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Veröffentlicht am 28.10.2024

Würde mir das passieren – ich wäre sofort weg – oder auch warum „Die Nacht der Bärin“ einer der wichtigsten Romane diesen Jahres ist.

Die Nacht der Bärin
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Ohne große Umschweife möchte ich hier eines festhalten: Die Nacht der Bärin ist das wichtigste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe. Der Roman, der auf zwei Erzählebenen spielt ist ein Familienroman, ...

Ohne große Umschweife möchte ich hier eines festhalten: Die Nacht der Bärin ist das wichtigste Buch, das ich dieses Jahr gelesen habe. Der Roman, der auf zwei Erzählebenen spielt ist ein Familienroman, der aber eigentlich drei Generationen an Frauen einer Familie beschreibt und zwischen dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit eine Brücke baut, die dafür sorgt, dass man das Buch kaum zur Seite legen kann. Auch wenn ich es aufgrund der wichtigen Thematik kurz zur Seite legen musste. Ein wichtiges Buch, mit einer so schwierigen Thematik, dass es mich die ganze Nacht über zum Nachdenken gebracht und wachgehalten hat. Ich habe bisher wenige Bücher gelesen, die meiner Meinung nach das Thema Gewalt in Beziehungen so eindrucksvoll und aufwühlend beschreiben, wie Kira Mohn in diesem Roman. So wie man es von der Autorin gewohnt ist, beschreibt sie dieses ernste Thema so eindrucksvoll und doch auch schonungslos ehrlich. Die tiefemotionale Thematik, gespickt mit verschiedensten Komponenten einer toxisch-gewaltvollen Beziehung wird sprachlich treffend erzählt. Und immer wieder ist da der Bär. Nicht der Bär, die Bärin. Der Bär als Stofftier, der Bär als Tier und die Bärin – als wäre die Beschreibung der Bärenmutter unter all den Tiermüttern, wie etwa der Rabenmutter, nicht aussagekräftig genug. Immer wieder die Bärin und immer wieder die Nacht. Und genauso wie dieses Motiv, hallt dieses Buch nach. Das Buch, die Kapitelüberschriften und auch die Gefühle hallen nach. Zwischen „Du bist nicht mehr die Frau, die ich geheiratet habe“ und „Kann ich vielleicht einmal nach Hause kommen, und es ist aufgeräumt?“ hallt es nach. Und man begibt sich mit der Protagonistin Jule, im Hier und Jetzt auch auf eine Suche, die mehr preisgibt als Familiengeheimnisse einer verstorbenen Großmutter. Man begibt sich auf Spurensuche in die Kindheit ihrer Mutter Anna und merkt mit jeder Seite die Narben, die Gewalt über Generationen hinweg hinterlassen kann. Und dies merkt man vor allem auch am Nachwort, das nach mehrmaligem Lesen so sehr zum Nachdenken anregt. Irgendwie passt hier das Wort Jahreshighlight nicht, es passt nicht zu dem, was dieses Buch verkörpert und wofür es steht. Es ist eher eine Form von Lebenshighlight, auch wenn eine Triggerwarnung hier für manche Leserinnen und Leser noch einmal angebracht wäre, auch wenn man es lesen sollte. Ein Buch, das wirklich häusliche Gewalt anspricht, ohne Schuldzuweisungen oder Formen der Romantisierungen, wie es auf dem Buchmarkt die letzten Jahre geschehen ist. Kira Mohn verdeutlicht, dass es mit der Gewalt nicht anfängt. Es fängt klein an und die größten Opfer sind immer die Kinder. Und in einer Zeit, in der die Zahlen der Femizide weltweit zunehmen und immer mehr Frauen dagegen aufstehen, ist es wichtig, dass diese Geschichte erzählt wird.

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Veröffentlicht am 09.10.2024

Von Krieg und Schönheit – und verschwimmenden Linien

A Song to Drown Rivers
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Ich muss zugeben, dass mich an diesem Roman unglaublich viele Dinge gereizt haben. China um das Jahr 500, eine alte Legende, Verlust und Rache und eine verbotene Liebe – eigentlich viele Dinge, die mich ...

