Bettina Reiter ist eine österreichische Autorin, die vor allem Bücher im Genre History schreibt. Sie hat bereits mehrere Bücher veröffentlich und vor kurzem hat sie mir ein Rezensionsexemplar zu ihrem Buch „Weil Schottlands Herz für die Freiheit schlägt“ zukommen lassen. Die Geschichte dreht sich rund um Jodie, die im mittelalterlichen Schottland lebt.
Das Buch beginnt mit einem kurzen historischen Rückblick über das Jahr 1282 und den Freiheitskampf zwischen Schottland gegen England, welcher sehr aufschlussreich ist. Dann beginnt der Prolog, der direkt in das erste Kapitel übergeht. Dann folgt ein Zeitsprung 10 Jahre später – dieser Übergang ist meiner Meinung der Autorin extrem gut gelungen.
Aus mehreren verschiedenen Perspektiven wird in der dritten Person erzählt und die Handlung spielt in Schottland und England. Durch die vielen Blickwinkel gibt es mehrere individuelle Geschichten, die parallel nebeneinander ablaufen, aber eindeutig zusammengehören und fast sofort miteinander verwoben werden können.
Auffallend ist der rasanter und etwas schwulstiger Schreibstil der Autorin, die in dieser Geschichte eine eher gehoben mittelalterliche und etwas brutale Sprache vermischt mit modernen Elementen verwendet, welche aber für meinen Geschmack sehr passend für dieses Zeitalter ist. Weiters zeigt der Erzählstil mit seiner starken Fokussierung auf die Handlung eher maskuline Züge und Gefühle sowie Gedanken werden zwar angesprochen, aber das Geschehen und dessen Dialoge stehen im Vordergrund. Diese Erzählweise finde ich sehr authentisch gemacht.
Über weite Strecken gibt es dann trotzdem wieder eindeutig feminine Passagen, die sehr tiefgründig und erschütternd die Gefühle der Protagonisten offenbaren. Vor allem die Gedankenmonologe geben tiefgängige sowie zum Teil unergründliche Einblicke. Die Umrahmung der Szenen ist eher schlicht gehalten, aber dennoch feinfüllig eingesetzt.
Die vorherrschende Brutalität gibt einerseits Würze in den Lesefluss, andererseits auch Einblicke in historische Abläufe und Gepflogenheiten – vor allem bei der Rolle der Frau und deren (nicht vorhandenen) Rechte. Verzweiflung, Rache, Todesangst, Intrigen sowie Zurückweisung stehen Familienzugehörigkeit, Liebe und Freundschaft gegenüber, was die Geschichte sehr abwechslungsreich und niemals eintönig macht. Oft kommt es zu wahren und authentischen Gefühlsexplosionen.
Insgesamt gelingt der Einstieg relativ flott, man ist sofort neugierig und an die Geschichte gefesselt. Es wird sofort eine düstere und angespannte Grundstimmung erzeugt und man fiebert sofort vor allem mit der Hauptprotagonisten Jodie mit. Nichtsdestotrotz ist die Erzählung extrem unvorhersehbar im positiven Sinne.
Manchmal gibt es oft rudimentäre Übergänge, die aber entsprechend der Handlung sehr stimmig gehalten sind. Hier sollte es nur vielleicht besser gekennzeichnet werden aus wessen Perspektive gerade erzählt wird, da dies durch einen immer fortlaufenden Fließtext ohne Absätze fast nicht ersichtlich ist. Oft gibt es auch für mich persönlich etwas zu lange Gedankenmonologe, die sich etwas ziehen. Hintergrundinformationen sind gut, aber könnten eventuell kompakter verpackt werden.
Generell plätschert die Geschichte fortwährend dahin und bleibt dennoch stetig nervenzermürbend. Die Stimmung ist von Anfang bis Ende durchgehend angespannt und gewalthaltig, wodurch man an die Geschichte gefesselt wird. Man stellt ständig neue Spekulationen auf, manche erfüllen sich, manche werden widerlegt und in einem sehr unerwarteten, tränenreichen und extrem gelungenen Finale findet das Buch ein spektakuläres Ende.
Allmachtsphantasien
Fazit:
Weil Schottlands Herz für die Freiheit schlägt ist ein unerwartet emotionaler, ziemlich authentisch sowie brutaler Historyroman im mittelalterlichen Ambiente, der vor allem mit einer durchgehend angespannten Grundstimmung, einer nervenzermürbenden Handlung, durchgehend spannenden Wendungen sowie einem tränenreichen und gelungenen Finale auf ganzer Linie überzeugen konnte.
Ich kann das Buch jedem Fan von Historyroman sowie dramatischen und aktionsgeladenen Liebesgeschichte im Mittelalter empfehlen.
Weil Schottlands Herz für die Freiheit schlägt erhält von mir 4,5 von 5 Sternen.
(Ein Dank an Bettina Reiter für das Rezensionsexemplar.)