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Veröffentlicht am 05.06.2024

Wichtiges Buch rund um #MeToo, aber auch so viel mehr

Off the Record. Unsere Worte sind unsere Macht
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Ich bin so froh, dass es dieses Buch gibt, denn es behandelt so unfassbar wichtige Themen auf zugängliche Art. Zuallererst natürlich Investigativjournalismus rund um sexuellen Missbrauch in der Filmbranche, ...

Ich bin so froh, dass es dieses Buch gibt, denn es behandelt so unfassbar wichtige Themen auf zugängliche Art. Zuallererst natürlich Investigativjournalismus rund um sexuellen Missbrauch in der Filmbranche, wobei es ganz klare Parallelen zum Roman "She Said" und die Enthüllungen rund um Harvey Weinstein gibt. Die Autorin spricht diese Inspiration in ihrer Danksagung auch an. Da ich den gleichnamigen Film bereits mehrfach gesehen habe, sind mir die Parallelen an manchen Stellen etwas zu sehr aufgefallen, daher gibt es auch nicht ganz 5 Sterne. Dennoch finde ich es super, dass der Sachverhalt für ein jüngeres Publikum noch einmal aufbereitet wurde, damit in Zukunft hoffentlich weniger Scham im Falle eines Übergriffs herrscht. ❤️‍🩹

Doch "Off the Record" ist noch viel mehr als ein #MeToo-Roman! Die Protagonistin Josie ist Schwarz und fett, was wiederholt Thema des Buches ist. Die strukturelle Diskriminierung Schwarzer Menschen (z. B. in Bezug auf die Filmrollen, die sie spielen "dürfen") und fetter Personen (z. B. im Modebereich) werden sehr verständlich aufgezeigt und kritisiert. Josie ist eine unfassbar liebenswerte, authentische und starke Figur, die vielen Leser*innen Mut machen wird. Auch ihre eigenen Erfahrungen kommen nach und nach ans Licht, was mich sehr mitgenommen hat. Das Ende war einfach super rasant - ich hatte richtig Herzklopfen und an manchen Stellen Gänsehaut! 😲

Die Tweets am Kapitelanfang haben mir manchmal schon zu viel vom Kapitel selbst vorweggenommen, aber das ist nur ein klitzekleiner Kritikpunkt. 😊

Also ein so wichtiges Buch, das sich leicht lesen lässt ohne dabei an Ernsthaftigkeit zu verlieren und mit einer perfekten Balance zwischen Gesellschaftskritik und Solidarität.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Unfassbar intensive Erzählung - in ihrer Kürze voller Dichte und Emotionen

Der ehrliche Finder
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Das Buch war ein echtes Highlight und ich bin nach der Lektüre noch immer ganz angespannt. Es war mein erstes Buch von Lize Spit und ich war unschlüssig, ob eine Kurzgeschichte mich emotional wirklich ...

Das Buch war ein echtes Highlight und ich bin nach der Lektüre noch immer ganz angespannt. Es war mein erstes Buch von Lize Spit und ich war unschlüssig, ob eine Kurzgeschichte mich emotional wirklich ergreifen kann. Naja, und wie sie das konnte! Die Autorin hat ein unglaubliches Talent für sprachliche Feinheiten und liefert mit „Der ehrliche Finder“ ein so dichtes Werk, dass es lange nachhallt. Die Geschichte ist von einer wahren Begebenheit aus Belgien inspiriert und ich weiß nicht, ob es das jetzt besser oder schlimmer macht.. ❤️‍🩹

Wir erleben eine Geschichte über Freundschaft aus der Sicht von Jimmy, der nicht erst durch die Scheidung seiner Eltern viel Einsamkeit ertragen muss. Mobbing in der Schule ist an der Tagesordnung und so flieht er in seinen Job als „ehrlicher Finder“. In diesem sammelt er mit leidenschaftlicher Präzision Flippos - kleine Sammelmarken aus Chipspackungen. Dann tritt aber Tristan in sein Leben, der mit seiner Familie vor dem Krieg im Kosovo geflohen ist und eine traumatische Fluchterfahrung hinter sich hat. Als der Abschiebebescheid eintrifft, schmiedet Tristan mit seiner Schwester einen Plan, der die Abschiebung verhindern soll - und Jimmy soll dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Lize Spit schafft es für mich phänomenal, die Sprache des 10-jährigen Jimmys in ihrer kindlichen Zugewandtheit abzubilden. Der Text ist damit leicht zugänglich und die Lesenden können gar nicht umhin, in die Sichtweise des Protagonisten einzutauchen. Seine Sicht auf die Welt ist so kindlich optimistisch wie ernsthaft, an keiner Stelle wirken seine Schilderungen lächerlich. Die Traumata der Familie Ibrahimi werden an wenigen Stellen angeschnitten und obwohl das eher nebenbei passiert, trifft es eine*n ins Mark!

Die Geschichte ist eine perfekte Balance zwischen Zartheit sowie bedingungsloser Liebe und einer Dunkelheit rund um Hass gegen Geflüchtete, Traumata und Einsamkeit. Sie hat mich emotional komplett auf links gedreht und wirkt sehr lang nach. Das Ende hat mir das Herz herausgerissen und ich wollte vor lauter Unrecht schreien. 💔

Lest dieses Buch mit seinen zarten 125 Seiten, mehr kann ich echt nicht sagen. 🥺

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Leichte Geschichte, deren Figuren ich emotional jedoch zu wenig greifen konnte

Das Lied der Biene
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„Das Lied der Biene“ lässt sich als Geschichte dank der sehr kurzen Kapitel wirklich gut und schnell lesen. Sie passte trotzdem einfach nicht zu mir persönlich, weil ich mich mit den Figuren nicht wirklich ...

„Das Lied der Biene“ lässt sich als Geschichte dank der sehr kurzen Kapitel wirklich gut und schnell lesen. Sie passte trotzdem einfach nicht zu mir persönlich, weil ich mich mit den Figuren nicht wirklich identifizieren konnte. Die Handlung fühlte sich an vielen Stellen zu vorhersehbar und seicht an, an anderen Stellen konnte ich die Handlungen der Figuren nicht gut nachvollziehen.

Mit Margas unsicherer und zurückhaltender Art konnte ich nicht so viel anfangen, sie hat mich an einer unangenehmen Stelle getroffen. Die Figur hatte aber durchaus eine spürbare Entwicklung im Buch, das fand ich schön zu begleiten. Die Beziehungen der Figuren zueinander konnte ich vielmals nicht richtig greifen, ebenso ihre jeweiligen Gefühlswelten. Am ehesten ist mir das noch bei den jüngeren Charakteren (Inga und Conny) gelungen. Das veranlasst mich auch zu dem Schluss, dass ich für die Geschichte und ihre Sprache vielleicht schlicht zu jung bin - und das meine ich in keine Richtung abwertend! 🫶🏻 Geschmäcker sind ja super verschieden und „Das Lied der Biene“ hat einfach nicht zu meinem aktuellen Leben gepasst.

Es war schon spürbar, dass die Charaktere Liebe füreinander empfinden - egal ob platonisch oder romantisch. Manche Beziehungen entstehen erst im Laufe der Handlung, andere dürfen mit der Zeit wachsen und/oder heilen. Es schien mir nur jeweils eher an der Oberfläche zu bleiben und ich hätte mir oft mehr Tiefe in den jeweiligen Szenen gewünscht. Im letzten Drittel gab es dann doch einige Szenen, die mich emotional auch ergriffen haben.

Mich konnte das Buch somit nicht überzeugen, weil ich Geschichten mit deutlich ambivalenteren Figuren, die ich auch intensiver in ihren Gefühlen begleiten darf, einfach lieber mag.

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Liebevolle queere Romance über Freund*innenschaft und das Finden der eigenen Sexualität

Experienced. Die Liebe bietet unbegrenzte Möglichkeiten
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Kate Youngs Debüt hat mir richtig gut gefallen. Bette ist recht frisch als lesbisch geoutet und in ihrer ersten Beziehung mit einer Frau - Mei. Trotz des vermeintlichen Glücks schlägt Mei eine Beziehungspause ...

Kate Youngs Debüt hat mir richtig gut gefallen. Bette ist recht frisch als lesbisch geoutet und in ihrer ersten Beziehung mit einer Frau - Mei. Trotz des vermeintlichen Glücks schlägt Mei eine Beziehungspause von 3 Monaten vor, damit Bette sich noch einmal ausprobieren und dann ganz sicher sein kann, dass sie sich auch wirklich an Mei binden will.

Der Aufhänger ist so absurd wie originell und bietet den perfekten Einstieg in eine Geschichte rund um Selbstfindung und Zusammenhalt. Obwohl Bette mir am Anfang einfach schrecklich leid tat und ich Meis Vorschlag unmöglich bevormundend finde, wird schnell klar, dass er durchaus auch legitime Elemente enthält.

Das Thema rund um ein spätes Outing und das damit verbundene Suchen der eigenen Präferenzen, vor allem im Bereich Sexualität, fand ich extrem sensibel und nachvollziehbar dargestellt. Bette ist super sympathisch und eine Figur mit Tiefe. Als sie im Zuge ihres ersten lesbischen Online-Datings Ruth kennenlernt, entsteht ein zarter Raum für neue Verbindungen.

Was die Handlung für mich wirklich wunderschön gemacht hat, sind die vielen Menschen ins Bettes und Ruths Leben. Viele sind ebenfalls queer, manche aber auch nicht, und das Miteinander ist geprägt von so viel Respekt und bedingungsloser Liebe, dass ich mich richtig umarmt gefühlt habe. 🥹 Auch die Beschreibung von Körpern empfand ich als unendlich heilsam und liebevoll. Gerade in einer Welt, in der Körper permanent bewertet werden, hat Kate Young hier einen Weg gefunden, genau das auf zärtliche Weise eben nicht zu tun. Zudem sind die Romanfiguren recht divers, ohne auf diesem Punkt herumzureiten. Dadurch entsteht eine sehr angenehme Normalität.

Einen Stern gebe ich Abzug, weil das Buch an manchen Stellen seine Längen hatte und ein bisschen kürzer hätte sein können. Auch die spicy Szenen hätten für meinen Geschmack noch etwas ausführlicher beschrieben sein können. 😇

Insgesamt aber ein wirklich tolles Debüt mit viel Liebe für alle, die sich manchmal einsam fühlen in dieser Welt. ❤️

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Kurzweiliges Leseerlebnis, jedoch nicht ganz mein Geschmack

Komm schon, Baby!
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„Komm schon, Baby“ ist mein erstes Buch von Ellen Berg. Ich mag farbenfrohe Cover, deshalb ist mir dieser Roman auch initial ins Auge gefallen. Die Gestaltung reiht sich gut in die anderen Bücher der Autorin ...

„Komm schon, Baby“ ist mein erstes Buch von Ellen Berg. Ich mag farbenfrohe Cover, deshalb ist mir dieser Roman auch initial ins Auge gefallen. Die Gestaltung reiht sich gut in die anderen Bücher der Autorin ein. Trotzdem könnte es je nach Betrachter*in auch als etwas altbacken gelesen werden. Ich bin da ein wenig hin- und hergerissen. 🙈

Der Roman selbst dreht sich um Hebamme Juli, ihre eigene Schwangerschaft und den Vater dazu - der aber anderweitig verpflichtet scheint. 🥴Von ihrem ersten Wiedersehen an ist eigentlich klar, dass hier ordentlich Anziehung da ist und das setzt sich auch bis zum Schluss fort. Doch Matteo scheint den väterlichen Verpflichtungen seiner ebenfalls schwangeren Partnerin Emily gegenüber nachkommen zu wollen, wodurch Einiges an Gefühlschaos entsteht. Und das alles in einem Zeitraum von lediglich einer Woche! Bei all dem Chaos ist der Epilog dann wieder was für’s Herz. 😉

Ich fand die kurzen Kapitel schnell und gut zu lesen. Der Ton ist leicht, humorvoll und der Text mit einigen Informationen rund um die Arbeit der Hebammen sowie Geburten allgemein gespickt. Hier zeigt sich, dass die Autorin wirklich viel recherchiert hat. Die meisten Figuren sind liebenswert, eine ganz besondere Sympathieträgerin ist dabei natürlich Oma Hilde, die mein Herz ganz klar gewonnen hat. 💚

Einige Schwierigkeiten hatte ich aber mit dem gewählten Humor. Ich empfand ihn stellenweise als eher platt, da auch öfter mit Klischees gearbeitet wurde. Da wurde mein persönlicher Humor einfach nicht getroffen. Manche Handlungsentwicklungen kamen mir zu plötzlich und damit unrealistisch vor. Dadurch bin im beim Lesen dann doch immer mal ins Stocken geraten. Auch, dass manche Figuren recht streng als bösartig und falsch gezeichnet wurden, hat mir nicht gefallen. Ich mag ambivalente Charaktere und hätte mir hier noch mehr Tiefe gewünscht.

Das Ende ist natürlich irgendwie vorhersehbar und das empfinde ich nicht als schlimm bei dieser Art Romane. Mir war die Geschichte insgesamt nur nicht rund genug und ich konnte mich auch nicht so wirklich mit den Figuren identifizieren. Wenn letzteres gegeben ist, fällt der Lesegenuss sicherlich viel leichter.

Wer also nach einem leichten Leseerlebnis sucht, sich für Schwangerschaft & Geburten interessiert und irgendwie immer wissen will, wohin die Reise geht, wird hier bestimmt Spaß beim Lesen haben.

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