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Veröffentlicht am 03.10.2017

Actionfilm auf 500 Seiten

Das englische Mädchen
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Autor Daniel Silva kennt sein Handwerk. Als Top-Journalist und ehemaliger Auslandskorrespondent des CNN kennt er das Weltgeschehen besser als seine Westentasche. In diesem Roman nimmt er uns mit auf einen ...

Autor Daniel Silva kennt sein Handwerk. Als Top-Journalist und ehemaliger Auslandskorrespondent des CNN kennt er das Weltgeschehen besser als seine Westentasche. In diesem Roman nimmt er uns mit auf einen anfangs sehr spannenden Fall, in dem eine aufstrebende britische Ministerin im korsischen Urlaub entführt wird, die gleichzeitig die heimliche Geliebte des Premierministers ist. Gabriel Allon, der Silva-Fans aus vorherigen Romanen vertraut sein wird, ein israelischer Geheimagent a.D. nimmt sich des Falls widerwillig an, als er das Erpresservideo und die beigelegte Drohung sieht: "In sieben Tagen ist sie tot." Ein Wettlauf gegen die Zeit bricht los, um das "Mädchen" zu befreien..

Mich hat das Buch stellenweise gefesselt und auch ein paar mal zum Schmunzeln gebracht. Beides, vor allem ersteres, aber leider zu selten. Die Personen, die Allon auf seinem Weg begleiten, seien es Geheimagenten, Journalisten, Geschäftsleute oder Politiker, werden gefühlt pro Seite mehr und dementsprechend hätte ich mir gewünscht, mich mehr mit diesen Personen identifizieren zu können. Sicherlich lag mein Problem darin begründet, dass ich die Vorgänger nicht gelesen habe. Allerdings schaffen es andere Autoren auch, diesen Umstand auszugleichen. Auch das Ende hat mich enttäuscht. Die wirklich stark aufgebaute Spannung entpuppte sich in meinen Augen als Mogelpackung.

Des Weiteren hat mich die Sprache etwas enttäuscht zurückgelassen. Ich bin in dieser Hinsicht vielleicht auch zu anspruchsvoll, gerade in dem Genre, außerdem könnte es auch an der Übersetzung liegen (aus dem Amerikanischen von MICHAEL BAYER), aber ich konnte keine eigene Handschrift Silvas erkennen. Manche Schilderungen von Umgebungen oder vor allem Emotionen fand ich viel zu oberflächlich beschrieben und dadurch eben, wie oben bereits angerissen, nicht nachvollziehbar.

Allerdings glaube ich, dass der Grund kein mangelndes Talent ist, sondern dass einfach viel Inhalt Kürzungen zum Opfer gefallen ist. Vielleicht wären 200 Seiten mehr aber gar nicht schlecht gewesen. Nur hätte das womöglich wiederum einige potentielle Käufer abgeschreckt.

Trotzdem bereue ich keine Seite gelesen zu haben, denn ich habe extrem viel gelernt. Und auch das ist ein Mehrwert, den ich am Lesen liebe.