Profilbild von reni74

reni74

Lesejury Star
offline

reni74 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit reni74 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.10.2024

Tatsachenroman

Kaltblütig
0

Als Nancy Clutter an einem schönen Novembertag 1959 einem jungen Mädchen aus dem Ort zeigt, wie man einen Kirschkuchen backt, ahnt sie nicht, dass dies der letzte Tag in ihrem und im Leben ihrer Eltern ...

Als Nancy Clutter an einem schönen Novembertag 1959 einem jungen Mädchen aus dem Ort zeigt, wie man einen Kirschkuchen backt, ahnt sie nicht, dass dies der letzte Tag in ihrem und im Leben ihrer Eltern und ihres Bruders sein wird. Am nächsten Morgen ist die vierköpfige Familie tot, brutal und kaltblütig ermordet.

Mit diesem Buch hat Truman Capote einen Tatsachenroman geschaffen, der analytisch, klar, emotionslos und präzise einen der wohl berühmtesten Kriminalfälle in den USA aufarbeitet. Hierfür hat der Autor sich mit den Ermittlungsakten und Vernehmungsprotokollen beschäftigt und in unzähligen persönlichen Gesprächen mit den ermittelnden Beamten, Angehörigen, Nachbarn, aber auch den Tätern und deren Familien die Chronologie der Tat und das Wesen der Täter ergründet.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert. Im Ersten wird der letzte Tag im Leben der Familie Clutter minutiös nacherzählt. Eine ungewöhnliche Herangehensweise, aber angesichts des Wissens des Lesers um das Schicksal der Familie unglaublich berührend. Im zweiten Teil spürt der Autor dann den Tätern nach, die der Leser ja bereits kennt, die sich der Strafverfolgung aber noch entziehen können. Man erfährt mehr über ihr bisheriges Leben und, wie sie die Zeit nach der Tat verbringen. Hier bekommt man als Leser bereits ein ziemlich gutes Bild der Beiden und die Frustration. Im dritten Teil dann werden die Ereignisse beschrieben, die zur Verhaftung führten und wie im Anschluss daran die ersten Verhöre durchgeführt wurden, während der vierte und letzte Teil sich dann mit der Verurteilung und der Zeit der Haft bis zur Hinrichtung beschäftigt.

Was das Buch beschreibt würde man heutzutage als True Crime bezeichnen, ein wahres Verbrechen und die tatsächlichen Ermittlungen zum Fall, inklusive realer Ermittler. Der Autor schafft es sehr gut die Stimmung wiederzugeben, die nach der Tat in der Bevölkerung herrscht, die Angst und auch das Mißtrauen. Die Frustration über die schleppenden Ermittlungen und deren Auswirkungen auf die Beamten und deren Familie wird genauso deutlich beschrieben, wie auch die Trauer der Hinterbliebenen, wobei man als Leser über manche Gepflogenheiten, die damals dem Zeitgeist entsprochen hat, heute nur den Kopf schütteln kann. So etwa, wenn eine andere Tochter der Familie nur wenige Tage nach dem Begräbnis heiratet, eben weil grad alle Familienmitglieder vor Ort sind, oder wenn das Inventar der Farm der Opfer genau einen Tag vor Beginn des Prozesses versteigert wird. Dinge, die uns heute unverständlich, damals aber vollkommen normal waren und so ein sehr authentisches Bild vermitteln. Und es sind eben auch die Tatsachen, genau so ist es eben gewesen. Capote verschweigt nichts, Beschnitt nichts und wertet nicht. Seine einzige Intention ist es eine chronologische Analyse dieses furchtbaren Verbrechens zu liefern. Man könnte dabei den Titel des Buches "Kaltblütig" auch ebenso auf ihn und nicht nur auf Tat und Täter anwenden, denn letztlich ist auch seine Herangehensweise nur mit kaltblütig zu beschreiben.

Truman Capote ist zweifellos ein Meister der Worte und natürlich kommt das hier auf jeder Seite zum Ausdruck, er schreibt allerdings sehr emotionslos, was aber nicht heißt, dass das Buch keine Emotionen weckt. Diese beim Leser zu erzeugen versteht der Autor auf unbeschreibliche und vielfältige Weise. Auch wenn man ja von der ersten Seite an weiß, was passiert, sind einem die Täter manchmal fast sympathisch, ständig fragt man sich was wohl anders gelaufen wäre, wenn der kleine Perry eben nicht so eine schwere Kindheit gehabt hätte, oder ob die Wesensänderung bei Dick tatsächlich auf seinen Unfall zurückzuführen ist, oder ob die Beiden eben einfach nur schon böse auf die Welt gekommen sind und keine elterliche Liebe und Fürsorge konnte daran etwas ändern. Auch die Tatsache, dass man den Fall als eine lange Reihe von unglücklichen Zufällen bezeichnen kann, täuscht letztlich nicht darüber hinweg, dass die Täter aus purer Geldgier brutal gemordet haben.

