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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2022

Wege der Entscheidung

Sonnenblumentage
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Marie lebt nach dem Tod ihrer Mutter - einer begnadeten Künstlerin, mit der sie schon in den verschiedensten Orten der Welt gelebt hat - in einem kleinen Dorf in der Nähe Bambergs und versucht, sich dort ...

Marie lebt nach dem Tod ihrer Mutter - einer begnadeten Künstlerin, mit der sie schon in den verschiedensten Orten der Welt gelebt hat - in einem kleinen Dorf in der Nähe Bambergs und versucht, sich dort als Floristin ein sicheres und stetes Leben aufzubauen. Doch trotzdem fragt sie sich, was wäre, wenn sie Entscheidungen anders träfe. Und genau diesen Ansatz setzt Frieda Bergmann in "Sonnenblumentage" um, sodass Marie in zwei verschiedenen Erzählsträngen unterschiedliche Entscheidungen trifft und ihr Leben sich entsprechend unterschiedlich entwickelt.

Obwohl ich den Strang "Was wäre, wenn sie geht" von Anfang an lieber mochte als "Was wäre, wenn sei bleibt", habe ich beide Kapitelabfolgen sehr gern gelesen und mit Marie mitgefiebert. Auch vom Erzählstil und der Schriftart haben sich die beiden Stränge etwas unterschieden, sodass ich immer sofort wusste, in welchem Strang ich gerade lese. Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet, die Entwicklungen werden deutlich geschildert und Frieda Bergmann hat einen sehr bildreichen, anschaulichen und fesselnden Schreibstil. Während viele Figuren meine Sympathie bekamen, konnte ich auch Antipathie festlegen und war an einigen Stellen ungeduldig, wenn Marie ihre Entscheidungen anders traf, als ich sie getroffen hätte, oder Dinge nicht beachtet hat, die ich schon längst gesehen habe. Generell gefällt mir die Figurengestaltung und -entwicklung in "Was wäre, wenn sie geht" sehr viel besser. Denn während diese hier sehr konstant und progressiv geschieht, passiert eine deutliche Entwicklung erst im letzten Drittel von "Was wäre, wenn sie bleibt".

Ein schöner Roman, der mich emotional getroffen und für wunderbare Lesestunden gesorgt hat! Die Idee, zwei unterschiedliche Romane zu entwerfen und die Stories zu verflechten, ist Frieda Bergmann mit "Sonnenblumentage" sehr gut gelungen!


Veröffentlicht am 18.09.2022

Vorhersehbar und düstere Atmosphäre

Elternhaus
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Im Hamburger Elbvorort steht seit mehreren Jahren eine Villa leer, zu der Pianist Tobias Hansen jedoch in regelmäßigen Abständen fährt. So bekommt er auch mit, dass Yvette Winkler mit ihrem Mann und ihren ...

Im Hamburger Elbvorort steht seit mehreren Jahren eine Villa leer, zu der Pianist Tobias Hansen jedoch in regelmäßigen Abständen fährt. So bekommt er auch mit, dass Yvette Winkler mit ihrem Mann und ihren vier Kindern dort einzieht. Während die Ehe der Winklers in Österreich nicht die besten Entwicklungen durchgemacht hat, erhofft sich Yvette nun in Hamburg einen Neustart. Mit der Haushaltshilfe Consuelo und Klavierlehrer Tobias Hansen hat sie von Beginn an Unterstützung an ihrer Seite. Doch sie ahnt nich, dass das Haus eine düstere Vergangenheit hat.

Diese düstere Atmosphäre und die Vorahnung des Schreckens zieht sich tatsächlich durch das gesamte Buch hindurch. Denn während Yvette Winkler quasi bis zum Schluss nicht weiß, was ihr in der Villa blüht, haben die Leser*innen diese Aussicht schon nach wenigen Kapiteln. Zu Beginn sind die verschiedenen Charaktere, die vorgestellt werden, und wechselnde Perspektiven etwas verwirrend. Doch worauf der Plot hinausläuft und wie alles zusammenhängt, war mir längst klar, als die ersten Passagen aus der Vergangenheit erschienen. Daher finde ich "Thriller" als Bezeichnung auch etwas ungünstig gewählt. Auch wenn Spannung vorhanden ist, fehlt es an überraschenden Wendungen und der gleichwohl unvorhersehbaren Auflösung. Vielmehr handelt es sich um einen durchweg spannenden Roman, dessen Ende lange im Voraus bekannt ist.

