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Veröffentlicht am 17.12.2022

Alte Wunden

Blutrodeo
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"Blutrodeo" ist der zweite Band einer Krimireihe, die in Kanada spielt. Den ersten Band "Frostmond" habe ich nicht gelesen, hatte aber keinerlei Probleme einzusteigen, da Profiler Ted Garner in jedem Band ...

"Blutrodeo" ist der zweite Band einer Krimireihe, die in Kanada spielt. Den ersten Band "Frostmond" habe ich nicht gelesen, hatte aber keinerlei Probleme einzusteigen, da Profiler Ted Garner in jedem Band in einer anderen Gegend Kanadas ermittelt.
Diesmal wird er nach Calgary geschickt, wo zur Zeit die größte Rodeoshow der Welt, die Calgary Stampede, stattfindet. Zwei alten Männern wurde auf brutalste Weise die Kehle durchgeschnitten. Der eine lag in Calgarys größtem Hospital im Sterben, der andere war Krebspatient im letzten Stadium. Wer hat daran Interesse, die bereits schwer kranken Männer zu töten?

Garner soll mit der örtlichen Polizistin Samantha Stern zusammenarbeiten, die in den beiden Mordfällen ermittelt. Sie ist ehrgeizig und von Beginn an gibt es Probleme bei der Zusammenarbeit. Sowohl Ted, als auch Sam sind eher "Einkelkämpfer" und arbeiten nicht gern im Team.
Die einzige Verbindung der Opfer ist ihr ehemaliger Job bei Fort McMurray. Als Sam und Ted beim ehemaligen Arbeitsplatz der beiden Männer eintreffen, sind sie schockiert. Mächtige Ölkonzerne bauen seit Jahrzehnten Ölsand ab und verwandeln die wunderschöne kanadische Landschaft in vereuchte Klärteiche und riesige Kraterlandschaften. Die Arbeiter und die dort lebende indigene Bevölkerung leidet unter diversen Krankheiten, die durch die Umweltverschmutzung entstanden sind. Entschädigungen gibt es keine. Ted und Sam brauchen aber nicht allzu lange, um zu erkennen, dass das Motiv für die Morde nicht in Fort McMurray zu finden ist. Doch was ist der Grund, dass diese Männer kurz vor ihrem natürlichen Tod ermordet werden?

Die Autorin legt viele falsche Fährten aus. Es gibt einiges an Themen, die alle in eine andere Richtung verweisen. Die Leser werden außerdem durch Rückblenden, die in erster Person erzählt werden, mit Hintergrundinformationen versorgt. Manchmal erschien mir diese Themenvielfalt fast zu viel, regt aber zum Miträtseln an.

Beide Ermittler sind nicht unbedingt Sympathieträger. Die Zusammenarbeit funktioniert auch nicht wirklich und beide ermitteln mehr im Alleingang, wobei es zu einigen Zwischenfällen kommt. Beide blieben für mich etwas unnahbar. Vorallem nachdem Ted das ungute Gefühl beschleicht, dass sein Vater ein mögliches nächstes Opfer sein könnte. Mehr möchte ich dazu nicht sagen....lest selbst!

Das Finale ist sehr spannend und der Schreibstil der Autorin flüssig zu lesen, fast etwas rauh der Umgangston. Das kanadische Lokalkolorit hat mir gut gefallen.

Was mir nicht gefallen hat, waren die für mich unnötigen Beschreibungen von Misshandlungen und Tötungen von Tieren. Das ist für mich ein Grund ein Buch abzubrechen und ich war auch kurz davor. Man kann auch auf andere Art darstellen, dass aus einem Jugendlichen ein kaltherziger Krimineller wird. Man muss auch nicht in allen Einzelheiten schildern, was mit einem Tier passiert ist...vorallem, wenn diese Tötungen öfters vorkommen, als nur einmal. Ich kann blutige Thriller lesen, aber bei Tieren ist bei mir der Ofen aus.

Die Autorin hat einige Zeit in einem Cree-Reservat in Kanada verbracht und plaudert aus dem Nähkästchen. Umso mehr hat mich die unvorstellbare Zerstörung der Natur durch den Ölsandabbau schockiert. Frauke Buchholz hat es geschafft, diese Bilder der Zerstörung direkt in meinen Kopf lebendig werden zu lassen. Calgary war für mich immer ein Ort, den ich mit dem Skisport verbunden habe. Als Österreicherin verfolge ich jede Abfahrt und jeden Slalom und somit war mir diese Stadtbild mit HIntergrund der Rocky Mountains ein Begriff. Dass unweit dieser Metropole die Natur willentlich so zerstört wird und die Gesundheit von Menschen mutwillig aufs Spiel gesetzt wird, ist einfach nur schrecklich!

Fazit:
Ein Krimi, der mich ins kanadische Calgary geführt hat und seltsam anmutende Morde bereithält. Spannend erzählt, aber mit zwei etwas sperrigen Ermittlern. Sehr gestört hat mich die Misshandlung und Tötung von Tieren. Generell gibt es noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Ein Lesehighlight

Kinder des Aufbruchs
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Seit dem ersten Buch, welches ich von Claire Winter gelesene habe, bin ich ein Fan der Autorin. Jeder neue Roman kommt auf meine Wunschliste ohne den Klappentext zu lesen. Die Autorin ist einfach ein Garant ...

Seit dem ersten Buch, welches ich von Claire Winter gelesene habe, bin ich ein Fan der Autorin. Jeder neue Roman kommt auf meine Wunschliste ohne den Klappentext zu lesen. Die Autorin ist einfach ein Garant für tolle Stories!

"Kinder des Aufbruchs" ist die Fortsetzung zu "Kinder ihrer Zeit", kann jedoch auch alleinstehend gelesen werden. Die Autorin hat immer wieder kleine Rückblicke eingebaut, damit auch Leser:innen, die das erste Buch nicht gelesen haben, keine Probleme mit der Story haben. Trotzdem würde ich empfehlen zuerst den ersten Band zu lesen, damit man das Verhältnis zwischen den Zwillingsschwestern Alice und Emma besser versteht. Außerdem war "Kinder ihrer Zeit" ein Buch, dass ich mit dem Lieblingsbuchstatus bewertet habe. Ihr würdet daher etwas verpassen ;)

In der Zwischenzeit sind sechs Jahre vergangen, seit die Zwillingsschwestern wieder vereint sind. Emma ist nach wie vor Dolmetscherin und Alice arbeitet als Journalistin bei einer Berliner Tageszeitung. Alice ist mit Max verheiratet und die beiden leben mit ihrer Tochter Lisa zusammen. Die Ehe ist jedoch ein "Arrangement", um für Lisa dazusein. Max ist Anwalt und hat sich auf Entschädigung von jüdischen Opfern des Nationalsozialismus spezialisiert. Emma ist mit dem aus der DDR geflüchteten Julius verheiratet, der als Professor unterrichtet.
Wir landen mitten in den politischen Unruhen in Berlin des Jahres 1967. Demonstrierende Studenten sind an der Tagesordnung und der Besuch des Schahs von Persien lässt die Stimmung in der Stadt fast überkochen. Als der Student Benno Ohnesorg ums Leben kommt, der von einem Polizisten erschossen wird, gerät alles aus den Fugen. Alice ist hautnah dabei und trifft auf Fritz, einem ehemaligen Freund aus dem Osten. Er bittet sie um Hilfe für seine Schwester Lore, die ebefalls die DDR verlassen will. Alice steht durch einen Artikel, den sie geschrieben hat, mit einer Fluchthilfe-Organisation in Verbindung und bietet Fritz - nichtsahnend, was sie dabei lostritt - Hilfe an. Als sie auch noch auf ihre frühere Freundin Irma trifft, die als Sängerin Karriere gemacht hat und in den Westen geflohen ist, wird Alice nervös. Irma hat sie damals ausspioniert und an die Stasi verraten. Und jetzt trifft sie kurze Zeit hintereinander auf Menschen aus ihre Vergangenheit? Hat die Stasi auch Alice wieder im Fokus?

Emma leidet in der Zwischenzeit an einer erlittenen Fehlgeburt und trifft bei einem Event in einem Kinderheim, bei dem sie dolmetscht, auf den 11jährigen Waisenjungen Luca. Sie besucht den störrischen Jungen immer wieder und baut langsam ein klein wenig Vertrauen zu ihm auf. Doch Luca hat unglaubliche Angst vor jemanden und flüchtet immer wieder aus dem Heim.
Erst nach und nach stellt sich heraus, dass beide Handlungsstränge miteinander verbunden sind. Beide Schwestern und ihre Ehemänner geraten ins Visier der Stasi und in grosse Gefahr.

Obwohl die Autorin viele politische Themen aufgreift, um diese Zeit auch sehr authentisch darstellen zu können, wird es nie langweilig. Die Demonstrationen der Studenten erinnern mich ein bisschen an die momentanen Klimaaktivisten, ebenso wie der Einfluss der Presse. Es geht aber auch um Fluchthilfe, Gefangenen-Austausch, Geheimdienste und ihre Rolle im Deutschland der 60er Jahre. Diese historischen Themen verwebt die Autorin geschickt mit ihrer fiktiven Geschichte rund um Emma, Alice, Julius, Max, Fritz Irma und dem kleinen Luca.
Claire Winter versteht es großartig alle Sichtweisen so darzustellen, dass man sich selbst beim Lesen wie in einem Strudel der Machenschaften fühlt. Die Figuren sind authentisch und sehr lebendig dargestellt. Die Spannung ist von Beginn an zu greifen und bleibt bis zum Ende erhalten.

Der Schreibstil ist wie immer mitreißend und bildgewaltig. Die Handlung wird abwechselnd aus der Sicht verschiedener Charaktere erzählt. Die dazugehörigen Namen findet man am Kapitelanfang.
Auf der Innenseite des Buches finden wir eine Karte von Ost- und West Deutschland und den angrenzenden Ländern, sowie eine kleine Karte von Berlin mit der Trennungslinie. Am Ende des Buches erklärt die Autorin über Wahreit und Fiktion auf.

Claire Winter hat hervorragend recherchiert und die Stimmung der späten Sechziger Jahre perfekt eingefangen. Es ist die Zeit des Kalten Krieges und des Vietnamkrieges, des Prager Frühlings und ein Aufschrei der Jugend gegen das alte System. Ich habe wieder mit Emma und Alice gebangt und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Eine absolute Lese-Empfehlung, wie schon der erste Band!

Fazit:
Ein weiteres Highlight der Autorin! Der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Immer wieder überrascht mich Claire Winter mit einem weiteren grandiosen Roman. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung mit dem Hinweis, wenn möglich, zuerst den ersten Band zu lesen.

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Musik ist die Sprache der Seele

Der Klang von Feuerblau
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Auf diesen Roman wurde ich bei Lovelybooks aufmerksam. Johanna Gerhard hat mit "Der Klang von Feuerblau" den Selfpublisher Preis 2022 gewonnen - zu Recht! Der Roman lässt sich schwer einordnen, doch die ...

Auf diesen Roman wurde ich bei Lovelybooks aufmerksam. Johanna Gerhard hat mit "Der Klang von Feuerblau" den Selfpublisher Preis 2022 gewonnen - zu Recht! Der Roman lässt sich schwer einordnen, doch die Hauptthemen sind Trauer, seelischer Missbrauch, Akzeptanz, Vergebung, Misstrauen....und natürlich die Musik.

Kit Camino ist Synästhethikerin. Sie erlebt jeden Ton und Klang in Farbe. Was einerseits eine wunderbare Begabung ist, kann rasch zu eine riesigen Belastung werden.
Von klein auf wollte Kit, wie ihr berühmter Vater, ihr Leben der Musik widmen. Ihre Liebe galt dem Cembalo, doch einige Vorfälle mit ihrem Vater haben sie einen anderen Weg einschlagen lassen. Seitdem spielt sie nicht mehr und hat den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen.
Als dieser unerwartet stirbt, ist Kit mehr erschüttert, als sie sich zuerst eingestehen will. Sie erbt von ihm "Winters Weiher", das Landhaus, in dem sie ihre Kindheit verbracht hat. Für Kit beginnt eine Reise zu sich selbst. Ihre verletzte Seele braucht lange, bis sie heilt und die Aufarbeitung ist nicht einfach.

Erst nach und nach erfahren wir in Rückblicken, was passiert ist, dass Kit und ihr Vater den Kontakt zueinander abgebrochen haben. Der Schreibstil ist emotional und bildhaft. Die Kapitel sind farblich und musikalisch inspiriert.
Die Autorin beschreibt die Gabe der Synästhesie so bildhaft, dass es auch unmusikalische Menschen verstehen können. Jeder Ton hat eine bestimmte Farbe, die für Kit ein Wohlfühlen oder auch eine Missstimmung erzeugen. Man erlebt beim Lesen diese Gefühle Zeile für Zeile mit.

Kit ist nicht immer ein einfacher Charakter. Sie wirkte für mich sehr verloren und ich konnte ihre Angst und Wut fühlen. Allerdings hatte sie ihre egoistischen Momente und verletzt die wenigen Menschen, die es gut mit ihr meinen. Auf der anderen Seite konnte ich ihre Zerrissenheit fühlen. Sie verhält sich manchmal selbstzerstörerisch und stur. Ihr Weltblick verliert sich schnell in einem Tunnel. Was ihr passiert ist, verarbeitet man nicht einfach so und hat ihr Weltbild zerstört.

Raffael ist ein sehr sympathischer junger Mann, mit dem Kit als Kind in Winters Weiher befreundet war. Er ist auch nach all den Jahren für sie da, ebenso wie ihre beste Freundin Maja. Doch beide werden von Kit verletzt und die Freundschaften stehen auf der Kippe.

Das Ende bleibt ein bisschen offen, was mich, die offene Enden hasst, hier aber nicht wirklich gestört hat. Kit hat am Ende zu sich gefunden. Doch wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommt, müsst ihr selbst lesen.

Schade fand ich, dass es noch so einige Fehler im Buch gibt, die das Lektorat in der Zwischenzeit beheben hätte können.

Fazit:
Der Roman ist eine virtuose Komposition, die sich auf nur 230 Seiten völlig entfaltet. Wer eine Liebesgeschichte erwartet, wird enttäuscht sein. Hier geht es vorallem um Vergebung und Selbstfindung. Ein tiefgründiger Lesegenuss! 

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Hier werden die Sechziger Jahre lebendig!

Der Salon
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Was habe ich mich auf den zweiten Teil des Salons von Julia Fischer gefreut! Teil Eins war ein 5 Sterne Buch für mich. Vorallem die Leserunde bei der Lesejury mit der Autorin ist ein wahres Lese-Erlebnis! ...

Was habe ich mich auf den zweiten Teil des Salons von Julia Fischer gefreut! Teil Eins war ein 5 Sterne Buch für mich. Vorallem die Leserunde bei der Lesejury mit der Autorin ist ein wahres Lese-Erlebnis! Julia Fischer bereichert diese mit vielen Infos zur Zeit in der ihr Roman spielt. Hier werden die frühen Sechziger Jahre lebendig!

Teil zwei beginnt 1963. Es ist fünf Jahre her, seitdem Leni's Welt in Scherben zerbrochen ist. Langsam findet sie ins Leben zurück. Ein großer Trost ist ihr Neffe Peter, der mit Charlotte zu ihr und ihrer Mutter Käthe gezogen ist. Besonders Käthe kümmert sich liebevoll um ihren Enkel. Charlotte bekommt die einmalige Chance beim Münchner Modehaus Bogner im Büro zu arbeiten, für dass sie früher gemodelt hat. Aber auch Schorsch, einer der Freunde von früher, und Taufpate des Jungen, kommt so oft wie möglich vorbei. Er ist schon lange Zeit in Leni verliebt, die sich jedoch in ihrer Arbeit vergräbt. Als sie von ihrem Chef das Angebot bekommt für ein dreimonatiges Praktikum nach London zu Starfriseur Vidal Sassoon zu gehen, ergreift sie die Chance.
Charlotte lernt bei Bogner den Fotografen Walter kennen. Doch als ledige Mutter mit Kind will sie sich nicht unbedingt neu binden und auf eigenen Füßen stehen. Doch auch Walter hat ein Geheimnis.
Leni verändert sich in London stark. Sie genießt die Swinging Sixties. Die Mode wird kürzer und frecher, ebenso die Haarschnitte. Bei Vidal Sassoon lernt sie den neuesten Trend kennen und will diesen in München ebenfalls umsetzen. Dazu fehlt ihr aber ein eigener Salon...

Julia Fischer hat die Zeit wieder wunderbar eingefangen. Die Leserunden mit der Autorin sind etwas ganz Besonderes. Man bekommt von ihr so viel Hintergrundwissen und Zusatzmaterial über diese Zeit - ein echter Genuss! Das macht die Geschichte noch lebendiger und man wächst mit den Figuren richtig zusammen.
Wie schon im ersten Teil ist auch diesmal nicht alles eitel Sonnenschein. Alle Figuren haben mehr oder ein weniger ihr Päckchen zu tragen und die Autorin schreckt auch nicht davor zurück Figuren sterben zu lassen.
Leni ist zwar die Hauptprotagonistin, jedoch begleiten wir auch viele der anderen Charaktere, die ich schon im ersten Teil liebgewonnen habe.
Alexander kämpft um seinen Salon, nachdem er diffamiert wurde; Schorsch will nicht mehr nur der Helfer in der Not und immer zur Stelle sein; Käthe möchte ihren Salon Leni übergeben, doch ihre Ideen sind nicht konform mit denen ihrer Mutter und Charlotte versucht, entgegen den gängigen Moralvorstellungen, ihre Zukunft selbst zu bestimmen.

Die Autorin hat großartig recherchiert und den Zeitgeist perfekt eingefangen. Historische Begebenheiten, wie der Besuch der Queen oder der Auftritt der Rolling Stones in London in einem kleinen Lokal wird wunderbar in die fiktive Geschichte miteingewoben.
Der Schreibstil ist wie immer einnehmend, gefühlvoll und atmosphärisch. Die Figuren sind direkt aus dem Leben gegriffen und könnten zu meinem Freundeskreis gehören. Jeder Charakter entwickelt sich im Laufe der Geschichte weiter.
Das Ende ist stimmig. Es macht mich traurig, dass es keinen weiteren Band geben wird.

Fazit:
Auch der zweite Teil steht dem ersten in nichts nach und hat mich genauso gefesselt. Die Dilogie wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für beide Teile!

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Veröffentlicht am 08.12.2022

Alte Liebe rostet nicht?

Vom Lieben und Lassen
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Katharina ist eine 47jährige erfolgreiche Paartherapeutin und Mutter von zwei pubertierenden Töchtern. Beruflich sehr kompetent, zweifelt sie in letzter Zeit immer mehr an sich selbst und an ihrer Ehe. ...

Katharina ist eine 47jährige erfolgreiche Paartherapeutin und Mutter von zwei pubertierenden Töchtern. Beruflich sehr kompetent, zweifelt sie in letzter Zeit immer mehr an sich selbst und an ihrer Ehe. Eheman Henry und die beiden Töchter behandeln sie eher wie ihre Hausangestellte. Lieblosigkeit und Alltragstrott haben sich in ihr Leben geschlichen. Ein Seitensprung von Henry, der verziehen wurde, nagt plötzlich wieder an Katharinas Vertrauen.
Das fehlende Kribbeln stellt sich erst ein, als sie bei einem Klassentreffen ihre Jugendliebe Mats wieder trifft. Auf beiden Seiten sprühen die Funken und Katharina fühlt sich endlich wieder begehrt und lebendig. Doch reicht dies aus um eine langjährige Ehe in den Sand zu setzen?

Lucia Sperling alias Lucinde Hutzenlaub ist mit "Vom Lieben und Lassen" ein unterhaltsamer Roman gelungen, der aber ebenso in die Tiefe geht und einige Probleme anspricht, die wir wohl alle mehr oder weniger kennen. Dem Alltagstrott und der fehlenden Wertschätzung in der Familie sind viele Frauen nach längerer Ehe oftmals ausgesetzt.

Romane dieses Genres sind sehr unterschiedlich und können so richtig "in die Hose" gehen. Bei Lucinda aka Lucia hatte ich allerdings keine Bedenken. Ich konnte mich in Katharinas Gefühle richtig gut hineinversetzen und fand mich an vielen Stellen wieder. Die Autorin durchleuchtet die Beziehung zu beiden Männern und bringt ihre guten und schlechten Seiten aufs Parkett. Man durchlebt gemeinsam mit Katharina ihre Gefühlswirren und entdeckt, wie verschieden die beiden Männer sind und welche Prioritäten in ihrem Leben schließlich wichtig sind. Man erkennt zwar schon vom Anfang an, in welche Richtung es gehen wird, aber der Weg dorthin ist gelungen.
Besonders gut gefallen hat mir auch der Blick auf die Stadt Wien. Einzig die oftmals zu spontanen Handlungen waren mir für eine Paartherapeutin zu unüberlegt und unreif. Auch den plötzlichen Wandel einer Figur kam mir etwas zu schnell und erschein mir unglaubwürdig.
Das Ende ist versöhnlich. Die Frage, was wir uns vom Leben und in unserer Beziehung wünschen, lässt mich nach dem Zuklappen des Buches nachdenkllich zurück.

Schreibstil
Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen, ist lebendig und mit einer Prise Humor gewürzt. Die Charaktere sind mitten aus dem Leben gegriffen. Die Emotionen sind greifbar. Ich habe mit Katharina mitgefiebert und mitgelitten. Dabei kamen mir die weiblichen Charaktere näher, als die männlichen.

Fazit:
Eine Geschichte mitten aus dem Leben gegriffen, die sowohl Humor, aber auch Tiefe besitzt. Lucia Sperling hat ein Thema aufgegriffen, dass wohl viele Frauen nach jahrelanger Ehe erfahren müssen. Auch Zweisamkeit kann Einsamkeit bedeuten...

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