"Kaltblütig" ist zurecht ein Klassiker der Kriminalliteratur und sicher Vorbild für viele spätere Tatsachenromane. Capote hat damit sein schriftstellerisches Können eindrucksvoll unter Beweis gestellt, obwohl das Buch durchaus in Kontrast zu seinen anderen Werken steht. Im letzten Teil hat der Autor sich kurzzeitig etwas verloren. Wenn er tiefer auf das amerikanische Rechtssystem blickt fand ich das zwar interessant, aber für die Story an sich eher unerheblich. Was ich hieraus aber mitnehme ist die Aktualität zum Thema Todesstrafe als solche, gerade auch im Bezug auf die Opfer und in wie weit der Tod der Täter ihnen tatsächlich Seelenfrieden bringt und einen Abschluss bedeutet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2024

Sehr persönliche Spurensuche

Truboy
0

Truman Capote, der legändere amerikanische Schriftsteller ist den meisten wohl durch sein Buch "Kaltblütig" bekannt, in dem er einen spektakulären Mordfall akribisch aufarbeitet, aber auch die Vorlage ...

Truman Capote, der legändere amerikanische Schriftsteller ist den meisten wohl durch sein Buch "Kaltblütig" bekannt, in dem er einen spektakulären Mordfall akribisch aufarbeitet, aber auch die Vorlage zu "Frühstück bei Tiffany" stammt aus seiner Feder. Natürlich kannte ich den großen Namen, muss aber zu meiner Schande gestehen, dass ich noch kein Buch des Autors gelesen habe, obwohl eben jenes "Frühstück bei Tiffany" schon länger auf meinem SUB schlummert. Hier nun bringt Anuschka Roshani dem Leser den Autor, sein Leben und sein Werk näher, begleiten wir sie doch auf ihrer Suche nach einigen verschollenen Kapiteln des wohl am meist polarisierenden Romans von Truman Capote, "Erhörte Gebete", in dem er schonungslos und meisterlich den Blick auf die feine Gesellschaft lenkt, in deren Kreisen er gern gesehener Gast war.

Anuschka Roshani kennt sich aus mit dem Werk des Autors, hat sie doch mehrere seiner Bücher für den Kein & Aber Verlag herausgegeben. Sie ist glühende Anhängerin der These, dass der Autor sein spektakuläres Buch durchaus beendet hat und die fehlenden Kapitel in einem geheimen Banktresor auf ihre Entdeckung warten. Einige Kapitel des Romans sind bereits vorab erschienen und haben für großes Aufsehen und den Ausschluss des Autors aus eben jenen elitären Kreisen geführt, über die er hier schreibt. Der Fund der fehlenden Kapitel käme einer Sensation gleich.

Die Autorin ist großer Fan Truman Capotes und seines Werks, das merkt man dem Buch auf jeder Seite an. Dementsprechend subjektiv sind auch ihre Betrachtungen in weiten Teilen des Buches. An sich finde ich das gar nicht so schlimm, schließlich ist das Buch keine Biografie und soll das Leben des Autors nicht neutral und wertfrei ablichten. Vielmehr handelt es sich hier um eine Spurensuche, die Suche nach Hinweisen auf die angeblich existierenden Manuskripte. Hilfe verspricht sie sich hierbei von Freunden und Wegbegleitern von Capote, von denen es leider nicht mehr all zu viele gibt. So besucht sie in den USA die Ziehtochter des Autors, oder auch seinen Anwalt und Nachlassverwalter, um mit ihnen zu sprechen.

Die Aufzeichnungen der Gespräche sind, ebenso wie die Rückblicke auf Capotes bewegtes Leben, gut zu lesen und machen neugierig auf den Autor und seine Bücher. Leider fehlt dem Buch so ein bisschen der rote Faden was die Zeitabläufe angeht und so springt die Autorin immer wieder zu den verschiedensten Ereignissen in Capotes Leben und damit auch zu den verschiedensten Personen, die zu diesem Zeitpunkt teil dieses Lebens waren. Es ergibt sich so zwar ein gewisses Bild, aber eben ein sehr lückenhaftes und eben wieder subjektives.

