Ein unglaublich nerviger männlicher Protagonist
Duty & Desire – Vorsätzlich verliebtIn den letzten Monaten konnten mich die Bücher aus dem Kyss-Verlag eigentlich immer begeistern, da sie meist eher ruhige Geschichten sind, in denen die Emotionen im Vordergrund stehen und sich das Drama ...
In den letzten Monaten konnten mich die Bücher aus dem Kyss-Verlag eigentlich immer begeistern, da sie meist eher ruhige Geschichten sind, in denen die Emotionen im Vordergrund stehen und sich das Drama in Grenzen hält. Duty & Desire wurde damit beworben, dass es mal etwas Anderes sei, besonders da es mal nicht am College sondern an einer Polizeiakademie spielt. Dementsprechend hatte ich mir irgendwie auch mehr Szenen erhofft, die mit der Polizei zusammenhängen. Abgesehen davon, dass der Protagonist sehr ehrgeizig ist und unbedingt seine Familie stolz machen will, was ungefähr auf jeder zweiten Seite erwähnt wurde, gibt es aber kaum wirklichen Bezug zu der Ausbildung bei der Polizei. Da hätte der Typ halt auch zum College gehen können und es würde keinen Unterschied machen.
Leider hatte ich mir nach Lektüre des Klappentextes auch etwas Anderes vorgestellt. Freunde mit Gewissen Vorzügen sagt für mich aus, dass die beiden eben auch Freunde sind und mal miteinander reden. Ihre einzigen Konversationen belaufen sich aber leider auf Dirty Talk beim Sex, den ich so dermaßen unangenehm fand, dass ich die Seiten meistens nur schnell überflogen habe.
Ever fand ich Großteils recht sympathisch. Sie hat sich selbst ein Catering-Unternehmen aufgebaut, arbeitet viel, legt aber etwas zu viel Wert auf die Meinung ihrer Mutter, die in ihrer Kindheit scheinbar nie wirklich für sie da war. Das einzige was ihr immer gepredigt wurde, war dass sie bloß keine Beziehung zu einem Mann eingehen sollte und nur Affären führen sollte, wie es schon ihre Großmutter gemacht hat. Als ihre Mutter aber plötzlich ihre Meinung ändert, sieht Ever die Chance gekommen sie endlich stolz zu machen. Dieses Mutter-Tochter-Verhältnis fand ich recht absurd und ansonsten war Evers Charakter eigentlich auch nicht sehr tiefgehend beschrieben.
Leider habe ich selten einen so ätzenden männlichen Protagonisten wie Charlie erlebt. Er ist zwar ehrgeizig und möchte Leutnant bei der Polizei werden, ist aber einfach nur prollig, schwanzgesteuert und besitzergreifend. Mehr als die Hälfte des Buches möchte er Ever zurückgewinnen um die Sexbeziehung weiterzuführen. Ihre Gefühle sind ihm dabei herzlich egal und seine eigenen drehen sich nur um das eine. Um sein Ziel zu erreichen sabotiert er jegliche Versuche von Ever einen anderen Mann kennenzulernen, weil sie „ihm gehört“ und das akzeptieren soll. Solche Protagonisten sind mir leider wirklich unsympathisch, zudem hat mir die Ausdrucksweise der beiden gar nicht zugesagt, Charaktere, die sich gegenseitig als „Großer“ und „mein Einhorn“ betiteln finde ich sehr schwierig.
Emotionen sind dabei leider gar nicht rübergekommen und auch das schmalzige Ende, wo Charlie natürlich eine 180°-Wende einlegt und sich auf eine Weise verhält, die charakterlich für ihn einfach unglaublich unpassend war konnte mich nicht überzeugen.
Abgesehen von meinen zahlreichen negativen Punkten gab es natürlich aber auch positives an diesem Buch. Der Schreibstil war flüssig, sodass man das Buch in kurzer Zeit verschlingen konnte und es gab insbesondere bei Charlies Versuchen Evers Dates zu sabotieren einige Stellen, die mich wirklich zum Schmunzeln bringen konnten. Abgesehen davon fand ich die Nebencharaktere recht sympathisch, da sie mehr Tiefgang zu besitzen scheinen als die beiden Protagonisten in diesem Buch, sodass ich möglicherweise trotz meiner Enttäuschung noch die Fortsetzungen lesen werde.
Insgesamt fand ich die Geschichte eher platt und wenig emotional, durch die humorvollen Stellen, die mir immerhin mal ein Lachen entlocken konnten gebe ich dem Buch aber 3 Sterne.