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Veröffentlicht am 03.03.2025

Der Dööskopp muss sterben

Morden auf Friesisch
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Der alte Hinnerk Beehnk plant nach über 40 Jahren als Berufsfischer seinen Ruhestand. Doch am letzten Arbeitstag wird er brutal ermordet. Die Polizei tappt zunächst im Dunkeln. Zwar war Hinnerk ein unbeliebter ...

Der alte Hinnerk Beehnk plant nach über 40 Jahren als Berufsfischer seinen Ruhestand. Doch am letzten Arbeitstag wird er brutal ermordet. Die Polizei tappt zunächst im Dunkeln. Zwar war Hinnerk ein unbeliebter alter Querkopf, aber Mord? Ermittlerin Michi Greve verdächtigt zunächst den Umweltaktivisten Hubert Schimmelpfennig, muss ihn aber bald wieder aus der Untersuchungshaft entlassen. Prompt wird auch er getötet und Michi niedergeschlagen. Ihre Dienstwaffe nimmt der Täter mit. Ein Serienmörder scheint umzugehen. Was ist bloß los an der Waterkant?

„Morden auf Friesisch“ ist der zweite Fall der Waterkant-Reihe von Thomas Herzberg mit Kommissaranwärterin Michi Greve als Ermittlerin. Die Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden. Für mich war es der Einstieg in die Reihe.

Thomas Herzberg schreibt locker und bildhaft, was gut zu seinen Krimis passt, die er als leichte Lesekost bezeichnet. Ort der Handlung ist Husum und die nähere Umgebung. Der Autor versteht es, dem Leser die Region näherzubringen und die spezielle Atmosphäre einzufangen. Die Gespräche und Frotzeleien des Ermittlerteams haben mich teilweise sehr amüsiert. Und damit sind wir bei den Charakteren, die in den Hauptrollen überzeugen.

Michaela, Michi, Greve war mir auf Anhieb sympathisch. Sie hat das Herz auf dem rechten Fleck, liebt Tiere, weiß ihren grantigen Chef zu nehmen und ist eine tüchtige Polizistin Vor allem zeichnet sie ihre Empathie aus. Ihr Kollege Kommissar Ulf Weingärtner besticht durch seine vorbildliche Arbeitsauffassung und seinen bedingungslosen Einsatz, dem er sogar sein Liebesglück, temporär, opfert. Ihr gemeinsamer Chef, der bestens vernetzte Hauptkommissar Kruse, gibt den ultimativen Stinkstiefel, verbirgt hinter dieser Maske aber nur sein großes Herz. Er ist ein talentierter Ermittler mit Biss, der gern mit seinem Rückzug in den Ruhestand droht und mitunter unkonventionell agiert. Die Nebencharaktere fand ich dagegen teilweise etwas blass, besonders die Schurken.

Mein Fazit

„Morden auf Friesisch“ habe ich mir ausgesucht, weil ich gern Regionalkrimis lese und neugierig auf die Gegend war. Für mich als Süddeutsche ist Friesland mindestens so exotisch wie Frankreich. Der Kriminalfall ist gut konstruiert und ermöglicht das Miträtseln. Ich hätte mir noch ein paar Verwicklungen und Wendungen mehr gewünscht, wurde aber gut unterhalten. Spannung und Gewalt sind für einen Cosy Krimi angemessen. Die Auflösung ist zufriedenstellend und beantwortete alle meine Fragen. Besonders gut gefallen hat mir die Chemie innerhalb des Ermittlerteams und der sarkastisch knurrige Umgangston. Immerhin, mit Kruse als Chef klappt es auch mit der Beförderung. Ein paar Einblicke in das Fischereiwesen und die damit verbundene Industrie werden sich auf mein Einkaufsverhalten auswirken. Die Landschaft und das Ambiente wurden so gut vermittelt, dass ich jetzt ernsthaft über einen Frieslandurlaub nachdenke.

Ich gebe eine Leseempfehlung für alle, die leichte Krimikost mit regionalem Touch schätzen. Beim nächsten Fall von (jetzt) Kommissarin Michaela Greve werde ich wieder dabei sein.

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Veröffentlicht am 28.02.2025

Der richtige Podcast kann dein Leben verändern.

Hotel Ambrosia - Du. Entkommst. Nicht.
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Die junge Robyn ist ein glühender Fan des Podcasts „Whispering Ivy – True Crime Enigmas“. Wegen ihrer ME/CFS-Erkrankung, die Long Covid ähnelt, kann sie ihr Zimmer im 6. Stock ohne Hilfe nicht verlassen. ...

