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Veröffentlicht am 14.08.2024

Ein Roman voller Sehnsucht und Hoffnung

Ich komme nicht zurück
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„Ich komme nicht zurück“ von Rasha Khayat erzählt auf eindrucksvolle Weise die Geschichte von Hanna und ist dabei sowohl poetisch als auch gefühlvoll und einfühlsam. Die Handlung hat mich in seinen Bann ...

„Ich komme nicht zurück“ von Rasha Khayat erzählt auf eindrucksvolle Weise die Geschichte von Hanna und ist dabei sowohl poetisch als auch gefühlvoll und einfühlsam. Die Handlung hat mich in seinen Bann gezogen und ich konnte es nicht mehr auf der Hand legen, weshalb ich es innerhalb eines Tages durchgelesen habe.
Der Schreibstil ist malerisch und wunderschön, sodass man sich die geschilderten Situationen lebhaft vorstellen kann und sich direkt in die Geschichte fallen lässt.

Die Handlung spielt während der Corona-Pandemie im Winter und wird aus der Sicht von Hanna erzählt. Wir erfahren sowohl von ihrer Gegenwart als auch durch kleine Rückblicke von ihrer Vergangenheit. Diese Rückblicke sind geschickt eingewoben und helfen dabei, Hannas Gefühl der Einsamkeit und Sehnsucht besser zu verstehen. Schnell wird klar, wie einsam Hanna tatsächlich ist – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Denn Hanna hat außer ihrem Kindheitsfreund Cem niemanden mehr. Doch auch diese Freundschaft hat sich verändert. Zu allem Überfluss hat Hanna gerade ihre Oma verloren und vor ein paar Jahren bereits ihren Opa - nun wohnt sie in der Wohnung ihrer Großeltern, bei denen sie aufgewachsen ist.
Die Ausgangssituation ist trostlos, und wir erleben, wie Hanna von ihrer Einsamkeit förmlich aufgefressen wird. Doch nach und nach beginnt sie, aus dieser Einsamkeit herauszufinden. Während des gesamten Romans zieht sich eine Sehnsucht nach Zeyna, einer Person, mit der sie in ihrer Vergangenheit eng befreundet war. Zusammen mit Cem bildeten sie ein unzertrennliches Trio, bis Deyna aus einem Grund, der erst am Ende des Buches enthüllt wird, die Freundschaft beendete.
Dieser Grund, der erst gegen Ende des Romans ans Licht kommt, ist überraschend und schockierend. Es wird nichts vorweggenommen und deutet sich im Verlauf der Geschichte nicht an, was die Enthüllung umso beeindruckender macht.

Ein weiterer faszinierender Aspekt des Buches ist die Frage, ob es sich bei der Geschichte um Fiktion oder um autobiografische Elemente handelt. Diese Ungewissheit verleiht dem Roman eine zusätzliche emotionale Tiefe. Darüber hinaus greift Rasha Khayat aktuelle und relevante Themen wie Rassismus und Ausländerfeindlichkeit auf. Obwohl diese Themen nicht im Vordergrund stehen, werden sie nebenbei thematisiert und bieten einen wichtigen gesellschaftlichen Kontext.
Historische Bezüge, die bis in die 1970er und 1980er Jahre zurückreichen, sind ebenfalls geschickt in die Handlung integriert. Diese Rückblicke helfen, die heutigen Ereignisse und Charaktere besser zu verstehen. Die Erzählung spannt einen Bogen von der Vergangenheit bis in die Gegenwart und zeigt, wie sich Freundschaften und familiäre Bindungen über die Zeit entwickeln.
Ein zentrales Thema des Buches ist die Verschmelzung von Freundschaft und Familie. Es wird deutlich, wie tief die Verbindungen zwischen den Menschen gehen können und wie neue Familienkonstellationen entstehen, die kulturelle Grenzen überwinden. Diese Darstellung von Liebe und Zusammenhalt ist ermutigend und zeigt, dass Familie über verschiedene Kulturen hinweg funktionieren kann.

„Ich komme nicht zurück“ ist für mich ein absolutes Highlight und definitiv alle fünf Sterne wert. Die einfühlsame Darstellung der Charaktere, die relevanten gesellschaftlichen Themen und die poetische Erzählweise machen diesen Roman zu einem beeindruckenden Leseerlebnis. Ich habe nichts zu kritisieren und empfehle dieses Buch wärmstens weiter.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Linda, Hubert und die Kunst, das Leben zu umarmen

Der Bademeister ohne Himmel
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„Der Bademeister ohne Himmel“ ist das beeindruckende Debüt von Petra Pellini. Die Geschichte wird aus der Perspektive der 15-jährigen Linda erzählt, die mit dem Gedanken spielt, sich das Leben zu nehmen. ...

„Der Bademeister ohne Himmel“ ist das beeindruckende Debüt von Petra Pellini. Die Geschichte wird aus der Perspektive der 15-jährigen Linda erzählt, die mit dem Gedanken spielt, sich das Leben zu nehmen. Sie hat keinen Spaß mehr an der Schule und ein schwieriges Verhältnis zu ihrer alleinerziehenden Mutter, deren neuer Freund Bestatter ist. Linda findet Trost bei dem 86-jährigen, dementen Hubert und ihrem besten Freund Kevin. Linda ist einsam und fühlt sich unverstanden, besonders von ihrer Mutter, aber sie begegnet Hubert unverkrampft und mit viel Einfühlungsvermögen. Zu Beginn hätte ich nicht damit gerechnet, dass man sich mit der deutlichen jüngeren Protagonistin Linda überhaupt identifizieren kann, doch ich habe mich geirrt. Linda ist eine kleine Heldin und jeder kann sich etwas von Linda abschauen. Sie zeigt eine große Empathie Hubert gegenüber und erzählt ihm oft Geschichten von seiner verstorbenen Frau Rosalie und seiner Arbeit als Bademeister. Diese kleinen Erlebnisse bringen sowohl Hubert als auch Linda Freude und Trost.
Ewa, die polnische Pflegerin, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Sie hat ein enges Verhältnis zu Linda und kümmert sich liebevoll um Hubert. Man erfährt auch von Ewas eigenen Herausforderungen als Pflegekraft fernab ihrer Heimat.
Pellinis Schreibstil ist klar, direkt und oft humorvoll. Man merkt, dass sie aus eigener Erfahrung in der Pflege schöpft. Die Figuren sind gut ausgearbeitet und authentisch dargestellt. Besonders die Beziehung zwischen Linda und Hubert ist tiefgehend und berührend.
Das Ende des Buches hat mich sehr berührt. Es war unerwartet und hat mich tief getroffen, dennoch hat es mich auf eine Weise zufrieden und glücklich dieses Buch abschließen lassen.

„Der Bademeister ohne Himmel“ hat mich zum Nachdenken angeregt und tief bewegt. Es zeigt, wie wichtig es ist, auch in schwierigen Zeiten Menschlichkeit und Freude zu bewahren. Ich kann die Geschichte nur empfehlen. Jeder könnte irgendwann auf Hilfe angewiesen sein und sollte sich glücklich schätzen, wenn Menschen wie Linda und Ewa zur Seite stehen.

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