Lass meine Hand nicht los
Beim Leben meiner TochterVon Michel Bussi habe ich schon "Das Mädchen mit den blauen Augen" (meine Rezi hier) gelesen und liebte bereits in seinem deutschen Debütroman seinen eigenwilligen Schreibstil. Auch hier hat er wieder ...
Von Michel Bussi habe ich schon "Das Mädchen mit den blauen Augen" (meine Rezi hier) gelesen und liebte bereits in seinem deutschen Debütroman seinen eigenwilligen Schreibstil. Auch hier hat er wieder eine Geschichte mit Krimianteile, einen Spannungsroman, geschrieben, der mich die ganzen 400 Seiten immer wieder rätseln ließ, ob unser Protagonist ein Mörder ist oder nicht. Wirklich geschickt verwebt Bussi seine Fäden und lassen den Leser immer wieder an unserem Hauptprotagonisten zweifeln!
Doch was ist passiert? Liane und Martial Bellion verbringen gemeinsam mit ihrer sechsjährigen Tochter Josapha den Urlaub auf der idyllischen Insel La Rèunion im Indischen Ozean. Plötzlich ist Liane verschwunden und Martial wird des Mordes an seiner Frau verdächtigt. Blutspuren im Zimmer des Ehepaares und Augenzeugenberichte lenken den Verdacht auf den Ehemann, der kurz darauf mit der kleinen Sopha die Flucht ergreift.
Als Leser ist man von Beginn an direkt mitten in der Geschichte. Man begleitet Liane auf ihr Zimmer und danach ist nichts mehr, wie es einmal war. Doch was wird hier wirklich gespielt? Wer ist hier der Gute, wer der Böse? Der Autor beherrscht das Spiel der Irreführung großartig und man kann gar nicht aufhören zu lesen, denn man will endlich wissen, wie der Fall sich schlussendlich auflöst. Und das tut er - logisch und ohne offfene Fragen.
Das rasante Tempo, das der Autor vorgibt, lässt einem kaum Luft holen. Immer wieder gibt es überraschende Wendungen und plötzlich stellen sich dem Leser wieder ganz neuen Fragen.
Mit den beiden Ermittlern Aja Purvi, eine junge und ehrgeizige Commissaire, sowie ihren Sous-Lieutnant Christos Konstantinov, lernen wir zwei sehr verschiedene Persönlichkeiten kennen. Purvi ist blitzgescheit und stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Nach ihrem Studium in Paris ist sie in ihre Heimat im Indischen Ozean zurückgekommen. Christos hat in La Réunion sein neues Zuhause gefunden und hat sich schnell an das träge, tropische Leben gewöhnt. Er liebt Imelda, eine Einheimische, die gerne Krimis liest und selbst ganz gerne "Miss Marple" spielt.
Neben der spannungsgeladenen Geschichte beschreibt der Autor die Insel sehr lebendig. Man begleitet Martial auf seiner Flucht durch die Berge und rund um den noch heute aktiven Vulkan Piton de la Fournaise.
Auch die verschiedenen Völker der Insel, die Cafres (aus Madagaskar und Ostafrika stammende Menschen), die Zarabes (sunnitische Muslime), die Les Zorails (die aus Frankreich kommenden bzw. stammenden Franzosen) und die Malbars (Tamilen, Hindus und Christen), die alle friedlich zusammenleben, werden vom Autor vorgestellt.
Interessant ist dabei die Geschichte um Martials Vergangenheit, die eine große Rolle im Ganzen spielt.
Schreibstil:
Der Autor hat einen sehr eigenen Schreibstil. Kurze prägnante Sätze und ebenso kurze Kapitel prägen den Roman. Die Geschichte wird sehr temporeich erzählt und beinhaltet viele überraschende Wendungen.
Die Kapitel sind in Abschnitte mit Uhrzeitangabe eingeteilt. Diese werden aus der Sicht verschiedener Protagonisten erzählt. Ausnahme sind die Kapitel aus der Sicht der kleinen Sopha, die in der Ich-Perspektive erzählt werden. In diesen Abschnitten konnte man die innere Zerissenheit Sophas sehr klar erkennen, die selbst damit haderte, ihren Vater nicht vom Verdacht am Mord an ihrer Mutter freisprechen zu können. Für eine Sechsjährige waren mir allerdings einige ihrer Gedankengänge zu erwachsen, auch wenn der Autor mit einem anderen Schreibstil versuchte, die kindliche Komponente von Sopha darzustellen.
Der französische Originaltitel "Ne lâche pas ma main" heißt so in etwa übersetzt: "Lass meine Hand nicht los". Ein Satz, der auch im Buch vorkommt und eine wichtige Szene beinhaltet.
Fazit:
Ein interessanter Spannungsroman, der mit einigen überraschenden Wendungen und einer rasanten Verfolgungsjagd aufwarten kann. Mir hat dieser Roman des Autoren noch besser gefallen als sein Debüt und ich vergebe fesselnde 4 1/2 Sterne.