Die junge Robyn ist ein glühender Fan des Podcasts „Whispering Ivy – True Crime Enigmas“. Wegen ihrer ME/CFS-Erkrankung, die Long Covid ähnelt, kann sie ihr Zimmer im 6. Stock ohne Hilfe nicht verlassen. Neben Ivys Sendung hilft ihr die Beobachtung des heruntergekommenen Hotels Ambrosia gegenüber, Langeweile und Schwächeanfälle besser zu ertragen. Eines Tages glaubt sie, Zeugin eines Mords zu sein. Doch stimmt das? Oder verursachen ihre starken Medikamente Wahnvorstellungen?

Die Autorin Katie Kento hat ein Setting geschaffen, das an Alfred Hitchcocks berühmten Thriller „Das Fenster zum Hof“ erinnert. Hier wie dort ist der Hauptcharakter ans Zimmer gefesselt und lindert seine Langeweile, indem er die Vorgänge im Gebäude gegenüber beobachtet.
Beide glauben, einen Mord gesehen zu haben. Doch hier enden die Gemeinsamkeiten bereits. Während der Protagonist bei Hitchcock ein Erwachsener mit mehreren Bezugspersonen ist, beschränkt sich Robyns direkter Kontakt zur Außenwelt auf ihre Großtante, die überfürsorgliche Krankenschwester Nelly, bei der sie seit dem Unfalltod ihrer Eltern wohnt. Diese hat panische Angst vor Keimen und verbietet Robyn jede Anstrengung. Einerseits will die 17-Jährige ihre einzige Verwandte, bei der sie seit vielen Jahren lebt, nicht enttäuschen, andrerseits kann sie ohne ihren Podcast und das "Ambrosia" ihre Situation nicht ertragen. Da Nelly nicht will, dass Robyn das Hotel beobachtet, macht sie es heimlich. Sie hat eine aufwendige Recherche angefertigt, die sich mit den Gerüchten und Mythen um das alte Gemäuer beschäftigt. Dort sollen Menschen verschwunden und Todesfälle passiert sein. Diese Akte mailt sie an Ivy, die nichts von Robyns Erkrankung weiß. Prompt beauftragt die Podcasterin sie, im Hotel vor Ort zu recherchieren und zu fotografieren. Was tun? Durch einen glücklichen Zufall gelingt es Robyn, die passende Person zu finden, die für sie das "Ambrosia" ausspioniert. Ab jetzt überschlagen sich die Ereignisse und bringen unglaubliche Fakten ans Licht.

Die Autorin schreibt bildhaft und mitreißend. Sie lässt uns Robyns Situation mit Krankheit und Isolation hautnah erleben. Die düstere Atmosphäre im Hotel ist sehr gut eingefangen. Die Spannung steigt kontinuierlich und hält bis zum Ende an. Chats, Mails, Telefonate und Robyns Rechercheakte komplettieren die Erzählung.

Kentos Charaktere wirken glaubwürdig. Robyn war mir von Beginn an sehr sympathisch. Wie sehr sie unter ihrer Krankheit, der Isolation, Schwäche und Abhängigkeit leidet, war gut nachvollziehbar, ebenso die Hoffnung auf eine ebenerdige Wohnung und dadurch endlich mehr Bewegungsfreiheit und Kontakte. Bemerkenswert fand ich ihre Selbstreflexionen, wenn sie sich fragt, ob sie eine Stalkerin ist oder ihre Einstellung zu ihrem Helfer überprüft.
Nelly und A. J. haben mich als Protagonisten ebenfalls überzeugt.

Fazit

Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen und war von den durch die Leserunde bedingten Pausen nicht begeistert. Kento schreibt spannend, die Charaktere überzeugen, Plot und Setting fesseln. Die Auflösung passt. Trotzdem gibt es aus meiner Sicht einige, kleinere Schwächen. Für mich weist die Erzählung mindestens einen Zufall zu viel auf. Ich will nicht spoilern und gebe daher nur die Stichpunkte Auftauchen A.J. und Léa/Michelle. Ferner hat mich der Rechercheverzicht Robyns in eigener Sache nicht überzeugt.
Dagegen ist die Doppelfolge von Ivys Podcast mit einer Zusammenfassung der Vorgänge ein perfektes Ende des Romans. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Auf Neuerscheinungen von Katie Kento werde ich zukünftig achten, da ich weitere ähnlich unterhaltsame Bücher von ihr erwarte. Denkbar wäre auch eine Fortsetzung der Geschichte, die ich mir dann nicht entgehen lasse.

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Unschuldiges Justizopfer oder skrupelloser Killer?