Auch wenn ich mir unter "Thriller" etwas anderes vorgestellt habe, habe ich die Geschehnisse in der Villa gern verfolgt und konnte die düstere und aufgeladene Atmosphäre im Haus und zwischen den Figuren spüren.

Veröffentlicht am 18.09.2022

Konnte leider nicht überzeugen

Die Partnerschaft
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Der Anwältin Martina Bäumer wird im Zuge eines bedeutenden Falls die Partnerschaft der Kanzlei in Aussicht gestellt, weshalb sie sich noch mehr in die Arbeit kniet als sonst. Doch sie verliert den Fall ...

Der Anwältin Martina Bäumer wird im Zuge eines bedeutenden Falls die Partnerschaft der Kanzlei in Aussicht gestellt, weshalb sie sich noch mehr in die Arbeit kniet als sonst. Doch sie verliert den Fall - aus welchen Gründen auch immer, das wird nicht geschildert - und somit auch die Aussicht auf die Partnerschaft. Im weiteren Verlauf wird sie von ihrem Chef Dr. Peters immer merh aufs Eis gestellt und hadert auch im Privaten mit der Beziehung zu Freund Christian. Er möchte gern endlich die Familienplanung starten, sie zögert alles hinaus und schiebt es auf die Arbeit.

Leider konnte mich "Die Partnerschaft" überhaupt nicht überzeugen - weder in Hinsicht auf die Kanzlei noch auf die Beziehung zwischen Martina und Christian. Neben einigen Sprüngen, zu großen Leerstellen und hölzernen Dialogen fehlt es hier an tatsächlicher Kommunikation, der Benennung von Problemen, die vermutlich der Auslöser für sämtliche Geschehnisse sind. Für mich bleiben sowohl die Figuren sehr oberflächlich als auch die Zusammenhänge und Beziehungen. Vermutlich sorgt das viele Ungeschriebene dafür, dass ich Martians Handlungen und Entscheidungen als nicht nachvollziehbar, unreflektiert und wenig durchdacht empfinde. Alles bleibt blass, einen Plot gibt es nicht wirklich und die Dialoge sind sperrig und wenig authentisch. Die Auflösung des Ganzen schließt sich allem Vorangehenden an und ist für mich ebenfalls nicht verständlich. In der Beschreibung ist von "Eine Geschichte, die neue Horizonte aufzeigt, im Beruf, in der Liebe und vor allem in der Beziehung zu sich selbst" die Rede. Dafür bräuchte es für mich Tiefe, Reflexion und Progression, was in meinen Augen zwar im Ansatz erkennbar ist, aber nicht wirklich ausgereift.

Interessanter Ausgangsgedanke, aber für meinen Geschmack leider nicht überzeugend umgesetzt.

Veröffentlicht am 18.09.2022

Absolut fesselnd und mitreißend

Playoff
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Nach seiner Zeit am College kehrt Vigo Sinetti in seine Heimatstadt Dallas zurück, wo er im ansässigen Profi-Eishockeyteam sein Können unter Beweis stellen und gemeinsam große Erfolge erzielen möchte. ...

Nach seiner Zeit am College kehrt Vigo Sinetti in seine Heimatstadt Dallas zurück, wo er im ansässigen Profi-Eishockeyteam sein Können unter Beweis stellen und gemeinsam große Erfolge erzielen möchte. Sein Vater Royce hat hingegen andere Pläne für ihn: Vigo ist nun endlich alt und reif genug, um in seinen Augen ebenfalls ins Familienunternehmen einzusteigen und ihm sowie Vigos älterem Bruder Lloyd den Rücken zu stärken und die Geschäfte weiter auszudehnen. Vigo wehrt sich dagegen mit aller Kraft, da er sich nur auf sein Spiel konzentrieren und mit den Familiengeschäften nichts zu tun haben möchte.

Alec DiCaprio verschlägt es zum gleichen Zeitpunkt nach Dallas, denn er ist der neue Oberstaatsanwalt und seine oberste Priorität ist es, Royce Sinetti und dessen kriminellen Geschäften endlich ein Ende zu bereiten. Für seine Ermittllungen will er dem jüngsten Sohn Vigo auf den Zahn fühlen. Doch schon bei der ersten Begegnung spürt er eine starke Anziehungskraft und schon bald ist Vigo für ihn nicht nur die Möglichkeit, um an Informationen zu gelangen.


Der Schreibstil von Tanya Carpenter und die Art, wie sie die Figuren erschaffen hat und sich immer weiter entwickeln lässt, hat mich begeistert. Bereits von Anfang an verleiht sie ihnen Tiefen, lässt die Leser*innen mittels wechselnder Erzählperspektiven in die Gedanken eintauchen und Entwicklungen und Handlungen so nachvollziehbar erscheinen.

Dabei verknüpft sie die verschiedenen Thematiken und Handlungsebenen hier sehr gut, sodass Vigos Rolle im Team, die Abneigung gegenüber seiner Familie sowie deren Geschäfte und die aufkeimenden Gefühle für Alec sehr deutlich werden. Auch Alecs Zerrissenheit bezüglich des Jobs und seiner Gefühle werden sehr deutlich.

Tanya Carpenter hat es geschafft, eine gute Balance zwischen Spannung bezüglich der Ermittlungen und Erotik zu schaffen, mich dabei in den Sog um Vigo und Alec zu ziehen, in dessen Folge ich bis zum Schluss mitgefiebert habe. Das eine oder andere überraschende Ereignis fand dabei ebenso seinen Platz.

Ein heißer, spannender und absolut fesselnder erster Band, der mich sehnsüchtig auf den zweiten warten lässt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.09.2022

Eisiger Aufstieg

Der Aufstieg – In eisiger Höhe wartet der Tod
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Cecily Wong kann ich Glück kaum fassen: Als Journalistin darf sie als erste den berühmten Bergsteiger Charles McVeigh interviewen, dier innerhalb eines Jahres vierzehn Achttausender bestiegen hat. Sein ...

Cecily Wong kann ich Glück kaum fassen: Als Journalistin darf sie als erste den berühmten Bergsteiger Charles McVeigh interviewen, dier innerhalb eines Jahres vierzehn Achttausender bestiegen hat. Sein letzter Aufstieg gilt dem Manaslu. Der einzige Haken: Damit Cecily das Interview führen darf, muss sie sich anschließen und selbst den Gipfel des Manaslus erklimmen. Obwohl sie eine einschneidende negative Bergsteigererfahrung hinter sich hat, lässt sie sich darauf ein und begibt sich mit einer kleinen, von Charles ausgewählen, Gruppe an den Aufstieg. Bereits im Basislager kommt es zu einem tragischen Unfall, bei dem sich Cecily nicht so sicher ist, dass es sich tatsächlich um einen solchen handelt. Viel eher hat sie die Vermutung, dass die Person ermordet wurde. Doch das würde bedeuten, dass unter ihnen ein Mörder den Manaslu besteigt. Als weitere tödliche, vermeintliche Unfälle folgen und sie die Warnung bekommt, dass tatsächlich ein Mörder unter ihnen ist, kämpft sie nicht nur mit der Witterung und ihrer körperlichen Verfassung, sondern auch um ihr Überleben.

"Der Aufstieg" ist mein erstes Buch von Amy McCulloch und ich mag ihren flüssigen, lockeren Schreibstil sowie die kurzen Kapitel sehr gern. Mit Cecily sowie den anderen Bergsteigerinnen konnte ich tatsächlich nicht sympathisieren, aber ich habe die Geschehnisse innerhalb der Gruppe sowie die Bewältigung der einzelnen Bergetappen gespannt verfolgt. Es liest sich heraus, dass die Autorin Erfahrung in den Bergen hat und sich mit den einzelnen Aspekten des Bergsteigens auskennt - zumindest wirkt es so und die Ausführungen wirken glaubhaft und nachvollziehbar. Für einen Thriller waren mir die fachlichen Ausführungen und Erklärungen jedoch an einigen Stellen zu ausführlich und langatmig und haben mich aus dem Geschehen geworfen und den Spannungsbogen etwas schlaffer werden lassen. Dennoch war mir lange Zeit nicht klar, vor wem Cecily hier gewarnt wurde, sodass ich das Finale mit Spannung erwartete - diesbezüglich wurde ich nicht enttäuscht.

Ein spannender Plot, der mit Bergsteiger
innenwissen daherkommt.