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Veröffentlicht am 05.12.2016

Humorvoller Roman über eine Frau in der Midlife Crisis, die für neuen Schwung in ihrer Ehe sorgt

Wenn das Leben Loopings dreht
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Franziska ist knapp 50 Jahre alt, seit ungefähr 25 Jahren mit Daniel verheiratet und Mutter zweier fast erwachsener Kinder. Ihr Alltag in der Villa in München bietet neben Hundespaziergängen mit dem arthritischen ...

Franziska ist knapp 50 Jahre alt, seit ungefähr 25 Jahren mit Daniel verheiratet und Mutter zweier fast erwachsener Kinder. Ihr Alltag in der Villa in München bietet neben Hundespaziergängen mit dem arthritischen Mr Spock, Diskussionen mit der pubertierenden Tochter Isabel und einem Nebenjob als Werbetexterin bis auf die Treffen mit ihren beiden Freundinnen Mona und Helen wenig Abwechslung. Ihr Mann geht in seinem Beruf als Wissenschaftler in der Amöbenforschung voll auf und schenkt seiner Frau nur wenig Beachtung.

Als von einem unbekannten Alex aus Hongkong adressierte Briefe an eine Laura Caspari irrtümlicherweise in Franziskas Brieflasten landen, kann sie ihre Neugierde nicht zurückhalten und öffnet die Briefe eines verliebten Mannes, der seine Jugendliebe Laura wiedersehen möchte. Nach dem Erhalt mehrerer gefühlvoller Briefe und vergeblichen Versuchen, diese der Post bzw. Laura Caspari persönlich zu übergeben, deren Adresse Franzi inzwischen ausfindig gemacht hatte, stellt sich Franzi vor, sie wäre diejenige, der Alex solche Briefe schreibt. Von ihren Gefühlen überwältigt, schreibt sie Alex sogar eine E-Mail, in welcher sie sich als Laura ausgibt und über ihren Ehefrust schimpft, die sie jedoch sofort wieder bereut.

Alex sieht die Mail offensichtlich als Anreiz und kommt nach all den Jahren zurück nach Deutschland, wo er in einem Hotel in Hamburg als Barpianist eine Anstellung findet. Enttäuscht vom Geschenk ihres Mannes zum 50. Geburtstag, einem Mähroboter, nutzt Franzi die Gelegenheit als ihr Mann zu einem Kongress nach Thessaloniki reist und fährt für einen Kurztrip nach Hamburg, um Alex seine Briefe wiederzugeben. Die beiden verbringen einen romantischen Abend an der Alster und aus Franzis Schwärmerei entwickeln sich echte Gefühle für Alex.
Franzis Gefühlschaos ist perfekt, als sie aufgrund eines verlängerten Aufenthalts von Daniel in Thessaloniki befürchtet, er könnte eine Affäre mit seiner jüngeren Assistentin haben.

"Wenn das Leben Loopings dreht" ist ein humorvoller, typischer (Haus-)frauenroman über eine Frau in der Midlife Crisis, die sich von ihrem Mann zu wenig beachtet fühlt und die sich, nachdem die Kinder flügge geworden sind, nach ein wenig Abwechslung in ihrem Leben sehnt. Die Briefe des unbekannten Alex kommen wie gerufen, um aus ihrem Alltag auszubrechen.

Die Geschichte spielt mit Klischees und ist durch die Fettnäpfchen, in die Franzi tritt, amüsant zu lesen, allerdings auch sehr vorhersehbar. Franzi war mir als Protagonistin zu einfältig und naiv, ihre Handlungen zum Teil kindlich unüberlegt und übertrieben.
In Bezug auf die Briefe hatte ich mir mehr Spannung in Bezug auf die Aufklärung von Versender und Empfängerin und deren Liebesgeschichte versprochen.

Der Roman bietet leichte Lesekost über ein eingeschlafenes Eheleben und zeigt, wie wichtig es ist, sich auch im Ehealltag und dem täglichen Einerlei die Leidenschaft zu bewahren, um nicht auf unüberlegte Abwege zu geraten.

Veröffentlicht am 03.12.2016

Roman um drei Generationen von Frauen mit viel Drama

Der Engelsbaum
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"Der Engelsbaum" ist der erste Roman, den ich von der Bestsellerautorin Lucinda Riley gelesen habe. Es ist eine Familiengeschichte über mehr als drei Generationen hinweg, die voller Schicksalsschläge für ...

"Der Engelsbaum" ist der erste Roman, den ich von der Bestsellerautorin Lucinda Riley gelesen habe. Es ist eine Familiengeschichte über mehr als drei Generationen hinweg, die voller Schicksalsschläge für die drei erwachsenen Protagonistinnen ist.

Der Roman beginnt im Jahr 1985, als die 59-jährige, nach einem Unfall vor 23 Jahren unter Amnesie leidende, Greta auf das Anwesen nach Marchmont zurückkehrt, wo sie für knapp vier Jahre als junge Frau gewohnt hat. Im Garten findet sie eine Grabstelle, wo offenbar ihr Sohn begraben ist, dessen Existenz ihr nicht mehr bewusst gewesen ist. Langsam beginnen die Erinnerungen zurückzukehren. Erinnerungen, die ihre Seele aus Selbstschutz versucht hat zu verdrängen.

Der Roman springt sodann in die Nachkriegsjahre, als Greta in London wohnte und von einem amerikanischen Offizier schwanger wurde. Treu zur Seite ist ihr David, der sich nicht traut, ihr seine Liebe zu gestehen und der sie nach der Abreise ihres Geliebten zu seiner Familie nach Marchmont bringt. Dort heiratet sie seinen Onkel Owen, der wesentlich älter ist als sie, aber bereit ist, Greta und die Zwillinge als rechtmäßige Erben anzunehmen. Nach dem Tod des "Stammhalter" im Alter von drei Jahren entwickelt sich Owen zum gewalttätigen Alkoholiker, weshalb Greta - erneut mittellos, aber mit Tochter Cheska - nach London zurückkehrt. Dort ist ihr das Glück endlich hold, als Cheska als talentierte Nachwuchsschauspielerin entdeckt wird und ab dem zarten Alter von vier Jahren vor der Kamera steht. Greta, die nach einer weiteren unschönen Beziehung von Männern abgeschworen hat, lebt nur noch für und durch ihre Tochter, die sie wie einen Augapfel hütet. Als Teenager bricht Cheska aus ihrem goldenen Käfig aus und Greta wird von ihrer Vergangenheit eingeholt....

Wer dramatische Frauenromane mag, die sich über Jahre und Generationen hinweg erstrecken, ist mit Lucinda Rileys Schmöker gut bedient. Aufgrund des Klappentextes hatte ich mir von "Der Engelsbaum" mehr Spannung versprochen. Die Schicksalsjahre von Greta waren durch die vielen Unglücke, die ihr passierten und noch die nachfolgenden Generationen beeinflussten, ein wenig ermüdend. Mit Cheska nahm der Roman durch deren Rebellion an Fahrt auf, wurde allerdings durch ihre krankhaften Verhaltensweisen und das Weggucken oder Ignorieren aller Beteiligten unrealistischer. Davids Verhalten grenzte schon fast an Selbstaufgabe, indem er über Jahre hinweg selbstlos für Greta und dann auch Cheska da war, und dadurch nie die Möglichkeit hatte, ein unabhängiges, erfüllteres Leben zu führen. Greta und Cheska mangelte es beiden an Menschenkenntnis - sei es wie bei Greta aus Naivität oder wie bei Cheska aufgrund einer psychischen Erkrankung. Ob diese letztlich durch ihre fehlende Kindheit und ihr Leben, das von Film und Fernsehen geprägt war, wodurch ihr der Bezug zur Realität fehlte, ausgelöst wurde, blieb offen. Gretas Enkelin Ava, die im letzten Teil des Romans im Vordergrund steht und ohne ihre leibliche Mutter Cheska in Marchmont aufgewachsen ist, war im Vergleich zu den beiden Generationen zvor unspektakulär normal. Aber auch sie muss einiges mitmachen, als ihre Mutter Cheska plötzlich in Marchmont auftaucht, pleite und am Ende ihrer Karriere in Hollywood.

Ich fühlte mich durch den Roman durchaus unterhalten, auch wenn der Klappentext und auch der Buchtitel meiner Meinung nach am Buch vorbeigehen. "Der Engelsbaum" zog sich phasenweise etwas in die Länge zog und die beiden Familien um Greta und Davis kamen mir vom Schicksal schon arg gebeutelt vor.

Veröffentlicht am 02.12.2016

Konfliktreiche Mutter-Tochter-Beziehung: Lena und Ariane sind sich fremd

Wir kennen uns nicht
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"Wir kennen uns nicht" beschreibt die Mutter-Tochter-Beziehung von Lena und Ariane ziemlich genau, Mutter und Tochter sind sich völlig fremd. Schon in dem ersten, auf mich verstörend wirkenden Kapitel, ...

"Wir kennen uns nicht" beschreibt die Mutter-Tochter-Beziehung von Lena und Ariane ziemlich genau, Mutter und Tochter sind sich völlig fremd. Schon in dem ersten, auf mich verstörend wirkenden Kapitel, wird deutlich, dass zwischen den Frauen weder Liebe, noch Gleichgültigkeit, sondern blanke Wut besteht.

Die Mutter Lena, bekennende Feministin und Bestsellerautorin, hat ihrer Tochter den Vater ihr Leben lang vorenthalten. Sie selbst war mit der Erziehung eines kleinen Kindes überfordert und überließ die Aufgabe einer Kinderfrau. Lena entwickelte nie Muttergefühle für Ariane, die sich dementsprechend ungeliebt fühlte und auf Distanz zu ihrer Mutter ging. Sie wuchs freiwillig lieber im Haushalt von Freunden der Mutter auf, die selbst keine Kinder bekommen konnten.

Die Veröffentlichung von Büchern mit offensichtlich autobiographischen Bezügen von Lena ist Ariane zu Schulzeiten peinlich, als Teenager fühlt sie sich durch die Offenbarungen der Mutter regelrecht bloßgestellt.
Unmittelbar nach dem Abitur zieht sie aus und weit weg nach München. Es besteht lediglich ein sporadischer telefonischer Kontakt zwischen Mutter und Tochter.

Lena lernte in ihrem reiferen Alter doch noch die Liebe kennen, verliert ihren Lebensgefährten aber bereits nach drei Jahren an den Krebs. Sie zieht sich zurück in ihre Villa in Norddeutschland und ist nicht mehr in der Lage, ein Buch zu veröffentlichen.

Auch wenn es hin und wieder beidseitige Versuche zwischen Lena und Ariane gibt, einen Kontakt wiederaufleben zu lassen, scheitern die beiden an ihrem seit jeher bestehendem Kommunikationsproblem. Lena verschwindet mit den Zeilen "Ich bin dann mal weg", die sie ihrer Tochter grußlos hinterlässt. Ariane macht sich keine Mühe herauszufinden, wo ihre Mutter ist oder wie es ihr geht, obwohl sie ihr von ihrer Schwangerschaft hätte berichten wollen. Als Lena dann aus der Zeitung erfährt, dass Ariane geheiratet hat und Mutter einer Tochter ist, ist Lena in Rage und setzt sich engergiegeladen an einen neuen Roman.


Das Buch ist mit knapp 200 Seiten kurz, aber dennoch (oder gerade deshalb?) gehaltvoll. Es ist eine Charakterstudie zweier unterschiedlicher Frauen, die nur durch ihre Gene verbunden sind. Auf der emotionalen Ebene besteht nur Misstrauen, Wut und Hass. Die Mutter, selbst geprägt von einem Elternhaus, in welchem sie als Mädchen im Vergleich zum großen Bruder minderwertig war, schafft es nicht, ihre Tochter zu lieben und ein Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln. Die Tochter distanziert sich und sucht sich automatisch andere Vertrauenspersonen, wünscht sich als Erwachsene sogar, ihre Mutter wäre tot, um diese nicht immer verleugnen zu müssen. Beide machen sich zwar immer wieder Gedanken um die andere und brechen den Kontakt nie ganz ab, schaffen es aber trotzdem nie, ein offenes Gespräch miteinander zu führen, da eine von beiden dieses immer blockiert.
Kommunikation, Offenheit und der Mut, Gefühle zu zeigen, auch auf die Gefahr hin (wieder) verletzt zu werden, sind die Dinge, die der Mutter-Tochter-Beziehung von Lena und Ariane von Grund auf gefehlt haben.

"Wir kennen uns nicht" ist definitiv keine leichte Kost und kein Roman, den man einfach mal so zwischendurch liest. Der Roman, der in seiner Knappheit so präzise und treffend formuliert ist, muss nachwirken und am besten liest man das erste Kapitel (http://www.birgitrabisch.de/leseprobe.html) am Ende erneut, um sich das Dilemma von Lena und Ariane begreifbar zu machen.

Veröffentlicht am 28.11.2016

Warmherziger Roman über Freundschaft und den Mut, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen, um zum Glück zu finden

Zum Glück ein Jahr
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Nelly und Julia feiern zusammen mit mehreren Freundinnen Silvester und machen am Ende im leicht angeheiterten Zustand ein Brainstorming mit Dingen, die sie im nächsten Jahr erledigen möchten. Dabei kommen ...