Der Gourmet
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Für DS Washington Poe wird ein Alptraum wahr. Ein von ihm überführter und in einem spektakulären Indizienprozess als Mörder verurteilter Starkoch entpuppt sich als Justizopfer. Die angeblich von ihm ermordete ...

Für DS Washington Poe wird ein Alptraum wahr. Ein von ihm überführter und in einem spektakulären Indizienprozess als Mörder verurteilter Starkoch entpuppt sich als Justizopfer. Die angeblich von ihm ermordete Tochter taucht sechs Jahre nach seiner Verhaftung quicklebendig wieder auf. Eine DNA-Analyse beweist ihre Identität. Und DNA kann nicht lügen oder doch?

„Der Gourmet“ ist der zweite Band der Washington Poe – Reihe des britischen Schriftstellers M.W. Craven, der mehrfach, u. a. mit dem Gold Dagger Award, ausgezeichnet wurde. Für mich war es das erste Buch des Autors.

Im Krimi „Der Gourmet“ stellt sich uns folgende Frage: ist der charismatische Starkoch Jared Keaton ein Opfer der Justiz und des hartnäckigen Ermittlers DS Poe? Ist er tatsächlich unschuldig?
Die Beweislage der Verteidiger wirkt überzeugend. Das Wiederaufnahmeverfahren scheint nur noch eine Formalität und Keatons Freilassung eine Sache von Tagen zu sein. DS Poe befindet sich dagegen in einer schwierigen Situation. Er hat einen Unschuldigen hinter Gitter gebracht und soll nun für seinen Fehler büßen.

Und trotzdem. Als erfahrene Krimileserin war ich mir von Beginn an sicher, dass Poe richtig lag und der charismatische Psychopath Keaton schuldig ist. Aber alle Beweise sprechen dagegen. Wie kann eine Tote leben?

M. W. Craven hat einen packenden Krimi geschrieben, der mich schnell gefesselt hat. Die Spannung beginnt im ersten Kapitel und steigert sich bis zum Ende. Unerwartete Wendungen und neue Indizien lassen zu keiner Zeit Langeweile aufkommen. Der Autor schreibt sehr bildhaft, ich sah Poes Hütte im Norden Cumbrias direkt vor mir. Die Protagonisten überzeugen, egal ob Hauptfiguren oder in Nebenrollen.

Washington Poe ist kein einfacher Mensch. Ein Familiengeheimnis hat ihn jahrelang gequält. Mit seiner spröden Art hat er sich wenig Freunde gemacht. Aber Unterstützung benötigt er gerade jetzt dringend. Da trifft es sich gut, dass er sich der Loyalität zweier Koryphäen sicher sein kann. Da ist zunächst die brillante, aber exzentrische forensische Pathologin Estelle Doyle. Sie entdeckt die Substanz im Blut der wieder aufgetauchten Elizabeth, die Poes Team auf die richtige Spur bringen wird. Später kann sie eine Leiche identifizieren, die sich in einem ungewöhnlichen Zustand befindet. Die zweite Koryphäe ist die geniale Datenanalystin Tilly Bradshaw, die Asperger-Züge aufweist, was die Zusammenarbeit mit ihr nicht einfach macht. Poe denkt an einer Stelle über sie „Streiten hatte keinen Sinn. Bradshaw war so logisch, dass sie jedes Mal gewann, sogar wenn sie falschlag.“ Aber die beiden arbeiten erstaunlich gut zusammen und sind ein sympathisches Team. Auch ein paar Kollegen, wie seine direkte Vorgesetzte DI Stephanie Flynn, vertrauen Poe, während ein karrieregeiler DCI ihn unbedingt abschießen will.

Fasziniert hat mich, was ich beim Lesen dieses Krimis alles gelernt habe. Über Reiterdenkmäler, englische Bunker, Laborzentrifugen oder die Reform des britischen Gesetzes im Zusammenhang mit Doppelbestrafung. Ich behaupte schon immer, dass Krimilesen bildet. Craven bestätigt mich.

Fazit

Eine tierquälerische gruselige Szene im ersten Kapitel hat mich kurz zögern lassen, doch wollte ich dem Krimi eine Chance geben. Zum Glück! Für mich ist der Autor eine Neuentdeckung. Er hat das Potenzial, zu einem meiner Favoriten aufzusteigen. Zwar hätte ich auf einige grausame Szenen verzichten können, da sie tatsächlich für den Tathergang wichtig sind, kann ich aber darüber hinwegsehen. Cravens Schreibstil, der britische Humor, seine Charakterzeichnung, der originelle Plot und die vollständige Auflösung haben mich überzeugt. Ich werde mir die beiden anderen in Deutsch erschienen Bände besorgen und mich auf weitere freuen.