Ich muss zugeben, dass mich an diesem Roman unglaublich viele Dinge gereizt haben. China um das Jahr 500, eine alte Legende, Verlust und Rache und eine verbotene Liebe – eigentlich viele Dinge, die mich an Romanen sehr reizen. Ich hatte vorher nichts von Xishis Legende gehört, aber die historische Fantasy hatte mich in ihrem Bann, auch wenn ich denke, dass ich mit einer anderen Erwartungshaltung an den Roman hätte gehen sollen. Der Stil der Autorin ist fesselnd und auch wenn es sich um einen historischen Fantasyroman handelt, liest es sich fast eher wie eine Legende/ein Märchen. Am besten hat mir die Charakterentwicklung von Xishi gefallen. Von den anfänglichen Gefühlen von ihr nach dem Tod ihrer Schwester, bis hin zu ihrer inneren Zerrissenheit waren wirklich gut beschrieben. Wer jedoch einen besonders romantischen Roman erwartet, wird hier eher etwas enttäuscht. Es sind eher viele kleine Momente des Wollens, des Was-wäre-wenns, des Slow Burns. Es ist nicht wirklich romantisch, viel mehr lebt es von verschwimmenden Grenzen, von brennender Leidenschaft, von tiefem Verlangen zwischen verbotener Liebe und – ja auch vom großartigen Charakterbuilding. Man leidet mit Xishi, versucht sie und ihren inneren Konflikt zu verstehen und gleichzeitig zu hoffen, dass all die Opfer und Risiken sie zu ihrem Glück führen, was dieses Buch letztlich auch so stark gemacht hat. Eine starke Frauenfigur, die nicht leicht zu verstehen ist und zwischen Selbstlosigkeit und eigenen Gefühlen schwankt, viele moralisch graue Figuren und politische Intrigen – eine explosive Mischung. Letztlich hat mich der Roman vor allem durch seine Vielschichtigkeit überzeugt – durch den mythologischen Touch, die Charakterdarstellung und auch durch die tiefen Gefühle, die – zwischen Krieg und politischen Intrigen – ihren Platz finden. Und vielleicht auch durch das Ende. Dieses Ende – ohne etwas vorwegzunehmen – war verständlich, aber auch schmerzhaft passend.

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Veröffentlicht am 09.08.2024

Von Duftwelten und einem ganz persönlichem Momentpotpourri

Delicate Dream
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Duftuniversen, Leuchttürme und Osmium – Merit Niemeitz hat mit dieser Erzählung einen herrlichen Ort des Wohlbefindens erschaffen. Ich habe mich in Rosehill verliebt, in die charmant-unvollkommenen Evergreen-Geschwister, ...

Duftuniversen, Leuchttürme und Osmium – Merit Niemeitz hat mit dieser Erzählung einen herrlichen Ort des Wohlbefindens erschaffen. Ich habe mich in Rosehill verliebt, in die charmant-unvollkommenen Evergreen-Geschwister, in die Erinnerungen und in die Fülle an wunderbaren Emotionen, die dieses Buch hervorruft. Es sind diese Emotionen, Gedanken und Gefühle, die es so einzigartig machen.
Der Roman beginnt gleich mit einer Tragödie: Charles Evergreen streckt seine Hände nach dem Himmel aus, nur um von ihm niedergeschlagen zu werden. Das unerbittliche Testament von Charles Evergreen verpflichtet seine drei Kinder, bestimmte Auflagen zu erfüllen, einschließlich des gemeinsamen Lebens in Rosehill, der Familienresidenz, die sie seit dem Tod ihrer Mutter meistens vermieden haben. Das Motto der Familie - Alle drei oder keiner - fällt den Dreien nicht leicht, doch Merit schafft es, diese schwierige Geschwisterdynamik toll zu beschreiben.
Odell, der Älteste, leidet unter den Folgen des Unfalls, der seinem Vater das Leben kostete, und übernimmt nun die Verantwortung für das Familienimperium. Keaton, der zweitgeborene Sohn, hat seinen Kummer und das Leben im Schatten nie wirklich überwunden und ist zum Studieren in die USA geflohen. Marigold, auch Mari genannt, scheint am meisten unter dem Verlust ihrer Mutter und den Spannungen bei den Evergreens zu leiden. Inmitten dieser komplexen Dynamik steht die Geschichte von Odell und Emmeline, der Tochter der Haushälterin der Evergreens, die seit ihrer Kindheit an der besonderen Erziehung der Evergreen-Kinder teilhatte und ein außergewöhnliches Talent für die Welt der Düfte besitzt.
In dieser Konstellation entfaltet sich die Geschichte von Odell und Emmeline als eine Second-Chance-Romance, eine Erzählung über erste Liebe und Vergebung, über Zukunft und Vergangenheit sowie über Familie und Verlust. Dies verleiht dem Buch in seinem Facettenreichtum und der Vielfalt der Momente eine unperfekt perfekte Harmonie.
Odell muss ein Parfum kreieren, um sein Erbe anzutreten, und benötigt dabei Emmelines Hilfe. Odell und Emmeline, Oberon und Pluto, Erbe eines Parfümimperiums und Tochter der Haushälterin. Dieses Buch hat mir unglaublich viel über Düfte beigebracht und meine Wertschätzung für die eigene Geruchswahrnehmung vertieft. Die Reisen nach Bulgarien, Frankreich und zurück nach Großbritannien, gespickt mit zahlreichen Einblicken in die Welt der Düfte, die Darstellungen des Parfümeurs Samson und die Beschreibungen von Lavendel und Rosen – all das fügt sich zu einem besonderen Ganzen zusammen. Und auch hier kann man wieder einen Bezug zu der Komposition eines Parfums ziehen. Kopfnote, Herznote und Basisnote, Odell, Keaton und Mari - eine Komposition, die durch den wunderbaren Stil von Merit nur noch verfeinert wird. Und dadurch ist der Aufbau des Romans auch selbst eine Parfumkomposition.
Auch wenn ich manches vorhersehen konnte, habe ich das Buch geliebt. Es ist ein Buch des Herzens, erfüllt von Nachtviolen, Lavendel und Rosen. Es ist voller Schmetterlinge, Motten und Liebe. Träume und Traumhaut, Momente und Erinnerungen. Und Düfte, immer wieder Düfte. Arcane, Serendipity und Aubade - Lacuna - und diese Komposition, die sich so herrlich entfaltet. Wo Düfte sind, gibt es kein Vergessen. So werde ich auch dieses Buch nicht vergessen. Ein Herzensbuch und ein Jahreshighlight, das das Herz berührt und die verschiedensten Emotionen weckt. Ich werde daran denken, wie ich beim Lesen das Meer am Strand gerochen habe. Die Brezeln am Kiosk. Die selbstgemachten Kekse. Oder aber mir den Duft einbilden. Den Lavendel in Avignon. Die Rosen in Bulgarien. Oder die Straßen von Paris. Ein kleines Highlight.

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Veröffentlicht am 21.07.2024

Sonnige Hawaiitage und stürmische Beziehungsgeflechte

Broken Heart Summer – Sunset Days
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Ich bin bei diesem Buch nur so durch die Seiten geflogen. Und dennoch wusste ich eine Zeit lang nicht, wie ich meine Gedanken ordnen soll, gerade weil ich einen Teil des Ausgangs so vorhergesehen hatte. ...

Ich bin bei diesem Buch nur so durch die Seiten geflogen. Und dennoch wusste ich eine Zeit lang nicht, wie ich meine Gedanken ordnen soll, gerade weil ich einen Teil des Ausgangs so vorhergesehen hatte. Die Geschichte wird aus dem Perspektiven der besten Freundinnen Rea und Maya erzählt und die Bande zwischen beiden sind unglaublich tief - oder es erscheint zumindest zunächst so. Persönliche Probleme und Fragen Mayas führen letztendlich nach Hawaii und die Beschreibungen der Landschaft dort haben mir so unfassbar gut gefallen. Der Autorin gelingt es, die Orte wirklich toll zu beschreiben, sodass man sie sich wirklich gut vorstellen konnte. Was mir dann vielleicht zu schnell ging, waren wiederum die Figurenentwicklungen. Liebe und tiefe Gefühle können sich schnell entwickeln, so ist es nicht, aber vielleicht hätten einige Beziehungsgeflechte, sowohl familiäre, als auch beziehungstechnische, noch etwas Zeit gebraucht. Die Beziehung zwischen den besten Freundinnen, Rea und Cam, aber auch den Freunden von Cam, wird gut beschrieben. Ich hätte mir auch ein etwas ausführlicheres Ende gewünscht, aber genau dafür gibt es wohl Band 2, den ich auch auf jeden Fall lesen werde, denn die Leseprobe hat mich etwas unsicher zurückgelassen. Hoffentlich wird in dem Band dann auch die Gefühlebene noch etwas genauer beleuchtet und gewinnt an Tiefe. Alles in allem ein gutes Buch, dass für Hawaii und Sommerfeelings sorgt, aber gleichzeitig auch einige ernste Themen nicht außer Acht lässt, was etwa die Themen Tod und Selbstfindung anbelangt.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Eine schöne Ergänzung für Fans des Klassikers

Stolz und Vorurteil
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Die Romane von Jane Austen gehörten schon früh zu meinen absoluten Lieblingsklassikern, die ich bereits in meiner Schulzeit verschlungen habe. Als ich die Ankündigung für die Graphic Novel gesehen habe, ...

Die Romane von Jane Austen gehörten schon früh zu meinen absoluten Lieblingsklassikern, die ich bereits in meiner Schulzeit verschlungen habe. Als ich die Ankündigung für die Graphic Novel gesehen habe, wusste ich, dass diese bei mir einziehen muss. Und ich habe es nicht bereut. Von den vielen wunderschönen Details des Zeichenboards bis hin zu einigen meiner Lieblingsszenen war alles dabei. Ich glaube nicht, dass der Anspruch der Graphic Novel war, den Inhalt detailgetreu wiederzugeben - ich denke, dass dies in dem Maße nicht möglich ist - aber es ist für Einsteiger in die Handlung eine tolle Möglichkeit, gerade durch die einfachere Gestaltung der Sprache. Für Fans des Romans ist es außerdem eine nette Ergänzung und eine tolle Möglichkeit, eine andere Perspektive auf Lieblingsstellen zu gewinnen. Letzten Endes ist es noch immer die Geschichte von Mr Darcy und Lizzy, die einen einfach verzaubert und für Fans der Verfilmung mit Keira Knightley sind auch die berühmtesten Stellen noch einmal schön hervorgehoben. Der Stil erinnert zu Teilen sogar etwas an diese Verfilmung. Sicherlich könnte man sagen, dass manche Aspekte vereinfacht dargestellt wurden, aber die Tatsache, dass der Kern der Geschichte noch immer vorhanden ist, ist für mich am wichtigsten. Der Haupthandlungsstrang bleibt bestehen und auch wenn die Irrungen und Wirrungen und Konfrontationen dadurch zum Teil wegfallen, mochte ich es dennoch gerne und hab ein paar Mal durch die Seiten geblättert. Es wurden keine Szenen verändert, nur gekürzt und die Ästhetik mancher Szenen, wie etwa der Handszene sind vorhanden und ich liebe auch die Darstellung der Konfrontationen zwischen Lizzy und Mr. Darcy. Die Jahreszeiteneinteilung und der Zeichenstil haben mir sehr gefallen und eine meiner Lieblingsstellen ist die Darstellung von Mr. Bennet, der sehr herzlich wirkt. Alles in allem eine schöne Graphic Novel Darstellung eines zeitlosen Klassikers, der hier eher als Einstieg oder Ergänzung zum Meisterwerk von Jane Austen gelesen werden kann.

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