Auch in der idyllsischen Wachau wird gemordet
Jenseits auf RezeptIch liebe es Bücher zu lesen, die dort spielen, wo ich wohne?. Sehr viele gibt es ja nicht, aber dieses Jahr ist es schon der zweite Roman/Krimi, der in der Wachau spielt, den ich lesen durfte.
"Jenseits ...
Ich liebe es Bücher zu lesen, die dort spielen, wo ich wohne?. Sehr viele gibt es ja nicht, aber dieses Jahr ist es schon der zweite Roman/Krimi, der in der Wachau spielt, den ich lesen durfte.
"Jenseits auf Rezept" ist ein klassischer Regionalkrimi, der den Leser miträtseln lässt. Es ist Band 2 rund um Major Paul Eigner, den ich schon in "Faule Marillen" kennenlernen durfte. Der Krimi kann aber auch ohne Vorkenntniss zu Teil 1 gelesen werden.
Als die alte Rosl Nienführ tödllich die Kellertreppe hinunterstürzt und Tobias Fischer im Bett eines "natürlichen" Todes stirbt, glaubt noch niemand an Mord. Doch dann wird die attraktive Sonja König, die im neuen Therapiezentrum für einen Anstieg der männlichen Patienten verantwortlich ist, als vermisst gemeldet. Bald darauf wird die Leiche der sportlichen jungen Frau aus der Donau gefischt. War es ein Mord aus Eifersucht? Oder Konkurrenzneid? Oder ist jemand aus Sonjas Vergangenheit aufgetaucht, die sie seltsamer Weise unter Verschluss hält? Major Paul Eigner ermittelt....
Nach der Versetzung vom Posten in Klein Dürnspitz, wo Major Paul Eigners Wiedersacher Stierschneider endlich seinen Chefposten bekommen hat, ist Paul eigentlich sehr zufrieden mit seinem Job im kriminalpolizeilichen Beratungsdienst bei der Kremser Kriminalpolizei. Als er zur Leiche von Sonja König gerufen wird, ist er sich sicher, dass es sich um Mord handelt. Und es gibt auch einige Personen, die nicht so begeistert von der wunderhübschen Sonja sind. Auch Rosl Nienführs Tochter glaubt nicht an einem normalen Sturz über die Kellertreppe ihrer Mutter, die erst operiert wurde und sich sicherlich nicht über die steilen Treppen in den Keller wagen würde. Hängen etwa die Todesfälle doch zusammen?
Die Autorin versteht es immer wieder falsche Spuren zu legen. Es gibt jede Menge Verdächtige, trotzdem habe ich bis zum Schluss gerätselt, wer der Täter ist. Der Krimi ist eher unblutig, bietet aber auf einigen Seiten einige grausige Szenen, bei denen die Autorin ihre Fortbildung bei diversen Body Farms in den USA miteinfließen lassen konnte. (Anmerkung Wikipädia: Als Body Farm wird im Allgemeinen ein Gelände bezeichnet, auf dem wissenschaftliche Studien zu postmortalen Veränderungen an Menschen, also über Verwesungsprozesse von Leichen, an freier Luft erfolgen können). Nun lässt eure Fantasie spielen....
Der Krimi beinhaltet viel Atmosphäre und Lokalkolorit. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Man bemerkt eindeutig eine Steigerung zum ersten Fall. Der Spannungsbogen beginnt zwar auch diesmal eher spät anzusteigen, jedoch mochte in den Krimi kaum aus der Hand legen. Der Autorin gelang es eine gelungene Mischung zwischen Polizeiarbeit und Major Eigners Privatleben zu vermitteln.
Charaktere:
Die Figuren sind sehr lebendig gezeichnet und kommen sicher jedem Leser auch im realen Leben unter, wie die geschwätzige Gebetspielerin oder die etwas von oben herab agierende Mutter von Doktor Donaubaumer. Pauls Schwester Hanni, ist eine gutmütige Seele, die ihren Bruder verwöhnt, den Vater pflegt und einheimisches Produkte erntet, verarbeitet und verkauft. Sie ist immer mit Rat und Tat zur Stelle. Dabei hat sie mit ihrem Mann nicht gerade das große Los gezogen, der als schmieriger Politiker zu Hause keinen Finger krümmt und sich lieber im Dorfwirtshaus herumtreibt. Hanni gerät diesmal auch an ihre Grenzen.... Auch der Enkel von Paul, Simon, spielt wieder eine kleine Rolle und die Ex-Kollegin aus "Faule Marillen" Dorothea Dürr, arbeitet lieber mit Paul zusammen, als mit ihrem neuem Chef Stierschneider.
Auch die Figuren im Therapiezentrum sind sehr authentisch beschrieben.
Schreibstil:
Lisa Lerchers Schreibstil lässt sich einfach sehr gut lesen. Man fühlt sich mitten im Geschehen und lebt mit den Figuren mit. Da ich die Gegend, in der dieser Krimi spielt selbst kenne, hatte ich alle Plätze sofort vor Augen. Ich denke aber, dass sich jeder Leser die wunderschöne Umgebung der Wachau durch die detaillierten und bildhaften Beschreibungen der Autorin wunderbar vorstellen kann. Auch der manchmal trockene Humor kommt nicht zu kurz.
Der Krimi wird aus der Sicht von Major Paul Eigner in der 3. Person erzählt. Es gibt keine Kapitel, die einzelnen Abschnitte sind durch Sternchen getrennt.
Fazit:
Lisa Lercher ist mit diesem klassischen Regionalkrimi eine großartige Milieustudie gelungen. Der Krimi beginnt langsam und trotzdem kann man ihn schwer aus der Hand legen. Die Geschichte lebt vorallem durch die bildhafte Beschreibung der Gegend und den ausgezeichneten Charakterdarstellungen. Eine eindeutige Steigerung zu Band 1 und eine Leseempfehlung für alle Krimifreunde!