Ein kleiner Schatz für Liebhaber der Seefahrt und ihrer Geschichte
ErebusErebus, auch Erebos, in der griechischen Mythologie der Gott der Unterwelt, die Personifikation der Finsternis. Ein Name, der Macht und Stärke vermitteln sollte, und kein schlechteres Omen, keine selbsterfüllendere ...
Erebus, auch Erebos, in der griechischen Mythologie der Gott der Unterwelt, die Personifikation der Finsternis. Ein Name, der Macht und Stärke vermitteln sollte, und kein schlechteres Omen, keine selbsterfüllendere Prophezeiung hätte bedeuten können. Die HMS Erebus verschwand im Jahre 1848 spurlos im ewigen Eis der kanadischen Arktis, 2014 wurde sie wiedergefunden, ein Fund, der eines der größten Traumata der Forschungsgeschichte wieder aufgerissen hat, dem größten Rätsel der Weltmeere elementare Puzzlestücke hinzufügen konnte. Sir Michael Palin, britischer Tausendsassa und einigen vielleicht aus der legendären Monty Python-Crew bekannt, erzählt in diesem Buch die bewegte Geschichte des Schiffes von ihrem Stapellauf 1826 als Bombarde nach den Napoleonischen und Britisch-Amerikanischen Kriegen über ihre Zeit als Patrouillenschiff während des relativen Friedens bis hin zu ihrer zentralen Rolle bei den großen Expeditionen des 19. Jahrhunderts auf der Suche nach neuen, strategischen Seewegen und Errungenschaften im Bereich des Magnetismus. Mit großer Hingabe und Liebe zum erzählerischen Detail lässt Palin den Geist dieser Zeit auferstehen, beschwört die Fahrten der Erebus in den Polarmeeren herauf, erweckt die Menschen zum Leben, die ihren Weg gekreuzt und ihr eigenes Schicksal untrennbar mit dem Ihren verknüpft haben.
Großartig recherchiert, spannend, informativ und mit den kleinen Zeichnungen und Farbfotos ohne Frage ein kleiner Schatz für Liebhaber der Seefahrt und ihrer Geschichte. Als besonders gelungen empfand ich persönlich die Beschreibungen der zum Teil noch unberührten Natur, erstmals von menschlichem Auge erblickter Vulkane und zu einer unendlich scheinenden Mauer aufgetürmter Eismassen; eine tiefe Ehrfurcht überkam mich beim Lesen angesichts solcher Gewalten. Die detaillierten Beschreibungen der Gepflogenheiten und Lebensumstände damals gerieten mir an mancher Stelle etwas zu ausufernd, die vielen Namen etwas verwirrend, was meinem Lesevergnügen aber nur wenig Abbruch tat - hab dann einfach Abschnitte quergelesen.
Aus dem Englischen von Rudolf Mast.