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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2021

Ein guter Plot ist noch kein guter Roman

Reality Show
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Der Plot ist gut. Drei Freunde, die zusammen in einer WG wohnen, haben einen Plan entwickelt, der an einem Heiligabend umgesetzt wird. Sie haben 42 der einflussreichsten Menschen Deutschlands ausgewählt. ...

Der Plot ist gut. Drei Freunde, die zusammen in einer WG wohnen, haben einen Plan entwickelt, der an einem Heiligabend umgesetzt wird. Sie haben 42 der einflussreichsten Menschen Deutschlands ausgewählt. Es sind solche Menschen, bei denen das große Kapital sitzt und die dadurch einen großen Einfluss haben. 10 von ihnen sollen an dem besagten Heiligabend in einer Fernsehshow vorgeführt werden, nachdem man sie vorher gekidnappt hat. Die Zuschauer sollen über sie urteilen. Das läuft zum Beispiel darauf hinaus, dass jeweils der größte Teil des Vermögens der Gekidnappten an die Zuschauer verlost wird, sozusagen als ausgleichende Gerechtigkeit.

Wie gesagt, der Plot ist gut. Aber das bedeutet noch keinen guten Roman. In diesem Roman herrscht die Hektik vor. Viele kurze Kapitel mit immer wieder wechselnden Personen und Schauplätzen. Kaum hat man sich in eine Situation eingelesen, folgt der abrupte Wechsel zur nächsten. Es ist äußerst schwierig bei den vielen handelnden Personen den Überblick zu behalten. Dazu kommt als weitere Schwierigkeit, dass die Hauptpersonen Tarnnamen haben. Diese und die richtigen Namen werden wechselnd gebraucht, was natürlich zur weiteren Verwirrung beiträgt.

Wie gesagt, der Plot ist sogar sehr aktuell und sehr gut. Der Roman ist es weniger. Ich hatte mir jedenfalls mehr versprochen.

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Veröffentlicht am 07.10.2021

Ungewöhnlich

Betongold
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Einen ungewöhnlichen Kriminalroman hat uns Tanja Weber da vorgelegt. Es geht um drei in die Jahre gekommene Freunde. Da ist der Schani, der groß in Immobilien macht. Der zweite ist der Hiasl, der in München-Giesing ...

Einen ungewöhnlichen Kriminalroman hat uns Tanja Weber da vorgelegt. Es geht um drei in die Jahre gekommene Freunde. Da ist der Schani, der groß in Immobilien macht. Der zweite ist der Hiasl, der in München-Giesing eine Eckkneipe betreibt. Diese Kneipe ist nach seiner verstorbenen Frau Moni benannt. Deshalb heißt der Hiasl auch nur einfach "DER Moni". Und als dritter im Bunde ist da der Sepp, auch Smokey genannt, weil er wegen seines Morbus Bechterew Haschisch Zigaretten rauchen darf. Smokey war früher bei der Mordkommission und ist vorzeitig in Rente gegangen.

Eines Tages wird der Schani tot in einer Baugrube aufgefunden. Ist es ein Unfall oder Mord? Smokey geht von Mord aus und versucht wegen seines früheren Berufs diesen Mord aufzuklären. Bis es zu dieser Aufklärung kommt, bekommen wir beim Lesen einen tiefen Einblick in das Leben in Giesing, wo nicht die Creme de la Creme Münchens verkehrt. Einen Einblick bekommen wir auch darin, was eigentlich Freundschaft ist. Ist es möglich, dass man auch nach vielen Jahren Freundschaft den Freund immer noch nicht richtig kennt?

Deshalb ist der Roman ein etwas ungewöhnlicher Kriminalroman. Denn nicht der Fall steht im Vordergrund, sondern die drei Freunde und ihre engeren Bekannten. Über die Lösung des Falls erfahren wir quasi nur nebenbei etwas. Wer also einen knallharten Krimi erwartet hat, ist mit diesem Roman nicht richtig bedient. Aber wer einen Roman sucht, wo das Zwischenmenschliche eine große Rolle spielt, der ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Lesenswert

Wenn ich wiederkomme
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Diesmal geht es nicht um das "Dableiben" wie im letzten Roman, sondern es geht um das "Weggehen". Es ist Daniela, die über Nacht, ohne irgend jemandem etwas zu sagen, ihre Familie verlässt und aus Rumänien ...

Diesmal geht es nicht um das "Dableiben" wie im letzten Roman, sondern es geht um das "Weggehen". Es ist Daniela, die über Nacht, ohne irgend jemandem etwas zu sagen, ihre Familie verlässt und aus Rumänien nach Italien fährt. Dort nimmt sie verschiedene Arbeiten an in der Alten- und Krankenpflege bzw. in der Betreuung von Kindern. Das meiste Geld, das sie verdient. schickt sie nach Hause. um damit ihren Kindern Angelica und Manuel eine gute Schulbildung und ein Studium zu ermöglichen. Auch ihr Mann Filip verlässt wenig später die Familie. Um die beiden Kinder kümmern sich die Großeltern.

