Ein spannendes Prequel zur Lotuskrieg-Trilogie
Der Lotuskrieg: Last Stormdancer„Der Sonnenuntergang tauchte die Wolken in blutrotes Licht. Wie eine offene Wunde war der Himmel, man konnte kaum hinschauen. Es war, als hätte das Leiden selbst eine Farbe angenommen und hinge ringsumher ...
„Der Sonnenuntergang tauchte die Wolken in blutrotes Licht. Wie eine offene Wunde war der Himmel, man konnte kaum hinschauen. Es war, als hätte das Leiden selbst eine Farbe angenommen und hinge ringsumher sichtbar in der Luft.“ (S. 104)
Meine Meinung:
Dieser Band bietet die Vorgeschichte zur Lotuskrieg-Trilogie und spielt rund 100 Jahre zuvor. Als Bonus gibt es noch eine poetische wie verzweifelte Kurzgeschichte, die in der vor Industrialisierung sterbenden Stadt Kigen spielt.
Obgleich ich die Lotuskrieg-Trilogie noch nicht kenne, hatte ich keine Schwierigkeiten, mich in die Geschichte und diese andersartige Welt hineinzulesen. Einige Begriffe, zu denen es in der Trilogie wohl ein Glossar gibt, blieben mir natürlich fremd, aber das tat dem Verständnis der Story und der Zusammenhänge keinen Abbruch.
Es ist schier unglaublich, wie schnell Jay Kristoff mich mit diesen Geschichten in seinen Bann gezogen hat, insbesondere, nachdem ich bei seinen absolut genialen Nevernight-Chroniken verhältnismäßig lang gebraucht hatte, um ganz in die Geschichte abzutauchen. Nach wenigen Seiten schon ist man fasziniert von dieser fremdartigen Welt, die fernöstliche Geschichte und Mystik mit nach Ruß und Dreck stinkenden Steam-Punk-Elementen verbindet. Es ist die Geschichte eines blinden Jungen, der mit unerschütterlichem Glauben an einer Prophezeiung festhält, dass er der Retter der Welt ist. Erzählt wird sie aus der Sicht von Koh, einem Arashitora-Weibchen, auch „Donnertiger“ genannt. Auf der einen Seite strahlende Zuversicht und unglaublich tapferes und aufopferungsvolles Heldentum, auf der anderen Seite düstere Machenschaften und Machtkämpfe um die Vorherrschaft der Inselwelt. Wie zwei donnernde Züge rauschen diese beiden Handlungsstränge aufeinander zu, um in einem dramatischen Finale den alten Kampf zwischen Gut und Böse auszufechten.
Selten habe ich es bislang erlebt, dass eine Kurzgeschichte von rund 130 Seiten mich so dermaßen gepackt und tief in ihren Bann gezogen hat. Damit beweist Jay Kristoff einmal mehr, dass er zu Recht zu den bedeutendsten zeitgenössischen Phantastik-Autoren zählt.
FAZIT:
Ein ganzes Epos auf nur 135 Seiten – ein kleines Meisterwerk!