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Veröffentlicht am 30.09.2017

eine ebenso beeindruckende wie beklemmende Lebensgeschichte

So, und jetzt kommst du
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Nach der Lektüre dieses Romans mag man kaum glauben, dass der Autor tatsächlich seine Familiengeschichte aufgeschrieben hat, so unfassbar ist das, was er hier sein jugendliches Ich schildern lässt. In ...

Nach der Lektüre dieses Romans mag man kaum glauben, dass der Autor tatsächlich seine Familiengeschichte aufgeschrieben hat, so unfassbar ist das, was er hier sein jugendliches Ich schildern lässt. In dieser wahren, erfundenen Geschichte bleibt offen, was tatsächlich passiert und was dazu erfunden wurde, die schlichte und zum Teil distanziert wirkende Erzählung hat mich in jedem Fall beim Lesen durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt zwischen Mitleid, Entsetzen, Abscheu und Traurigkeit.
Es beginnt scheinbar harmlos mit der Schilderung des Lebens einer scheinbar ganz normalen Familie. Vater, Mutter drei Kinder und zwei Hunde, der Vater arbeitet in einem Autohaus und träumt davon, dass die Prophezeiung einer Wahrsagerin in Erfüllung geht, die ihm großen Reichtum vorhergesagt hat.
„Es steht eben jeden Tag ein Dummer auf“, lautet das Lebensmotto des Vaters. „Es gibt eben Dummköpfe. Man muss sie nur finden. Oder, besser noch, sich von den Dummköpfen finden lassen.“ Doch die kleinen Geschäfte des Vaters gehen nicht immer gut, die Kinder finden es spannend, sich ab und zu vor der Polizei zu verstecken und in neue Häuser zu ziehen, weil die Eltern es ihnen als Abenteuer verkaufen. Eines Tages, der Ich-Erzähler ist 13 Jahre alt, ist der Vater doch zum großen Geld gekommen, die Eltern feiern begeistert, brechen zuhause alle Zelte ab und reisen in einer Nacht-und Nebel-Aktion mit der Familie nach Frankreich an die Côte d’Azur. Auch der 13-jährige Sohn genießt die Freiheit und die Sonne des Südens und will die Risse nicht wahrhaben, die sich nach und nach aufzeigen, je mehr das ergaunerte Kapital zur Neige geht, sondern bewundert den Ideenreichtum des Vaters, der seine Mitmenschen mit seinem Charme um den Finder wickelt. Als dann Interpol auf ihre Spuren kommt, gehen die Flucht und der Absturz der Familie weiter.
Mit der Zuspitzung der Ereignisse ändert sich auch die Stimmung der Erzählung, der Leser leidet insbesondere mit den Kindern mit, die zunächst naiv wirken und dann erwachsener als ihre Eltern, die nicht nur vor der Polizei sondern auch vor der Realität auf der Flucht sind.
Die Schilderungen sind teils schlicht, teils naiv und treffen dann mit ihren verstörenden Details mitten ins Herz, eine ebenso beeindruckende wie beklemmende Reise in die Vergangenheit.

Veröffentlicht am 22.09.2017

eine urkomische aber auch nachdenklich stimmende Zukunftssatire

QualityLand (QualityLand 1)
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In seinem neuen Werk „Qualitiyland“ gibt Marc-Uwe Kling dem Leser mit viel Liebe zum Detail einen Einblick darauf, wie sich unsere Welt in den nächsten Jahren weiter entwickeln könnte.
Ein Fokus seiner ...

