Vergangen ist vergangen...oder?
Perfect Girl - Nur du kennst die WahrheitDie Bezeichnung "Thriller" auf dem Cover ist nicht ganz richtig, denn meiner Meinung handelt es sich hier eher um einen Spannungsroman oder ein Familiendrama. Beachtet man diese Gesichtspunkte findet man ...
Die Bezeichnung "Thriller" auf dem Cover ist nicht ganz richtig, denn meiner Meinung handelt es sich hier eher um einen Spannungsroman oder ein Familiendrama. Beachtet man diese Gesichtspunkte findet man hier ein Buch, das mich gut unterhalten hat.
Die achzehnjährige Zoe hat vor 3 Jahren einen Autounfall verursacht, bei dem ihre drei Beifahrer den Tod fanden. Das Unglück und Zoe's Verurteilung lässt die Familie an diesem Vorfall zerbrechen. Nach einer Jugendhaftstrafe lebt die begabte Pianistin mit ihrer Mutter Maria, dem Stiefvater Chris, seinem Sohn Lucas und dem gemeinsamen Baby Grace nun in einer anderen Stadt. Über die Vergangenheit schweigt Zoes Mutter, die ein komplett neues Leben anfangen möchte. Diese zweite Chance soll für ihre Familie einfach perfekt sein. Als Zoe gemeinsam mit ihrem Stiefbruder bei einem Klavierkonzert auftritt, holt sie jedoch die Vergangenheit in Form des Vaters eines der Opfer ein. Dieser stört das Konzert und beschimpt sie als Mörderin. Ein paar Stunden später ist Zoe's Mutter Maria tot. Was geschah in den Stunden nach dem Konzert? Und wer ist für den Tod von Maria verantwortlich?
Die Geschichte umfasst 24 Stunden im Leben von Zoe's Familie. In kleinen Rückblenden in die Vergangenheit des Mädchens, erfahren wir mehr über ihre Zeit vor dem Unfall, über Mobbingattacken in der Schule und ihrem Leben auf einem kleinen Bauernhof. Doch im Wesentlichen geht es im Roman um den Abend nach dem Konzert und der Suche nach dem Täter von Maria. Bis wir jedoch zum Moment der Tat an Zoe's Mutter gelangen, ist bereits mehr als die Hälfte des Buches gelesen. Mich störte dies nicht wirklich, denn man erlebt diese 24 Stunden abwechselnd aus der Sicht aller Protagionisten des Romans. Dies fand ich spannend aufgebaut und lässt den Leser tiefe Einblicke in die Psyche jedes einzelnen Charakter werfen. Durch die begrenzte Personenanzahl in der Geschichte sind auch die Verdächtigen stark eingegrenzt. Sämtliche Figuren verbergen ein Geheimnis, welches sie geschickt bewahren und alle verdächtig erscheinen lässt. Kaum ein Charakter gerät nicht in Verdacht. Hier geht es um Lügen, Betrug, Täuschung, Gewalt und Alkoholismus.
Die eingeschobenen Auszüge eines Drehbuches, welches der filmbegeistere Lucas mit dem Titel "Was ich weiß" geschrieben hat, eröffnet dem Leser einen ganz neuen Blickwinkel auf die heile Familie. Hier beschreibt er sein Leben mit seiner verstorbenen Mutter und wirft ein etwas anderes Licht auf seinen nach außen hin so perfekten Vater, worauf die Fassade zu bröckeln beginnt. Zoe's Vergangenheit macht sie ebenfalls verdächtig und durch ihre Vorstrafe steht sie bald im Fokus der Ermittlungen. Mit Hilfe ihres damaligen Anwaltes Sam und ihrer Tante Tessa, die nach dem Tod ihrer Mutter ihr einziger Halt sind, versucht sie die Stunden nach dem Konzert zu rekonstruieren. Als "alter Thrillerhase" hatte ich jedoch bald eine leise Ahnung wohin die Lösung schlussendlich gehen wird.
Schreibstil:
Der Erzählstil von Gilly MacMillan ist flüssig und detailliert, die Kapitel sind eher kurz gehalten. Die Charaktere erscheinen glaubwürdig und sind vielschichtig aufgebaut. Der Wechsel der erzählenden Personen hat mir gut gefallen, der Plot ist durchdacht.
Fazit:
Kein Thriller, aber ein interessantes Familiendrama, das die dunklen Seiten einer nach außen hin perfekten Familie aufzeigt. Wer einen richtigen Thriller sucht, sollte die Hände davon lassen. Alle anderen können beruhigt zu diesem Spannungsroman mit Dramatik greifen, der ein Ende bietet, das sich der Frage der Gerechtigkeit widmet....