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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.09.2024

Ein harter, zerfetzender Aufschlag

Die Wut, die bleibt
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68 / 100
Das Buch bietet eine eskalative Mischung aus verschiedenen Facetten, die ein noch so alltägliches Leben belasten. Gleich auf der ersten Seite passiert der Vorfall, der die Geschichte anstößt und ...

68 / 100
Das Buch bietet eine eskalative Mischung aus verschiedenen Facetten, die ein noch so alltägliches Leben belasten. Gleich auf der ersten Seite passiert der Vorfall, der die Geschichte anstößt und die Spiralen der Wut und Verzweiflung anschiebt.

Während es in der ersten Hälfte des Buchs noch um direkte Trauerbewältigung geht, kippt die zweite Hälfte zu den individuellen Ausfaserungen der Einzelschicksale über. Im Kontext des Feminismus führt die übersaturierte Präsenz der Ungerechtigkeit über den Punkt des Nachvollziehbaren hinaus. So entglitt mir zunehmend jede Sympathie für die Figur der Lola, weil ich als empathiebedürftiger Mensch mit dieser Art des (wenn auch für sich genommen gesunden) Egoismus' nicht zurechtkommen würde. Sicher, in Extremsituationen gelten all diese Gesetze nicht, doch in der Betrachtung von außen sind mir Extremlösungen dennoch fremd.

Die Autorin verwendet immer wieder und stellenweise auch unerwartet derart direkte und bis ins Mark treffende Formulierungen und Gedanken, dass es vor allem in der ersten Hälfte ein sehr intensives Leseerlebnis ist. Leider führt die Geschichte dann weg vom Kernthema, an dem ich sie gern weitergelesen hätte, und so ist mein Eindruck vor allem zum Ende hin eher verwässert als geklärt.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Ein ungutes Gefüh(r)l

Influencer
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70 / 100
Ich stimme zu, dass die Buchinhalte mitunter sehr theoretisch sind, aber wer bei Suhrkamp vergleichsweise einfache Literatur sucht, muss sich ohnehin woanders umsehen.

Und sicher, wer schon mal ...

70 / 100
Ich stimme zu, dass die Buchinhalte mitunter sehr theoretisch sind, aber wer bei Suhrkamp vergleichsweise einfache Literatur sucht, muss sich ohnehin woanders umsehen.

Und sicher, wer schon mal tiefer zum Aspekt des Influencertums recherchiert hat, wird so viel Neues nicht erfahren. Als breitgefächerter Einstieg ins Thema ist das vorliegende Buch aber bestens geeignet und hält plastische Eindrücke bereit, die das hoffentlich zur Reflektion geneigte Publikum aufsehen lassen dürfte.

Ich finde, man sollte sein Weltbild nicht nach einer einzigen Meinung oder einer einzigen Riege an authentisch bis heuchlerisch wirkenden Internetmenschen gestalten. Ein wenig zur eigens wählbaren Pluralität zurückzukehren, bei diesem Vorhaben kann das Buch eine gute Stütze sein.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Fluch und Segen im (Un)gleichgewicht

Digitale Depression
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76 / 100
Anschaulich, verständlich, aber auch ein wenig plakativ blickt das Buch und seine Autor:innen auf die zunehmende Zeit, die Menschen insbesondere vor den kleinen Hosentaschencomputern verbringen.

Vieles ...

76 / 100
Anschaulich, verständlich, aber auch ein wenig plakativ blickt das Buch und seine Autor:innen auf die zunehmende Zeit, die Menschen insbesondere vor den kleinen Hosentaschencomputern verbringen.

Vieles mag – ein wenig Vorkenntnis vorausgesetzt – nicht neu erscheinen, aber wie immer hilft die Verschriftlichung von Sachverhalten in ihrer ganzheitlichen Erfassung. Dass sich dazu entschieden wurde, mit beißender Ironie „Unglücksregeln“ zu verfassen, kann als streitbar angesehen werden. Auch die Tiefe der gesamtgesellschaftlichen Konsequenzen wird aus meiner Sicht noch zu wenig beleuchtet (wobei es dafür wohl in einem Ausmaß Daten zu be- und verarbeiten gilt, die jeder Skala trotzen).

