Profilbild von sternenstaublegenden

sternenstaublegenden

Lesejury Profi
offline

sternenstaublegenden ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sternenstaublegenden über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2020

Gelungener erster Teil

Die Gabe der Könige
0

Fitz ist ein Bastard, der uneheliche Sohn eines Prinzen und eines Bauernmädchens. Bereits als Kind findet er schließlich doch den Weg an den Hof und wird dort vom Stallmeister Burrich aufgezogen. Während ...

Fitz ist ein Bastard, der uneheliche Sohn eines Prinzen und eines Bauernmädchens. Bereits als Kind findet er schließlich doch den Weg an den Hof und wird dort vom Stallmeister Burrich aufgezogen. Während Fitz langsam heranwächst, muss er sich den Intrigen am Hof stellen, in den Dienst des Königs treten und mehr und mehr über sich und seine Gabe lernen. Doch nicht nur einige Adeligen am Hof sind eine Gefahr für ihn – dem ganzen Reich droht ein Unheil, dass alle Menschen bedroht.

Zuallererst muss ich sagen – ich liebe liebe liebe die Stimme von Matthias Lühn. Ich habe bereits eine andere von ihm gesprochene Reihe als Hörbuch gehört und fand ihn da bereits toll. Und auch im ersten Band „Der Weitseher-Zyklus – Die Gabe der Könige“ war seine Stimme so passend und angenehm zum Zuhören. Wirklich genial.

Zur eigentlichen Geschichte kann ich gar nicht so viel sagen, weil ich sonst ziemlich viel spoilern würde. Letztendlich erzählt uns Fitz seine Lebensgeschichte und logischerweise beginnt Teil 1 mit seiner Kindheit und wie er überhaupt an den Hof kam, langsam aber sicher seine Kräfte entdeckte und später für den König arbeitete. Man durchlebt mit ihm all seine Höhen und vor allem die Tiefen seines Lebens, wie er kämpft und strauchelt, wie Intrigen am Hof gesponnen werden und erfährt auch von der Gefahr, die dem ganzen Reich droht.
Ich muss wirklich sagen, dass ich solche Geschichten wahnsinnig gerne lesen/höre. Natürlich hat man hier nicht die ganze Zeit einen ansteigenden Spannungsbogen, da nun mal von Fitz' Leben erzählt wird, was mal spannender, mal nicht ganz so spannend war. Aber das stört mich immer gar nicht. Man begleitet ihn einfach auf seinem Weg zum Erwachsenen.

Die Welt hat mir wirklich gut gefallen, vor allem da Fitz auch nicht nur die ganze Zeit das Leben am Hof „ertragen“ muss, sondern uns auch an andere Orte mitnimmt. Das große Unheil, welches das Land in Atem hält, wird bereits angerissen und ich glaube, dass diese Thematik in den nächsten beiden Teilen noch sehr spannend werden wird.
Die Gaben waren auch mal etwas anderes und sehr faszinierend. Ich fand es wirklich toll, wie man gemeinsam mit Fitz Schritt für Schritt mehr darüber erfährt.

Natürlich gab es auch einige wichtige Nebencharaktere. Manche hat man gehasst – ich sage nur Prinz Edel -, manche fand ich toll – vor allem auch Fitz' Beziehung zu ihnen. Besonders interessant fand ich Burrich und Chade, die ich beide irgendwie auch sehr mochte, obwohl sie sehr unterschiedlich waren und auch unterschiedlich mit Fitz umgegangen sind.
Der Narr ist mir immer noch ein Rätsel und ich bin so gespannt, ob man vielleicht im nächsten Teil mehr über seine mysteriöse Vergangenheit erfährt.
Und unser Protagonist selbst war mir auch die ganze Zeit sehr sympathisch. Vor allem während seiner Kindheit hätte ich ihn oft so gern in den Arm genommen, weil er mir irgendwie sehr leid tat, wie er behandelt wurde.

