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Veröffentlicht am 28.01.2019

Unglaublich gut recherchiert, spannend und viel Kultur

Die Stadt des Affengottes
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„Kultur ist nichts, was man aus tausend Meter Höhe aus einem Flugzeug sieht.“ [131]

Tja, wie uneins sich manche Leute/ Wissenschaftler/ Archäologen doch sein können. Und wie gut, dass der Autor Douglas ...

„Kultur ist nichts, was man aus tausend Meter Höhe aus einem Flugzeug sieht.“ [131]

Tja, wie uneins sich manche Leute/ Wissenschaftler/ Archäologen doch sein können. Und wie gut, dass der Autor Douglas Preston mit auf der Reise – und auch im Flugzeug – war und die ganzen Impressionen und weitere geschichtliche Informationen, Exkurse und das erlebte in seinem Sachbuch „Die Stadt des Affengottes“ anschaulich beschrieben hat.

Preston war mir bis dato nur als Thriller-Autor bekannt. Umso mehr war ich von diesem sehr gut recherchierten Buch fasziniert. Der Schreibstil des Autors ist gewohnt flüssig. Es gibt einige Fußnoten welche man sofort mitverschlingen kann, da alles so lebendig beschrieben ist. Am Ende des Buches gibt es außerdem noch reichliche Quellenangaben, die das Beschriebene untermauern.

Dem Geheimnis einer verborgenden Stadt auf der Spur, beschreibt Preston das ganze Projekt, mit allem was zu dieser Expedition gehört – von der Planung, Genehmigung, der Reise selbst, Geschichtlichem und den „Souvenirs“ aus dem Dschungel.

„Wir flogen über einem ursprünglichen Garten Eden und schossen Milliarden von Laserstrahlen in einen Urwald, den womöglich seit fünfhundert Jahren kein menschlicher Fuß mehr betreten hatte. Es war ein Anschlag des 21. Jahrhunderts auf ein uraltes Geheimnis.“ [119]

Es ist spannend mit ihm auf die „Suche“ zu gehen. Auch vergleicht Preston die Situation mit anderen Völkern.

„Während die Maya die am besten erforschte Kultur des amerikanischen Doppelkontinents sind, gehören die Bewohner der Mosquitia zu den am wenigsten untersuchten.“ [243]

Er eruiert verschiedene Thesen und macht alte Geschichte damit sehr spannend.

„Die Bewohner der Stadt des Jaguars passten sich dagegen an die Herausforderungen des Urwalds an und verwandelten eine der unwirtlichsten Gegenden des Planeten in blühende Landschaften – bis zu ihrem plötzlichen Untergang.“ [353 f.]

Veröffentlicht am 09.01.2019

All Involved

In den Straßen die Wut
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„All Involved“. So lautet der englische Titel von Ryan Gattis Thriller „In den Straßen die Wut“. Diese zwei Titel beschreiben das Geschehen, welches Los Angeles innerhalb weniger Tage im Jahr 1992 ereilte ...

„All Involved“. So lautet der englische Titel von Ryan Gattis Thriller „In den Straßen die Wut“. Diese zwei Titel beschreiben das Geschehen, welches Los Angeles innerhalb weniger Tage im Jahr 1992 ereilte und die Handlung des Buches perfekt.

Der Autor Gattis behandelt in seinem gut recherchierten Buch, was auch als schockierende Reportage durchgehen könnte, den Ausnahmezustand in dem das Chaos herrschte, Gangs den Zustand nutzten, um offene Rechnungen zu begleichen. Dabei wird aus verschiedenen Sichten berichtet, jeweils aus der Ich-Perspektive. Gemeinsam geben die einzelnen (fiktiven) Sichtweisen – sie sind alle miteinander verkettet - ein großes Gesamtbild der damals vorherrschenden Situation wieder und zeichnen ein hartes Bild von Los Angeles, einer niemals ruhenden Stadt.

Der Schreibstil ist flüssig, Seiten fliegen förmlich nur dahin. Gekonnt baut Gattis durch die eingangs im Buch beschriebene Szene, den Tod des unschuldigen Ernesto, zur falschen Zeit am falschen Ort, Spannung auf und hält diese gekonnt bis zum Schluss. Die Geschichte kommt hart und brutal rüber und lässt den Leser schockiert zurück, wie sich das Leben in einer solchen Großstadt innerhalb kürzester Zeit komplett drehen kann. Man ist gefesselt, wird mit hineingezogen in diese Geschichte aus einer erschreckenden Spirale der Gewalt.

Das Cover, es zeigt brennende Palmen, passt hervorragend zum Buch bzw. Inhalt/Thema.

Veröffentlicht am 02.01.2019

Die Rechte der Menschen im digitalen Zeitalter.

Der Circle
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Der Autor Dave Eggers zeigt die ethische Naivität, den Aufstieg der sozialen Medien und die daraus resultierenden Folgen bei seinem Roman „Der Circle“.

Die Protagonistin Mae Holland ist jung, naiv, hat ...

Der Autor Dave Eggers zeigt die ethische Naivität, den Aufstieg der sozialen Medien und die daraus resultierenden Folgen bei seinem Roman „Der Circle“.