Nelly und Julia feiern zusammen mit mehreren Freundinnen Silvester und machen am Ende im leicht angeheiterten Zustand ein Brainstorming mit Dingen, die sie im nächsten Jahr erledigen möchten. Dabei kommen unterschiedliche Ideen zutage - von rein spaßigen Vorschlägen wie der Besuch eines Sexshops oder der Konsum von Marihuana, über Mutproben wie ein Fallschirmsprung bis hin zu ernsten Themen wie einen Abschiedsbrief an seine Kinder zu schreiben. Während ein Teil der Freundinnen die Liste nicht ernst nimmt, teilen sich letztlich Nelly und Julia die 24 Vorschläge untereinander auf.

Nelly ist Mitte 50, Journalistin und Übersetzerin und mit Anfang 50 überraschend Witwe geworden, als ihr geliebter Ehemann Laszlo plötzlich starb. Seinen Tod hat sie noch nicht verarbeitet, sie verehrt Laszlo nahezu und hat sich bisher auch noch von keinen seinen persönlichen Sachen trennen können, um Abschied zu nehmen. Auf der Liste der Aufgaben, die sie zu erledigen hat, stehen u.a. Aktfotos zu machen, einen 20 Jahre jüngeren Mann zu verführen und ausmisten. Sie stellt sich den Herausforderungen und schafft es am Ende mit ihrer Trauer leben zu können, ohne sich selbst aufzugeben.

Ihre beste Freundin Julia ist zehn Jahre jünger, verheiratet mit dem ehrgeizigen Rechtsanwalt Alex und Mutter von sechsjährigen Zwillingen. Ihren Beruf als Lehrerin übt sie nicht mehr aus, sondern arbeitet stundenweise in einem Secondhandshop. Ihr Ehemann nimmt ihre Tätigkeit nicht ernst und sieht sie in erster Linie als Hausfrau und Mutter, die die Kinder - ganz nach seinem Vorbild - zu gut ausgebildeten jungen Männern heranziehen soll. Die Liste ist ihrem Mann ein Dorn im Auge, weshalb Julia unter seinem Druck fast aufgehört hätte, sich ihren Herausforderungen wie einen Monat der Familie den Haushalt zu überlassen oder einen Kurs in Ausdrucksmalerei zu absolvieren, zu stellen. Die Liste ist für sie am Ende eine Art Befreiungsschlag und sie erkennt, was sie im Leben eigentlich möchte und was nicht.

"Zum Glück ein Jahr" ist nicht noch so ein Roman, in welcher eine Protagonistin stirbt und vorher noch Dinge erledigt oder erlebt haben möchte oder ein Roman, in welcher ein Verstorbener eine Liste mit gut gemeinten Ratschlägen hinterlässt, die die verbliebene Tochter oder Freundin abzuarbeiten hat.

"Zum Glück ein Jahr" ist vielmehr eine Reise zweier Protagonistinnen, die so unterschiedlich, aber dennoch die besten Freundinnen sind. Die Liste hilft ihnen dabei, den Mut zu haben, aus einem Leben auszubrechen, das sie nicht glücklich macht. Nelly ist am Ende des Jahres verbittert vor Trauer und es ist schon fast zur Normalität geworden, dass sie durch ihren Heimarbeitsplatz bis nachmittags im Schlafanzug vor ihrem Computer sitzt. Julia liebt ihre Zwillinge heiß und innig, auch wenn die Schwangerschaft ungeplant war, möchte sich allerdings nicht nur auf das Familienleben reduzieren lassen und als Vorzeigeehefrau des erfolgreichen Rechtsanwalts gelten. Sie möchte kreativ und selbstständig arbeiten, was ihr spätestens nach dem Wochenendkurs der Ausdrucksmalerei klar geworden war.

Es ist zudem ein Buch über Freundschaft und den Mut, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen, um zum Glück zu finden.
Auch wenn die Protagonistinnen einige Jahre älter sind als ich, konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen.

Das Debüt von Sophia Bergmann hat mich wirklich positiv überrascht. Durch die Herausforderungen, denen sich die Frauen stellen, ist der Roman einerseits humorvoll und unterhaltsam, aber vor allem auch warmherzig und mit emotionalem Tiefgang, der der ein oder anderen Leserin klarmachen wird, dass auch in Bezug auf das eigene Leben noch Optimierungsbedarf besteht.

Veröffentlicht am 26.11.2016

Roman mit „Familien-Kachelofen-Gefühl“

Hasen feiern kein Weihnachten
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Die 35-jährige Tessa plant wie bereits in den letzten drei Jahren zuvor mit ihrem Freund und Weihnachtsmuffel Ole über die Feiertage nach Thailand zu fliegen.
Als sie von ihrer Firmenweihnachtsfeier früher ...