In seinem neuen Werk „Qualitiyland“ gibt Marc-Uwe Kling dem Leser mit viel Liebe zum Detail einen Einblick darauf, wie sich unsere Welt in den nächsten Jahren weiter entwickeln könnte.
Ein Fokus seiner satirischen Zukunftsvision liegt auf der Ausweitung der heute schon allgegenwärtigen Digitalisierung. In der Zukunft wird kaum noch etwas dem Zufall überlassen: Algorithmen optimieren das Leben der Menschen, steuern ihre Beziehungen, ihre Freunde, ihren Job; der Lieferservice TheShop schickt automatisch Bestellungen los, noch bevor der Kunde realisiert hat, dass er das Produkt überhaupt braucht; das Portal QualityPartner findet über die automatisch angelegten Profile der User auf Anhieb den richtigen Partner; individuelle Entscheidungen sind in dieser optimierten Welt der Superlative nicht mehr notwendig.
Dennoch sind nicht alle Menschen gleich oder gar gleichberechtigt, eine Einstufung nach Leveln begrenzt den Zugang zu einigen Leistungen und Fähigkeiten. Der Maschinenverschrotter Peter gehört zu einer der unteren Kategorien und fühlt sich zunehmend unwohl. Irgendetwas scheint in seinem Leben nicht zu stimmen, er fragt sich, ob an diesem System wirklich alles so perfekt ist. Auf seiner Suche begegnet er anderen Zweiflern und wagt schließlich den Weg in die Öffentlichkeit, unterstützt von ein paar defekten und ausgemusterten Maschinen, die oftmals menschlicher wirken als die Masse der Menschen selbst.
Ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit Erklärungen dazu, wie das Leben in Qualityland funktioniert, teils an beispielhaften Anekdoten, teils in theoretischen Exkursen. Die kleinen Spitzen und Anspielungen auf Ereignisse, Musik oder Filme aus unserer heutigen Zeit sorgen dafür, dass auch diese Passagen nicht langweilig werden. Mir hat der sarkastische Humor des Autors schon in den Känguru-Chroniken gut gefallen, auch hier steckt wieder viel zwischen den Zeilen, und eine große Stärke der Geschichte liegt darin, dass Vieles auf den ersten Blick zwar überspitzt und absurd wirkt, aber im Grunde gar nicht weit weg ist von den Entwicklungen unser aktuellen digitalen Welt. Marc-Uwe Kling versteht es seine Leser zum Lachen zu bringen aber in diesem Fall auch zum Nachdenken darüber, ob man in seinem Umgang mit dem Internet und der digitalen Datenwelt nicht ein wenig mehr Vorsicht und Umsicht an den Tag legen sollte.
Ich habe mir die Hörbuch angehört, dass vom Autor selber wieder einmal sehr pointiert vorgelesen wird. Dass ich morgens auf dem Weg zur Arbeit im Stau stehend mehrfach lauthals auflachen musste, ist für mich ein deutlicher Punkt für die Qualität des Buchs.
Es gibt zwei Versionen, einmal mit einem hellen Cover für Optimisten und mit einem dunklen für Apokalyptiker, die sich jedoch inhaltlich lediglich in den zwischen einigen Kapiteln eingefügten Werbungen und Kommentaren unterscheiden.

Veröffentlicht am 11.09.2017

ein Spion in den Wirren des spanischen Bürgerkrieges

Der Preis, den man zahlt
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Von mrs-lucky
„Der Preis, den man zahlt“ ist keine einfache Kost. Er spielt zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) und behandelt damit ein geschichtliches Thema, das mir wenig vertraut ist, ...

Von mrs-lucky
„Der Preis, den man zahlt“ ist keine einfache Kost. Er spielt zu Beginn des spanischen Bürgerkriegs (1936-1939) und behandelt damit ein geschichtliches Thema, das mir wenig vertraut ist, und in das ich mich etwas hineinlesen musste, um die Charaktere und politischen Gruppierungen innerhalb der Geschichte einsortieren zu können.
Hauptfigur des Romans ist der charismatische Spion und Lebenskünstler Falcó Lorenzo, der die verworrene politische Situation zu seinen Gunsten nutzt und dabei gegebenenfalls auch skrupellos über Leichen geht. Er erhält zu Beginn der Geschichte einen brisanten Auftrag, der ihn im Süden Spaniens in die sogenannte „rote Zone“ führt, in der die Kommunisten das Sagen haben. Dort soll er eine Operation leiten, während der ein hochrangiger Politiker aus dem Gefängnis in Alicante befreit und vor der Exekution bewahrt werden soll, um die Partei der Nationalisten zu stärken. Vor Ort wird Falcó von drei jungen Aktivisten unterstützt, unter anderem von Eva Rengel, deren entschlossene Art Falcó fasziniert. Er ist es gewohnt, sich bei seinen Einsätzen auf seine Instinkte und Menschenkenntnis zu verlassen, doch diesmal gerät er in ein gefährliches Spiel, in dem bald nichts mehr ist wie es scheint.
Falcó ist eine charismatische aber auch zwiespältige Hauptfigur. Er nutzt seine smarte Erscheinung und gute Ausbildung nicht nur für seine Geschäfte aus, sondern auch für zahlreiche Affären, bei denen sein Charme ihm meist spielend zu erfolgreichen Eroberungen verhilft. Seine Unabhängigkeit und seine scharfe Beobachtungsgabe haben ihm in seiner geschäftlichen Laufbahn neben seiner Skrupellosigkeit zu einigem Ruf verholfen, eine Portion Glück und die schützende Hand seines Chefs, dem „Admiral“ haben ihn bislang mit einer heilen Haut davonkommen lassen. In dieser Geschichte geht es aber um mehr, die politischen Entwicklungen sind brisant und führen geschürt durch den Bürgerkrieg dazu, dass auf beiden Seiten unklar ist, wer noch wem vertrauen kann. Den Einstieg in die Geschichte habe ich als schwierig empfunden, die vielen Personen und politischen Gruppierungen als verwirrend, es hat gut bis zur Hälfte gedauert, bis die Spannung zunahm und mich die Geschichte fesseln konnte. Sprachlich ist das Buch überzeugend und sehr pointiert, insbesondere wer sich für die spanische Geschichte interessiert, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

Veröffentlicht am 03.09.2017

ein teilweise brutaler aber spannender Pageturner

Spectrum
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„Spectrum“ ist der erste Thriller, den ich von Ethan Cross gelesen habe, sein Schreibstil hat mich schon nach wenigen Kapiteln begeistert und in den Bann gezogen.
Mit diesem Titel startet Ethan Cross eine ...

„Spectrum“ ist der erste Thriller, den ich von Ethan Cross gelesen habe, sein Schreibstil hat mich schon nach wenigen Kapiteln begeistert und in den Bann gezogen.
Mit diesem Titel startet Ethan Cross eine neue Thrillerreihe um den FBI-Agenten Sam Carter, den Polizisten Nic Juliano und den externen Berater August Burke.
Das erste Kapitel spielt in Südafrika, der überwiegende Teil der Handlung findet jedoch in Amerika statt. Zu Beginn habe ich die Sprünge zwischen den Handlungsorten als verwirrend empfunden, nach und nach wurde die Verbindung jedoch deutlich. Der aus Südafrika stammende Söldner mit dem Pseudonym „Krüger“ wird für einen Auftrag in Amerika angeheuert, wo er gemeinsam mit Komplizen in Las Vegas eine Filiale von Go-Box überfällt und dort Kunden und Mitarbeiter als Geiseln festhält. Krüger geht mit außerordentlicher Brutalität vor und stellt die ermittelnden Beamten vor einige Herausforderungen. Bei dieser Geiselname, die nur den Beginn einer Reihe dramatischer Eriegnisse darstellt, kommt es zur Zusammenarbeit zwischen Nic Juliano vom örtlichen SWAT-Team sowie Carter und Burke als Vertreter des FBI. Sowohl Nic als auch Burke sind außergewöhnliche Charaktere: Nic stammt aus einer italienischen Mafia-Dynastie und hat in seiner Jugend aus nächster Nähe Erfahrungen mit der Skrupellosigkeit von Verbrechern gemacht. August Burke hat aufgrund seines Asperger-Syndroms Probleme im Umgang mit seinen Mitmenschen, sein außergewöhnliches analytisches Denkvermögen lässt ihn jedoch in rasantem Tempo Zusammenhänge erkennen, die anderen verborgen bleiben. Burke sorgt mit seinen verblüffenden Reaktionen und seinen unerwarteten Handlungen immer wieder für Überraschungen und wirkt ebenso sympathisch wie Nic und Agent Carter.
Die Brutalität in manchen Szenen und die Skrupellosigkeit einiger Charaktere sind in meinen Augen etwas überzogen und machen diese unglaubwürdig. Dafür ziehe ich in der Gesamtnote einen Punkt ab, ansonsten haben mich der durchweg spannende Handlungsaufbau und die lebendige Erzählweise, die immer mal wieder mit einer erfrischenden Prise Humor und intelligentem Wortwitz durchsetzt ist, so überzeugt, dass ich bei einer Fortsetzung der Reihe auf jeden Fall wieder zugreifen würde.

Veröffentlicht am 15.08.2017

interessanter Psychothriller mit mythischen Elementen

Kein guter Ort
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„Kein guter Ort“ ist bereits Bernhard Stäbers drittes Buch über den Psychologen Arne Eriksen und die Polizistin Kari Bergland, erreicht jedoch meiner Meinung nach nicht ganz die Spannungsdichte und Atmosphäre ...

„Kein guter Ort“ ist bereits Bernhard Stäbers drittes Buch über den Psychologen Arne Eriksen und die Polizistin Kari Bergland, erreicht jedoch meiner Meinung nach nicht ganz die Spannungsdichte und Atmosphäre des ersten Teils.
Arne Eriksen ist inzwischen in die Region Telemark gezogen, wo er eine Anstellung in einer psychiatrischen Klinik gefunden hat und unter anderem Suchtpatienten betreut. Zu der Bergener Polizistin Kari Bergland hat er nur noch wenig Kontakt, doch kurz nachdem er mal wieder an sie gedacht hat, kommt es zu einem unerwarteten Wiedersehen. Kari ist bei einer Festnahme auf Janne, die Tochter ihres Vorgesetzten gestoßen, die ein offensichtliches Drogenproblem hat. Mit Karis Vermittlung lässt sich Janne darauf ein, bei Arne eine Therapie zu beginnen. Dort wird Janne aufmerksam auf ein verlassenes Hotel in der sogenannten Rabenschlucht, in dem es nach einigen Todesfällen spuken soll, und dessen Geschichte um den ungeklärten Mordfall an einem jungen Mädchen sie so sehr in den Bann zieht, dass sie sich bei riskanten Alleingängen in Gefahr bringt.
Der Mordfall in der Rabenschlucht ist eher der Aufhänger der Geschichte, als das er im Mittelpunkt stünde. Es dreht sich viel um die Beziehungen der Hauptpersonen zu einander sowie um die persönliche Geschichte Arnes aber auch Jannes. Im ersten Band hat mir insbesondere die Mischung aus Psychothriller und mythischen Elementen gefallen, gerade letztere habe ich diesmal als zu konstruiert empfunden, während sie sich im ersten Band eher aus der Geschichte heraus ergeben haben. Sowohl Arnes als auch Jannes Motive, sich auf die Geschichte um den Todesfall zu stürzen, wirken mehr gewollt als schlüssig.
Ansonsten habe ich auch diesmal wieder Arne und Kari als sehr sympathische Hauptfiguren empfunden, obwohl ich Band zwei nicht kenne, wirkt ihre charakterliche Entwicklung glaubwürdig und authentisch. Mir gefällt, dass in dieser Reihe statt der klassischen Ermittlungsarbeit eher psychologische Ansätze im Mittelpunkt stehen und mit der Möglichkeit von übersinnlichen Einflüssen gespielt wird. Zudem ist der Kriminalfall insich schlüssig und führt zu einem nicht nur dramatischen sondern auch schlüssigen Finale.