Balzano hat seinen Roman in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil erfahren wir aus der Sicht Manuels, wie das Leben nach dem Weggang der Mutter irgendwie weiter geht. Im zweiten Teil berichtet Daniela über ihre Zeit in Italien und die verschiedenen Beschäftigungen. Der dritte Teil ist aus der Sicht Angelicas geschrieben. Hier erfahren wir etwas über die Zeit ab Manuels Krankenhausaufenthalt nach einem schweren Unfall.

Durch diese verschiedenen Sichtweisen, erfahren wir in eindringlicher Weise, welche Schwierigkeiten die handelnden Personen zu bewältigen haben, und wir verstehen etwas besser, weshalb die Kinder irgendwie zornig auf ihre Mutter sind, obwohl diese sich für sie quasi aufopfert.

Dabei ist klar, dass die Protagonisten in diesem Roman für eine Vielzahl anderer Menschen stehen, die dasselbe Schicksal haben. So will Balzano auch seinen Roman verstanden wissen. Es ist ein gut zu lesender Roman, unbedingt zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.09.2021

Trügerische Sicherheit

Böse
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Katharina zieht mit ihrer Tochter Fenja nach Hussfeld, weil sie nach einer gescheiterten Beziehung weitab von ihrem bisherigen Umfeld ein neues Leben beginnen will. Da ist Hussfeld der richtige Ort, meint ...

Katharina zieht mit ihrer Tochter Fenja nach Hussfeld, weil sie nach einer gescheiterten Beziehung weitab von ihrem bisherigen Umfeld ein neues Leben beginnen will. Da ist Hussfeld der richtige Ort, meint sie, weil dieser Ort einer der sichersten in Deutschland ist. Doch in diesem Ort ist auch nichts los, was Fenja schnell zu ihrem Leidwesen feststellen muss. Aber alles, was Katharina und Fenja unternehmen oder was sie kaufen wird aufmerksam beobachtet und sofort im Ort verbreitet.

Nach kurzer Zeit verschwindet Fenja zusammen mit ihrem Freund nach einem Partybesuch in der Nachbargemeinde spurlos. Für Katharina beginnt ein Albtraum, weil man ihr nicht glaubt, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. In Hussfeld kann sowas einfach nicht passieren. Es wird immer nur unterstellt, dass die beiden Jugendlichen sich gemeinsam abgesetzt haben. Katharina steht ziemlich allein.

Jonas Wagner beschreibt zunächst sehr subtil, wie Katharina und Fenja von den anderen Bewohner argwöhnisch und misstrauisch beobachtet werden. Der ganze Ort hat offensichtlich eine vorgefasste Meinung, dass die beiden nicht dazu passen und nur Unruhe in den beschaulichen Ort bringen werden. Diese Beschaulichkeit zeigt sich dann allerdings als sehr trügerisch.

Der Roman ist sehr gut zu lesen. Die Spannungskurve steigt stetig an bis zum schlimmen Ende. Mir persönlich scheint die gesamte Situation allerdings etwas zu unwahrscheinlich zu sein, was der Spannung aber keinen Abbruch tut.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Überzogen

SCHWEIG!
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Drei Hauptpersonen gibt es im Roman. Da sind Esther und ihr Mann Martin. Die dritte Hauptperson ist Sue, Esthers Schwester. Zunächst beginnt der Roman ganz harmonisch. Esther und Martin sind mit ihren ...

Drei Hauptpersonen gibt es im Roman. Da sind Esther und ihr Mann Martin. Die dritte Hauptperson ist Sue, Esthers Schwester. Zunächst beginnt der Roman ganz harmonisch. Esther und Martin sind mit ihren Kindern mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest voll beschäftigt. Esther allerdings meint, bei all dem Vorbereitungsstress noch zu ihrer Schwester fahren zu müssen, die ganz allein in einem abgeschiedenen Haus im Wald lebt. Sie macht sich Sorgen um Sue, weil Weihnachten vor einem Jahr wohl irgendetwas Schlimmes mit Sue passiert ist.

Erst nach und nach wird klar, dass Esther total psychotisch ist und in einem überzogenen Egoismus ihre Familie und ihre Schwester subtil tyrannisiert. So kommt es schließlich zu einem unerwarteten schlimmen Ende.

Judith Merchant teilt ihren Roman in viele meist sehr kurze Kapitel auf. In jedem Kapitel wird die Handlung von einer der drei Hauptpersonen aus beschrieben. Den Kapiteln ist jeweils der Name dieser Hauptperson vorangestellt. So kann man sich schnell zurecht finden. Interessant wird diese Vorgehensweise vor allem dann, wenn dieselbe Situation einmal von Sue und einmal von Esther aus beschrieben wird. Da tun sich dann oft erschreckende Einblicke besonders in Esthers Psyche auf.

Diese wechselseitigen Betrachtungen derselben Situationen ist zu Beginn ganz amüsant. Aber nach einiger Zeit kennt man das und es wird langatmig. Das heißt, der Roman braucht ziemlich lange, um auf Touren zu kommen. Dann aber fällt Merchant ins andere Extrem und überzieht ins Abstruse bis zum überraschenden Ende.

Ich hatte mir vom Roman mehr versprochen.

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