Junge, arme Studentin verliebt sich Hals über Kopf in reichen Multimillionär. Was wie der Beginn eines schlechten Märchens klingt, ist genau das. Mehr schlecht als Märchen, aber das ist das Grundgerüst von Shades of Grey.
Der erste Band der Trilogie hat mich zu Beginn überzeugt. Während der ersten 200 Seiten ist macht das Lesen Spaß und, unglaublich aber wahr, es ist tatsächlich eine Art Handlung vorhanden.
Diese geht jedoch im Laufe des Buchs irgendwo zwischen Schlaf-/und Spielzimmer verloren.
Anastasia ist eine intelligente junge Frau, die sich nicht unterordnen will. Wie geschaffen für die Rolle als Sub (ja, sicher) in der Geschichte wirkt sie (was für ein Wunder) aber trotzdem nicht sehr stark, da sie nicht viel mehr macht, als stöhnend ans Bett gefesselt zu sein.
Christian hat einen leichten (oder schweren) psychischen Schaden und erinnert verdächtig an einen kranken Psychopaten. Die Wünsche und Bedürfnisse seiner Partnerinnen akzeptiert er stets und drängt ihnen nicht seine eigenen Wünsche auf:
Ana: Ich will aber keinen Analverkehr! Hard Limit!!! Christian: Ich will aber! Es wird dir noch gefallen! A: Aber... C: Schön, dass du es auch willst! Ich hatte schon Angst, das wäre ein Hard Limit für dich! A: Ok...
Was ich beim Lesen schmerzlich vermisst habe, war eine Handlung. Es passiert einfach nichts interessantes (außer einer Menge Sex).
Mir hat sich beim Lesen immer wieder eine Frage aufgedrängt: Womit, um alles in der Welt, will diese Frau noch zwei weitere Bücher füllen? Aber was solls, die BDSM-Schatzkiste bietet noch Potenzial für hunderte weitere Sexszenen und die sind ja schließlich sowieso der einzige Grund, dieses Buch zu lesen. Frei nach dem Motto "Wer braucht schon Qualität, wenn er Sex haben kann."
Manche Formulierungen werden gefühlte hundert Mal wiederholt. Da fragt man sich doch unwillkürlich: Hatte die Autorin einfach keine Lust mehr, weiter zu schreiben? War sie gar mit Wichtigerem beschäftigt? Hier ein kleiner Ausflug in das Spiel,äh,entschuldigung, Schreibzimmer der Autorin:
"Ja, geil, wieder eine Sexszene und noch eine und... (oh nein) langsam wirds langweilig also schnell eine gute Fesselspiel-Szene hinterher und damits besser rutscht noch ne Sexszene.
Oh verdammt, jetzt muss ich ja noch eine Geschichte draus bauen, damit so etwas wie eine Handlung (haha, genau) entstehen kann. Mist, klappt nicht! Egal, für was gibts Google. Na ja, jetzt hat die Geschichte zwar immer noch keine Handlung, und jede Formulierung kommt zehn Mal vor, aber was solls! Fällt ja keinem auf."
Und dann haut die Autorin eine Szene raus, bei der dem unvorbereiteten Leser ganz schlecht wird. Denn diese Szene sprüht nur so vor Logik und Sinn: A: Schlag mich! C: Sicher? A: Ja, ganz sicher! Ich steh doch drauf! Bitte! Christian schlägt sie A: Au! Das tut ja weh! Du Monster! C: Aber... A: Das wars,ich hau ab C: ... Ich:...
Das war so schlecht, dass es weh getan hat.
Der Schreibstil ist an mehreren Stellen gewöhnungsbedürftig.
So sagt Christian tatsächlich als er mit Ana schläft, nein halt, fickt (und zwar hart) : "Was für ein Fick!"
Ich plädiere an dieser Stelle dafür, ein Verbot zur Substantivierung des Wortes "ficken" einzuführen. Dieses Wort gehört echt strafverfolgt. Ich musste die Stelle 10 Mal lesen und konnte immer noch nicht glauben, dass die Autorin es wirklich getan hat. Meine Gedanken bestanden aus "Das hat er nicht gesagt. Das steht da nicht wirklich! NEIN! BITTE!!!!" Das Wort "Fick" ist weder erotisch noch geil noch scharf noch sonst was, also hat es auch bitte nirgends etwas verloren.
Alles in allem ist "Shades of Grey" ein grottenschlechtes Buch, das einfach nichts bietet. Na ja, ich werde mir trotzdem den zweiten Band kaufen. Sex sellls.