Das Buch bekommt von mir gute 4/5 Sterne. Es war zwar nicht einmal langweilig, allerdings hatte ich zwischenzeitlich auch nicht so sehr das Bedürfnis, unbedingt weiter hören zu müssen. Aber letztendlich stört mich das gar nicht so sehr, da es – wie gesagt – für mich so eine Geschichte ist, die bezüglich der Spannung ihre Höhen und Tiefen hat, was einfach am Leben des Protagonisten liegt. Und kaum ein Leben ist in jeder Sekunde extrem spannend – manchmal muss es auch etwas ruhiger zugehen. Trotzdem hat mir das Hörbuch wirklich gut gefallen und ich freue mich schon wahnsinnig doll auf den zweiten Teil der Reihe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.03.2020

Eine Reise zurück in die eigene Kindheit

Arthur und der schreckliche Scheuch
0

Während seine Zwillingsschwester Rose sich immer mehr für andere Dinge interessiert, hängt Arthur immer noch an all den Abenteuern und Spielen aus seiner Kindheit. Als er glaubt, auf dem Dachboden seines ...

Während seine Zwillingsschwester Rose sich immer mehr für andere Dinge interessiert, hängt Arthur immer noch an all den Abenteuern und Spielen aus seiner Kindheit. Als er glaubt, auf dem Dachboden seines Opas einen Zauberer gesehen zu haben, kehren seine Erinnerungen an die magische und fantastische Welt Arro zurück, die er sich gemeinsam mit Rose ausgedacht und dort allerhand Abenteuer erlebt hat. Als sein Opa von Kreuch der Vogelscheuche nach Arro entführt wird, folgen ihm die Geschwister, um ihn zu retten. Doch dafür bleiben ihnen nur drei Tage! Mithilfe von alten Freunden, wie beispielsweise Min dem Ninja-Magier, Drachen und anderen Wesen, begeben sie sich auf diese gefährliche Reise durch Arro.

Das Cover des Buches ist wirklich toll für ein Kinderbuch, aber was mich zu der Geschichte hat greifen lassen, war der Klappentext. Ich musste so über die ulkigen Namen und Begriffe lachen und das hat mich sehr neugierig gemacht. Und das ist es auch, was das Abenteuer von Arthur und Rose in Arro so besonders für mich gemacht hat. Die Welt Arro mit ihren verschiedenen wunderschönen und auch düsteren Orten, all die lustigen und kreativen Bezeichnungen, die ganzen Wesen – das hat dieses Buch wirklich einzigartig gemacht. Es war einfach unglaublich niedlich und meist auch sehr witzig, was sich die Autorin da alles für Namen hat einfallen lassen. Gleichzeitig konnte ich mir die Welt und ihre Bewohner wunderbar bildlich vorstellen. Der Schreibstil ist natürlich recht einfach gehalten und damit für Kinder gut zu lesen. Aber trotzdem fehlte es nicht an schönen Beschreibungen der Umgebung, des Meeres, von Krähennest, der Lagune oder Mins Höhle.

Es ist ein Buch über das Erwachsenwerden und gleichzeitig eine Erinnerung an die Kindheit und all die fantastischen Abenteuer und Spiele, die man sich ausgedacht hat. Die Geschichte regt dazu an, die Fantasie nicht ganz abzuschreiben, nur weil man älter wird. Man kann beides sein – Kind und Erwachsener. Auch mit 22 Jahren lese ich immer noch gerne Kinderbücher. Nur weil man ein bestimmtes Alter erreicht hat, muss das nicht bedeuten, dass man sich von allem, was man als Kind geliebt hat, verabschieden muss. Gleichzeitig ist es aber auch ein Buch über zwei sehr unterschiedliche Geschwister, die sich in verschiedene Richtungen entwickeln und trotzdem aufeinander Acht geben und einander, wenn es hart auf hart kommt, gegenseitig den Rücken stärken - selbst wenn sie immer wieder streiten und inzwischen andere Ansichten haben.

Arthur ist ein wunderbarer Protagonist. Er hängt noch an seiner Kindheit, an der Fantasie und hat auch ein paar andere Interessen, als andere Jungs in seinem Alter. Er fürchtet sich vor vielen Dingen – ob nun vor der neuen Schule, Höhe oder Vogelscheuchen. Aber diese Ängste machen ihn menschlich, greifbarer. Und trotzdem schafft er es, trotz seiner Ängste über sich selbst hinauszuwachsen - vielleicht nicht direkt sie zu überwinden, aber er stellt sich ihnen, um seinen geliebten Opa zu retten. Das hat mir sehr gut gefallen.

Mit Rose hatte ich ein paar Schwierigkeiten, da sie Arthur nicht für „cool“, sondern für kindisch hält und sich mehr und mehr von ihm distanziert hat. Eigentlich ist das ja gar nicht unrealistisch, aber manchmal tat es mir richtig im Herzen weh, wenn sie sich über ihn lustig gemacht hat. Trotzdem macht auch sie während der Geschichte eine schöne Entwicklung durch und besonders das Ende hat mir wirklich gut gefallen.

Ab und an hätte ich mir eventuell ein bisschen mehr Spannung gewünscht. Durch die große Schrift und den leichten Schreibstil ließ sich das Buch aber sehr schnell lesen, sodass ich es in wenigen Stunden am Abend durchlesen konnte. Ich finde, dass es eine wirklich schöne und fantasievolle Geschichte für Kinder ist, bei der von Meerjungfrau-Hexen, über Ninja-Magiern, Drachen und einem Bösewicht alles dabei ist. Von mir bekommt „Arthur und der schreckliche Scheuch“ 4/5 Sterne und eine Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2020

Achtung, die Pious Men kommen ...

Priest of Bones
0

Tomas Piety diente erst als Soldat und später sogar als Armeepriester im Krieg. Nach dem Sieg kehrt er mit seinen Soldaten zurück in seine Heimat – die Stadt Ellinburg. Doch nichts ist mehr wie vorher. ...

Tomas Piety diente erst als Soldat und später sogar als Armeepriester im Krieg. Nach dem Sieg kehrt er mit seinen Soldaten zurück in seine Heimat – die Stadt Ellinburg. Doch nichts ist mehr wie vorher. All seine Lokale wurden von Fremden besetzt, doch Tomas ist klar: er wird sich alles wieder holen! Gemeinsam mit alten und neuen Verbündeten, mit einem merkwürdigen Jungen, der von der Göttin berührt sein soll, seinem Bruder Jochan und seiner Stellvertreterin Bloody Anne beginnt Tomas einen Bandenkrieg in den Straßen von Ellinburg.

Diese Geschichte schien anfangs so vielversprechend zu sein! Ich liebe solche Bücher, in denen verschiedene Gangs einander ausspielen, in denen gekämpft wird und hier in „Priest of Bones“ gab es ja sogar die Andeutung, dass auch Magie mit im Spiel ist. Doch leider gab es für mich neben ein paar positiven Punkten auch einige negative Aspekte.

Was mir an dem Buch neben der Aufmachung des Buches, sprich dem Cover, der Karte und dem Personenverzeichnis – welches mich übrigens bereits zum Lachen gebracht hat, bevor ich überhaupt mit der eigentlichen Geschichte begonnen hatte - am besten gefallen hat, war die gesamte Atmosphäre. Es war düster, brutal, vielleicht sogar ein bisschen trostlos. Die ganze Zeit über habe ich mich in die Serie „Peaky Blinders“ versetzt gefühlt. Die Atmosphäre war einfach genauso und auch sonst gab es einige Parallelen, die mir total gut gefallen haben. Ich schätze mal, dass das auch so einer der Gründe ist, warum ich die Geschichte so gern lieben wollte.

Das Problem war nur: ich hatte vermutlich zu viel erwartet. Letztendlich ging es nämlich dann wirklich eigentlich das ganze Buch über nur um die Rückeroberung von Tomas Geschäften, den Machtaufbau der Pious Men in Ellinburg und das Ausschalten von alten und neuen Feinden. Leider hat mir hier eine gewisse Tiefe in der Story gefehlt. Es wurden sehr viele mögliche interessante Handlungsstränge nur angedeutet und dann – zumindest in diesem ersten Teil – nicht weiter verfolgt. Ich gehe stark davon aus, dass man in der Hinsicht erst in Band 2 mehr erfahren wird, aber das reicht mir ehrlich gesagt einfach nicht. Da hätte bereits in diesem ersten Teil einfach mehr passieren müssen.

