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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein Neuanfang

Das Lied der Biene
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Ich durfte den neuen Roman von Gabriela Gross aka Gabriele Diechler über die Lesejury lesen. Schon auf den ersten Seiten erkennt man den einfühlenden Schreibstil der Autorin, den ich so wunderbar finde.
Doch ...

Ich durfte den neuen Roman von Gabriela Gross aka Gabriele Diechler über die Lesejury lesen. Schon auf den ersten Seiten erkennt man den einfühlenden Schreibstil der Autorin, den ich so wunderbar finde.
Doch worum gehts?
Marga ist seit Jahren die Perle des Haushaltes von Hotelier und Unternehmer Paul Alprecht. Nach einem Streit mit ihrer Tochter, die ihr vorwirft, ihr Leben nicht zu leben und die baldige Hochzeit von Paul mit Sibylle, mit der sie nur schwer auskommt, veranlassen Marga schweren Herzens zu kündigen. Doch kurz vor der Hochzeit stirbt Sibylle an einem Bienenstich. Durch ihren plötzlichen Tod kommt Marga nicht mehr dazu ihre Kündigung einzureichen. Außerdem fühlt sie sich durch Pauls Verlust an eine Zeit in ihrem Leben erinnert, die sie noch immer traurig macht. Ohne nachzudenken schreibt sie Paul eine tröstende, anonyme Email, auf die er nur zögerlich antwortet. Doch mit der Zeit wartet er bereits sehnsüchtig auf eine Antwort der unbekannten Schreiberin. Er ist neugierig, wer sich hinter der anonymen Absenderin verbirgt, die ihn so gut versteht.
Auch Marga erkennt im Laufe der Zeit, dass sie mutiger werden und in ihrem Leben etwas ändern muss. Ihre beiden Freundinnen Kirsten und Eva versuchen sie dabei zu unterstützen. Als Paul wegen einer baldigen Hoteleröffnung nach Portugal reisen muss, nimmt er Marga kurzfristig mit. Sie soll den Haushalt in seinem Ferienhaus führen. Dabei kommt es jedoch bald zu unvorhersehbaren Komplikationen....

Die Autorin spricht im Roman jede Menge Themen an. Das beginnt mit Trauer und Verlust, diversen Beziehungsproblemen, sowie Schwierigkeiten zwischen Eltern und ihren Kindern. Trotz der Vielzahl an Themen werden diese von der Autorin nicht oberflächlich behandelt. Der Roman steckt voller wundervoller Lebensweisheiten, die man am liebsten alle irgendwo notieren möchte.
Die Geschichte macht nachdenklich und unwillkürlich beginnt man beim Lesen sein eigenes Leben zu reflektieren. Gabriela Gross versteht es großartig die Gefühle ihrer Figuren zu transportieren, auch wenn ich sie nicht immer verstehen und ihr Tun nachvollziehen konnte. Es sind Charaktere mit Ecken und Kanten, die gute, aber auch falsche Entscheidungen treffen. Die Entwicklung der Figuren, besonders die von Marga, die immer mehr aus ihren Schatten tritt, hat mir sehr gut gefallen.

Obwohl natürlich einige Dinge vorhersehbar sind, überrascht uns die Autorin genauso mit unerwarteten Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte.
Einige größere Sprünge in der Handlung und das Ende waren mir allerdings etwas zu schnell abgehandelt.

Fazit:
Ein sehr positiver Roman, der trotz einiger schwerer Themen mit einer Leichtigkeit daherkommt, die mich überrascht hat. Der intensive und gefühlvolle Schreibstil der Autorin, sowie die Poesie in ihren Worten, machen jeden ihrer Romane zu etwas ganz Besonderen. Eine Geschichte für alljene, die einen Wohlfühlroman mit Tiefgang lesen wollen.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Dorfleben in den Zwanziger Jahren

Der Dorfladen - Wo der Weg beginnt
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Mit dem ersten Band der "Dorfladen-Saga" hat Anne Jacobs eine tolle neue Reihe begonnen, wobei ich allerdings sagen muss, dass der titelgebende Dorfladen gar keine so große Rolle spielt. Er ist eher der ...

Mit dem ersten Band der "Dorfladen-Saga" hat Anne Jacobs eine tolle neue Reihe begonnen, wobei ich allerdings sagen muss, dass der titelgebende Dorfladen gar keine so große Rolle spielt. Er ist eher der Treffpunkt der Dorfgemeinschaft von Dingelbach, wo getratscht wird und sich die Einwohner austauschen.

Nachdem ich die Tuchvilla der Autorin nicht gelesen habe, kann ich jetzt keine Vergleiche ziehen, denn mir ist aufgefallen, dass "Der Dorfladen" im Vergleich dazu nicht so gut bewertet wird. Da enthalte ich mich natürlich...

Auf den ersten Seiten lernen wir die Bewohner des fiktiven Dörfchens Dingelbach, welches am Fuße des Taunus liegt, kennen. Im Mittelpunkt steht Frieda, die mittlere Tochter von Marthe Haller, die den Dorfladen führt. Frieda hat sich in den Kopf gesetzt Schauspielerin zu werden und setzt auch alles daran, sich diesen Wunsch zu erfüllen. Ihre kleine Schwester Ida ist ein sehr intelligentes Mädchen, die Klassenbeste in der Dorfschule ist und alles liest, was sie in die Finger bekommt. Sie erhält Unterstützung von ihrem Lehrer Hohnermann, der erkennt, dass sie gefördert werden muss. Helga, die ältere Schwester, ist eher ruhig und verträumt, aber auch streng zu ihren jüngeren Schwestern. Ihr sind die Ambitionen von Frieda und Ida komplett fremd. Ihr Ziel ist es, ihren Traumprinzen zu finden und zu heiraten.

Neben den drei Haller Mädchen und ihrer Mutter Marthe lernen wir noch Helga kennen, die unter ihren cholerischen Ehemann Otto und der giftspritzenden Schwiergermutter leidet. Sie und der gemeinsame Sohn Heini werden schlechter als die Dienstboten behandelt, während ihr Mann als Bürgermeister des Dorfes seine Macht ausübt. Ein ganz anderes Kaliber ist Ilse Küpper, die die ortsansäßige Schirm- & Stockfabrik leitet, die ihr Bruder nicht erben wollte und nun neiderfüllt auf seine Schwester blickt, die alles daran setzt diese wieder gewinnbringend zu führen. Doch die Inflation stoppt auch vor Dingelbach nicht und kaum jemand kann sich leisten Schirme oder Spazierstöcke zu kaufen...

Anfangs ist es mit den vielen Charakteren etwas verwirrend, doch man findet schnell in die Handlung, nachdem man die Figuren kennengelernt hat.
Es ist die Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Obwohl die Frauen für das Wahlrecht zu kämpfen beginnen und nicht mehr nur Ehefrau und Mutter sein wollen, sind die Menschen am Land noch sehr mit den althergebrachten Traditionen verbunden. Es ist schwer aus diesen auszubrechen, wie es Frieda versuchen möchte, die in Frankfurt an die Schauspielschule möchte.
Neben den vielen Charakteren haben wir viele Themen, die die Autorin in ihre Geschichte miteinfließen hat lassen. Wir lesen über die wenigen Frauen in Führungspositionen, die Macht der Männer über die Ehefrau, über Mädchen, die gerne eine Ausbildung oder eine höhere Schule besuchen wollen und über traumatisierte Kriegsheimkehrer, die keinerlei psychologische Behandlung erfahren und oftmals von den Mitmenschen schlecht behandelt werden, nachdem sie für das Vaterland ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben.

Abwechselnd lesen wir aus den verschiedenen Sichtweisen der obengenannten Frauen. Deren Schicksale gingen mir teilweise sehr nahe. Die Charaktere sind lebendig und authentisch dargestellt.
Der Schreibstil ist der Zeit angepasst und Anne Jacobs hat einige Worte verwendet, die ich auch noch kenne oder meine Großmutter benutzt hat. Sie erzählt sehr bildhaft und authentisch. Auch die Atmosphäre des Dorfes und der Dorfbewohner wird sehr lebendig eingefangen.

Der Spannungsbogen der Geschichte ist eher mittelmäßig und steigt erst zu Ende an. Trotzdem hat mir der Roman gut gefallen.

Fazit:
Ein Reihenbeginn, der mit vielen Charakteren aufwartet und kein wirklicher Pageturner ist, aber viele interessante Themen anspricht. Ich werde auf jeden Fall weiterlesen, denn ich bin neugierig, wie es vorallem mit Ida und Helga weitergeht, aber auch wie es den anderen Frauen ergehen wird.

