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Veröffentlicht am 23.07.2020

Der Fahrstuhl-Geist

Rille aus dem Luftschacht
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„Rille aus dem Luftschacht“ von Maike Siebold erzählt eine spannende und originelle Geschichte mit einem Setting, das so außergewöhnlich ist wie die Namen der auftretenden Charaktere. Es ist eine Geschichte, ...

„Rille aus dem Luftschacht“ von Maike Siebold erzählt eine spannende und originelle Geschichte mit einem Setting, das so außergewöhnlich ist wie die Namen der auftretenden Charaktere. Es ist eine Geschichte, die die Kinder sofort fesselt, wer glaubt schon an einen Geist im Fahrstuhl? Zugleich ist es auch eine Geschichte, welche die Themen Zusammenhalt, Hilfe und Schikane anspricht.
Als Vorleserin und auch als Zuhörerin (ab 5 Jahren) folgt man der außergewöhnlichen Geschichte, in der Freundschaft groß geschrieben wird. Der Schreibstil ist flüssig, die Sprache klar, die Kapitel haben eine angenehme Länge, so dass auch geübte Leserinnen ab ca. 8 Jahren ihre Freude an dem Abenteuer haben.
Die Illustrationen sind sehr gut, tragen dazu bei, dass das Gelesene auch visuell zum Leser transportiert wird. Die kleineren Leser
innen bekommen so zusätzliche Informationen zu den Charakteren. Apropos Charaktere, die gefallen mir persönlich sehr gut, da sie sich mit fortlaufender Geschichte immer weiterentwickeln.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Rupert - solo

Rupert undercover - Ostfriesische Mission
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„Du sagst praktisch immer, was du denkst. Deswegen hassen dich so viele. Und deswegen bewundern dich mindestens genauso viele.“ [148]
Und das dürfte auch der Grund sein, warum Klaus-Peter Wolf Rupert ein ...

„Du sagst praktisch immer, was du denkst. Deswegen hassen dich so viele. Und deswegen bewundern dich mindestens genauso viele.“ [148]
Und das dürfte auch der Grund sein, warum Klaus-Peter Wolf Rupert ein eigenes Buch gegönnt hat. „Rupert undercover - Ostfriesische Mission“ ist der erste Band einer Reihe.
Rupert ist ein Charakter, der sich nicht wirklich an die Vorgaben hält, der oft gegen den Strom schwimmt, den Mund manchmal etwas zu voll nimmt, Gedanken ausspricht, die man normalerweise für sich behält. „Wer glaubt, dass Frauen in die Küche gehören, weiß nicht, was man im Bett so alles mit ihnen anstellen kann.“ [313] Aber genau das lernt man an ihm zu lieben. Insgesamt werden die Charaktere gut gezeichnet, man bekommt ein wohl skizziertes Bild von den Szenen. Dazu trägt auch der Schreibstil bei. Es macht einfach Spaß Rupert in seiner eigenen Mission zu folgen. Langweilig wird es nie und die bekannten Charaktere, wie zum Beispiel Ann Kathrin Klaasen, kommen auch im Buch vor. Diese unterstützen Rupert, haben eher einen Blick von außen auf die Szene. Das tut gut, denn so hat Rupert seinen eigenen Freiraum.
„Er hatte so viel gelesen und so viel studiert, doch verstand er nicht mehr vom Leben als Vögel von einer Fensterscheibe. Vögel die, erst wenn ihr Genick brach, spürten, wie hart und undurchlässig Glas war.“ [54]
Teils hätte ich es mir gewünscht, wenn manche Beschreibungen etwas knackiger geschrieben gewesen wären. Trotzdem fliegt man durch die Seiten, lacht des Öfteren, wenn die auftauchenden Charaktere ihr Interagieren mit Rupert beschreiben.
„Er gab ein bisschen den Tollpatsch, doch in Wirklichkeit musste er eine gnadenlos gute Kampfausbildung haben, und er war ein Meister der Täuschung.“ [306]
„Seitdem wir zusammen sind, habe ich das Gefühl, nackt auf einem Hochseil zu tanzen, während von unten Präzisionswaffen mit Zielfernrohren auf uns gerichtet sind.“ [343]
Insgesamt ist das Buch ein schöner Kriminalroman, der zum entspannten Lesen einlädt.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Zwischen Angst und Hoffnung gefangen

Der Behüter: Thriller
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„Ein Monster war nicht pausenlos ein Monster. Es besaß verschiedene Gesichter, und das Böse blitzte erst dann auf, wenn das Opfer in der Falle saß.“ [44]

Mit „Der Behüter“ von Catherine Shepherd bekommen ...

„Ein Monster war nicht pausenlos ein Monster. Es besaß verschiedene Gesichter, und das Böse blitzte erst dann auf, wenn das Opfer in der Falle saß.“ [44]

Mit „Der Behüter“ von Catherine Shepherd bekommen Max Hartung und Laura Kern vom LKA wieder einen neuen Fall. Die Leser* innen dürfen mit analysieren, spekulieren wer hinter dem Behüter steckt.
Der Start in das neueste Buch gelingt wieder sehr gut. Bereits nach den ersten Sätzen ist man gefesselt, liest weiter, merkt, wie die Spannung und das Tempo mit zunehmender Zeitenzahl allmählich ansteigen. Der flüssige Schreibstil trägt dazu bei, dass die Seiten sehr schnell durch die Finger fliegen. Man begibt sich mit den Protagonisten auf die Suche nach dem Täter, verwirft die Idee, die man gerade hatte und verfolgt eine neue Spur.
Die verschiedenen Sichtweisen tragen dazu bei, dass das Ganze so fesselnd ist, dass man den Thriller in einem Rutsch liest und von der Geschichte gefesselt ist.

Die Überschrift ist ein Zitat aus „Der Behüter“.

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Veröffentlicht am 07.07.2020

Die Dunkelheit, dein Retter

Paradise City
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Die Protagonistin Liina arbeitet für ein nichtstaatliches Nachrichtenportal, quasi „das Feigenblatt für den unabhängigen Journalismus in dem demokratischen Staat.“ [197] Durch ihre akribische Arbeit kommt ...

Die Protagonistin Liina arbeitet für ein nichtstaatliches Nachrichtenportal, quasi „das Feigenblatt für den unabhängigen Journalismus in dem demokratischen Staat.“ [197] Durch ihre akribische Arbeit kommt sie einer brisanten Angelegenheit auf die Spur, welches sie in keinerlei Hinsicht mehr loslässt.
Medikamente wurden vom Markt genommen, „weil es die Krankheiten, die sie heilen sollen, nicht mehr gibt.“ [239] „Nur Gesundheit und Produktivität zählen.“ [269] Es gibt eine Geburtenkontrolle. Das kennt man schon von Aldous Huxleys „Schöne Neue Welt“. Zoë Beck führt diesen Gedanken, in dem Roman „Paradise City“, weiter, fügt technologische Komponenten unserer Zeit hinzu, geht dabei auf brandaktuelle Themen ein. Dies sind unter anderem Fake News und die ständige Überwachung, beziehungsweise Kontrolle durch Staatsschutz, Geheimdienst, Regierung, aber auch der Datenüberwachung durch Apps. In diesem Fall wäre dies eine Gesundheits-App, die weitreichende Folgen mit sich bringt. Aber wie im richtigen Leben, ist den meisten Bewohnern egal was mit ihren Daten passiert, welche durch Apps gesammelt werden.
Sofern man sich dem System fügt, haben weder Presse noch Bewohner etwas zu befürchten.
Wie man sieht, hat sich Beck viele Themen vorgenommen und ansprechend aufgearbeitet. Hier hätte ich mir gewünscht, wenn der Roman noch tiefer gegangen wäre und es ein paar Seiten mehr gewesen wären. Ich schreibe bewusst Roman, denn für einen Thriller war es, in Bezug auf die Spannung, nicht sonderlich atemberaubend spannend. Jedoch entschädigen die Ausführung der oben genannten Themen dafür. Beck schafft es, dass dieser Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft sehr realistisch und atmosphärisch zu den Leser* innen transportiert wird. Die gegensätzlichen Beschreibungen der Megacity Frankfurt und der verlassenen Ortschaften ist sehr faszinierend.
Der Schreibstil ist direkt, kurz und prägnant. Ich hatte das Gefühl, als würde ich den Charakteren wie in einer Reportage folgen. Deswegen bleiben sie auch etwas unnahbar. Die Themen standen für mich im Vordergrund und so bleibt auf jeden Fall auch das Ende spannend, wie sich das beschriebene Szenario weiter entwickeln wird.

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Veröffentlicht am 25.06.2020

Ur-Faschismus

Der ewige Faschismus
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„Der Ur-Faschismus kann in den unschuldigsten Gewändern daherkommen. Es ist unsere Pflicht ihn zu entlarven und mit dem Finger auf jede seiner neuen Formen zu zeigen – jeden Tag, überall in der Welt.“ ...

„Der Ur-Faschismus kann in den unschuldigsten Gewändern daherkommen. Es ist unsere Pflicht ihn zu entlarven und mit dem Finger auf jede seiner neuen Formen zu zeigen – jeden Tag, überall in der Welt.“ [33]
„Der ewige Faschismus“ von Umberto Eco, zählt er doch zu den bedeutendsten Schriftstellern und Wissenschaftlern der Gegenwart, liefert mit diesem Büchlein, es umfasst lediglich 80 Seiten, ein faszinierendes Werk. Es sind Reden, welche der Autor gehalten hatte, deren entscheidende Erkenntnis man kurz mit folgenden Worten zusammenfassen kann: Es wäre ein riesiger Fehler, „den Faschismus als ein ausschließliches historisches Phänomen zu begreifen.“ [10]
Eco bringt dabei vieles sehr pointiert zu den Leser*innen. Dabei geht er nicht nur in der Geschichte ein paar Jahre zurück, sondern blickt auch immer wieder auf seine Kindheit zurück.
Das Werk, seine Rede, regt zum Denken an, erklärt, zeigt anhand von Beispielen, dass es lediglich ein bisschen Toleranz erfordert, einen Blick über den Tellerrand, so dass man mit Denken weiterkommt. Andere sind nicht anders als wir. Vielmehr muss man die Andersartigkeit verstehen und akzeptieren.
Auf eindrucksvolle Weise zeigt Eco, dass man mit offenen Augen, klarem Verstand durchs Leben gehen sollte und dass sich manche Themen leider nie erledigen.
„Die gesamte einstige Propaganda der Nazis und des Faschismus kann heute genauso wieder aufgetischt werden, man braucht sie nur auf ihren plutokratischen Aspekt zu begrenzen.“ [10]

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