Die 35-jährige Tessa plant wie bereits in den letzten drei Jahren zuvor mit ihrem Freund und Weihnachtsmuffel Ole über die Feiertage nach Thailand zu fliegen.
Als sie von ihrer Firmenweihnachtsfeier früher nach Hause kommt, überrascht sie Ole inflagranti mit ihrer Nachbarin auf dem Sofa. Ohne eine Erklärung abzuwarten, wirft ihn Tessa gedemütigt aus der Wohnung. Als die erste Wut verflogen ist, fällt sie in ein Liebeskummerloch, lässt sich aber von ihrer besten Freundin Nadja davon überzeugen, alle Kontaktversuche von Ole zu ignorieren.

Traurig und allein möchte Tessa die Weihnachtstage nicht in Berlin verbringen und fährt zu ihren Eltern nach Kappeln, einem beschaulichen Ort an der Ostsee. Für ihre Eltern ist Weihnachten ein ganz besonderes Fest, auf das sie sich akribisch, aber liebevoll mit allerlei Kitsch und kulinarischen Köstlichkeiten bereits Wochen im Voraus vorbereitet haben. Sie freuen sich, dass an diesen Tagen die ganze Familie, neben Tessa auch ihre beiden Schwestern Susanne und Maren, zusammenkommt.

Susanne ist verheiratet und Mutter einer 9-jährigen Tochter und die einzige der Geschwister, die in Kappeln geblieben ist. Sie fühlt sich mit der Verantwortung für die alten Eltern allein gelassen. Maren ist die jüngste der Töchter, Karrierefrau und wohnt in München. Tessa kann Marens überhebliche Art nicht leiden, während Maren der Meinung ist, dass Tessa zu wenig aus ihrem Leben mache.

Konflikte sind vorprogrammiert - gerade an Weihnachten, wenn alles besonders harmonisch und perfekt verlaufen soll - und dann taucht am 1. Feiertag auch noch der reumütige Ole auf, um Tessa zurückzugewinnen.
Inzwischen hatte Tessa allerdings ein Auge auf ihren ehemaligen Mitschüler Sven geworfen, der sich vom pummeligen Strickpulli-Träger zum attraktiven Mann entwickelt hat.

"Hasen feiern kein Weihnachten" ist ein Roman, der den Leser in Weihnachtsstimmung versetzt. Man erlebt Heiligabend und die beiden Feiertage so mit, wie sie in vielen Familien ähnlich verlaufen. Traditionen werden gepflegt, die Familie trifft sich bei gutem Essen, aber kleinere Streits blieben bei all der gewünschten Harmonie nicht aus.
Tessa verarbeitet mit dem Abstand nach Berlin das Beziehungsende und wird sich - nicht nur durch die Sticheleien ihrer kleinen Schwester - bewusst, dass sie sich auch beruflich verändern muss, um sich kreativer entfalten zu können. Das Wiedersehen mit Sven zeigt ihr zudem, dass die Chance auf ein Liebesglück auch mit Mitte 30 noch nicht vergangen sein muss.

Ich habe den leicht zu lesenden Roman fast in einem Rutsch gelesen und konnte das heimelige Gefühl von Tessa, das "nach Hause kommen" und das Gefühl von Geborgenheit in der für sie schwierigen Phase der Trennung gut nachvollziehen.
Zudem hatte der Roman auch einen aktuellen politischen Bezug, da sich Kappeln und insbesondere Tessas Vater Willy für die Unterstützung von Flüchtlingen engagiert. Aufgrund der erhöhten Spendenbereitschaft der Menschen zu Weihnachten passte das Thema auch gut zu dieser sonst eher leichten Lektüre.

Dennoch hätte ich mir mehr Tiefgang des Romans gewünscht. Insbesondere fand ich es nach all der Enttäuschng mit Ole verfrüht von Tessa, Gefühle für Sven zu entwickeln, den sie eigentlich gar nicht kannte. Darüber hinaus wurden am Ende Themen wie Patientenverfügung und der unerfüllte Kinderwunsch von Maren angesprochen, die in diesem Roman aber keinen Platz hatten und ein wenig verloren wirkten. Eine alleinige Beschränkung auf traditionelles Weihnachten zu Hause und Tessas Gefühlswelt sowie ihre Entscheidung, sich beruflich zu verändern, hätten den Roman stimmiger gemacht.