Die Protagonistin Mae Holland ist jung, naiv, hat einen an MS erkrankten Vater und nun einen Job bei diesem coolen Unternehmen. Aber eigentlich hat sie nur eine „gewöhnliche Position im Circle, ein plebejischer Platz eines Sprachrohres, eines öffentlichen Lockvogels.“ [402] Es gibt viele Mitarbeiterbenefits beim Circle, doch für welchen Preis?

Eigentlich könnte man dieses Buch unter dem Titel „Die Rechte der Menschen im digitalen Zeitalter.“ [550] zusammenfassen. Wie bereits George Orwell und Aldous Huxley wagt auch Dave Eggers einen Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft. Vieles davon kommt uns schon bekannt vor, wurde in anderen Büchern aber ansprechender, spannender dargestellt. Vieles in diesem Roman ist etwas in die Länge gezogen. Es gibt unzählige Wiederholungen, Aufzählungen wie an dem folgenden Beispiel zu erkennen ist:

„Sie erledigte 140 Kundenanfragen,… beantwortete zugleich 1129 Circle-Survey-Fragen.. arbeitete an ihrem PartiRank, das sie von 1827 auf 1430 brachte.“ [316 f.]

Dies wiederholt sich so oft in dem Buch, auch die tollen neuen Erfindungen, dass ich es wirklich als störend empfinde, obwohl der Schreibstil angenehm ist. Die Seiten fliegen förmlich nur so dahin.

Auch wenn es der Wirklichkeit entspricht, dass heutzutage viele Personen nichts mehr hinterfragen, alles einfach hinnehmen, so finde ich die Naivität von Mae sehr anstrengend. Sie verschließt die Augen, hinterfragt nichts, ist blind für das offensichtliche und resistent gegenüber allem und jeden, der nicht für den Circle kämpft.

„Wir schließen den Kreis um alle – es ist ein totalitärer Albtraum.“ [545]

Veröffentlicht am 12.12.2018

eine schöne Hilfe beim Trockenwerden

Aufs Klo? Das geht so!
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Das Buch „Aufs Klo? Das geht so!“ ist ein Pappbilderbuch und somit entsprechend robust.
Emma geht auf das Klo und ihre Ente Dacki geht aufs Töpfchen. Es gibt nicht viel Drumherum, die Texte sind ausbaufähig, ...

Das Buch „Aufs Klo? Das geht so!“ ist ein Pappbilderbuch und somit entsprechend robust.
Emma geht auf das Klo und ihre Ente Dacki geht aufs Töpfchen. Es gibt nicht viel Drumherum, die Texte sind ausbaufähig, aber Schieber und Klappen machen das ganze wieder etwas interessanter. Besonders gefiel die letzte Seite mit dem Drehrad. Dadurch können die kleinen nämlich „selbst spülen“.
Wie ich finde, eine schöne Hilfe beim Trockenwerden.

Veröffentlicht am 12.12.2018

Polizeiroman mit historischem Bezug

Darktown (Darktown 1)
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„Das Böse schlägt einem hier förmlich ins Gesicht, es gibt kein Geheimnis dabei. Es sonnt sich vor unseren Augen und fällt über dich her, sobald du dich ihm näherst.“ [284]

Darktown ist eine Mischung ...

„Das Böse schlägt einem hier förmlich ins Gesicht, es gibt kein Geheimnis dabei. Es sonnt sich vor unseren Augen und fällt über dich her, sobald du dich ihm näherst.“ [284]

Darktown ist eine Mischung aus klassischem Polizeikrimi und einem historischen Roman und nimmt den Leser mit ins Atlanta des Jahres 1948. Die erste Einheit farbiger Polizisten nimmt den Dienst auf. Doch der Job ist kein leichter und sie spüren von allen Seiten Feindseligkeit.
Die beherrschenden Themen des Buches sind Rassismus und Korruption. Dem Autor Thomas Mullen gelingt es geschickt die historischen Fakten in einen spannenden, aufwühlenden und interessanten Roman zu verpacken, der sich aufgrund des flüssigen Schreibstils sehr gut lesen lässt. Atmosphärisch dicht geschrieben, packt der Roman, konfrontiert den Leser mit rassistischer Unterdrückung und vermittelt ein Bild der damaligen Zeit. Es ist schier unglaublich, wie wenig Rechte, wie viel Hass, Feindseligkeit, Rassismus den farbigen Einwohner und damit auch der ersten farbigen Einheit entgegenschlägt. Wortwörtlich. Selbst ein Mord an einer farbigen Person lässt die weißen Polizisten nicht über den Tellerrand schauen. Viel zu tief sitzen Hass und Rassismus fest verankert in den Köpfen fest.

Wobei man sich fragen könnte, worin der Unterschied zu heute liegt?

Sie „hatten nichts anzubieten. Keinen Schutz, keine Gerechtigkeit. Alles was sie hatten, war die vage Aussicht auf eine Zukunft, in der so etwas nicht mehr passierte. Doch das schien unwahrscheinlich, ja absurd.“ [375]

Der komplexe Roman, stimmungsvoll eingefangen, weckt Emotionen beim Lesen. Dazu tragen auch die gut herausgearbeiteten Charaktere bei, die interessant und vielschichtig dargestellt werden.
Mich persönlich hat der Roman gepackt. Er liefert einen Einblick in eine vergangene Zeit und zeigt leider, dass die Themen immer noch brandaktuell sind.