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Veröffentlicht am 10.06.2020

Spannender 5.Band mit einem Rückblick auf die Vergangenheit

Schwestern im Tod
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Bernard Miniers aktueller Thriller „Schwestern im Tod“ ist der bereits 5.Band um den französischen Ermittler Martin Servaz, führt den Leser jedoch zunächst in dessen Vergangenheit.
Martin ist junger Familienvater ...

Bernard Miniers aktueller Thriller „Schwestern im Tod“ ist der bereits 5.Band um den französischen Ermittler Martin Servaz, führt den Leser jedoch zunächst in dessen Vergangenheit.
Martin ist junger Familienvater und erst seit kurzem in der Mordkommission in Toulouse tätig, als auf der Île de Ramier die Leichen zweier jungen Studentinnen aufgefunden werden. Die beiden blonden Mädchen sind an Baumstämme gefesselt und in weiße Kommunionskleider gehüllt, eine wurde von hinten erschlagen, der anderen wurde das Gesicht grausam entstellt. Die Opfer sind schnell als zwei Schwestern identifiziert, die Ermittlungen deuten unter anderem auf den Krimi-Autor Erik Lang als Täter, der zu den Schwestern engeren Kontakt hatte, doch dann führen Spuren zu einem anderen Täter und der Fall wird schnell abgeschlossen.
25 Jahre später werden bei Martin Servaz unangenehme Erinnerungen geweckt, als er zu einem Tatort gerufen wird im Haus des damals verdächtigen Krimiautors. Diesmal wurde seine Ehefrau Opfer eines grausamen Mordes. Servaz‘ Vorbehalte werden noch dadurch verstärkt, dass auch hier das Opfer ein weißes Kommunionskleid trägt. Kann das ein Zufall sein, oder wurde der Doppelmord 25 Jahre zuvor zu vorschnell zu den Akten gelegt? Während Servaz nicht zuletzt durch private Entwicklungen psychisch und physisch an seine Grenzen gerät, nimmt er auch den alten Fall genauer unter die Lupe und erlangt durch neue Untersuchungsmethoden zu erstaunlichen neuen Erkenntnissen.
Für mich ist es nicht der erste Thriller aus dieser Reihe, und wieder einmal hat mir die Geschichte insbesondere aufgrund ihrer sprachlichen Ausgestaltung besonders gut gefallen. Die beiden Teile unterscheiden sich deutlich voneinander, die Persönlichkeit Martin Servaz‘ wirkt im ersten Teil unsicherer und unreifer, dennoch scheint hier schon sein intuitiver Ermittlungsstil durch. Im zweiten Teil, der 25 Jahre später angesiedelt ist, spürt man seine Erfahrung aber auch die Spuren, die die vergangenen Fälle an ihm hinterlassen haben.
Mich fasziniert auch hier wieder, wie geschickt der Autor mit den Empfindungen nicht nur seiner Figuren sondern auch der Leser spielt. Eine zentrale Rolle kommt in diesem Band dem Krimiautoren Erik Lang zu, der sehr manipulativ auftritt. Insbesondere bei ihm ist oft nicht klar, wo bei ihm Wahrheit und Fiktion ineinandergreifen und in wieweit er seine Fans für seine Zwecke benutzt. Es gibt einige Szenen, die mir beim Lesen ein eindringliches Gefühl von Unbehagen hervorgerufen haben.
Liebe, Verehrung und die sogartige Wirkung des geschriebenen Worts sind zentrale Themen dieses Thrillers, der mich beim Lesen mit seiner Atmosphäre in den Bann gezogen hat. Manches erscheint klischeehaft, dann gibt es wieder Szenen, die erschaudern lassen aufgrund der Abgründe der menschlichen Seele, die sie offenbaren.
Mir hat der Thriller mit seinem hohen Spannungsbogen gut gefallen, ich mag die Komplexität der Geschichten ebenso wie die sprachliche Intensität.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

eine spannende Ausgangssituation mit einer enttäuschend konstruierten Geschichte

Der Tunnel - Nur einer kommt zurück
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Sechs Freunde unternehmen wie jedes Jahr eine Bootstour durch Großbritanniens längsten und historischen Kanaltunnel, doch nach der zweistündigen Fahrt sind 5 der jungen Leute verschwunden. Der sechste, ...

Sechs Freunde unternehmen wie jedes Jahr eine Bootstour durch Großbritanniens längsten und historischen Kanaltunnel, doch nach der zweistündigen Fahrt sind 5 der jungen Leute verschwunden. Der sechste, der Bootsführer Matthew ist verletzt und kann sich an die Ereignisse während der Fahrt nicht erinnern. Als einziger Überlebender wird er schnell zum Sündenbock abgestempelt.
Der Journalist und Autor Robin Ferringham ist überrascht, als er von dem ihm unbekannten Matthew einen Anruf mit Bitte um Hilfe erhält, umso mehr als Matthew vorgibt, diesen Tip von Robins Frau Samantha bekommen zu haben, denn Sam ist vor drei Jahren während einer beruflichen Reise nach Huddersfield spurlos verschwunden. Aber Huddersfield ist nur wenige Meilen vom Standedge-Tunnel entfernt und Matthew kann durch einen Hinweis glaubhaft vermitteln, dass es tatsächlich Samantha war, die ihn gebeten hat, Robin zu kontaktieren.
So macht sich dieser auf nach Huddersfield, nicht nur um Matthew zu helfen und das Rätsel um das Verschwinden der 5 jungen Leute zu lüften, sondern vielmehr auch in der Hoffnung, dort die Spur seiner Frau aufnehmen zu können und seinen eigenen Verlust zu bewältigen.
In Huddersfield trifft Robin auf eine verschworene Gemeinschaft des Ortes, geprägt von Vorurteilen und Verbitterung. Er bekommt bald zu spüren, dass die Geheimnisse tiefer reichen und eine Einmischung Fremder nicht gewünscht ist.
Die Geschichte spannend und rätselhaft, allerdings versucht der Autor in weiten Teilen die Spannung dadurch hoch zu halten, dass Fakten nur angedeutet werden statt klar ausgesprochen. Die Charaktere, insbesondere der Polizeichef, verhalten sich irrational, Ermittlungsarbeit findet nicht statt und wird sogar unterbunden.
Im zweiten Teil des Buchs, das sich mit der Auflösung des Falls beschäftigt, werden dann plötzlich die tatsächlichen Ereignisse offen gelegt. Dieser Handlungsstrang ist ebenso tragisch wie brutal, wirkt jedoch zu sehr konstruiert und zusammen geschustert, um Spannung zu erzeugen.
Den Charakteren fehlt es an Glaubwürdigkeit, der Geschichte mangelt es an Logik, die Motive sind ebenso wenig nachvollziehbar wie die meisten Handlungen der Hauptpersonen.
Anfangs konnte mich die Ausgangssituation noch fesseln, insbesondere die Atmosphäre um die Vorverurteilung Matthews durch die Dorfbewohner und der manipulative Einfluss der Presse machen beklommen, der Thriller ansich kann nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 17.05.2020

ein actionreicher Jugendthriller

Secret Protector, Band 1: Tödliches Spiel
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Lukas Crowe ist ein Einzelgänger, der im Alltag versucht möglichst wenig aufzufallen.  Als er auf einem Event zu einem aktuellen Computerspiel miterlebt, wie der Bruder der Profi-Gamerin Una Britcross, ...

Lukas Crowe ist ein Einzelgänger, der im Alltag versucht möglichst wenig aufzufallen.  Als er auf einem Event zu einem aktuellen Computerspiel miterlebt, wie der Bruder der Profi-Gamerin Una Britcross, reagiert er blitzschnell und nimmt die Verfolgung der Entführer auf.
Leider können diese entkommen, doch Lukas sagt Una seine weitere Hilfe zu und gerät nicht nur zwischen die Fronten eines Bandenkriegs sondern riskiert außerdem mehr als einmal sein Leben bei dem Versuch, ihren Bruder zu befreien.
Das Buch ist ebenso tempo- wie actionreich und super dazu geeignet, auch lesefaule Fans von Filmen oder Games um risikofreudige Helden zum Lesen zu animieren. Lukas scheut kein Risiko, kennt sich mit Waffen ebenso aus wie mit schnellen Autos und Motorräder, er reagiert schnell, geht dabei aber auch überlegt und besonnen vor und ist gesamt eine sympathische Hauptfigur, die nicht zu draufgängerisch wirkt.
Hier liegt in meinen Augen ein Schwachpunk des Buches, denn für seine 17 Jahre hat Lukas einen unglaubwürdig großen Erfahrungsschatz und reist schon etwas zu lange allein durch die Weltgeschichte. Derartige Details stören mich als Erwachsene aber vermutlich mehr als die anvisierte Zielgruppe der Jungen ab 12 Jahren.
Der Fokus der Geschichte liegt klar in der rasant verlaufenden Geschichte, die Logik darf man nicht zu sehr hinterfragen, ähnlich wie bei vielen Actionfilmen kommen dem Helden einige Zufälle bei der Lösung des Falls zugute und tragen dazu bei, dass die Situation für ihn glimpflich ausgeht. Die Geschichte ist abwechslungsreich und angenehm zu lesen mit eher kurzen Sätzen und lebendigen Dialogen als Auflockerung. Aber auch wissenswerte Hintergrundinformationen kommen nicht zu kurz und sich geschickt in das Geschehen mit eingeflochten, zum Beispiel zu technischen Details wie dem Einsatz von Nanopartikeln im Motortuning, Tätowier-Techniken oder auch der Geschichte von Berlin, neben New Orleans und Dubai einem der Hauptschauplätze des Romans.
Mein 13-jähriger Sohn zieht in der Regel eine Spielekonsole einem Buch vor, hier hat er aber tatsächlich beim Lesen die Zeit vergessen und mich am Ende gefragt, ob es noch mehr Bände davon gäbe, ein klarer Pluspunkt für dieses Buch.

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Veröffentlicht am 04.05.2020

eine wunderbare, ebenso anrührende wie witzige Vater-Sohn-Geschichte

Pandatage
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Danny ist 28 Jahre alt und in seinem Leben an einem Tiefpunkt angelangt. Seine große Liebe und Ehefrau Liz ist vor etwas mehr als einem Jahr bei einem Autounfall tödlich verunglückt, ihr gemeinsamer 11-jähriger ...

Danny ist 28 Jahre alt und in seinem Leben an einem Tiefpunkt angelangt. Seine große Liebe und Ehefrau Liz ist vor etwas mehr als einem Jahr bei einem Autounfall tödlich verunglückt, ihr gemeinsamer 11-jähriger Sohn Will, der mit im Auto saß, hat seitdem kein Wort mehr gesprochen. Danny schafft es selbst kaum über den Verlust hinweg zu kommen und den Alltag zu meistern und ist damit überfordert, seinem Sohn zu helfen. Als er dann auch noch seinen Job verliert und sein Vermieter ihn wegen seiner Mietrückstände bedroht, spitzt sich Dannys Lage zu. Die Straßenkünstler, die in einem Park scheinbar mühelos ihren Lebensunterhalt verdienen, inspirieren Danny sein letztes Geld in ein zugegeben heruntergekommenes Pandakostüm zu investieren und mit Tanzen sein Glück zu versuchen. Glück braucht er wahrlich, denn mit seinem Talent ist es nicht weit her.
Eines Tages beobachtet Danny, wie sein Sohn im Park von ein paar Jungs schikaniert wird. Als Will sieht, wie der Panda seine Angreifer verscheucht, fasst er Zutrauen und beginnt mit dem vermeintlich fremden Panda zu sprechen.
Der Stil der Erzählung hat mich beim Lesen an Filme wie „Ganz oder gar nicht“ oder „About a boy“ erinnert, auch diese Geschichte eignet sich mit ihrer gelungenen Mischung aus Situationskomik und anrührender Vater-Sohn-Geschichte perfekt für einen Film. Die Figuren wirken lebendig, insbesondere die Nebencharaktere wie Krystal und mein besonderer Favorit Ivan sind echte Typen und gleichzeitig für einige Überraschungen gut.
Trotz mancher trauriger und anrührender Szene gleitet der Roman nie ins Kitschige ab, es gibt ernsthafte Dialoge, die zum Nachdenken anregen, aber auch immer wieder saukomische Einlagen und überraschende Entwicklungen. Der Autor versteht es, leise Töne ebenso wie schrille Momente glaubhaft zu vermitteln und beim Leser eine große Nähe und Sympathie für seine Figuren zu schaffen.
Für mich ist dieses Buch eines der Highlights des Jahres, es ist eines dieser Bücher, das man nicht nur allein lesen mag, sondern bei dem ich immer wieder das Bedürfnis hatte, meiner Familie einzelne Szenen vorzulesen.