Die Arbeit und den Enthusiasmus der Autorin kann man nur bewundern. Sie begibt sich auf eine sehr persönliche Reise, angetrieben vom Wunsch, in Capotes umfangreichen Nachlass, Hinweise auf die Existenz der Romankapitel, oder deren Verbleib zu finden. Obwohl das Buch ein paar kleine Längen aufweist, habe ich sie auf dieser Reise gern begleitet und bin nun sehr neugierig auf den Menschen, den Autor Truman Capote geworden. Dankeschön dafür.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.10.2024

Weltuntergangsversionen

Wie ich das Ende der Welt (üb)erlebte
0

Eigentlich jede Religion dieser Welt glaubt daran, dass irgendwann das Ende der Welt ansteht, meistens durch eine Art Gottesurteil, das am Ende nur ein paar wenige Auserwählte überleben. Das wir dafür ...

Eigentlich jede Religion dieser Welt glaubt daran, dass irgendwann das Ende der Welt ansteht, meistens durch eine Art Gottesurteil, das am Ende nur ein paar wenige Auserwählte überleben. Das wir dafür nicht unbedingt einen Gott brauchen, sondern es schon ganz alleine schaffen, unsere Welt an den Rand der Vernichtung zu bringen, ist wohl unumstritten. Der Weltuntergang fasziniert uns, das Wie genauso wie die Frage nach dem Danach.

In der vorliegenden Anthologie haben sich 29 Autor*innen, die am Ende des Buches kurz vorgestellt werden, ihre Gedanken zu dieser Thematik gemacht. Herausgekommen sind 29 ganz unterschiedliche, aber zugleich auch sehr ähnliche Kurzgeschichten. In jeder von ihnen geht die Welt auf die ein, oder andere Art unter, obwohl das nicht immer das Ende ist, wie man unschwer am Titel des Buches erkennen kann. Das Cover ist sehr schön gestaltet und erinnert mich etwas an Steampunk.

Mir haben die Storys durch die Bank weg gut gefallen, obwohl es natürlich in der Natur der Sache liegt, dass nicht jede mich gleichermaßen gepackt hat. Die Szenarien sind vielfältig, da erleben wir zb den Beginn einer Zombieinvasion in München, die Vernichtung der Menschheit durch intelligente Ameisen, oder auch wie die Sonne sich vom Lebensspender zur tödlichen Gefahr wandelt. Es gibt Naturkatastrophen, Killervieren, invasive Tiere und Pflanzen, Aliens, Zombis, tödliche Technik, oder gutmeinende KI. Szenarien, denen man als Fan des Genres so, oder so ähnlich sicher schon mal begegnet ist, aber auch vollkommen neue, teils vielleicht etwas skurrile Interpretationen. Ich werde so sicher beim nächsten Besuch auf dem Rummel einen großen Bogen um den Stand mit der Zuckerwatte machen.

Mir hat die Sammlung viel Spaß bereitet und manchmal kommt man tatsächlich auch etwas ins Grübeln, über unsere Lebensweise, unseren Umgang mit Ressourcen, mit der Tier- und Pflanzenwelt, mit unseren Mitmenschen, aber auch mit dem Tod an sich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2024

Spannung mit erschreckender Thematik

Das rote Kanu
0

Buck lebt nach der Trennung von seiner Frau wieder im Haus seines verstorbenen Vaters, in dem er eine Tischlerei betreibt. Während der Arbeit an einem Boot steht plötzlich die fünfzehnjährige Lucy in seiner ...

Buck lebt nach der Trennung von seiner Frau wieder im Haus seines verstorbenen Vaters, in dem er eine Tischlerei betreibt. Während der Arbeit an einem Boot steht plötzlich die fünfzehnjährige Lucy in seiner Werkstatt und Buck merkt direkt, dass das junge Mädchen, das so bemüht ist cool zu wirken, große Angst hat und dringend Hilfe braucht. Eigentlich hat Buck für solche Dinge grad gar keinen Nerv, ist er doch selber kurz davor seiner Existenz ein Ende zu setzen.

Der Kriminalroman beginnt recht verhalten, erstmal fast im Stil einer Charakterstudie. Der Leser lernt die verschiedenen Figuren kennen, taucht ein in ihre aktuelle Lebenssituation, erfährt mehr über ihren Gemütszustand und die Dinge, die zu diesem geführt haben. Allerdings bleibt der Autor hier oft bewusst vage. Man bekommt natürlich mit, dass die Trennung Buck schwer getroffen hat, das sie nicht von ihm ausging, sondern von Naomi, seiner Frau. Man erfährt aber nur andeutungsweise, was der Grund für die Trennung gewesen ist, nur eben so viel, dass klar wird was für ein Mensch Buck ist, das er nicht aus seiner Haut kann und dass das, was im Verlauf der Geschichte folgt, wohl so, oder so ähnlich schon öfter passiert ist. Etwas, dass Naomi Bucks "Retterkomplex" nennt. Und da ist Lucy, die mit ihrem unter ptBs leidenden Vater in einem Trailerpark lebt und nun Opfer eines sexuellen Übergriffs wird, ausgerechnet durch Polizeikollegen ihres Vaters.

Das Buch greift mehrere brisante Thematiken auf. Die Hauptfiguren Buck und Lucy sind Angehörige der nativ Amerikans, es ist statistisch belegt, dass gerade Frauen dieser Bevölkerungsgruppe überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt, auch sexueller Gewalt werden und das diese Vergehen oft nicht, oder nur unzureichend durch die Behörden untersucht werden. Noch all zu oft wird das Verschwinden einer jungen Frau hier als Weglaufen ausgelegt, der Fall nicht weiter verfolgt, oder, die oft weißen, Täter werden durch Freunde gedeckt und entgehen der Strafverfolgung. Zudem ist das Thema des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch ihnen nahestehende Personen ein hochaktuelles, egal welcher ethnischen Gruppe sie angehören. Hier wird dies noch mit organisierter Kriminalität verwoben, häuslicher Gewalt, Traumata nach einem Militäreinsatz, Rassismus und Homophobie.

Zugegebenermaßen ist das vielleicht ein bisschen viel von allem innerhalb dieser recht kleinen Personenkreises und zugegebenermaßen bedient sich der Autor hier auch an mehr als einem Klischee. Der Vater, mit PTBS aus Afghanistan zurückgekommen, trinkt und schlägt seine Frau, seine Kumpels vom Militär, die als Polizisten gern mal ihre Stellung missbrauchen. Lucys Freunde aus der Schule, Booker, der coole, afroamerikanische Sportlertyp, dem allein durch seine Herkunft und durch seine Karriere als Schulschwänzer schon das Wort jugendlicher Straftäter auf die Stirn tätowiert ist und Ryan, der superintelligente, schüchterne Asiate, der sich hinter der Maske des Authisten versteckt, weil es so leichter ist den Anfeindungen zu entgehen, die seine Herkunft und seine ärmlichen Verhältnisse unweigerlich im Schulalltag der amerikanischen Kleinstadt nachsichziehen.

Ich nehme dem Autor das, mit ein paar kleinen Abstrichen, durchaus ab. Diese Gruppe "Looser", die sich zusammengefunden hat und die Geheimnisse teilt, die man keinem erzählen kann und die im Notfall für einen da ist wenn man Hilfe braucht. Der Stoff aus dem schon viele gute Geschichten geworden sind und eine gute Geschichte ist das hier durchaus. Auch wenn ich wenig über Bucks Hintergründe, seine Vergangenheit erfahre ist er für mich die typische "Lone Ranger" Figur, der einsame Held, der schon jede Menge Dreck gefressen hat, der schon mehr als einen Schicksalsschlag erlebt und überlebt hat, der eben nicht tatenlos danebenstehen kann, wenn jemand seine Hilfe braucht. Tatsächlich habe ich beim Lesen an Filme wie "Gran Torino" denken müssen (wobei ich hier die Figur von Buck nicht mit Clint Eastwood vergleichen möchte), oder auch Thriller wie "Jack Reacher", oder auch "The Mother". Alles Szenarien, in denen die Hauptfigur eher unfreiwillig in Ereignisse hineingezogen wird, sich dem aber aus Liebe und Ehrgefühl eben nicht entziehen kann. Klar, Klischee in Reinkultur, aber eben auch der Stoff für Spannung und actiongeladene Unterhaltung und auf diese Action steuert man im zweiten Teil des Kriminalromans unausweichlich zu.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, die Thematik ist hochaktuell und lässt den Leser nicht kalt. Die Figuren sind gut gezeichnet, auch wenn ihre Vergangenheit meist im Dunkeln bleibt und der Autor es hier dem Leser überlässt sich, anhand von Hinweisen, seine eigenen Gedanken zu machen. Lucy ist eine sehr starke Figur, gerade auch in ihrer Widersprüchlickeit. Die schwierige Beziehung zu ihrem Vater ist gut herausgearbeitet, man spürt beim Lesen die Anspannung unter der sie steht, wie sie in der Enge des Trailers jedes Wort ihres Vaters, jede seiner Bewegungen, jedes Verziehen des Mundwinkels in sekundenschnelle auf Anzeichen der Verärgerung analysiert, immer kurz davor, dass die Stimmung kippt. Ich kann mir diese Situationen unheimlich gut verfilmt vorstellen, wenn die Schauspieler nur mit ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Gestik diese Stimmung erzeugen müssen. Generell glaube ich, dass der Stoff des Buches gut verfilmbar wäre, einfach weil die Actionszenen zum Ende hin richtig gut am Bildschirm rüberkommen würden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2024

Familie

Aus dem Haus
0

Die Eltern organisieren gerade den Umzug, vom ungeliebten Haus in eine Wohnung und inmitten der zusammenzupackenden Habseligkeiten gibt es so viele Erinnerungen.

Die Autorin fungiert in diesem Buch als ...

Die Eltern organisieren gerade den Umzug, vom ungeliebten Haus in eine Wohnung und inmitten der zusammenzupackenden Habseligkeiten gibt es so viele Erinnerungen.

Die Autorin fungiert in diesem Buch als Ich-Erzählerin und gibt dem Leser Einblicke und Rückblicke in das Familienleben. Aus der räumlichen Entfernung erlebt sie die Umzugsvorbereitungen nur am Telefon mit, froh darüber, dass sie selbst nicht involviert ist und sich kümmern muss.

Im Prinzip von Seite eins an wird klar, dass die Mutter das Haus nie gemocht hat. Sie lässt kein gutes Haar an dem Bau, hadert mit ihm genauso wie mit dem Umzug nach Kassel. Die Tochter erzählt recht humorig von verschiedensten Begebenheiten, vom Leben vor dem Umzug, von den Personen, die ihre Eltern zu dieser Zeit waren und wie sich dann alles verändert hat in der neuen Stadt. Die Bewohner von Kassel, die Umgebung, die Stadt selbst und natürlich das Haus kommen dabei nicht gut weg. Falls ein Kasselaner dieses Buch liest nimmt er das hoffentlich mit Humor. Verschiedene Familienmitglieder werden in diese Erinnerungen eingebunden, so die briefeschreibende, tief religiöse Tante, oder die ungeliebte Stiefschwiegermutter, in deren Obstgarten das Haus gebaut wurde. Der Bau des Hauses wird als unausweichlicher Entwicklungsschritt beschrieben, etwas, das ein Mann seiner Familie eben ermöglichen muss, um den eigenen Status klar zu machen. Das das Haus sich dann aber schon während der Bauphase als ständiges Ärgernis entpuppt, fuchst vor allem die ewig nörgelnde Mutter.

Anfangs fand ich den Stil, in dem die Geschichte erzählt wird ziemlich gut. Die Autorin beschreibt die verschiedenen Szenen einer Familie mit einem guten Auge für Details und äußerst witzig. Mit der Zeit ist mir das dann aber zu viel geworden, weil ich irgendwann nicht mehr das Gefühl hatte, die Ich-Erzählerin lacht mit ihrer Familie, sondern eher über sie und das fand ich schade. Obwohl man das Ganze angesichts der dauergenervten, an allem rumnörgelnden, nie zufriedenen Mutter durchaus als Galgenhumor und einen gewissen Schutzmechanismus sehen kann. Das Lesen wurde durch das Hin und Herspringen zwischen den unzusammenhängenden Erinnerungen zunehmend anstrengend, die Figur der Mutter wurde mir immer unsympathischer, der Vater, der leider so gar nicht gut weg kommt bei dem Ganzen und doch recht blass bleibt, tat mir einfach nur leid und die Tochter, naja, ich frage mich die ganze Zeit, was eigentlich ihre Intention ist, was will sie dem Leser sagen.

Das Buch ist durchaus eine witzige Art Liebeserklärung an die eigenen Eltern, ihre Marotten und Eigenheiten. Ich fand die Grundidee ziemlich interessant und war auch vom Klappentext angesprochen. Leider hat die Autorin mich im Verlauf dann immer mehr verloren, auch eben dadurch, dass bis zuletzt nicht klar wurde warum sie diese Geschichte erzählt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere