so gesamthaft gesehen, ist das Nichtverrücktsein die eigentliche Anomalie.“

Eine junge Frau steht auf einem Dach. Will sie springen? Die Polizei geht davon aus. Vor dem Haus versammeln sich viele Schaulustige. Einen Tag und eine Nacht steht die Frau auf dem Dach, während das Leben in der kleinen Stadt weitergeht und sich für andere Bewohner das Leben komplett ändert. Wie wird es mit allen weitergehen?

Was für ein Buch! Simone Lappert hat ein tolles Buch geschrieben, das man kaum aus der Hand legen kann. Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht mit Felix, Finn, Astrid & Co. Welche Entscheidungen treffen sie für ihr Leben? Wie wirkt sich das Verhalten der jungen Frau auf dem Dach auf die anderen aus? Und so habe ich den Roman regelrecht verschlungen, weil ich wissen musste, welches Ende alles nehmen wird.

Dabei habe ich gelacht, war traurig und habe wieder gelacht, gelächelt und mich mit den handelnden Personen gefreut, habe Entscheidungen begrüßt oder verflucht. Nach und nach werden die Geschichten der einzelnen Personen erzählt, so dass man mit jeder Seite mehr nachvollziehen kann, warum sie handeln wie sie handeln. Dabei ist das Ganze so meisterlich erzählt, so miteinander verwoben, dass man erst nach und nach erkennt, wie alles zusammenhängt.

Ein wirklich toll erzähltes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe.