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Veröffentlicht am 03.06.2024

Leichte Geschichte, deren Figuren ich emotional jedoch zu wenig greifen konnte

Das Lied der Biene
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„Das Lied der Biene“ lässt sich als Geschichte dank der sehr kurzen Kapitel wirklich gut und schnell lesen. Sie passte trotzdem einfach nicht zu mir persönlich, weil ich mich mit den Figuren nicht wirklich ...

„Das Lied der Biene“ lässt sich als Geschichte dank der sehr kurzen Kapitel wirklich gut und schnell lesen. Sie passte trotzdem einfach nicht zu mir persönlich, weil ich mich mit den Figuren nicht wirklich identifizieren konnte. Die Handlung fühlte sich an vielen Stellen zu vorhersehbar und seicht an, an anderen Stellen konnte ich die Handlungen der Figuren nicht gut nachvollziehen.

Mit Margas unsicherer und zurückhaltender Art konnte ich nicht so viel anfangen, sie hat mich an einer unangenehmen Stelle getroffen. Die Figur hatte aber durchaus eine spürbare Entwicklung im Buch, das fand ich schön zu begleiten. Die Beziehungen der Figuren zueinander konnte ich vielmals nicht richtig greifen, ebenso ihre jeweiligen Gefühlswelten. Am ehesten ist mir das noch bei den jüngeren Charakteren (Inga und Conny) gelungen. Das veranlasst mich auch zu dem Schluss, dass ich für die Geschichte und ihre Sprache vielleicht schlicht zu jung bin - und das meine ich in keine Richtung abwertend! 🫶🏻 Geschmäcker sind ja super verschieden und „Das Lied der Biene“ hat einfach nicht zu meinem aktuellen Leben gepasst.

Es war schon spürbar, dass die Charaktere Liebe füreinander empfinden - egal ob platonisch oder romantisch. Manche Beziehungen entstehen erst im Laufe der Handlung, andere dürfen mit der Zeit wachsen und/oder heilen. Es schien mir nur jeweils eher an der Oberfläche zu bleiben und ich hätte mir oft mehr Tiefe in den jeweiligen Szenen gewünscht. Im letzten Drittel gab es dann doch einige Szenen, die mich emotional auch ergriffen haben.

Mich konnte das Buch somit nicht überzeugen, weil ich Geschichten mit deutlich ambivalenteren Figuren, die ich auch intensiver in ihren Gefühlen begleiten darf, einfach lieber mag.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Liebevolle queere Romance über Freund*innenschaft und das Finden der eigenen Sexualität

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
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Kate Youngs Debüt hat mir richtig gut gefallen. Bette ist recht frisch als lesbisch geoutet und in ihrer ersten Beziehung mit einer Frau - Mei. Trotz des vermeintlichen Glücks schlägt Mei eine Beziehungspause ...

Kate Youngs Debüt hat mir richtig gut gefallen. Bette ist recht frisch als lesbisch geoutet und in ihrer ersten Beziehung mit einer Frau - Mei. Trotz des vermeintlichen Glücks schlägt Mei eine Beziehungspause von 3 Monaten vor, damit Bette sich noch einmal ausprobieren und dann ganz sicher sein kann, dass sie sich auch wirklich an Mei binden will.

Der Aufhänger ist so absurd wie originell und bietet den perfekten Einstieg in eine Geschichte rund um Selbstfindung und Zusammenhalt. Obwohl Bette mir am Anfang einfach schrecklich leid tat und ich Meis Vorschlag unmöglich bevormundend finde, wird schnell klar, dass er durchaus auch legitime Elemente enthält.

Das Thema rund um ein spätes Outing und das damit verbundene Suchen der eigenen Präferenzen, vor allem im Bereich Sexualität, fand ich extrem sensibel und nachvollziehbar dargestellt. Bette ist super sympathisch und eine Figur mit Tiefe. Als sie im Zuge ihres ersten lesbischen Online-Datings Ruth kennenlernt, entsteht ein zarter Raum für neue Verbindungen.

Was die Handlung für mich wirklich wunderschön gemacht hat, sind die vielen Menschen ins Bettes und Ruths Leben. Viele sind ebenfalls queer, manche aber auch nicht, und das Miteinander ist geprägt von so viel Respekt und bedingungsloser Liebe, dass ich mich richtig umarmt gefühlt habe. 🥹 Auch die Beschreibung von Körpern empfand ich als unendlich heilsam und liebevoll. Gerade in einer Welt, in der Körper permanent bewertet werden, hat Kate Young hier einen Weg gefunden, genau das auf zärtliche Weise eben nicht zu tun. Zudem sind die Romanfiguren recht divers, ohne auf diesem Punkt herumzureiten. Dadurch entsteht eine sehr angenehme Normalität.

Einen Stern gebe ich Abzug, weil das Buch an manchen Stellen seine Längen hatte und ein bisschen kürzer hätte sein können. Auch die spicy Szenen hätten für meinen Geschmack noch etwas ausführlicher beschrieben sein können. 😇

Insgesamt aber ein wirklich tolles Debüt mit viel Liebe für alle, die sich manchmal einsam fühlen in dieser Welt. ❤️

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Kurzweiliges Leseerlebnis, jedoch nicht ganz mein Geschmack

Komm schon, Baby!
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„Komm schon, Baby“ ist mein erstes Buch von Ellen Berg. Ich mag farbenfrohe Cover, deshalb ist mir dieser Roman auch initial ins Auge gefallen. Die Gestaltung reiht sich gut in die anderen Bücher der Autorin ...

„Komm schon, Baby“ ist mein erstes Buch von Ellen Berg. Ich mag farbenfrohe Cover, deshalb ist mir dieser Roman auch initial ins Auge gefallen. Die Gestaltung reiht sich gut in die anderen Bücher der Autorin ein. Trotzdem könnte es je nach Betrachter*in auch als etwas altbacken gelesen werden. Ich bin da ein wenig hin- und hergerissen. 🙈

Der Roman selbst dreht sich um Hebamme Juli, ihre eigene Schwangerschaft und den Vater dazu - der aber anderweitig verpflichtet scheint. 🥴Von ihrem ersten Wiedersehen an ist eigentlich klar, dass hier ordentlich Anziehung da ist und das setzt sich auch bis zum Schluss fort. Doch Matteo scheint den väterlichen Verpflichtungen seiner ebenfalls schwangeren Partnerin Emily gegenüber nachkommen zu wollen, wodurch Einiges an Gefühlschaos entsteht. Und das alles in einem Zeitraum von lediglich einer Woche! Bei all dem Chaos ist der Epilog dann wieder was für’s Herz. 😉

Ich fand die kurzen Kapitel schnell und gut zu lesen. Der Ton ist leicht, humorvoll und der Text mit einigen Informationen rund um die Arbeit der Hebammen sowie Geburten allgemein gespickt. Hier zeigt sich, dass die Autorin wirklich viel recherchiert hat. Die meisten Figuren sind liebenswert, eine ganz besondere Sympathieträgerin ist dabei natürlich Oma Hilde, die mein Herz ganz klar gewonnen hat. 💚

Einige Schwierigkeiten hatte ich aber mit dem gewählten Humor. Ich empfand ihn stellenweise als eher platt, da auch öfter mit Klischees gearbeitet wurde. Da wurde mein persönlicher Humor einfach nicht getroffen. Manche Handlungsentwicklungen kamen mir zu plötzlich und damit unrealistisch vor. Dadurch bin im beim Lesen dann doch immer mal ins Stocken geraten. Auch, dass manche Figuren recht streng als bösartig und falsch gezeichnet wurden, hat mir nicht gefallen. Ich mag ambivalente Charaktere und hätte mir hier noch mehr Tiefe gewünscht.

Das Ende ist natürlich irgendwie vorhersehbar und das empfinde ich nicht als schlimm bei dieser Art Romane. Mir war die Geschichte insgesamt nur nicht rund genug und ich konnte mich auch nicht so wirklich mit den Figuren identifizieren. Wenn letzteres gegeben ist, fällt der Lesegenuss sicherlich viel leichter.

Wer also nach einem leichten Leseerlebnis sucht, sich für Schwangerschaft & Geburten interessiert und irgendwie immer wissen will, wohin die Reise geht, wird hier bestimmt Spaß beim Lesen haben.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Wundervoll amüsantes und liebevolles Buch!

Funny Story
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"Funny Story" war mein zweites Buch von Emily Henry und es hat mich auf ganzer Strecke überzeugt. Es ist eine perfekte Geschichte für alle, die RomComs mit gutem Humor mögen und einfach mal wieder ein ...

"Funny Story" war mein zweites Buch von Emily Henry und es hat mich auf ganzer Strecke überzeugt. Es ist eine perfekte Geschichte für alle, die RomComs mit gutem Humor mögen und einfach mal wieder ein Buch verschlingen wollen. 🙂

Die Ausgangslage finde ich schon tragisch-komisch: Daphne wurde von ihrem Verlobten Peter für dessen beste Freundin Petra (😂) verlassen. Letztere verlässt dafür wiederum ihren Partner Miles. Daphne zieht aus der Not heraus zu Miles, der zu Beginn verpeilt-chaotisch wirkt und sich später zu einem wirklich liebenswerten Menschen mausert. Und was aus einer solchen WG-Situation entstehen kann, erfahren wir auf den folgenden 450 Seiten...

Sicherlich ist bei RomComs allen klar, wie die Geschichte am Ende ausgeht. 🤭 Emily Henry schafft in "Funny Story" für mich aber einen grandiosen Balanceakt zwischen sarkastischem Humor sowie viel Situationskomik und ernsten, lebensnahen Themen. Hierbei erfahren wir vor allem viel über die Auswirkungen davon, wenn Menschen sich innerhalb einer Partnerschaft isolieren, und über die Konsequenzen schwieriger Eltern. 💔
Dabei wachsen die beiden Protagonist*innen in meinen Augen sehr glaubwürdig und lehrreich an ihren Erfahrungen.

Neben den wirklich netten Hauptcharakteren hab ich auch die Nebenfiguren sehr gemocht. Sie sind nicht nur Beiwerk, sondern runden die Handlung perfekt ab. Auch, dass z. B. nicht-weiße Figuren und queere Eltern einfach so vorkommen dürfen, fand ich richtig toll. Und die Liebe der Hauptfigur Daphne für ihre Arbeit in einer Bibliothek hat mein Herz als Buchliebhaberin richtig gewärmt. 💚

Der Schreibstil ist locker und leicht, an manchen Stellen ist die Übersetzung eventuell etwas holprig, aber das kann ich immer nicht so gut einschätzen. Ich habe an vielen Stellen wirklich gelacht, auch wenn es in der zweiten Hälfte weniger lustig wird. Das Buch hat kaum irgendwelche Längen, ich habe es verschlungen und nur für die Leserunde immer mal pausiert. Emily Henry versorgt uns auch mit ein paar spicy Szenen, die dem Ganzen natürlich ordentlich Schwung geben. 😅🥵

Der wie immer nicht problematisierte Alkoholkonsum der Figuren hat mich schon etwas gestört, führt für mich im Gesamten aber nicht zu Punktabzug. Petra und Peter fand ich persönlich im Rückblick ziemlich unnötig und charakterlich flach, so als hätte sich die Handlung beim Schreiben einfach in eine andere Richtung entwickelt. Der Aufhänger der Story bleibt auch wirklich nur ein Aufhänger. Das ist aber auch nichts, was ich mit Punktabzug bestrafen würde.

Ein richtig tolles Buch, das ich von Herzen empfehle! 💚

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Großartige Idee, textlich und charakterlich aber mit Schwächen umgesetzt

Und alle so still
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Da ich die beiden Vorgängerbücher von Mareike Fallwickl ziemlich gut fand, wollte ich natürlich auch den neuen Roman lesen. Bekommen habe ich zwar wie erwartet ein Buch voller Wut und Frustration, in meinen ...

Da ich die beiden Vorgängerbücher von Mareike Fallwickl ziemlich gut fand, wollte ich natürlich auch den neuen Roman lesen. Bekommen habe ich zwar wie erwartet ein Buch voller Wut und Frustration, in meinen Gedanken dazu bin ich aber alles andere als klar.

Wie offenbar viele weitere Menschen habe ich sehr ambivalente Gefühle zum Inhalt und zur Umsetzung. Die Idee eines Care-Streiks finde ich großartig - was hätten (überwiegend) Frauen für eine Macht, wenn sie sich der unbezahlten und/oder schlecht bezahlten Arbeit einfach verweigern würden! Der Protest der Frauen ist ein stiller, sie legen sich einfach an öffentlichen Orten nieder und schweigen. Dabei begleiten wir die Protagonistinnen Elin (Influencerin, ihr wurde [eventuell] Gewalt angetan), Nuri (ein migrantischer, armutsbetroffener, mutmaßlich queerer Mann) und Ruth (eine Frau mittleren Alters, die in der völlig überlasteten Krankenpflege arbeitet). Alle Figuren sind miteinander verbunden, was sich erst mit fortlaufender Handlung zeigt. Solche Erzählstrukturen mag ich sehr gern und ich finde sie auch hier gut umgesetzt. Nuris Perspektive finde ich aus Intersektionalitätsgründen total wichtig und bei Ruths Gedanken zur Vereinsamung von Eltern behinderter Kinder habe ich mich ertappt gefühlt. Lediglich Elin konnte ich als Charakter nicht wirklich greifen.

Sprachlich fand ich das Buch wiederum echt herausfordernd. Es gibt super wenige Dialoge, die Erzählweise ist irgendwie abgehackt und mir persönlich manchmal zu ausschweifend. Die Protagonist
innen verlieren sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in ihren Gedanken. Die Leben der Figuren fand ich außerdem schwer auszuhalten, das ist jedoch keine Kritik am Buch. Das Elend der verbalen Gewalt auf Social Media, die Ausbeutung der Menschen im Niedriglohnsektor und die Überforderung des Pflegepersonals sind so real wie unerträglich. Mareike Fallwickl drückt hier wirklich bis zum Gehtnichtmehr in den Wunden herum. Und das ist wichtig, allerdings fehlt mir einfach der Motivationsmoment in der ganzen Handlung. Alles ist so resigniert, ungeplant, langatmig und grauenvoll, dass ich einfach nur pessimistisch gestimmt war. Das kann gewollt sein und vielleicht bewirkt es bei den richtigen Menschen auch etwas, aber für mich war zu wenig Aufschwung da.

Die solidarischen Momente zwischen den Frauen sind liebevoll, manche Nebencharaktere fand ich super (Looking at you, Charlie.. 👀), aber auch den Part hätte ich mir ausführlicher gewünscht. Und dann erst die Gewalt… Wie schon bei allen Vorgängern finde ich Inhaltswarnungen für mehr als angebracht und wünsche mir, dass das in Zukunft Standard wird! Manche Stellen der Handlung fand ich persönlich auch zu überspitzt und unglaubwürdig. Die gehäuften Verletzungen bei den zurückgelassenen Männern? Also, ich weiß ja nicht! Das passte für mich irgendwie nicht zum ernsten Ton der Geschichte.

Geliebt habe ich die kurzen Zwischenkapitel von Pistole, Gebärmutter und Berichterstattung. Die fand ich sehr innovativ und tatsächlich das beste am ganzen Buch, weil sie für mich maßgeblich einen Spannungsmoment aufrechterhalten haben.

Insgesamt habe ich irgendwie das Gefühl, die Handlung hätte auch auf 200 Seiten reduziert werden können. Und ich befürchte einfach, dass Lesende auf dem Weg aufhören und die wichtigen Botschaften im Text verlorengehen. Ich hatte manchmal den Eindruck, einen sachbuchähnlichen Text zu lesen, der seine Längen hatte und dessen Figuren tiefer hätten sein können. Sicherlich sind meine Erwartungen aber auch einfach hoch gewesen und ich möchte nicht sagen, dass „Und alle so still“ ein schlechtes Buch wäre. Für mich ist es einfach nicht ganz rund.

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Inhaltswarnungen, die Spoiler enthalten können:

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Stealthing, sexualisierte Gewalt, Tod, Ableismus, Abtreibung, Polizeigewalt, physische Gewalt gegen Frauen, Mord, Misogynie

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