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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.09.2024

Spannend, aber auch grenzwertig

Auf der Mauer, auf der Lauer
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Inhalt: Charlie erwacht - kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag - in einem pechschwarzen Raum. Wie sie dort gelandet ist: unklar. Doch sie ist nicht das einzige Mädchen, das in der letzten Zeit verschwunden ...

Inhalt: Charlie erwacht - kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag - in einem pechschwarzen Raum. Wie sie dort gelandet ist: unklar. Doch sie ist nicht das einzige Mädchen, das in der letzten Zeit verschwunden ist, sodass sie sich als das neue Opfer eines Serientäters wähnt. Und tatsächlich: Einige Zeit nach ihrem Erwachen meldet sich ihr Entführer über einen Bildschirm. Mit unterschiedlichen Aufträgen, die sie erledigen muss, um - vielleicht - freizukommen...

Persönliche Meinung: "Auf der Mauer, auf der Lauer" ist ein Jugendthriller von Mel Wallis de Vries. Er lässt sich unabhängig von anderen Thrillern der Autorin lesen. Erzählt wird der Roman schwerpunktmäßig aus der Ich-Perspektive Charlies. Diese hat seit dem plötzlichen Tod ihrer Schwester psychische Probleme, was innerhalb der Handlung eindrücklich dargestellt wird. Die Handlung entwickelt sich geschickt konstruiert auf zwei sich wechselnden Zeitebenen: In der Gegenwart werden Charlies (physische) Torturen durch den Entführer sowie dessen Aufträge thematisiert; in einem Vergangenheitsstrang wird Charlies Leben kurz vor der Entführung erzählt. Unterbrochen werden die beiden Handlungsstränge durch weitere Texte: Tagebucheinträge, Statusupdates des Entführers sowie polizeiliche Befragungen der Freund*innen Charlies. So entsteht eine abwechslungsreiche, fesselnde Lektüre mit vielen falschen Fährten, Cliffhangern und Rätselei. Soweit ein schön konstruierter, hochspannender Thriller, den man uneingeschränkt empfehlen könnte - wäre da nicht sein Ende. Dieses ist zwar - durch einen eiskalten Twist - sehr überraschend; zugleich moralisch aber auch grenzwertig. Ohne die gesamte Handlung zu spoilern, kann ich hier allerdings nur vage bleiben. Nur so viel: Das Ende ist krass und bedürfe - da hier moralische Grenzen überschritten werden - einer ausführlicheren Aufarbeitung, damit keine falschen Signale gesendet werden - zumal der Thriller sich ja primär an jugendliche Lesende richtet. Der Schreibstil von Mel Wallis de Vries lässt sich - wie bereits bei ihren anderen Thrillern - angenehm und flüssig lesen, sodass man durch die Seiten des Romans fliegt. Insgesamt ist "Auf der Mauer, auf der Lauer" ein spannender, erzähltechnisch fesselnder Thriller, der allerdings ein grenzwertiges Ende besitzt.

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Ein facettenreicher und komplexer Krimi

Alsensund
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Inhalt: In Harrislee, nahe der Grenze zu Dänemark, wird die seltsam drapierte Leiche einer Medizinstudentin gefunden. Da die Tote eine Dänin war, übernimmt der dänische Kommissar Marven Sånbergen – unterstützt ...

Inhalt: In Harrislee, nahe der Grenze zu Dänemark, wird die seltsam drapierte Leiche einer Medizinstudentin gefunden. Da die Tote eine Dänin war, übernimmt der dänische Kommissar Marven Sånbergen – unterstützt durch seine deutsche Kollegin Kommissarin Wiedmann – den Fall. Doch ehe sie den Täter ausfindig machen können, geschieht ein weiterer Mord – und erst der Fund eines Tagebuchs bringt langsam Licht in den Fall, der mit einem jahrzehntealten Ge-heimnis zusammenhängt…

Persönliche Meinung: „Alsensund“ ist ein Regio-Krimi von Per Sjørndahl, der im deutsch-dänischen Grenzgebiet angesiedelt ist. Erzählt wird die Handlung in zwei Erzählsträngen: Der Hauptstrang, erzählt aus der Perspektive von Sånbergen, spielt in der Gegenwart und themati-siert die aktuellen Ermittlungen in den Mordfällen; der zweite, kürzere Strang spielt in der Vergangenheit und setzt sich aus rätselhaften Tagebucheinträgen zusammen, in denen ein na-menloser Ich-Erzählender auftritt. Die Handlung besitzt eine schöne Komplexität: Es gibt ver-schiedene falsche Fährten, nicht jeder Ermittlungsansatz führt (direkt) zum Erfolg, es finden sich mehrere unerwartete Wendungen und letztlich ist die Verknüpfung der Mordfälle vielsei-tiger, als man zunächst vermutet. Daneben lädt der Krimi auch zum Miträtseln ein: Mehrfach werden Brotkrumen ausgelegt, mit denen man des Rätsels Lösung näherkommen kann – was die schlussendliche Auflösung aber nicht minder überraschend macht. Insbesondere die Er-mittlerfigur Sånbergen besitzt Ecken und Kanten: Er ist eher eigenbrötlerisch, gleichzeitig aber – so gut es geht – selbstachtsam und ermittelt auch mal unkonventionell. Der Schreibstil von Per Sjørndahl ist detailreich und flüssig sowie angenehm zu lesen. Insgesamt ist „Alsensund“ ein komplexer Krimi mit überraschenden Wendungen, der trotz seiner Länge von knapp 400 Seiten auf keiner Seite Spannung einbüßt.

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Veröffentlicht am 13.09.2024

Eine nachhallende Lektüre

Als Versprechen dieser Zeit
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Raoul Eiseles „Als Versprechen dieser Zeit“ lässt sich schwerlich kategorisieren, weshalb ich im Folgenden bewusst den Begriff „Buch“ nutze. Denn: Obwohl sich romanhafte wie lyrische Texte finden, geht ...

Raoul Eiseles „Als Versprechen dieser Zeit“ lässt sich schwerlich kategorisieren, weshalb ich im Folgenden bewusst den Begriff „Buch“ nutze. Denn: Obwohl sich romanhafte wie lyrische Texte finden, geht „Als Versprechen dieser Zeit“ in keiner der beiden Kategorien vollständig auf. Inhaltlich besitzt das Buch den Anspruch, so Eisele in seiner Vorbemerkung, „Einsamkeit als Grundproblem der menschlichen Existenz zu verringern“. Dementsprechend spielen Gefühle (und die damit verbundenen Alltagsszenen) eine große Rolle in den abgedruckten Texten: Die in Versen geschriebenen Texte thematisieren das Erwachsenwerden, die Beziehung zu den Eltern (insbesondere der Mutter), das „Erzogenwerden“, das Verhältnis von Ich und Welt, Gefühle in Bezug auf den eigenen Körper, Erinnerungen an die Kindheit und romantische Beziehungen. Daneben finden sich außerdem in gesonderten Prosa-Texten Gedanken zu den Grenzen des Schreibens/Erzählens, der Wesenheit der Liebe, dem Nachempfinden von Gefühlen oder der eigenen Identität. Alle diese Texte/Gefühle/Szenen werden mit einem kritischen Nachdenken über die Konventionen unserer gegenwärtigen Gesellschaft verknüpft. Der Ton der Texte ist nachdenklich sowie melancholisch, teilweise auch sehnsüchtig. Die Wortwahl und die Gestaltung ist dabei experimentell, teilweise metaphorisch-lyrisch, teilweise prosaisch-lakonisch, immer unkonventionell und messerscharf zum Nachdenken anregend. Insgesamt ist „Als Versprechen dieser Zeit“ eine reflexive, inhaltsreiche wie -schwere Lektüre – nichts für zwischendurch, aber definitiv nachhallend.

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Veröffentlicht am 20.08.2024

Ein spannender Kurzkrimi für zwischendurch

Ene mene muh, und tot bist du
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„Ene mene muh, und tot bist du“ ist ein Kurzkrimi von Mel Wallis de Vries (Lesezeit: ca. 45 bis 60 Minuten). Der Krimi setzt sich aus zwei, sich abwechselnden Handlungssträngen zu-sammen, die jeweils aus ...

„Ene mene muh, und tot bist du“ ist ein Kurzkrimi von Mel Wallis de Vries (Lesezeit: ca. 45 bis 60 Minuten). Der Krimi setzt sich aus zwei, sich abwechselnden Handlungssträngen zu-sammen, die jeweils aus einer Ich-Perspektive erzählt werden. Im ersten Handlungsstrang be-gleiten die Lesenden einen jungen Polizisten, der zu einem Tatort gerufen wird. Der zweite Handlungsstrang wird aus der Perspektive von Tyra, einer Jugendlichen, erzählt, die sich plötzlich in einem kühlen Raum wiederfindet. Mehr möchte ich wegen der Kürze des Krimis zur Handlung auch gar nicht vorwegnehmen. Nur eins noch: Der Krimi endet mit einem tollen Twist. Der Schreibstil von de Vries ist gewohnt flüssig zu lesen und anschaulich. Insgesamt ist „Ene meine muh, und tot bist du“ ein fesselnder Krimi für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 20.08.2024

Ein fesselnder Island-Thriller

Wintersturm
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Inhalt: Ostern steht an. Ari Arason, Polizeiinspektor in Siglufjörður, freut sich, das verlängerte Wochenende gemeinsam mit seinem Sohn, den er viel zu selten sieht, zu verbringen. Doch Gründonnerstag ...

Inhalt: Ostern steht an. Ari Arason, Polizeiinspektor in Siglufjörður, freut sich, das verlängerte Wochenende gemeinsam mit seinem Sohn, den er viel zu selten sieht, zu verbringen. Doch Gründonnerstag erfolgt ein Notruf: Eine junge Frau ist von einem Dach gestürzt und verstor-ben; scheinbar ein tragischer Unfall, doch Ari ist sich dessen nicht so sicher, sodass er in eine Zwickmühle gerät: Soll er seinem Gefühl folgen und weiterermitteln oder den Fall als Unfall abstempeln und Zeit mit seinem Sohn verbringen?

Persönliche Meinung: „Wintersturm“ ist ein Thriller von Ragnar Jónasson. Es ist der 6. Band der Dark-Iceland-Reihe, die sich um den isländischen Polizeiinspektor Ari Arason dreht. Der Fall, der im 6. Band thematisiert wird, ist in sich abgeschlossen, sodass der Thriller auch ohne Kenntnis der Vorgänger gelesen werden kann. Da allerdings auch das Privatleben Aris eine große Rolle innerhalb des Thrillers spielt, ist ein chronologisches Lesen sinnvoll (Aris Privatle-ben verändert sich von Band zu Band, sodass man die Entwicklungen in Band 6 besser ein-ordnen kann, kennt man die Vorgänger). Erzählt wird „Winterstum“ aus der personalen Per-spektive von Ari. Spannung entsteht innerhalb der Handlung insbesondere durch die Frage, ob es sich bei dem Tod um einen Unfall, einen Selbstmord oder eine vorsätzliche Tat handelt. Denn: Für alle drei Varianten gibt es schlüssige Ansatzpunkte; die Indizien sind allerdings ambivalent. Die Auflösung des Falls ist dementsprechend überraschend, wobei erst aus der Retrospektive offenbar wird, wie komplex der Fall eigentlich ist. Thrill-Momente entstehen dabei insbesondere durch einzelne suspekte Figuren, die Bedrohung durch Schneefälle sowie den nüchternen, fast lakonischen Schreibstil von Ragnar Jónasson. Insgesamt ist „Winter-sturm“ ein fesselnder Thriller mit überraschendem Ende. Kurz: Auch im 6. Band um Ari A-rason kommt keine Langeweile auf.

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