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Veröffentlicht am 04.06.2024

Ganz überzeugt mich die Reihe nicht

Nebelstunde
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Wie schon in den Vorgängerbänden sind es auch hier wieder zwei Handlungsstränge, die parallel laufen. Einer davon handelt - wie bereits in den anderen Bänden - um den Fall von Hanna Dunckers Vater. Endlich ...

Wie schon in den Vorgängerbänden sind es auch hier wieder zwei Handlungsstränge, die parallel laufen. Einer davon handelt - wie bereits in den anderen Bänden - um den Fall von Hanna Dunckers Vater. Endlich kommt es zu einer Verhandlung, die seine Unschuld beweisen soll.
Doch auch in diesem vierten Fall wird dieser Cold Case nicht aufgelöst. Die Autorin versteht es, ihre Leser auf die Folter zu spannen! Begeistert bin ich nicht davon, aber natürlich will ich auch wissen, wer der wahre Täter von damals ist bzw. ob man ihn auch verurteilen kann....denn während des Prozesses sieht es nicht wirklich danach aus. Es kommt zu einigen dramatischen Wendungen und zu Vorfällen, die zwar Licht ins Dunkel bringen, aber auch wieder neue Fragen aufwerfen.

Im zweiten Handlungsstrang wird die Leiche der ehemaligen Jugendliebe von Hannas Nachbarin Ingrid gefunden. Alles deutet auf Selbstmord hin, doch Ingrid kann nicht glauben, dass sich Vidar das Leben genommen hat. Schließlich wollten sie beide einen späten (Liebes-)Frühling genießen, nachdem sich während ihrer Jugendzeit ihre Wege eher unfreiwillig trennten. Hanna und Erik begeben sich auf Spurensuche, jedoch ist Hanna diesmal nicht so ganz bei der Sache, denn der Prozess macht ihr sehr zu schaffen. Außerdem ist sie schwanger und sollte sich eigentlich nicht auf wilde Verfolgungsjagden einlassen...

Diesmal hat die Autorin auch Corona miteingebunden. Eriks Frau macht sich große Sorgen wegen ihrer indischen Eltern, denn wir sind hier erst am Beginn der Pandemie und niemand weiß, wie es weitergehen wird. Dies belastet zusätzlich die Ehe der Beiden.

Es spielen also auch einige private Befindlichkeiten in diesen Krimi mit. Leider hat auch der vierte Band wieder seine Längen.
Gelungen sind hingegen wieder die Beschreibungen der rauen Natur auf Öland und des Menschenschlages. Das Verhalten von Hanna kann ich hingegen noch immer nicht verstehen. Ihre Obsession, was den Fall ihres Vaters betrifft, verstehe ich auf irgendeine Weise, aber ihre oft unüberlegten Handlungen weniger.


Fazit:
So richtig überzeugt mich die Reihe nicht, aber durch den noch immer unaufgeklärten Fall von Hanna Dunckers Vater, der sich durch alle Bände zieht, versteht es die Autorin die Leser:innen bei der Stange zu halten. Es sieht danach aus, als ob Band 5, der im Februar 2025 erscheint, nun endgültig die Auflösung bringt - hoffentlich!

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Bewegender Roman auf zwei Zeitebenen

Aspergers Schüler
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Schon vor einiger Zeit habe ich von Laura Baldini alias Beate Maly "Aspergers Schüler" gelesen.
Die Autorin arbeitet als mobile Frühförderin mit Kindern, die eine Autismus-Spektrum-Störung haben, weshalb ...

Schon vor einiger Zeit habe ich von Laura Baldini alias Beate Maly "Aspergers Schüler" gelesen.
Die Autorin arbeitet als mobile Frühförderin mit Kindern, die eine Autismus-Spektrum-Störung haben, weshalb ihr dieses Thema besonders am Herzen liegt.

In ihrem Roman, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird, geht sie näher auf den "Entdecker" des Autismuses ein. Im Jahre 1986 kommt die junge Engländerin Sarah nach Wien. Sie hat ein Stipendium erhalten, um für ihre Doktorarbeit über Dr. Hans Asperger zu schreiben, dessen Arbeiten sie schon immer fasziniert haben. Bei ihrer Recherche lernt sie Stefan, einen Journalisten, kennen, der sich mit der Geschichte der einstigen Kinderklinik am Spieglgrund während der NS-Zeit beschäftigt. Dabei taucht auch der Name von Doktor Asperger auf.

