Das geheimnisvolle Dorf
SchwarzbubenlandDieses Jahr habe ich eine neue Liebe gefunden...und zwar die zu Schweizer Krimis. "Schwarzbubenland" ist der dritte Krimi dieses Jahr, der aus dem Nachbarland kommt und der zweite Roman des Autors nach ...
Dieses Jahr habe ich eine neue Liebe gefunden...und zwar die zu Schweizer Krimis. "Schwarzbubenland" ist der dritte Krimi dieses Jahr, der aus dem Nachbarland kommt und der zweite Roman des Autors nach "Solothurn streut Asche" Rezi.
In diesem Krimi von Christof Gasser lernen wir eine neue Ermittlerin kennen: Cora Johannis. Sie ist freischaffende Journalistin und war jahrelang im Ausland in Kriegsgebieten eingesetzt. Zurück in Deutschland muss die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern um jedes Projekt kämpfen. Eben erst wurde ein vielversprechender Auftrag an einen Konkurrenten vergeben. Da bekommt sie ein ganz spezielles Angebot von Daniel vom Staal. Die Ehefrau des ehemaligen Politikers ist seit fast zwölf Jahren spurlos verschwunden, der Fall von der Polizei ad acta gelegt. Zu schnell findet vom Staal, da seine Frau Elisabeth aus Russland stammt und er sie in einem bestimmten Etablissement kennengelernt hat. Alle waren davon überzeugt, dass sie nur sein Geld wollte. Doch vom Staal glaubt nicht an den Tod seiner Frau und behauptet, dass sie ihn nie freiwillig verlassen hätte. Er hat sogar einen zwingenden Beweis in der Hand, den er Cora zeigt und sie bittet nach Elisabeth zu suchen. Cora denkt nicht lange nach, denn sie muss schließlich ihre monatlichen Kosten abdecken und begibt sich nach Gilgenberg im Schwarzbubenland, das nahe der französischen Grenze und Basel liegt.
Die Ablehnung der Dorfbewohner ist vom ersten Moment an spürbar und Cora ist sich bald bewusst, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Als kurze Zeit später ein junges Mädchen tot aufgefunden wird, das sich mit Cora treffen wollte, ist sie absolut sicher in Gilgenberg richtig zu sein...
Der Krimi ist von Anfang an spannend und der Spannungsbogen bleibt auch bis zum dramatischen Finale gleichbleibend hoch. Diverse überraschende Wendungen lassen einem wunderbar miträtseln und trotzdem
tappt man bis zum Schluss im Dunkeln. Zusätzliche Spannung erhält der Krimi auch durch das Verhalten von Staatsanwalt und Polizei, die Cora's Hinweise nicht ernst nehmen und sie sogar teilweise bei den Ermittlungen behindern. Haben sie etwas zu verbergen?
Geschickt nimmt der Autor einige Themen auf, die dem Krimi weitere Anhaltspunkte geben und bei denen man überlegt, welche davon zu vom Staals Frau führen könnten...
Auch das Privatleben von Cora spielt eine große Rolle. Coras Exmann hat die gemeinsame 14-jährige Tochter Mila, die seit der Trennung bei ihm gewohnt hat, wegen eines Auslandsjahres in Argentinien bei Cora untergebracht. Neben den bereits erwachsenen Sohn Julian stellt Mila Coras Nervenkostüm gewaltig auf die Probe. Das Töchterchen befindet sich mitten in der Pubertät und hasst alles an ihrer Mutter. Während Julian mit seiner neuen Freundin aufkreuzt, die nicht viel jünger als seine Mutter ist, chattet Mila mit AustinXXX im Netz, der gerne freizügerige Fotos von ihr haben möchte. Diese Chat-Protokolle haben mich sofort in Angst und Schrecken versetzt und geben dem Krimi einen zusätzlichen Spannungseffekt. Da Cora sowohl ihren Beruf, als auch ihren Kindern gerecht werden will, ist ihr Tagesablauf ziemlich chaotisch. Hier hat der Autor die Empfindungen aus der Sicht einer Frau, eben von Cora, wirklich großartig wiedergegeben. Hut ab! Man spürt förmlich ihre innere Zerissenheit und jede Mutter, die "nebenbei" einem Job nachgeht, kennt diese Gefühle sehr gut.
Auch die Charaktere von Mila und Julian sind sehr authentisch und manchen von uns kommen wohl die einen oder anderen Szenen bekannt vor.
Auch die Gegend rund um das Schwarzbubenland und seine Bewohner hat der Autor perfekt eingefangen. Für mich ist Christof Gasser in die Liga meiner Krimi-Lieblingsautoren aufgestiegen. Selbstverständlich werde ich ab ein Auge auf alle seine neuen Bücher haben...
Schreibstil:
Christof Gassers Schreibstil ist rasant, ausdrucksstark und lässt sich sehr flüssig lesen. Die eingebauten Dialoge sind eindeutig die Stärke des Autors. Die regionalen Schweizer Ausdrücke passen perfekt in die Handlung und verbreiten den nötigen Lokalkolorit. Dazu tragen auch die bildhaften Landschaftsbeschreibungen bei.
Fazit:
Ein weiterer großartiger Schweizer Krimi aus der Feder von Christof Gasser. Spannende Handlung, interessante und authentische Charaktere und der genau dosierte Lokalkolorit machen dieses Buch zu einem Pageturner. Ich habe die Liebe zu Schweizer Krimis gefunden!