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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2024

Leise und atmosphärisch erzählt

Mitternachtsschwimmer
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Nach einem schweren Schicksalsschlag sucht Evan an der irischen Küste eine Woche Auszeit und Ruhe, um wieder zu sich zu kommen. In Ballybrady mietet er von Grace ein kleines Cottage direkt an der Küste. ...

Nach einem schweren Schicksalsschlag sucht Evan an der irischen Küste eine Woche Auszeit und Ruhe, um wieder zu sich zu kommen. In Ballybrady mietet er von Grace ein kleines Cottage direkt an der Küste. Grace wohnt allein in dem kleinen Dorf, lebt zurückgezogen mit ihrem Hund und hat ihre festen Abläufe. Sie geht jeden Tag schwimmen und quiltet gern. Innerhalb der Dorfgemeinschaft kursieren einige Gerüchte über Grace, sie wird als ruppig und komisch wahrgenommen. Doch so schroff sie wirkt, hat sie einen weichen Kern. Als Evans gehörloser Sohn Lucas kurzfristig ebenfalls nach Ballybrady kommt, kann Grace schnell einen Zugang zu ihm finden. Auch Graces Nichte Abby kommt kurzfristig zu Besuch, während der Lockdown das Dorf erreicht.

Roisin Maguire beschreibt die Landschaft, die irische Küste und vor allem das Meer sehr anschaulich. Die ruppige Atmosphäre des Meeres, die Herausforderungen beim Schwimmen und die Schroffheit der Küste waren sehr spürbar - genau die Schwierigkeiten, Krisen und Erlebnisse, die Grace, Evan, Abby und Lucas mit sich tragen. Roisin Maguire hat sehr viele Themen und Aspekte geöffnet, diese allerdings häufig nicht vertieft, was ich schade finde. Der Raum für mehr Tiefe wäre meines Erachtens auf jeden Fall da gewesen.
Auch wenn Grace ruppig und eigenbrötlicherisch und Evan völlig überfordert und verzweifelt wirkt, mochte ich beide gern und war gespannt, was sich hinter ihren Fassaden verbirgt. Sehr viel Handlung gab es nicht, es wurde eher aus der Situation heraus erzählt. Das Ende kam für mich etwas plötzlich und konnte ich so auch nicht vollständig nachvollziehen.

"Mitternachtsschwimmer" war für mich ein ruhiger, melancholischer Roman mit Figuren, die mich zum Nachdenken angeregt und berührt haben.

Veröffentlicht am 13.10.2024

Schnell zuspitzend

Das Lied des Propheten
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Die Wissenschaftlerin Eilish Stack lebt mit ihrem Mann Larry, einem bekannten Gewerkschafter, ihren vier Kindern und ihrem dementen Vater in Dublin. Eines Abends öffnet sie zwei Beamten, die zur neu gegründeten ...

Die Wissenschaftlerin Eilish Stack lebt mit ihrem Mann Larry, einem bekannten Gewerkschafter, ihren vier Kindern und ihrem dementen Vater in Dublin. Eines Abends öffnet sie zwei Beamten, die zur neu gegründeten irischen Geheimpolizei gehören, die Tür. Sie verlangen nach Larry, der kurz darauf spurlos verschwindet. Eilish muss sich nun überlegen, wie sie ihren Kindern beibringt, wo ihr Vater ist und ab nun immer wieder neu entscheiden, welche Handlung sinnvoll ist und wie risikobereit sie sein kann.

Paul Lynch schreibt in langen, verschachtelten Sätzen und verzichtet bei der wörtlichen Rede auf Anführungszeichen, sodass ich seinen Schreibstil als sehr anspruchsvoll bezeichnen würde. "Das Lied des Propheten" spielt in Irland und entweder habe ich die betroffene(n) Stelle(n) überlesen, oder es wird gar nicht explizit thematisiert, was zu der gewaltvoll agierenden Regierung in Irland führte und weshalb Eilish' Familie auf einmal unter so starker Bedrohung steht. Mit meinem historischen Wissen sehe ich Parallelen zum Beginn der Zeit der NSDAP in Deutschland und schätze, auch hinsichtlich der aktuell politischen Entwicklungen, ein solcher Vergleich bzw. eine solche Ebene und Symbolik beabsichtigt ist.

Die Entwicklungen spitzen sich schnell zu, was einen straffen Spannungsbogen beinhaltet, jedoch auch für viele emotionale Fragen und Dilemmata sorgt. Ich habe mich ständig gefragt, wie ich an Eilish' Stelle handeln würde und empfand viele Situationen als sehr belastend.
Die Mechanismen eines autoritären Regimes und die katastrophalen Zustände für betroffene Familien zeichnet Paul Lynch deutlich.
"Das Lied des Propheten" ist auf jeden Fall ein Buch, das mir noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 09.10.2024

Zu lang

When The Moon Hatched
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Raeve ist Mitglied der Rebellion und kämpft daher mit vollem Einsatz, denn es gibt viele, die das nicht können und für die mitgekämpft werden muss. Ihre beste Freundin kommt bei einem brutalen Attentat ...

Raeve ist Mitglied der Rebellion und kämpft daher mit vollem Einsatz, denn es gibt viele, die das nicht können und für die mitgekämpft werden muss. Ihre beste Freundin kommt bei einem brutalen Attentat ums Leben, das eigentlich Raeve galt. Daher bestimmen der Wunsch nach Rache und Wut ihre Gedanken und ihr künftiges Handeln - dennoch landet sie im Gefängnis und sieht erstmal keinen Ausweg. Doch dann steht Kaan, der mächtige Herrscher, vor ihr und sein Drache rettet Raeve das Leben. Obwohl sie eine große Abneigung gegen ihn und das, was er verkörpert, hegt, fühlt sie sich zu ihm verbunden und kann sich so schnell nicht von ihm lösen.

Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, war ich gespannt, was sich Sarah A. Parker für eine Geschichte ausgedacht hat und was Raeve als Mitglied der Rebellion alles erlebt. Doch leider konnte mich "When the moon hatched" nicht überzeugen. Ich habe mich auf ein dichtes Fantasy-Buch mit einer komplexen Welt und fantastischen Elementen gefreut. Die Drachen nehmen allerdings keine sonderlich große Rolle ein, sondern finden eigentlich nur am Rande statt. Auch die Einsätze der Rebellion werden nur zu Beginn behandelt, danach steht vor allem die Lovestory von Raeve und Kaan im Mittelpunkt. Der Spannungsbogen, an den ich mich im ersten Drittel noch festgehalten habe, ist immer weiter abgeflacht und spätestens nach dem zweiten Drittel komplett versiegt.
Ich empfand das Buch als zu lang, der Schreibstil konnte mich auch nicht sonderlich fesseln, er war recht flach und einfach, und Fantasy-Feelings blieben auch hinter der Lovestory zurück.

Veröffentlicht am 09.10.2024

Spannende Neuentdeckung

In Zeiten des Todes
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An einem kalten Winterabend wird im Januar 1992 am Stadtrand Bozens die grausam ermordete Leiche einer Prostituierten gefunden. Der junge Kommissar Luther Krupp und die Streifenpolizistin Arianna Lici ...

An einem kalten Winterabend wird im Januar 1992 am Stadtrand Bozens die grausam ermordete Leiche einer Prostituierten gefunden. Der junge Kommissar Luther Krupp und die Streifenpolizistin Arianna Lici ermitteln, während die anderen Kollegen sich eher wenig um den Fall scheren und keinen Bedarf sehen in dem Millieu zu ermitteln. Auch die Bevölkerung scheint der Mord nicht sonderlich zu interessieren. Krupp will den Fall jedoch nicht zu den Akten legen und beginnt zu ermitteln. Dann taucht eine weitere Leiche auf - ebenfalls eine Prostituierte und Krupp und Lici beschleicht der Verdacht, dass hier ein Serienmörder am Werk ist. Gibt es womöglich noch andere, bislang unentdeckte Opfer? Diese Vermutung hat auch ein junger Journalist der Stadtzeitung, der seinen Chef beeindrucken möchte und daher in dem Fall recherchiert.

Ich kannte bisher noch keinen Thriller von Luca D'Andrea, fühlte mich von dem Klappentext sehr angesprochen, aber war im ersten Moment aufgrund der hohen Seitenanzahl etwas skeptisch, ob über die vielen Seiten ein Spannungsbogen aufgebaut werden kann.
Luca D'Andrea schreibt flüssig und atmosphärisch. Das Auffinden der Leiche, die Widerstände innerhalb des Polizeiapparats und die Entwicklungen innerhalb der Ermittlungen habe ich gebannt verfolgt. Auch wenn die Figuren viel Raum bekommen, sich zu entfalten, hat dies der Spannung keinerlei Abbruch getan.
Die Auflösung kam etwas schnell und war an einigen Stellen etwas konstruiert, doch ich war bis zur letzten Seite gefesselt und konnte mich gut in das kalte Bozen und die Ermittlungsarbeit hineinfühlen.
Eine tolle Neuentdeckung für mich, ich werde mir D'Andreas andere Bücher sicherlich auch zulegen.

Veröffentlicht am 09.10.2024

Gemütliche Liebesgeschichte

Nanny über Nacht - Lakeland Love
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An ihrem freien Tag wird Harriet Zeugin eines Autounfalls. Als Rettungssanitäterin weiß sie, was zu tun ist und hilft dem verletzten Tom am Unfallsort. Der hat nur seine Tochter im Kopf, die nun allein ...

An ihrem freien Tag wird Harriet Zeugin eines Autounfalls. Als Rettungssanitäterin weiß sie, was zu tun ist und hilft dem verletzten Tom am Unfallsort. Der hat nur seine Tochter im Kopf, die nun allein und ohne Betreuung sein wird. Also beschließt Harriet, ihm zu helfen und nach Poppy zu gucken. Poppy ist ihr auf Anhieb sympathisch, sodass sie in Absprache mit Tom, der nach seiner Operation noch im Krankenhaus bleiben muss, ein Betreuungssystem entwickelt und sich bis zu Toms Entlassung um Poppy kümmert. Dabei bekommt sie Unterstützung von ihrer Mutter sowie ihrem Bruder und nähert sich Tom auch immer mehr an - doch irgendetwas scheint er zu verheimlichen...

Alexandra Zöbeli hat mit "Nanny über Nacht" einen gemütlichen Liebesroman geschaffen, in der neben der Lovestory zwischen Harriet und Tom vor allem die Familiendynamik und die Entwicklung von Toms und Poppys Beziehung. Der Schreibstil ist sehr leicht, erzählt wird wechselnd aus Harriets und Toms Perspektive, was Einblicke in die jeweiligen Leben und Gedanken zeigt.
Die Entwicklung der Handlung, gerade in Bezug auf Poppy, und die Entscheidungen und das Verhalten von Tom und Harriet fand ich oftmals unrealistisch und nicht nachvollziehbar, haben die Geschichte für mich jedoch auch nicht negativ eingefärbt.
Alles in allem gefiel mir das Buch als Liebesgeschichte für gemütliche Lesestunden gut.