Anfangs hat es mich noch nicht gestört, dass kaum etwas passiert ist. Ist ja auch nur logisch, dass wir zuerst in die Welt eingeführt werden und die ganzen Charaktere kennenlernen. Aber nachdem ich die Hälfte des Buches schon gelesen hatte und die Handlung immer noch nur so dahinplätscherte, hat mich das doch etwas enttäuscht. So eine Gangster-Story kann so spannend sein! Aber leider hat es der Autor nicht geschafft, genügend Spannung aufzubauen. Erst die letzten 100 Seiten wurden in der Hinsicht endlich besser. Im Grunde hatte ich beinahe das ganze Buch über das Gefühl, als würde ich einen sehr langen Prolog lesen und die eigentliche Story hätte noch gar nicht angefangen. Außerdem hat mich wahnsinnig gestört, dass jegliche Probleme und Konflikte sehr schnell und immer sehr einfach gelöst wurden. Es gab gefühlt keinen richtigen Widersacher, der Tomas richtig gefährlich werden konnte, jegliche Kämpfe überstanden die Pious Men quasi ohne Verluste und alle Probleme wurden direkt auf der nächsten Seite gelöst. Das war zu einfach. Mir fehlten deutlich die Reibereien, die einiges an Grübeln erfordert oder sogar Fehlschläge und neue Probleme mit sich gebracht hätten.

Bezüglich der Charaktere muss ich leider auch sagen: zu wenig Tiefe. Tomas als Protagonist fand ich eigentlich sogar sehr interessant. Tatsächlich mag ich Charaktere, die eher kühl und nur wenig empathisch sind. Das fasziniert mich immer sehr. Und auch Tomas trockener Humor hat mir wahnsinnig gut gefallen und hat mich einige Male ziemlich zum Lachen gebracht – das ist einfach genau meins. Aber abgesehen davon blieben alle anderen Charaktere doch eher blass und distanziert. Es gab keinen großen Sympathieträger, aber es war auch nicht so, dass ich irgendjemanden total gehasst habe. Da haben mir einfach die Emotionen gefehlt. Die einzigen weiteren etwas interessanteren Charaktere waren Bloody Anne, die vermutlich noch mein „Lieblingscharakter“ war, weil sie eine ziemlich starke und loyale badass-Soldatin verkörpert hat, und der junge Billy the Boy, der irgendwie wohl magische Fähigkeiten hatte, auf die leider aber auch nicht näher eingegangen wurde.
In der Hinsicht frage ich mich auch wirklich, ob es nötig war, Magie in die Welt einzubauen. Sie wurde nur geringfügig erklärt – den genauen Unterschied zwischen Magier, Hexer und weisem Mann habe ich immer noch nicht gänzlich verstanden – und auch Billys Rolle beschränkte sich irgendwie darauf, dass er der ziemlich überpowerte Problemlöser war, der mit einem Fingerschnippen alles niederwalzen konnte.

Der Schreibstil war soweit eigentlich ganz gut und auch Ellinburg und die ganzen düsteren Gestalten und Spelunken konnte ich mir sehr gut bildlich vorstellen. Mich hat nur ein ständiger Einwurf von Tomas irgendwann richtig genervt. Er hatte so eine Angewohnheit, immer wieder „das war mir klar“ hinterher zu schieben – das hat seine inneren Monologe manchmal wirklich anstrengend gemacht. Positiv war aber noch, dass sich das Buch ansonsten wirklich schnell hat lesen lassen.

Letztendlich gebe ich dem Buch gerade so noch 3/5 Sterne. Atmosphäre und die Grundidee waren einfach toll, genauso auch der Humor. Die Sprache war ein wenig derber, was aber ebenfalls zu ehemaligen Soldaten/Kriminellen gepasst hat und es gab ein paar brutalere und blutigere Szenen. Ansonsten hat mir leider hauptsächlich beim Worldbuilding und Spannungsaufbau einiges gefehlt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Band 2 lesen werde, sobald er erscheint - und das trotz vielversprechendem Cliffhanger am Ende.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2020

Spannende Geschichte mit kleinen Schwächen

Four Dead Queens
0

Keralie ist eine Taschendiebin – und sie liebt ihren Job. Doch als sie dem Boten Varin Erinnerungschips stiehlt, verändert sich ihr ganzes Leben. Als sie durch die Chips den Mord an den vier Königinnen, ...