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Veröffentlicht am 03.04.2020

ein warmherziger Appell für mehr Offenheit im Umgang miteinander

Das Rosie-Resultat
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Im Leben von Rosie und Don sind 11 Jahre vergangen, zum Glück mussten wir Leser nicht ganz so lange auf die Fortsetzung der Geschichten aus dem Leben Don Tillmans warten.
Ein Jobangebot Rosies führt die ...

Im Leben von Rosie und Don sind 11 Jahre vergangen, zum Glück mussten wir Leser nicht ganz so lange auf die Fortsetzung der Geschichten aus dem Leben Don Tillmans warten.
Ein Jobangebot Rosies führt die Familie zurück nach Australien, Sohn Hudson ist von diesem Umzug wenig begeistert und bekommt zunehmend Schwierigkeiten in der Schule. Don, der gerade selbst mit einem Eklat an der Uni zu kämpfen hat, nimmt sich den Problemen auf bewährt pragmatische Weise an, entwickelt einen Plan, und widmet sich mit großem Elan dem „Hudson-Projekt“. Wer die Vorgeschichten kennt, den wird es nicht überraschen, dass Hudson sich in der Schule zu einem Einzelgänger entwickelt hat, der sich mit seiner Besserwisserei bei Lehrern und Schülern gleichermaßen unbeliebt macht. Der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm, wie man so schön sagt. Aber was ist tatsächlich die Ursache für Hudsons Verhalten? Hat die Schule Recht mit ihrer Annahme, dass bei Hudson eine Autismus-Spektrum-Störung vorliegt?
Don kennt aus eigenerer Erfahrung, wie es sich anfühlt ein Außenseiter zu sein und hat sein Leben lang Strategien entwickelt, mit seiner mangelnden Empathie umzugehen. Das möchte er seinem Sohn ersparen, schießt mit seiner unnachahmlichen Art jedoch das ein oder andere Mal übers Ziel hinaus und sorgt für einiges Chaos. Hudson dagegen ist vom Eingreifen seines Vaters nicht unbedingt begeistert, entwickelt eigene Ideen und sorgt für einige Überraschungen.
Mir hat schon in den ersten beiden Bänden gefallen, wie Graeme Simson seiner Figur Raum zur Entfaltung gibt und mit welch trockenem Humor dieser die Herausforderungen des Lebens meistert. In diesem dritten Band dreht sich viel um die Frage, wieso wir Menschen in Kategorien einordnen und nicht einfach so akzeptieren können, wie sie sind. Woher nehmen wir das Recht zu verlangen, dass Menschen sich einer vorgegebenen Norm anpassen müssen, und wer definiert diese Norm? Graeme Simson zeigt verschiedene Wege auf, mit dieser Frage umzugehen und macht auch deutlich, dass es keine universelle Lösung gibt, mit der alle Menschen glücklich werden können. Ein wenig mehr Offenheit kann jedoch allen Menschen gut tun. Die Aussage „Neurotypische kritisierten Autisten wegen ihres Mangels an Empathie - ihnen gegenüber -, gaben sich aber selten Mühe mit ihrer Empathie gegenüber autistischen Menschen.“ in Kapitel 40 des Romans bringt dies gut auf den Punkt.
Don Tillman, Rosie und ihre Freunde sind mir im Laufe der Bände ans Herz gewachsen mit ihrer offenen und herzlichen Art, insbesondere Don überrascht mich immer wieder, wenn er trotz seiner eigenen Probleme seine Freunde nicht im Stich lässt und mit seinen Ideen ihr Leben bereichert.

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