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Veröffentlicht am 27.11.2017

Wunderschönes Weihnachtsmärchen

Der Weihnachtswald
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Eva Lankers, eine junge und ehrgeizige Anwältin, fährt jährlich zu Weihnachten zu ihrer Großmutter Anna nach München. Diese lebt in einer alten Villa mit großem Garten, die seit Generationen im Familienbesitz ...

Eva Lankers, eine junge und ehrgeizige Anwältin, fährt jährlich zu Weihnachten zu ihrer Großmutter Anna nach München. Diese lebt in einer alten Villa mit großem Garten, die seit Generationen im Familienbesitz ist. Dort ist Eva aufgewachsen, nachdem ihre Eltern verunglückt sind und sich ihre Großmutter ihrer angenommen hat. Deren Angewohnheit zu den Feiertagen dem Waisenhaus eine großzügige Spende zukommen zu lassen und ein Waisenkind am Heiligen Abend einzuladen, findet sie ebenso unerträglich, wie Weihnachten und Kinder im Allgemeinen.
Doch einmal im Jahr nimmt sie den Weg auf sich und feiert das Weihnachtsfest zusammen mit ihrer Großmutter, obwohl Eva am liebsten auch während der Feiertage durcharbeiten würde, was sie auch von ihren Mitarbeitern verlangt. Deshalb begleitet sie auch ihre Sekretärin Sandra auf dem Weg nach München. Als sie dort ankommt muss Eva feststellen, dass es um die alte Villa nicht sehr gut steht und ihre Großmutter hoch verschuldet ist. Sie berechnet bereits in Gedanken, wie viel sie aus dem Haus und Grundstück herausschlagen kann, als sie erfährt, dass der Sohn von Haushälterin Margret und ihre einstige Jugendliebe Philipp, einen Teil des Grundstückes gemietet hat und darauf Christbäume pflanzt....einen kleinen Weihhnachtswald...
Antonie, das Waisenkind, das dieses Jahr von Anna Koffler zum Weihnachtsfest eingeladen wurde, fällt durch ihr Stottern auf. Immer wieder wird von zukünftigen Pflegeeltern abgelehnt, sobald sie zu sprechen beginnt. Auch die Kinder im Waisenhaus hänseln sie deswegen. Die sehr schüchterne Antonie spürt auch sofort Evas Abneigung und flüchtet während eines Schneesturmes aus dem Haus. Sie will lieber zurück ins Waisenhaus, als bei dieser herzlosen Frau zu bleiben. Eva und Philipp machen sich auf die Suche nach dem Mädchen und geraten unversehens in die Vergangenheit....

Eigentlich wollte ich nur kurz in die Geschichte reinlesen und ein anderes Buch zuerst beenden, doch ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Wer nach einer wunderschönen und märchenhaften Weihnachtsgeschichte sucht, dem kann ich "Der Weihnachtswald" wirklich empfehlen. Hier stimmt einfach alles: Das Gefühl und die festliche Stimmung, die für einen Weihnachtsroman das A und O sind. Und trotzdem steht hier, wie so oft üblich, keine Liebesgeschichte im Fokus. Es geht vielmehr um Familie, Zusammenhalt und das Schicksal. Auch das Märchenhafte kommt nicht zu kurz, denn Angelika Schwarzhuber hat noch einen ganz besonderen Effekt eingebaut....

Dass Eva eine nicht gerade herzliche und sympathische Zeitgenossin ist, liest sich bereits aus den obigen Zeilen. Auf die karrieresüchtige und kühle Frau warten einige Aufgaben, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt hat. Sie macht eine spürbare Wandlung durch, wobei Eva allerdings auch nicht zum Gutmenschen mutiert, sondern glaubwürdig bleibt.
Mit Antonie hatte ich hingegen fast die ganzen vierhundert Seiten lang Mitleid. Das arme Kind erfährt so viel Ablehnung, dass es sogar beim Lesen schmerzt.
Anna hinterlässt beim Leser zwiespältige Gefühle....warum das so ist, kann ich leider nicht erklären ohne zu spoilern...
Die Autorin hat mich mit ihrem Weihnachtsroman überzeugt, so dass ich mir bereits einen weiteren Roman von ihr gekauft habe.

Schreibstil:
Sowohl die Charaktere, als auch die Orte wurden so lebendig beschrieben, dass man tief in die Geschichte eintaucht. Der Schreibstil ist locker und leicht, wie es für eine Weihnachtsgeschichte gehört, bei der man sich einfach nur zurücklehnen will und den Charme der Weihnachtszeit genießen möchte. Auch die Emotionen kommen dabei nicht zu kurz, wobei es nie kitschig wird.

Am Ende des Buches gibt es noch ein paar leckere Keksrezepte, die nach einem Aufruf der Oberhofener Lokalzeitung an ihre Leser, zur Verfügung gestellt wurden.

Fazit:
Wer nach einer wunderschönen Geschichte sucht, um sich auf die Weihnachtszeit einzustimmen, dem kann ich diesen märchenhaften Roman empfehlen. Er erwärmt das Herz an kalten Tagen und erzählt eine etwas andere Weihnachtsgeschichte. Von mir gibt es deswegen 4 1/2 Sterne und eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.11.2017

Schnitzeljagd in Barcelona

Origin
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Worum geht es in "Origin"?
Der Zukunftsforscher und Atheist Emund Kirsch hat eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die die Welt erschüttern soll und die er in einem Livestream präsentieren will. Zuvor ...

Worum geht es in "Origin"?
Der Zukunftsforscher und Atheist Emund Kirsch hat eine bahnbrechende Entdeckung gemacht, die die Welt erschüttern soll und die er in einem Livestream präsentieren will. Zuvor hat er jedoch den drei wichtigsten Kirchenmännern das Ergebnis seiner wissenschaftlichen Studien vorgeführt. Danach herrscht bei den Vertretern der drei Weltreligionen blankes Entsetzen und sie sind einer Meinung: Die Vorführung muss mit allen Mitteln verhindert werden.
Die Kuratorin des Guggenheim-Museums und Verlobte des zukünftigen spanischen Königs, Ambra Vidal, soll gemeinsam mit Kirsch die spektakuläre Liveshow, die die Menschheit erschüttern soll, präsentieren.
Auch Symbolforscher Robert Langdon, ein guter Freund von Kirsch und sein ehemaliger Lehrer in Harvard ist eingeladen. Doch die versprochenen Enthüllung wird mutwilig gestoppt und im Tumult gelingt es Langdon mit Ambra Vidal zu fliehen. Er möchte unbedingt das große Geheimnis lüften und macht sich auf die Suche nach Kirsch Entdeckung....

Wie bei Dan Brown gewohnt, begleiten wir nun Robert Langdon bei seiner Schnitzeljagd durch Bilbao und Barcelona. Natürlich darf auch die schöne Frau an seiner Seite nicht fehlen. Mit Ambra Vidal hat der Autor diesmal aber einen nicht wirklich greifbaren Charakter erschaffen, der auch nicht unbedingt symapthisch wirkt. Trotzden ist man sehr schnell mitten im Geschehen und die Seiten fliegen nur so dahin.

Die Themen, die diesmal aufgegriffen werden, sind brisant. Trotzdem sind es Dinge, die sich die Menschheit schon seit Jahrhunderten fragt: "Woher kommen wir?" und "Wohin gehen wir"? Diese Fragen bilden den roten Faden der Geschichte.
Die Religion und der Symbolismus stehen diesmal nicht im Mittelpunkt, sondern es geht vielmehr um neue Technologien, Kunst und Architektur. Die spanische Stadt Barcelona eignet sich dafür hervorragend. Mit den Bauten eines Antoni Gaudi und einem Zukunftsforscher, der den Architekten und seine Werke liebt und bewundert, wandeln wir in den Straßen der katalanischen Stadt. Besonders gefallen hat mir dabei der Besuch der Casa Milà und ihren Räumlichkeiten, die eine Ausstellung über Gaudi beherbergen. Diese habe ich selbst schon besucht. Da macht das Lesen gleich noch viel mehr Spaß, wenn man durch Städte wandelt, die man kennt. Wer noch nicht in Barcelona war, nimmt Freund Google zu Hilfe und sieht sich die wunderschönen und interessanten Plätze und Bauten im Internet an. Generell sind die Bücher des Autoren dafür sehr gut geeignet sich selbst schlau zu machen. Dan Brown versteht es beim Leser Interesse an diversen Themen zu erwecken, die man sonst eher außen vor lassen würde. Auf jeden Fall ist der Roman aber eine kostenlose Tourismuswerbung für Barcelona.

Spannung und Nervenkitzel kommen nicht zu kurz, obwohl es im Mittelteil auch kleine Längen gibt. Was mich ein bisschen gestört hat ist, dass Robert Langdon diesmal etwas zu wenig Raum bekommen hat. Er ist nicht der eigentliche Hauptprotagonist und hätte durch jeden x-beliebigen ersetzt werden können.
Auch das Ende fand ich etwas enttäuschend. Man fiebert die ganzen 600 Seiten darauf hin, was diese bahnbrechende Entdeckung wohl sein wird und dann denkt man unweigerlich: "Das war alles?"

Im Vergleich zu "Sakrileg" und "Illuminati" schwach, aber auf jeden Fall besser als "Diabulus". Einen Vergleich zu seinen letzten beiden Büchern kann ich nicht ziehen, da ich diese nicht gelesen habe.
"Origin" ist auf jeden Fall ein typischer Dan Brown Thriller nach altbewährtem Schema, der diesmal sehr aktuell und modern ist.

Wegen des Preises will ich hier jetzt nicht meckern...das haben schon andere getan und ich konnte das Buch ja aus der Bücherei mitnehmen, aber ein Lesebändchen habe ich bei den mehr als 660 Seiten doch vermisst.

Schreibstil:
Dan Browns Schreibstil lässt sich flüssig weglesen. Er schreibt detailliert, die Handlung ist komplex, seine kniffligen Rätsel sind trotzdem verständlich. Im Buch sind diesmal auch Zeichnungen enthalten, die de, Leser einzelne Begriffe und Zusammenhänge erleichtern sollen.
Besonders hervorheben möchte ich die gelungenen bildhaften Beschreibungen seiner Schauplätze.

Fazit :
Ein typischer Dan Brown, der mich gut unterhalten und mich vorallem mit der wunderschönen Stadt Barcelona geködert hat. Gut geschrieben und recherchiert, großteils spannend, aber trotzdem fehlte mit hier das gewisse Etwas. Vielleicht wird es Zeit, dass Dan Brown sich einmal einem neuem Konzept widmet...

Veröffentlicht am 23.11.2017

Toller Vergangenheitstrang, aber die Gegenwart überzeugte nicht

Die Perlenschwester
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Im vierten Band der Reihe rund um die sechs Adoptivschwestern d'Aplièse begleiten wir Celaeno, genannt CeCe, die in den Vorgängerbänden immer im Doppelpack mit ihrer Schwester Star aufgetreten ist. Dabei ...

Im vierten Band der Reihe rund um die sechs Adoptivschwestern d'Aplièse begleiten wir Celaeno, genannt CeCe, die in den Vorgängerbänden immer im Doppelpack mit ihrer Schwester Star aufgetreten ist. Dabei war sie stets die furchtlose Schwester, die gerne im Mittelpunkt stand. Doch diesmal lernen wir eine gänzlich andere Seite von ihr kennen....

Nach Maia, Ally und Star macht sich nun auch CeCe auf, um ihre wahre Herkunft herauszufinden. Pa Salt hat ihr als Hinweis nicht sehr viel hinterlassen. Alles was sie erhält sind ihre Koordinaten, ein Schwarzweißfoto und den Namen einer Frau, die sie zunächst nach Thailand und kurze Zeit später nach Westaustralien führen. Bald entdeckt sie, dass ihre Wurzeln zu den Ureinwohnern Australiens, den Aboriginies, führen. Das Foto führt sie jedoch zuerst zur berühmten Perlenpionierin Kitty Mercer.....

In diesem Band lernen wir eine ganz andere CeCe kennen. Ich muss ehrlich sagen, dass mir in dieser Geschichte ihr Charakter total fremd war. Nichts erinnerte mich mehr an die starke Frau, die die eher schüchterne Star immer an die Hand nahm und leicht bevormundete. Nun haben wir eine unsichere junge Frau voller Selbstzweifel vor sich, die ihr Kunststudium abgebrochen hat, unter ihrer Legasthenie und der Loslösung von Star leidet. Ich konnte sehr schwer eine Verbindung zu dieser "neuen" CeCe aufbauen, die sich in meinem Kopf so überhaupt nicht mit der Person aus den Vorgängerromanen verbinden ließ. Für mich war ihr Charakter total widersprüchlich zu den anderen Bänden und CeCe blieb mir fremd... Der Strang, der in Thailand spielt, war anfangs ganz nett, verlief anschließend aber komplett im Sand. Erst ganz am Ende schien sich die Autorin wohl zu erinnern, dass da doch noch was war und hat ein sehr liebloses und abruptes Ende geschrieben. Im Endeffekt waren diese Kapitel für mich komplett unnütz.

Wie üblich erzählt Riley auch hier wieder eine Geschichte auf zwei Zeitebenen. Der Handlungsstrang aus der Vergangenheit hat mich aber, wie es bei mir meistens der Fall ist, richtig überzeugen können und hat mir sehr gut gefallen. Hier lernen wir diese ominöse Kitty McBride bzw. Mercer kennen, deren Geschichte CeCe auf die Spur zu ihrer Familie führt. Diese war einst eine schottische Pfarrerstochter, die als Gesellschafterin einer reichen Dame nach Australien geschickt wurde. Die mutige junge Frau stellt sich anfangs den Herausforderungen und der Liebe. Viele Jahre und Schicksalsschläge später wird sie eine der Perlenpionierinnen des Landes. Wie die Einwanderer damals mit den Ureinwohnern Australien umgingen, kann man in einigen Romanen und Sachbüchern nachlesen. Bei Lucinda Riley ist Kitty eine der Wenigen, die diese so nimmt, wie sie sind und Vertrauen zu ihnen aufbaut. Als Leser erfährt man in beiden Zeitebenen mehr über die Kunst der Aboriginies, wie auch über manche Sitten und Bräuche. Einiges davon war mir schon bekannt, anderes noch nicht. Während mich der Vergangenheitsstrang total überzeugen konnte, fand ich den Gegenwartsstrang diesmal sehr, sehr schwach. Eine Bewertung für den vierten Band der Sieben Schwesterreihe fällt mir deswegen sehr schwer!
Gegenwart: höchstens 2 Sterne
Vergangenheit 5 Sterne......ergibt 3 1/2 Sterne

Schreibstil:
Da es sich hier nicht um ein älteres Buch handelt, das erst veröffenlitch wurde, wie bei "Der verbotene Liebesbrief" weiß man als Riley Leser, was einem in einem vierten Band einer Reihe erwartet. Der Schreibstil lässt sich wie immer wunderbar lesen und lässt einem durch die Geschichte fliegen. Warum ich bei den Charakteren in der Gegenwart keine Tiefe und schließlich auch keinen Zugang finden konnte, die jedoch im Vergangenheitsstrang hervorragend ausgearbeitet wurden, bleibt mir ein Rätsel. Man weiß, dass es die Autorin eigentlich kann....


Fazit:
Für mich ist dieser Band der Sieben Schwestern Reihe sehr schwer zu bewerten, da ich den Strang in der Vergangenheit großartig fand. Der Gegenwartsstrang ist allerdings der Schlechteste dieser Reihe. Hier kamen bei mir überhaupt keine Emotionen auf....deswegen vergebe ich den Durschnittswert von 3 1/2 Sternen.

Veröffentlicht am 23.11.2017

Mörderische Vorweihnachtszeit

Tannenglühen
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Nach einer überstanden Krebserkrankung kehrt die Strafverteidigerin Franziska Ferstl in ihre Gemeinschaftspraxis zurück. Die fast 60-jährige Anwältin steht kurz vor der Pensionierung und möchte in der ...

Nach einer überstanden Krebserkrankung kehrt die Strafverteidigerin Franziska Ferstl in ihre Gemeinschaftspraxis zurück. Die fast 60-jährige Anwältin steht kurz vor der Pensionierung und möchte in der ihr noch verbleibenden Zeit in der Kanzlei einige Dinge ordnen, bevor sie sich zu einer Urlaubsreise in den Süden aufmachen will. Doch als Franziska ankommt, befindet sich die Polizei im Haus. Ihr Kollege Siegfried Fürstenstein wurde mit einer Lichterkette erdrosselt, mit der er den Christbaum im Foyer schmücken wollte. Gefunden hat den Toten ausgerechnet seine Geliebte, Samira Dinic, die in der Kanzlei als Sekretärin arbeitet. Unter Mordverdacht steht jedoch Franziskas langjähriger Freund und Kanzleikollege Dr. Maximillian Frank.

Franziska, genannt Ziska, ist eine flotte Endfünfzigerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt und selbst im kalten Dezember auf ihrer Harley "Rosinante" durch Wien braust. Ihre direkte Art kommt nicht bei Jedermann an, aber ich fand sie erfrischend und sympathisch. Ziska hält auch loyal zu ihrem langjährigen Partner in der Kanzlei, als er unter Mordverdacht in Gewahrsam genommen wird. Ohne lange nachzudenken überlegt sie, wie sie Max rausholen kann. Vergessen sind die Rente und die körperliche Erholung, die sie nach ihrer schweren Krankheit bitter nötig hätte. Bei ihren Nachforschungen stößt Ziska auf dubiose Offshore Geschäfte mit der Russenmafia, die der Verstorbene anscheinend während ihrer krankheitsbedingten Abwesenheit abgeschlossen hat. Auch Max scheint involviert zu sein. Auf der anderen Seite hatte Siegfried Fürstenstein nicht wirklich viele Freunde, war im rechtsradikalen Umfeld tätig und betrog seine Frau....mehr als genug Tatmotive.....

Nicht nur Franziska ist ein überaus sympathischer Charakter, sondern auch der junge Anwalt Kurt Thesch, der Ziska hilfreich unter die Arme greift und auf den die junge Sekretärin Nathalie ein Auge geworfen hat.
Privat ist Franziska lieber unabhängig, hat jedoch engen Kontakt zu ihrer jüngeren Schwester Gerti und deren Kindern Nikolas und Martina, genannt Tinchen.
Den sympathischen Charakteren stehen auch jede Menge "Unsympathler" entgegen: Fürstensteins Ehefrau Hannelore, die am liebsten noch in der Monarchie leben würde und sich keine Blöße gibt; seine Geliebte Samira, die in der Psychatrie besser aufgehoben wäre; Bianca, die Ehefrau von Maximilian, die ihre Pferde mehr zu lieben scheint, als ihren Mann, sowie sie russische Mafia und einige Freunde aus der rechtsradikalen Verbindung, bei der Fürstenstein seit seinem Studium Mitglied ist.

Die Ermittlungen rund um den Mord werden spannend dargestellt. Man merkt, dass die Autorin selbst promovierte Juristin ist. Der Spannungsbogen bleibt die ganzen vierhundert Seiten aufrecht und steigt zum Ende hin durch einige überraschende Wendungen an. Die Auflösung ist überraschend, aber logisch.

Die Titulierung "Weihnachtskrimi" finde ich jedoch nicht ganz passend. Der Mord passiert zwar in der Vorweihnachtszeit, aber außer ein paar Szenen beim Kekse backen bei Gerti und ihrer Familie, kommt kein wirkliches Weihnachtsfeeling auf.
Am Ende des Buches findet man noch ein paar weihnachtliche Keks- und Punschrezepte. Die leckeren Eierlikörkugeln werde ich wohl demnächst ausprobieren...

Gerne würde ich noch weitere Krimis mit der charismatischen Hauptprotagonistin lesen....

Schreibstil:
Der Schreibstil von Petra K. Gunkl lässt sich wunderbar lesen. Der Wiener Schmäh läuft, Lokalkolorit ist vorhanden und die Ermittlungsarbeiten kommen ebenfalls nicht zu kurz. Die Charaktere sind wunderbar beschrieben und haben Wiedererkennungswert. Die Kapitel sind sehr lang und gehen um die hundert Seiten, was etwas mühsam ist, besonders wenn man sich denkt: "Ach, nur noch schnell ein Kapitel."

Fazit:
Ein gelungener Krimi mit etwas Lokalkolorit, einer wunderbar charismatischen Protagonistin und einem ungewöhnlichen Fall, der mir gut gefallen hat. Gerne würde ich eine Fortsetzung rund um Franziska lesen.

Veröffentlicht am 15.11.2017

Bleibt im Gedächtnis!

Ein wenig Glück
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Schon aus dem Klappentext wird ersichtlich, dass diese Geschichte nicht unbedingt leichte Kost ist. Die Handlung rief bei mir viele Empfindungen hervor: Entsetzen, Schmerz, Trauer, Wut, Mitgefühl und Verständnis.
Und ...

Schon aus dem Klappentext wird ersichtlich, dass diese Geschichte nicht unbedingt leichte Kost ist. Die Handlung rief bei mir viele Empfindungen hervor: Entsetzen, Schmerz, Trauer, Wut, Mitgefühl und Verständnis.
Und dies alles auf nur 224 Seiten, für die man sich allerdings Zeit nehmen sollte. Der Leser spürt die Intensivität der Geschichte, die die Autorin in einfachen und klaren Sätzen erzählt. Weit ab von Kitsch und Gefühlshudelei, denn es geht um Schuld und Vergebung.

Mary, die eigentlich Marilé heißt, kehrt nach zwanzig Jahren in ihre alte Heimat Argentinien zurück. Ihre Aufgabe ist es für das Garlic Institut in Boston, wo sie und ihr kürzlich verstorbener Mann Robert tätig waren, die Anträge anderer Schulen zu sichten und diese vor Ort zu evaluieren. Ihr Auftrag führt sie just an ihr ehemaliges College, das St. Peters. Vor Ort soll sie herauszufinden, ob es alle Aufgaben einer Eliteschule gerecht wird. Dabei kehrt sie an den Ort zurück, den sie vor zwanzig Jahren verlassen hat und nie mehr aufsuchen wollte.

In immer wiederkehrenden Rückblenden erzählt uns Marilé nach und nach ihre Lebensgeschichte. Diese beginnt mit ihrem Job als Lehrerin, ihrer Heirat mit Mariano, einen Arzt. Dieser kommt aus einer reichen und angesehenen Familie. Seine Vater besitzt eine eigene Klinik. Ein wunderschönes Eigenheim und ein Sohn vervollkommen das Glück, wie es scheint. Doch ein unbedachter Augenblick verändert Marilés Leben für immer...
Die Menschen um sie herum verurteilen die junge Mutter. Aus der plötzlich angesehenen Arztfrau wird eine unerwünschte Ehefrau, eine Geächtete, eine Mörderin. Die Vorurteile und die verbalen Übergriffe nehmen zu und erinnern immer mehr an eine Hexenjagd im Mittelalter. Die Schuldgefühle werden immer stärker, als sich auch die eigene Familie von ihr abwendet, um den guten Ruf zu wahren. Daraufhin entschließt sich Marilé zu gehen und ihr altes Leben hinter sich zu lassen, bevor sie endgültig zerbricht. Sie steigt in das nächste Flugzeug und landet schlussendlich in den Staaten. Noch am Flughafen hilft ihr ein Mann, der ihr fortan ihre Stütze wird und ihr dabei hilft zu überleben. Sie schneidet sich die Haare ab, färbt sie rot und trägt färbige Kontaktlinsen. Aus Marilé wird Mary...

"Das alles hat nicht einmal eine Minute gedauert. Und trotzdem braucht man viele Wörter, um solch eine Minute zu erzählen, oder auch nur eine Sekunde, einen Moment, einen winzigen, kaum messbaren Bruchteil der Zeit."

Der Leser erlebt die wenigen Minuten, die Marilés Leben von einem Augenblick auf den anderen für immer verändern, in wiederkehrenden Abständen, in einer Art Endlosschleife. Dabei wird der Text immer länger und offenbart Stück für Stück, wie es zum Unglück kam und wie Maria diese endlosen Minuten empfand. Dieses außergwöhnliche Stilmittel wird als eine Art "Einschub" zwischen den Rückblenden und der gegenwärtigen Geschichte eingebunden. Dies wirkt sehr eindringlich und geht langsam, aber zielsicher mitten ins Herz.

Schreibstil:
Die Autorin hat einen klaren und präzisen Schreibstil. Mit wenigen Worten vermag sie die Gefühle und Gedanken der Protagonistin wiederzugeben.
Der Roman ist in der Ich-Form verfasst und in drei Teile gegliedert. Der erste Teil heißt "Logbuch mit Unterbrechungen: Zurückkommen" und erzählt aus der Gegenwart, Teil zwei nennt sich "Die Freundlichkeit von Fremden" und hier erzählt Piñeiro größtenteils aus der Vergangenheit. Dieser Abschnitt ist sehr emotional und der Beste des Buches. Das letzte Drittel "Boston" erzählt von der Rückkehr in die Staaten, der als eine Art Abschluss gedacht ist.
Claudia Piñeiro wechselt dabei regelmäßig zwischen den Zeiten und verschiedenen Schreibstilen hin und her.


Fazit:
Ein ergreifender Roman über Schuld und Vergebung und wie ein einziger Augenblick ein Leben zerstören kann. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und definitiv im Gedächtnis bleibt!