Keralie ist eine Taschendiebin – und sie liebt ihren Job. Doch als sie dem Boten Varin Erinnerungschips stiehlt, verändert sich ihr ganzes Leben. Als sie durch die Chips den Mord an den vier Königinnen, die das Land Quadara regieren, mit eigenen Augen sieht, gilt es nicht nur, den Mörder zu finden. Gleichzeitig wird plötzlich auch ihr eigenes Leben bedroht.

Die Bewertung von „Four Dead Queens“ ist mir tatsächlich ziemlich schwer gefallen. Der Grund dafür ist einfach, dass ich es prinzipiell nicht schlecht fand und es durchaus unterhaltsam und spannend war, es aber andererseits auch einige Punkte gibt, die in meinen Augen ausbaufähig gewesen wären oder die schlichtweg nicht so gut umgesetzt wurden.

Zuerst möchte ich aber ein paar Worte zur Aufmachung des Buches sagen. Das spielt zwar nicht in meine Bewertung rein, aber ich möchte kurz anmerken, dass der Verlag wirklich ein wunderschönes Buch entworfen hat. Nicht nur das Cover ist einfach genial (ich liebe es total), sondern auch die Karte im Inneren und vor allem auch die Charakterporträts der Königinnen waren wirklich schön und haben dem Buch nochmal einen besonderen Touch gegeben.

Als ich den Klappentext gelesen habe, war mir klar, dass das eine Geschichte mit Potenzial ist, die mir gefallen könnte. Eine Taschendiebin, die durch einen unglücklichen Zufall in die Palastintrigen und sogar in die Morde der Königinnen hineingezogen wird – klang vielversprechend.
Tatsächlich ist es mir anfangs aber relativ schwer gefallen, einen richtigen Zugang zur Geschichte zu finden. Das lag hauptsächlich daran, dass man am Anfang mit Begriffen bombardiert wird, die zwar schon irgendwie alle erklärt werden, durch die ich mich aber trotzdem etwas erschlagen gefühlt habe. Auch der Schreibstil hat sich anfangs für mich ein wenig schwer lesen lassen. Ich weiß nicht genau, woran das lag. Im Laufe der Geschichte hat sich das zum Glück gebessert oder es ist mir einfach nicht mehr so aufgefallen.

Insgesamt finde ich die Welt sehr interessant. Nur leider hat mir hier einfach die ganze Zeit etwas gefehlt, damit alles greifbarer wird. Beispielsweise wurde zwar die Geschichte und der Hintergrund, warum es eigentlich vier Königinnen gibt etc., erklärt, aber trotzdem haben mir hier mehr Informationen zum Worldbuilding gefehlt. Es hat sich alles irgendwie etwas „unfertig“ angefühlt. Und tatsächlich ist das irgendwie das Hauptmotto des Buches für mich – guter Ansatz, ABER …

Genauso auch bei den Charakteren. Unsere Taschendiebin und Protagonistin Keralie – auch mit ihr hatte ich ein paar Schwierigkeiten. Es ist nicht so, dass ich sie nicht mag. Bei ihr gibt es ebenfalls wieder gute Aspekte, ABER …
Sie sollte ein badass Charakter sein. Eine Antiheldin, mit der wir mitfiebern. Die nicht perfekt ist – definitiv nicht –, die ihre Macken und Fehler hat, die auch egoistisch handelt, frech und manchmal etwas rücksichtslos ist, die aber im Laufe des Buches eine positive Charakterentwicklung durchmachen sollte. Aber hier hat mir einfach die Tiefe gefehlt. Es hat wieder dieser kleine Funke gefehlt, der sie so wirklich greifbar und real macht. Außerdem haben ein paar ihrer Aussagen und Handlungen dazu geführt, dass ich die Augen verdrehen musste und mich mal wieder gefragt habe, ob das jetzt wirklich nötig war.

Kommen wir aber zum zweiten Protagonisten – Varin. Er ist der Bote, der die Erinnerungschips überbringen soll und der von Keralie bestohlen und damit in den ganzen Schlamassel mit hineingezogen wird. Und – ihr könnt es vielleicht schon nicht mehr hören – auch bei ihm war es wieder so: prinzipiell sehr cool und interessant mit viel Potenzial, ein richtig toller Charakter zu werden, ABER es hat wieder etwas gefehlt. Tiefe. Glaubwürdigkeit. Nachvollziehbarkeit.
Er ist ein Eonist – was wirklich faszinierend ist. Eonisten legen großen Wert auf Technik, Wissenschaft, die Gemeinschaft. Und dadurch wird ihnen von Kindheit an antrainiert, keine Gefühle zu haben bzw. keine zu zeigen. Die Idee finde ich wirklich toll – genauso auch die Eigenschaften und Eigenarten der anderen drei Quadranten. Aber auch Varin ist … sagen wir ausbaufähig. Gerade weil er Eonist ist und gerade weil die Geschichte nur ein paar Tage umfasst, konnte ich manche seiner Handlungen – vor allem zum Ende hin – nicht wirklich nachvollziehen. Sie waren einfach nicht logisch.

Ich konnte leider keine richtige emotionale Bindung zu den Charakteren beziehungsweise unseren beiden Protagonisten aufbauen. Die Liebesgeschichte empfand ich auch irgendwie als sehr unnötig und unverständlich. Sie war einfach nicht nachvollziehbar, da sie sich ja nur wenige Tage kennen und auch gerade in Hinblick auf Varins eonistische Seite. Man hat versucht, beiden Tiefe zu verleihen, Schwächen und Stärken, eine Vergangenheit – aber irgendwie blieb es bei einem Versuch. So richtig funktioniert hat es für mich leider nicht.

Natürlich möchte ich nicht nur meckern. Auch wenn ich in den oben genannten Punkten Schwächen gesehen habe, hat mich das Buch ja trotzdem gut unterhalten und die Geschichte hatte definitiv auch tolle Ansätze. Besonders gut gefallen haben mir die Kapitel über die vier Königinnen. Ich lese unglaublich gern aus verschiedenen Sichten und die Königinnen waren einfach sehr sympathisch. Ich fand es richtig toll, dass es nicht um vier gesichtslose Morde ging, sondern das man auch einen Einblick in das Leben der Opfer bekommen hat – ihre Charakterzüge, ihre Ziele, ihr Leben. Die Geschichte war spannend, auch wenn sich ein paar meiner Vermutungen als wahr erwiesen haben. Trotzdem gab es immer noch kleine Überraschungsmomente. Überhaupt hat mit dieser Mystery-Faktor wirklich gut gefallen und die Tatsache, dass man miträtseln konnte. Dieser Aufbau der verschiedenen Kapitel war wirklich toll, sodass man nie genau wusste, was nun wann wie wo geschieht.
Das Buch ließ sich auch wirklich sehr schnell und leicht lesen – zwei Abende, dann war ich mit der Geschichte durch. Das Ende hat mir dann leider wieder ein bisschen weniger gefallen. Es hat sich einfach zu „gut“ ergeben und es hat sich irgendwie hölzern und gewollt angefühlt - besonders auch bezogen auf manche Dialoge zum Ende hin.

Jetzt habe ich viel gemeckert – wobei ich es beim Lesen wirklich nicht als so „schlimm“ empfunden habe. Die Idee war gut, Potenzial war definitiv da, es war überwiegend auch sehr spannend und mir haben die Königinnen wirklich gefallen. Leider hat wirklich in einigen Aspekten die Tiefe gefehlt. „Four Dead Queens“ bekommt von mir solide 3/5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.03.2020

Wenn die Zukunft der Menschheit in Gefahr ist ...

Eve of Man (I)
0

Jeder Mensch auf der Welt kennt Eve. Kein Wunder, immerhin ist sie die Hoffnung, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Nach 50 Jahren wird endlich wieder ein Mädchen geboren. Um sie zu schützen, ...

