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Veröffentlicht am 19.06.2024

Hoch interessant und aufschlussreich

Die Autistinnen
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Clara Törnvall ist 42 als sie ihre Autismus-Diagnose bekommt. Sie wusste, dass sie anders ist, hatte aber noch nie von hochfunktionalem Autismus gehört.

Hier erzählt sie, wie es ihr geht, wie sie die ...

Clara Törnvall ist 42 als sie ihre Autismus-Diagnose bekommt. Sie wusste, dass sie anders ist, hatte aber noch nie von hochfunktionalem Autismus gehört.

Hier erzählt sie, wie es ihr geht, wie sie die Welt erlebt und erklärt uns Neurotypikern eine andere Weltsicht. Eigentlich bräuchte es nur etwas mehr Toleranz, um Autisten das Leben in unserer Gesellschaft zu erleichtern, aber wir sind sehr festgelegt, was „normales“ Verhalten angeht. Jemand, der wörtlich nimmt, was man sagt, nicht gerne in Gesellschaft ist und sich zurückzieht bekommt im günstigsten Fall den Stempel „komisch“. Früher wurden Autisten sogar gerne weggesperrt.

Clara Törnvall entwickelt hier fast eine Art Geschichte des Autismus. Hans Asperger veröffentlichte seine Studie zu dem Thema 1944, vorher gab es gar keinen Autismus. Dabei kann man viele berühmte Autisten und Autistinnen in Literatur und der Geschichte aufstöbern, wenn man richtig hinschaut. Emily Dickinson, Patricia Highsmith sind Beispiele dafür. Und wenn man Alice im Wunderland im rechten Licht betrachtet, ist die Geschichte ein autistischer Alptraum.

Es ist hoch interessant, was Clara Törnvall berichtet, hoch interessant und tragisch. Einen misogynen Aspekt hat das Thema auch. Autismus wird sehr viel öfter bei Männer als bei Frauen erkannt, weil Frauen sich besser anpassen können. Autistische Frauen leiden oft still und spielen der Welt die Normalität vor, die sie sehen möchte, benötigen dabei aber enorm viel Kraft. Da ist eine Autismus-Diagnose eine große Erleichterung, zeigt, jemand ist vielleicht anders, aber es hat einen Grund.

Dieses Buch ist hoch interessant und aufschlussreich. Eigentlich sollte es jeder lesen.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Ein unterhaltsamer Weckruf

Sorry not sorry
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Dieses Buch habe ich direkt zweimal gehört. Es dient der Selbstermächtigung sagt Anika Landsteiner in der Einleitung und tatsächlich ist genau das bei mir angekommen.

Natürlich sind wir alle emanzipierte ...

Dieses Buch habe ich direkt zweimal gehört. Es dient der Selbstermächtigung sagt Anika Landsteiner in der Einleitung und tatsächlich ist genau das bei mir angekommen.

Natürlich sind wir alle emanzipierte Frauen und meinen, wir haben unser Leben im Griff. Wenn man dann dieses Buch liest, kommt man ziemlich schnell ins Staunen, wenn nicht gar in Rage.

Sie untersucht systematisch, wann sie sich selbst geschämt hat, vergleicht es mit männlichem Verhalten und versucht Gründe dafür zu finden. Und immer landen wir dann bei misogynen Strukturen, die wir für längst überholt halten und die doch immer noch in unseren Köpfen stecken.

Stück für Stück zerlegt sie unsere festgefahrenen Gedankenstrukturen, räumt auf mit Vorurteilen und macht Mut. Man muss die Dinge nicht nehmen wie sie sind. Unsere Gesellschaft, die Frauen minderwertig und schwach sieht, muss umdenken und dabei müssen wir zuerst in den eigenen Köpfen anfangen.

Warum schämen wir uns ständig, weil unsere Körper nicht perfekt sind? Wer legt sie fest, die Schönheitsideale, denen nur wenige gerecht werden können? Warum ist es uns unangenehm, älter zu werden? Die Alternative wäre doch noch unangenehmer. Warum halten wir noch immer am Idealbild der Kernfamilie, Vater-Mutter-Kind, fest und halten andere Lebensmodelle für exotisch?

Dieses Buch ist ein unterhaltsamer Weckruf. Analytisch aber auch humorvoll, leidenschaftlich und mit einer guten Portion Selbstironie erklärt uns Annika Landsteiner die Welt und zeigt, was sich ändern muss.

Das Hörbuch liest die Autorin selbst und verleiht ihm damit noch eine Extraportion Authentizität. Man fühlt sich persönlich angesprochen und kann ihr am Ende nur recht geben. Ich werde es vermutlich noch ein paarmal hören müssen, bis ich es wirklich verinnerlicht habe, aber der Grundstein ist gelegt. Danke, Frau Landsteiner.

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Veröffentlicht am 02.06.2024

Spielerisch lernen

tiptoi® Mein Wimmelbuch
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Dieses Buch ist nachhaltiger Spaß für die Kleinsten von uns. Sieben tolle Wimmelbilder laden ein zum Suchen und Staunen. Wer ist denn nun Carlotta und was macht der Bagger Barnabas? Mit diesen liebevoll ...

Dieses Buch ist nachhaltiger Spaß für die Kleinsten von uns. Sieben tolle Wimmelbilder laden ein zum Suchen und Staunen. Wer ist denn nun Carlotta und was macht der Bagger Barnabas? Mit diesen liebevoll gezeichneten Szenen kann man sich lange amüsieren, findet tausend spaßige Details.

Wir gehen in die Stadt, besuchen das Stadtfest, machen einen Ausflug in den Wald, den Park, den Kindergarten, den Bahnhof und das Schwimmbad.

Den tiptoi Stift muss man sich unbedingt dazu kaufen. Er verschafft dem Buch einen echten Mehrwert durch passende Geräusche, Lieder und informative Erläuterungen. Der ist mit einem Preis von 37,99 schon eine Investition, aber die lohnt sich sehr. Man kann ihn dann bei allen anderen tiptoi Büchern verwenden.

Dieses Wimmelbuch ist ein großer Spaß, bei dem man spielerisch lernt und seinen Wortschatz erweitert.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Wieder ein Erlebnis

Hundert Millionen Jahre und ein Tag
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Eigentlich interessieren mich Bücher über Expeditionen in die Berge nicht besonders. Paläontologen auch nicht. Ich mache mir nichts aus Eis, Schnee und Gletschern. Trotzdem habe ich gespannt verfolgt, ...

Eigentlich interessieren mich Bücher über Expeditionen in die Berge nicht besonders. Paläontologen auch nicht. Ich mache mir nichts aus Eis, Schnee und Gletschern. Trotzdem habe ich gespannt verfolgt, wie der Paläontologe Stanislav Henry Armengol einem Traum hinterherjagt.

Tief in den Gletscherregionen der Pyrenäen muss es eine Höhle geben, in der ein Skelett liegt. Der alte Leucius, der diese Geschichte immer wieder erzählt hat, sagte, es wäre ein Drache. Aber das kann doch nur ein Dinosaurier sein, mit Glück sogar ein Brontosaurus. Stan muss einfach nachsehen und stellt eine kleine Gruppe zusammen, die ihn begleitet.

Seine Vergangenheit begleitet ihn auch. Seine Kindheit mit einem Vater, der allgemein „Kommandant“ genannt wurde, war auch eine Herausforderung.

Jean-Baptiste Andrea nimmt einem mit, egal wohin, mit viel Einfühlungsvermögen, Humor und wundervoller Sprache. Seine Bücher zu lesen ist ein intensives Erlebnis. Ich bin wieder einmal tief beeindruckt.

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Veröffentlicht am 14.05.2024

Atmosphärischer Thriller

Das Baumhaus
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Ein neues Buch von Vera Buck, ich bin dabei! Ich lese sie alle und bin immer wieder begeistert. Auch hier lehrt sie uns das Gruseln.

Eigentlich wollten Nora und Henrik einen relaxten Urlaub in Schweden ...

Ein neues Buch von Vera Buck, ich bin dabei! Ich lese sie alle und bin immer wieder begeistert. Auch hier lehrt sie uns das Gruseln.

Eigentlich wollten Nora und Henrik einen relaxten Urlaub in Schweden machen, das alte Ferienhaus von Henriks Großeltern neu beleben und im See baden. Aber sehr bald tauchen seltsame Gestalten auf und dann verschwindet auch noch ihr kleiner Sohn. Auf der Suche nach ihm findet Henrik das halb verfallene Baumhaus seiner Kindheit wieder und erinnert sich allmählich. Ein ganzer Haufen Ungereimtheiten verfolgt ihn.

Gleichzeitig erhält Rosa ganz unerwartet ein Jobangebot der Polizei. Sie untersucht schon länger den Einfluss von vergrabenen Kadavern auf Pflanzen. Das könnte doch ganz neue Impulse für forensische Ermittlungen bringen.

Hier entwickelt sich schnell eine sehr unheimliche Atmosphäre, mysteriös und etwas morbide. Es gibt Geheimnisse in der Gegenwart und in der Vergangenheit, die gelüftet werden müssen und alle drehen sich um Kinder, die Qualvolles erleiden mussten. Es gibt Hochspannung und maximale Verwirrung auf mehreren Zeitebenen.

Die Figuren sind knorrig und originell und werden alle gründlich eingeführt. Rosa, als menschenscheue unfreiwillige Ermittlerin mit einer Passion für Pflanzen und Verwesung hätte sogar Serienpotenzial. Ist das Teil 1 einer neuen, sagenhaften Reihe? Wer weiß!

Vielleicht wird hier das Thema „miserable Kindheit“ ein bisschen arg strapaziert. Irgendwie hat hier jeder sein Päckchen zu tragen über Generationen hinweg. Das stört aber nicht sehr, ist das Gesamtpaket doch umwerfend spannend.

Einen besonderen Mehrwert bietet das Hörbuch, das von unterschiedlichen Sprechern vorgetragen wird. Saskia Haisch, Leonie Landa, Laura Maire, Christiane Marx und Oliver Rohrbeck verkörpern die verschiedenen Hauptfiguren perfekt und geben dem Geschehen noch eine gute Extraportion Thrill ,11 Stunden und 42 Minuten lang.

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