Im zweiten Handlungsstrang sind wir in Wien im Jahre 1932. Wir lernen Schwester Viktorine kennen, die an der Heilpädagogischen Abteilung der Uniklinik in Wien arbeitet. Sie bewundert den jungen Doktor Asperger und widmet sich besonders den Kindern mit Zwangsstörungen. Dabei baut sie besonders zum achtjährigen Erich eine Beziehung auf, während die Ärzte den Jungen als hoffnungslosen Fall mit Beruhigungsmitteln, Gewalt und einer Zwangsjacke ruhigstellen. Nur Viktorine und Dr. Hans Asperger bemerken seine extreme mathematische Begabung. Während Viktorine dem Jungen helfen will, bekommt Asperger durch Erich bessere Einblicke in seine Forschungen über den Autismus, der damals noch nicht bekannt war.

Mit den Recherchen von Sarah erfahren auch die Leser immer mehr über die damaligen Begebenheiten. Der Schwerpunkt der Erzählung liegt jedoch im Handlungsstrang der Vergangenheit. In den Rückblicken begleiten wir Viktorine und erfahren, wie sich die Nationalsozialisten immer mehr in die Arbeit der Kliniken einmischen und jüdische Ärzte aus den Krankenhäusern vertreiben. Und wer bereits zum Thema Euthanesie gelesen hat, weiß was in der Kinderklink am Spiegelgrund vor sich ging.
Wir nehmen in Rückblicken auch am Leben von Erich teil. Seine Empfindungen und Gedanken werden ebenfalls geschildert.
Obwohl ich schon einiges zum Thema Euthanesie gelesen habe, war die sogenannte "motorisierte Mutterberatung" neu für mich - ein weiterer Schachzug der Nationalsozialisten, um "unwertes" Leben auch am Land aufzuspüren. Grausamst!

Ich finde es immer wieder erschreckend zu lesen, wie vor nicht ganz hundert Jahren mit Menschen umgegangen wurde, die man als nicht "normal" bezeichnete oder die ganz einfach depressiv oder als "hysterisch" abgestempelt wurden. Zwangsjacken, Elektroschocks, Kaltwasserbehandlungen usw. waren an der Tagesordnung. Besonders erschütternd ist es immer wieder, wenn man über Kinderleid liest, wie hier in diesem Roman.

Wie so oft hat mir der Handlungsstrang in der Vergangenheit besser gefallen, als der Gegenwartsstrang, auch wenn dieser in den Achziger Jahren spielte - also auch schon vor vierzig Jahren. Die Liebesgeschichte, die hier vorkommt, hätte ich nicht wirklich gebraucht.

Manchmal fand ich den Schreibstil etwas nüchtern und einfach. Vielleicht war es aber auch Absicht von der Autorin, da manche Teile der Geschichte doch sehr harter Tobak sind. Ihr fachliches und historisches Wissen hat Laura Baldini perfekt in die Handlung miteinbezogen.
Die Figur des Dr. Hans Asperger, nach dem das Asperger Syndrom benannt wurde, bleibt etwas vage. In der auf Wahrheiten beruhenden Geschichte hatte ich oftmals die Vermutung, dass er selbst an einer leichten Form von Autismus litt.
Nachdem die Nationalsozialisten immer mehr in das Klinikwesen eingriffen, wurde er Mitglied einer Kommission, die Kinder, die als „aussichtslose Fälle“ eingestuft wurden, in die Anstalt am Spiegelgrund überwies. Ich nehme an, dass er wusste, was dort passierte. Er war selbst jedoch nie ausführende Person - trotzdem war er einer derjenigen, die die "Urteile" fällten.
Im Nachwort erfährt man noch, wie wichtig der Autorin dieses Thema ist.

Fazit:
Ein berührender und bewegender Roman über den Entdecker des Asperger Syndroms, sowie ein Blick in die Zeit des beginnenden Nationalsozialismusses und seine Auswirkungen auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen. Erschreckend und ergreifend!

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Wären 4 1/2 Sterne statt 3 1/2 Sterne gewesen, wenn nicht dieses Ende....!! Geht gar nicht!

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Gleich vorab möchte ich sagen, dass ich diesen Thriller wirklich toll fand - bis das Ende kam. Deshalb habe ich die Geschichte statt mit 4 1/2 Sternen nur mit 3 1/2 Sternen (abgerundet auf 3 bei anderen ...

Gleich vorab möchte ich sagen, dass ich diesen Thriller wirklich toll fand - bis das Ende kam. Deshalb habe ich die Geschichte statt mit 4 1/2 Sternen nur mit 3 1/2 Sternen (abgerundet auf 3 bei anderen Portalen) bewertet.
Der Grund: Viele von euch wissen, dass ich mit offenen Enden nichts anfangen kann und schon gar nicht bei einem Thriller.

Doch worum geht's hier?
Anwältin Anna und ihr Verlobter Henrik verbringen, gemeinsam mit Annas Freundin Milena, jeden Sommer in den Bergen Nordschwedens. Sie lieben es Stockholm hinter sich zu lassen und in der freien Natur Kraft zu tanken. Dieses Jahr mussten die drei Freunde allerdings ihren Urlaub in den September verschieben und Milena möchte erstmals ihren neuen Freund Jakob mitnehmen. Anna ist nicht wirklich begeistert davon, stimmt aber zu, was sie bald bereut. Jakob schlägt gleich zu Beginn vor, von der usprünglichen Wanderroute abzuweichen und stattdessen im eindrucksvollen, aber weitaus schwierigeren Sarek zu wandern. Obwohl er Anna und Henrik nicht kennt, wirkt er sehr überzeugend und spielt bald den Anführer der Gruppe, was vorallem Anna richtig nervt. Die Situation verschräft sich immer mehr und die Dynamik in der Gruppe ändert sich. Die anfänglichen Spannungen gehen nahtlos in Streitigkeiten über, die schlussendlich in wahre Todesangst gipfelt. Nicht nur Jakob scheint eine Gefahr darzustellen, sondern auch die Natur zeigt ihre Krallen. Ein viel zu früher Wintereinbruch bringt die vier Wanderer an ihre absoluten Grenzen. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit und um Leben und Tod.

Der Thriller wird aus der Sicht von Anna erzählt. Sie ist jedoch eine unzuverlässige Erzählerin. Unterbrochen werden ihre Schilderungen durch ihre Zeugenbefragung im Stil eines Protokolls, denn sie kehrt als einzige Überlebende aus dem Sarek zurück (Dies ist kein Spoiler, sondern wird gleich zu Beginn erzählt). Mit der Einvernahme durch die Polizei werden Annas Erzählungen immer wieder in Frage gestellt und lässt die Spannung ansteigen.

Ulf Kvensler versteht es von Beginn an ein beklemmendes Gefühl beim Leser zu erschaffen. Man möchte am liebsten alle Figuren schütteln und ihnen gleich zu Beginn vorschlagen diese Wanderung nicht zu machen. Die Bedrohung ist trotz der bildhaften Naturbeschreibungen immer greifbar. Wir wandern mit Anna, Henrik, Milena und Jakob mit und erleben ihre Stimmungen, ihre Verzweiflung und Wut.
Die Naturbeschreibungen sind absolut gelungen. Ich konnte die Bergwelt des schwedischen Nationalparkes bildhaft vor mir sehen.

Die Figuren sind sehr authentisch dargestellt. Nur Henrik erschien mir im Laufe des Buches wie ein völlig anderer Mensch. Er war zu Beginn sehr phlegmatisch und Anna gegenüber ziemlich lieblos. In den Rückblenden, als Anna vom Kennenlernen erzählte, war er der aufsteigende Shootingstar der Universität und ein dynamischer Mann. Jedoch bemerkt man auch, dass die Beziehung zwischen den Beiden ziemlich auf der Kippe steht.
Milena ist ein Duckmäuschen und Jakob ein Manipulator.

Das Ende ist abrupt und lässt zwei Möglichkeiten zu. Es ist jedem selbst überlassen, wie er es interpretiert und somit für mich ein offenes Ende. Und hier liegt dann leider "der Hund begraben", denn damit fiel eine sehr packende und atmosphärische Story plötzlich mit einem "Puff" in sich zusammen. So schade!

Fazit:
Ein spannender Thriller, der mich gefesselt, jedoch mit dem offenen Ende enttäuscht zurückgelassen hat.

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