In Summe ein gut und flott lesbares Buch, an dessen Ende die Konsequenz stehen sollte, das Leben in allen Facetten auch mal länger ohne Computer und Ereichbarkeiten zu genießen.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Schambehaftete Schamlosigkeit

Gut aufgestellt. Alles über den Penis
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63 / 100
Eine Überschrift und ein Buch im Widerspruch. Nun wurde sich redlich Mühe gegeben, diesen paar Zentimetern, von denen so viele Menschen so viel abhängig machen, ihre Macht zu nehmen – aber die ...

63 / 100
Eine Überschrift und ein Buch im Widerspruch. Nun wurde sich redlich Mühe gegeben, diesen paar Zentimetern, von denen so viele Menschen so viel abhängig machen, ihre Macht zu nehmen – aber die Art und Weise, mittels derer das passieren soll, empfinde ich als ungeeignet.

Ich hätte mir ein nüchternes, wenn auch leicht unterhaltsames Populärwissenschaftsbuch zum Themenkomplex Penis gewünscht; bekommen habe ich jedoch eine Abhandlung mit teilweise absurden Exkursen ins Märchenhafte, mit kleineren Dopplungen, mit haufenweise Einhörnen und stilisierten Pimmeln und vor allem mit latentem Humor in einer Farbe, die mir zuwider ist.Alle paar Seiten muss offenbar für die geneigte männliche Leserschaft die „Spannung“ aus dem Text genommen werden, indem irgendein besonders platter Spruch eingefügt wird (speziell bei der Evolutionshistorie der Fortpflanzungsorgane bemerkbar).

Insofern wird das Buch seinem Ziel aus meiner Sicht nicht ganz gerecht, einen unverschämten Blick auf den Penis zu werfen. Hinzu kommt die Auswahl der Informationen, die nicht überbordend neue Erkenntnisse liefern und der bigotte Höhepunkt, dass die Größe eigentlich gar nicht wichtig ist, dann aber in einem der vielen eher substanzlosen Interviewschnipsel deutlich wird, dass da jemand nur der Größe wegen reich und glücklich ist.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Die Kunst der Verzögerung

Offen hetero
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68 / 100
Wenn man eine schwule Lovestory beginnt und gleich zu Beginn aus einer testosteronüberladenen Situation heraus Charaktere vorgestellt werden, ist es ja gar nicht so selten, dass die zweite Hauptfigur ...

68 / 100
Wenn man eine schwule Lovestory beginnt und gleich zu Beginn aus einer testosteronüberladenen Situation heraus Charaktere vorgestellt werden, ist es ja gar nicht so selten, dass die zweite Hauptfigur schnell im Fokus steht. Das war hier etwas anders, denn welcher Typ die spätere Aufmerksamkeit kriegen sollte, wird erst etwas später klar.

Und so verläuft die Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen, die sich wirklich sehr flüssig lesen lässt, darüber hinaus leider nicht sonderlich spektakulär. Manche Charakterhandlungen wirken künstlich (den Konflikt befeuernd), manche eingeschobene Handlung nicht entwickelnd für die Hauptgeschichte. Auch die Umschreibungen in Momenten der Erregtheit bzw. des Solosexes machen auf mich einen geradezu kindlichen Eindruck.

Insbesondere das Finale lässt die Leserschaft wohl unentscchieden zurück, wobei ich auch hier den Eindruck hatte, dass das Ende eher erzwungen wurde, denn dafür fühlt es sich nicht natürlich genug an. Da ist es dann ein Hoffnungsschimmer, dass Bill Konigsberg noch eine Fortsetzung geschrieben hat (die bisher allerdings nur auf Englisch erschienen ist).

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