Sylt aus einem anderen Blickwinkel
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehnMit "Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn" legt Susanne Matthiessen ihren zweiten Roman einer Sylter Jugend vor. Dieses Buch beginnt in der Corona-Krise. Susanne Matthiessen erzählt hier ganz ehrlich, ...
Mit "Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn" legt Susanne Matthiessen ihren zweiten Roman einer Sylter Jugend vor. Dieses Buch beginnt in der Corona-Krise. Susanne Matthiessen erzählt hier ganz ehrlich, was das für Sylt bedeutete. Sie berichtet davon, wie die Sylter die Situation aufnahmen. Einerseits herrschte Freude, die Heimat wieder für sich zu haben, andererseits gibt sie zu, daß bei einigen Bewohnern das Geld knapp wurde. Und ein Sylter Urgestein kam leider mit der Situation gar nicht zurecht... Diese Aspekte fand ich sehr interessant, denn in den Medien erfuhr man davon nichts. Ebenso interessant ist ihr Bericht über die Sturmflut im Jahr 1981. Hier merkt man, wie gefährlich die Nordsee werden kann. Die Erlebnisse, die die Autorin hatte, schildert sie so hautnah, daß man die Gefahr selbst spürt und froh ist, daß niemand ernsthaft zu Schaden gekommen ist. Hier und an anderen Stellen begegnet man auch dem typischen Aberglauben. Dabei geht es um Deichbau und die Sage rund um Ekke Nekkepenn. Solche Dinge mag ich sehr in einem Buch und gehören für mich einfach dazu. Genau wie die Anekdoten berühmter Sylter Gesichter, man begleitet ihre Familie, feiert Silberhochzeit, erlebt den Besuch aus der DDR und das Ende des Pelzgeschäftes, denn in den 80er Jahren begann das große Umdenken. Ein weiteres Thema ist das Robbensterben - und wie die Sylter Politik reagierte. Wie der Titel schon erahnen läßt, spielen auch Die Ärzte hier eine Rolle. Sie spielten ihr Abschiedskonzert auf Sylt - und Susanne Matthiessen war dabei. Kritisch beleuchtet sie den Verkauf der Insel. Reiche Leute legen sich einen Zweitwohnsitz zu, während für die Insulaner kein Platz mehr bleibt. Dies macht traurig, auch wenn man Sylt nicht persönlich kennt. Zu gut konnte ich mich in die Sylter hineinversetzen. Dies alles beschreibt Susanne Matthiessen sehr anschaulich und auf lockere Art - auch wenn man an manchen Stellen die berechtigte Kritik herauslesen kann. Das Buch ist an manchen Stellen für einen gewissen Personenkreis unbequem. Und genau das macht es für mich interessant. Man bekommt einen unterhaltsamen Bericht einer Frau, die auf Sylt viel erlebt hat, ganz nah dran ist und kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich bin gern mit Susanne Matthiessen durch die Zeit gereist und würde mich freuen, wenn es noch eine dritte Zeitreise geben würde!