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Veröffentlicht am 15.02.2025

Wer frei von Schuld ist ...

Nacht der Ruinen
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März 1945. Köln ist eine geteilte Stadt. Der Rhein bildet die Front, nachdem alle Brücken gesprengt wurden. Während die US Army ihren Teil der Stadt besetzt, geht jenseits des Flusses der Krieg unverändert ...

März 1945. Köln ist eine geteilte Stadt. Der Rhein bildet die Front, nachdem alle Brücken gesprengt wurden. Während die US Army ihren Teil der Stadt besetzt, geht jenseits des Flusses der Krieg unverändert weiter. Lieutenant Joe Salmon wird nach Köln abkommandiert, wo er vor 24 Jahren als Joseph Salomon geboren wurde. Colonel Patterson erteilt ihm einen Geheimauftrag. Joe soll herausfinden, wer den vor einer Woche mit einem Fallschirm abgesprungenen Bomberpiloten Rohrer ermordet hat. Ein nahezu aussichtsloses und gefährliches Unterfangen. Doch der Lieutenant folgt insgeheim seiner eigenen Agenda.

Cay Rademacher hat neben seiner erfolgreichen Provence-Reihe mit Capitaine Roger Blanc als Ermittler, bereits mehrere historische Kriminalromane geschrieben. Nach Méjean, Hamburg und dem Ozeanliner Champollion ist dieses Mal Köln der Schauplatz der Ermittlungen.

Wie viele andere junge Emigranten aus Deutschland und Österreich (insgesamt ca. 9000), hat Lieutenant Salmon eine Spezialausbildung in Camp Ritchie, Maryland, absolviert, die ihn auf den Einsatz in Europa vorbereitet hat. Wir begleiten Joe, der meist mit dem englischen Kriegsreporter Eric Arthur Blair, später berühmt als George Orwell, unterwegs ist und sehen die zerstörte Stadt durch seine Augen.Obwohl er wütend auf die „Jerrys“ ist, die das Vermögen seines Vaters gestohlen und so viel Leid über ihn und die Seinen gebracht haben, kann er sich dem herrschenden Elend nicht ganz entziehen. Von Köln und seiner Bevölkerung ist nur wenig übrig. Zweieinhalb Wochen wird seine Suche dauern, die ihn nachhaltig verändern wird.

Cay Rademacher schreibt flüssig und bildhaft. Er lässt vor den Augen seiner Leser das zerstörte Köln wieder erstehen. Die düstere bedrückende Atmosphäre, die der damaligen Zeit angepasste Sprache und die Beobachtungen des Lieutenants schaffen ein Ambiente, das fesselt. Die umfangreiche Recherchearbeit des Autors ist in jedem Kapitel spürbar. Auftritte bekannter Zeitgenossen wie Hans Habe, ebenso ein „Ritchie Boy“ wie Joe Salmon, Konrad Adenauer, der vor und nach dem Tausendjährigen Reich, Kölns Oberbürgermeister war oder die Schriftstellerin Irmgard Keun, lassen den Roman noch authentischer wirken. Eine besondere Rolle kommt George Orwell zu, der, obwohl seit dem Spanischen Bürgerkrieg gesundheitlich schwer angeschlagen, seine Tätigkeit als Kriegsreporter nicht aufgeben will. „Kriege sind eine Aneinanderreihung schäbiger Kompromisse“ resümiert er seine Beobachtungen.

Rademachers Charaktere sind glaubwürdig und spannend. Ob Joe, der zwischen Vergangenheit und Gegenwart gefangen, erfahren muss, dass nicht alles entweder Schwarz oder Weiß ist, Hilda, die kühle Schönheit, schwer durchschaubar nicht nur für Joe, Jakub, der vielseitig begabt, einmal zu oft auf seine „Chuzpe“ vertraut hat oder Irmgard Keun, eine unangepasste Überlebenskünstlerin, die scheinbar allen Widrigkeiten trotzt.

Das Erzähltempo ist eher gemächlich, die Spannung baut sich allmählich auf, aber gegen Ende des Romans, mochte ich nicht mehr mit dem Lesen aufhören.

Ich habe diesen Roman gern gelesen.Er hat mir diese Zeit näher gebracht, vor allem das Leben der Zivilbevölkerung, das mich besonders interessiert hat. Ihre Hoffnungen, Erfahrungen, Ängste, ihre pragmatischen Lösungen (Treibstoffbeschaffung), der alles bezwingende Überlebenswille.

Einiges war mir neu, wie die Ritchie Boys oder der Tunnel unter dem Rhein. Ich durfte den Fotografen Hermann Claasen kennenlernen und habe, neben anderen, auch sein historisches Foto der Madonna von St. Kolumba gefunden, die eine Rolle im Roman spielt.

Historische Ereignisse, raffiniert in eine fiktive spannende Ermittlung verpackt, dieses Konzept ist Cay Rademacher mit diesem Roman vortrefflich gelungen. Einmal mehr fand ich meine Meinung bestätigt, dass gut recherchierte Romane über die Kriegszeiten, zur besten Friedenspropaganda gehören.

Meine Leseempfehlung geht an alle, im Besonderen an die, die sich für Geschichte interessieren.

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Veröffentlicht am 12.02.2025

Mit einer Petuhtante auf Mördersuche

Ostsee, Klönschnack und ein Mord - Anni Gade und die Fördemorde
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Anni Gade ist eine sympathische, etwas verpeilte junge Frau, die noch nicht richtig weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Inzwischen hält sie sich mit Stadtführungen über Wasser. Während sie einer ...

Anni Gade ist eine sympathische, etwas verpeilte junge Frau, die noch nicht richtig weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Inzwischen hält sie sich mit Stadtführungen über Wasser. Während sie einer Gruppe Touristen Flensburgs Sehenswürdigkeiten zeigt, beobachtet sie zufällig einen heftigen Streit zwischen zwei angesehenen Unternehmern der Stadt. Am nächsten Tag sind beide Streithähne spurlos verschwunden. Wurden sie gekidnappt?

"Ostsee, Klönschnack und ein Mord - Anni Gade und die Fördemorde" ist der Auftakt einer neuen Cosy Crime-Reihe von Inga Schneider, die an der Flensburger Förde spielt. Es ist mein erstes Buch der Autorin.

Das farbenfrohe Cover und der Handlungsort Flensburg haben meine Aufmerksamkeit geweckt. Dass ich eine „Süßwassermakrele“ bin, hat sich schnell gezeigt. Den Begriff "Petuhtanten" musste ich gleich nachschlagen, obwohl ich zunächst von einem Druckfehler ausging - ist aber keiner. Insgesamt kam ich aber gut zurecht und habe das norddeutsche Flair sehr genossen. Ein bisschen fühlte es sich wie Urlaub an, mit Anni durch Flensburg zu flanieren. Über die Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten dieser Stadt wurde ich gut informiert.

Die Hauptcharaktere haben mich überzeugt. Anni war mir auf Anhieb sympathisch. Ihre Grübeleien und Selbstgespräche konnte ich gut nachvollziehen. Die junge Frau ist klug, neugierig und unternehmungslustig. Schade, dass ihre Akademikereltern das anders sehen, ihrer Jüngsten das abgebrochene Studium nachtragen und der Vater die perfekte ältere Tochter eindeutig vorzieht. Es spricht für Anni, dass sie trotzdem tapfer zum wöchentlichen Familienessen geht. Kommissar Jan Christiansen ist ganz anders gestrickt. Er wirkt anfangs ziemlich arrogant und überheblich, wie er den Provinzlern zeigen will, was ein Kommissar aus der Großstadt Hamburg ihnen alles voraus hat. Teilweise hat das wohl familiäre Gründe, weil er seine Scheidung noch nicht verdaut hat und um seine Tochter öfters sehen zu können, ins ungeliebte Flensburg ziehen musste. Auch Tipps zu bekommen, verträgt er schlecht, selbst wenn seine Ermittlungen davon profitieren. Gegen Ende des Krimis hatte ich aber den Eindruck, dass er doch lernfähig ist. Die anderen Charaktere bleiben noch etwas blass, aber das ist für einen Auftaktband nachvollziehbar. Ob Annis lebhafte Freundin Nele, Jans gemütlicher Kollege Boysen oder Mutter Gade, die das Familienessen für Kochexperimente nutzt, sie alle haben Potenzial. Inga Schneider schreibt klar und bildhaft und schafft eine glaubhafte Atmosphäre. Wie für Cosy Crime üblich ist das Erzähltempo gemächlich und der Kriminalfall nicht zu gruselig.

"Ostsee, Klönschnack und ein Mord - Anni Gade und die Fördemorde" war kurzweilig zu lesen und hat mich gut unterhalten. Ich freue mich schon auf Band zwei. Weil mir ein klein wenig die Verwicklungen fehlten, vergebe ich 4,5 von 5 Sternen.

Eine Leseempfehlung geht an alle, die Cosy Crime mit Lokalkolorit schätzen.

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