Jeder Mensch auf der Welt kennt Eve. Kein Wunder, immerhin ist sie die Hoffnung, um den Fortbestand der Menschheit zu sichern. Nach 50 Jahren wird endlich wieder ein Mädchen geboren. Um sie zu schützen, wächst sie isoliert von der Welt auf. Mit 16 Jahren soll sie sich für einen Partner entscheiden und sich ihrer Verantwortung stellen. Das war Eve immer klar und sie hat es ohne Widerspruch hingenommen – bis sie Bram kennenlernt und anfängt, all die Lügen und Geheimnisse aufzudecken und mehr für sich selbst zu wollen. Doch darf sie ihr persönliches Glück über die Zukunft der Menschheit stellen?

Die Idee hinter Eve of Man hat mir wirklich gut gefallen. Ich bin ein Fan von Dystopien – vor allem, wenn sie mal eine etwas andere und neue Problematik behandeln.
Deswegen fand ich es wahnsinnig interessant, dass in dem Buch plötzlich keine Mädchen mehr geboren werden, wodurch der Fortbestand der Menschheit gefährdet ist. Natürlich ist es da irgendwie klar, dass Eve so behütet und als Hoffnung der ganzen Welt aufwächst. Und natürlich ist es klar, dass man ihr nicht alle schmutzigen und grausamen Details erzählt – oder besser gesagt: sie belügt.

Die erste Hälfte des Buches habe ich komplett weggesuchtet. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und war völlig fasziniert von der Idee, von der Welt und den Abläufen im Turm und der Kuppel, die Eves Zuhause ist. Es war spannend, sie zu den Begegnungen mit ihren potenziellen Partnern zu begleiten, den Turm mit Bram zu erkunden und Eves Freundschaft mit „Holly“ zu beobachten.

Der Schreibstil ist wirklich klasse – was ich aber zumindest von Tom Fletcher nicht anders erwartet habe – und das Buch hat sich total schnell lesen lassen.
Ab der Hälfte hat für mich die Spannung irgendwie etwas nachgelassen. Ich kann leider gar nicht so genau sagen, woran das lag. Vielleicht, weil diese wirklich tolle Geschichte für mich ein bisschen zu sehr ins typische Jugendbuch abgerutscht ist. Der Nervenkitzel ging irgendwie etwas verloren. Zumindest ein bisschen.

Eve ist anfangs natürlich sehr naiv, freundlich und einfach eine gute Seele. Sie akzeptiert ihr Schicksal und die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet. Aber im Laufe des Buches erfährt sie eine große Entwicklung. Die perfekte kleine Eve bekommt endlich Kanten. Entwickelt den Wunsch nach der Wahrheit, nach Freiheit, nach Selbstbestimmung. Sie will mehr für sich. Dadurch kommt natürlich ihre rebellische Ader zum Vorschein, aber sie zeigt auch eine große Stärke. Eve war von Anfang an ein sympathischer Charakter, aber ab dem Punkt habe ich sie wirklich geliebt, auch wenn ich ihre Trotz-Phasen manchmal ein wenig belächeln musste.
Bram ist ebenfalls ein toller Charakter. Ich mochte ihn sofort und finde vor allem auch seine Hintergrundgeschichte und seine Rolle in der ganzen Geschichte sehr interessant.
Ich glaube, mein kleines Problem war einfach die Liebesgeschichte. Natürlich musste es eine geben – aber irgendwie habe ich das selbst nicht richtig gefühlt. Es war zwar nicht so unrealistisch, da sich die beiden nicht erst seit 3 Tagen kennen, aber so ein richtiges Knistern habe ich auch nicht gespürt und dadurch war es für mich doch wieder etwas weit hergeholt.

Wie gesagt war die Geschichte trotzdem sehr spannend und zum Ende hin sogar auch mit etwas mehr Action verbunden. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie die Geschichte um Eve und Bram im zweiten Teil weiter geht. Eve of Man bekommt von mir gute 4/5 Sterne mit einer Tendenz zu 4,5/5. Ich hoffe sehr, dass im zweiten Teil einige meiner Fragen beantwortet werden – vor allem in Bezug auf die Ursache für diese weltweite Katastrophe.
Wer mal eine etwas andere Dystopie lesen will, dem kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere