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Veröffentlicht am 28.12.2020

Die letzten Jahre von Richard Löwenherz

Der englische Löwe
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Mein erstes Buch von Mac P. Lorne, den mir die liebe Susanne von Klusi liest immer wieder ans Herz legt. Nachdem ich momentan keine neue Reihe starten wollte, habe ich mich für den neuen Roman des Autors ...

Mein erstes Buch von Mac P. Lorne, den mir die liebe Susanne von Klusi liest immer wieder ans Herz legt. Nachdem ich momentan keine neue Reihe starten wollte, habe ich mich für den neuen Roman des Autors über Richard I., auch Löwenherz genannt, entschieden und mich bei Lovelyboks beworben. ich hatte Glück und durfte mitlesen. Zusätzlich wohne ich in der Nähe der Burg (heute eine Ruine) Dürnstein, wo Richard einst gefangen gehalten wurde. Dazu gibt es auch eine Sage über den Minnesänger Blondel, der ihn angeblich gefunden haben soll...

Mac P. Lorne schreibt in seinem Roman allerdings nicht über den Kreuzzug oder die Gefangenschaft, sondern über die Zeit danach. Nur wenig liest man bisher über das Leben von Richard Plantagenet, genannt Löwenherz, aus dieser Zeit. Als der König endlich aus seiner Gefangenschaft entlassen wird und in seiner Heimat Aquitanien ankommt, muss er feststellen, dass die Gebiete, die er von seinem Vater Henry II. geerbt hat, alle vom französischen König Philipp II. besetzt sind. Sein Bruder John hat nicht nur die Staatskasse geleert, sondern er hat auch dafür gesorgt, dass der Großteil der Ländereien an Philipp übergingen. Richard plant einen Rückeroberungsfeldzug. Dieser Kampf verlangt ihm alles ab, doch ihm gelingt es tatsächlich seine Ländereien zurückzuerobern....

Ich muss zugeben, dass mich der erste Abschnitt noch nicht wirklich fesseln konnte. Die Rückeroberung der Gebiete im heutigen Frankreich nehmen den Großteil des Buches ein. Eine Schlacht jagt die nächste. Doch mit der Zeit lernt man dahinter zu blicken und lernt Löwenherz immer besser kennen. Er wird zum Menschen für den Leser, der seine Mutter verehrt und sich immer wieder von ihr Ratschläge geben lässt. Das Verhalten seiner Frau Berengaria von Navarra lässt ihn verzweifeln und vorallem die große Frage seiner Nachfolge bereitet ihm schlaflose Nächte und lässt ihn bis zu seinem Tod nicht los. Die Feindschaft zwischen Richard und seinem Bruder John Ohneland ist wohl jedem bekannt, der die Robin Hood Filme gesehen hat. John nimmt im Roman nur einen kleinen Teil ein.

Die Darstellung von Richard I. fand ich sehr gelungen. Natürlich weiß heutzutage niemand mehr, wie er tatsächlich war, doch sein Ruf, der bis heute nachhallt, hinterlässt einige Einblicke in den Charakter: ein waghalsiger Kämpfer, ungeduldig, jähzornig, egozentrisch und verschwenderisch, aber auch sehr auf die Ritterehre bedacht und ein großartiger Feldherr und Stratege. Seine blutigen Kämpfe und Morde gegenüber dem Volk lassen dieses ausbluten und mit Wales und Schottland hatte er überhaupt nichts am Hut. Wozu gab es Verwalter für diese Ländereien?
Wie jeder Mensch hatte er seine guten und schlechten Seiten. In "Der englische Löwe" lernen wir ihn durch den Autor noch etwas besser kennen und verstehen viele seiner Reaktionen und Eigenheiten - wenn auch nicht alle.
Mac P. Lorne zeigt viele Facetten des Königs - sein Verhältnis zur Kirche, zum deutschen Kaiser, zu seiner Ehefrau und zu England, das ihm relativ egal war. Sein Herz schlug für Aquitanien.

Interessant fand ich auch die Figur von Philipp II. Er scheint mir das Gegenteil von Richard gewesen zu sein. Er war ein Feigling, der nie direkt in die Kämpfe eingriff, aber ein gewitzter Stratege, der sich einiges von Richard abschauen konnte. Die Unfähigkeit von John spielte ihm zusätzlich in die Hände.

Schreibstil:
Mac P. Lorne erzählt hier sehr nüchtern und teilweise auch trocken über die letzten fünf Jahre von Richard I., König von England. Damit tat ich mich anfangs auch etwas schwer, denn es gab kaum Spannungsbögen, was sich in der zweiten Hälfte etwas ändert. Es wird gänzlich aus der Perspektive von Richard erzählt und wirkt dadurch etwas eindimensional. Abhilfe schafft der Autor mit vielen Dialogen, die die Geschichte etwas auflockern.

Fazit:
Mac P. Lorne entwirft ein Bild über die letzten fünf Jahre von Richard Plantagenet, dem englischen König, welches ihn so beschreibt, wie er wirklich gewesen hätte sein können. Ein charismatischer Mann, der jedoch im Laufe der Jahre überzeichnet wurde.

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Veröffentlicht am 26.12.2020

Die LIebesgeschichte von Irving Berlin und Ellin Mackay

White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht
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Michelle Marly alias Micaely Jary hat zum Thema Musik einen ganz besonderen Bezug, denn ihr Vater war ein bedeutender deutscher Komponist.
In "White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht" erzählt sie ...

Michelle Marly alias Micaely Jary hat zum Thema Musik einen ganz besonderen Bezug, denn ihr Vater war ein bedeutender deutscher Komponist.
In "White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht" erzählt sie über den Komponisten des weltberühmten Songs.

Der Broadway-Star und Jazz-Komponist Irving Berlin wurde als Izzy Baline, Sohn russisch-jüdischer Einwanderer, in New York geboren und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf.
Die Geschichte beginnt 1937 in Hollywood, wo Irving über Weihnachten beruflichen Verpflichtungen nachkommt. Er vermisst seine Familie und die winterliche Atmosphäre von New York. Seine Gedanken schweifen zurück zu seiner Kindheit und den Beginn seines Erfolges.
Vom Zeitungsverkäufer und singenden Kellner erlebt Irving den Amerikanischen Traum und wird zum Broadwaystar. Der alleinstehende Jazzkomponist lernt eines Tages die charismatische Ellin Mackay, Tochter eines der reichsten Männer der USA, kennen. Beide kommen aus unterschiedlichen Welten: Arm und reich, jüdisch und irisch-katholisch. Zusätzlich ist Irving um einiges älter, als Ellin. Keine Überraschung, dass Ellins Vater gegen eine Beziehung zu Irving ist. Er versucht so einiges die Beiden auseinanderzubringen. Der Kampf von Irving und Ellin gegen alle Widrigkeiten ist sehr lebendig beschrieben und hat mir gut gefallen.
Am Ende legt Irving im sonnigen Kalifornien all seine Sehnsucht nach seiner Famlie und winterlichem Ambiente in das Weihnachtslied, das er komponieren möchte...in dem er von weißen Weihnachten träumt...

Ich muss zugeben, dass ich mir mehr über die Enstehung des Weihnachtsliedes, aber vorallem mehr Winter- und Weihnachtsstimmung erhofft hatte. Die Geschichte entpuppt sich nämlich immer mehr als Liebesroman, der eine unglaubliche Liebesgeschichte offenbart. Diese ist jedoch sehr liebevoll erzählt und wirkt dabei niemals kitschig.
Ich mochte beide Hauptprotagonisten sehr und fieberte mit ihnen mit. Irvings besondere Art zu komponieren fand ich erfrischend. Er erlebt den amerikanischen Traum und man ist es ihm vergönnt. Ellin ist für die damalige Zeit eine sehr starke und mutige junge Frau. Neben den beiden Hauptfiguren tummeln sich auch einige reale historische Persönlichkeiten, wie der damalige britische Thronfolger Edward VIII, der der Liebe wegen zur geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson, auf den Thron verzichtete.

Schreibstil:
Micaley Jary, die hier unter Pseudonym schreibt, erzählt sehr bildhaft. Man befindet sich beim Lesen direkt in der Welt der Protagonisten. Durch die Erzählweise aus verschiedenen Zeitebenen und Persepktiven wird die Spannung hochgehalten.
Alle 37 kurzen Kapitel sind mit einem Songtitel von Berlin versehen. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Irving und Ellin.
Im Nachwort informiert die Autorin über den weiteren Werdegang des Liedes und den Siegeszug rund um die Welt, sowie über den weiteren Lebensweg der Protagonisten.

Fazit:
Ich hatte mir bei Michelle Marly's Roman "White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht" mehr Musik und mehr winterliches/weihnachtsliches Ambiente erhofft, das durch Cover und Titel suggeriert wurde. Bekommen habe ich eine Geschichte, deren Fokus nicht bei der Musik liegt, sondern die berührende Liebesgeschichte des Komponisten erzählt. Mir hat der biografische Roman zwar gut gefallen, hatte aber etwas ganz anderes erwartet. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Der Geschmack von Lakritze

Das schwarze Gold des Südens
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Wisst ihr was das Schwarze Gold ist bzw. damals war? Nein, keine Kohle....Süßholz! Und dieses spielt im neuen Roman von Tara Haigh eine große Rolle.

Wir begleiten die ungleichen Schwestern Amalie und ...

Wisst ihr was das Schwarze Gold ist bzw. damals war? Nein, keine Kohle....Süßholz! Und dieses spielt im neuen Roman von Tara Haigh eine große Rolle.

Wir begleiten die ungleichen Schwestern Amalie und Elise, Töchter des Bamberger Süßholzimperium Imhoff, die Lakritze herstellen. Während sich Amalie, die ältere Tochter, den Wünschen ihres Vater fügt und den Mann heiratet, der ihr ausgesucht wurde, rebelliert ihre jüngere Schwester Elise. Diese soll, nach der durch Parasitenbefall vernichtenden Ernte, den Bankier Furtenbach heiraten, um die Schulden des Unternehmens zu tilgen. Elise liebt allerdings Ferdinand, der bei der Konkurrenz arbeitet und für ihren Vater als Schwiegersohn nicht in Frage kommt. Sie hat die Lehrerinnenausbildung abgeschlossen und liebt die Herstellung von Pralinen, mit Lakritze. Ihr Wunsch ist es, eines Tages ein eigenes kleines Pralinengeschäft zu besitzen. Sie schlägt ihren Vater innovative Geschäftsideen für Lakritze vor, die er jedoch ablehnt. Er verkauft sein Süßholz großeils an Apotheken für die Medizinherstellung.
Als sich die Situation bei den Imhoffs durch einen Unglücksfall zuspitzt, flieht Elise mit Ferdinand nach Paris. Dieser möchte beim Turmbau mitwirken und bewirbt sich bei Monsieur Eifel. Beide wollen ihre Träume in der Stadt der Liebe wahr werden lassen...

Ehen wurden damals arrangiert, um Unternehmen am Laufen zu halten. Amalie fügt sich dem Wunsch ihres Vaters und heiratet den blassen Hermann. Schon bald müssen die Imhoffs Süßholz zukaufen. Hermann, Amalie und ihr Vater reisen nach Venedig und danach nach Kalabrien, wo die beiden Männer Amalie zurücklassen. Sie soll sich im Süden Italiens um die neu gekauftem jedoch heruntergekommen Farm und die Süßholzherstellung kümmern...

Die Geschichte wird in wechselnden Perspektiven von Amalie und Elise erzählt. So lernt man die beiden sehr unterschiedlichen Figuren besser kennen. Amalie tat mit zwar leid, war mir aber nicht wirklich sympathisch. Sie schwelgt zuviel in Selbstmitleid und neidet ihrer Schwester, dass diese die Liebe gefunden und ihren Traum verwirklicht hat. Selbst tut sie allerdings kaum etwas dazu, ihr Leben zu ändern. Ich mochte sie nicht wirklich.
Viel lieber las ich die Kapitel über die impulsive Elise, deren Traum von einer Confiserie sich für mich zu leicht und schnell erfüllte. Da täuschte ich mich aber gewaltig, denn die Autorin hat Elise und Friedrich noch jede Menge Steine in den Weg gelegt. Die einegbauten Wendungen waren spannend und brachten Spannung ind die Handlung.
Gefallen hat mir auch der Einblick in den Bau des Eifelturmes. Gerne hätte das Thema noch etwas ausgebaut werden können. Ich habe allerdings schon einen Roman im Auge, der sich näher mit dem Turmbau beschäftigt.

Lakritze mag ich eigentlich nicht und ist auch in Österreich nicht wirklich beliebt. Ich weiß aber durch finnische Freundinnen, dass es im hohen Norden sehr gerne genascht wird. Umso interessanter fand ich die Erzählung über die Herstellung von Lakritze und über die Verwertung von Süßholz. Nicht bekannt war mir auch, dass dieses auch in Deutschland angebaut wurde. Während im Süden von Europa Süßholz wild wächst und die Pflanze ohne Zutun viel stärker und größer wurde, hatten die deutschen Farmer doch einige Nachteile durch das kältere Klima.

Schreibstil:
Tara Heigh erzählt die Geschichte der beiden Schwestern sehr anschaulich und aus wechselnden Perspektiven. Der Schreibstil ist sehr leicht zu lesen. Das Hintergrundwissen über das Pflanzen und Verarbeiten von Süßholz wurde sehr anschaulich beschrieben. Die Autorin hat dazu hervorragend recherchiert. Die Dialoge waren mir allerdings diesmal etwas zu sehr sperrig und die Nebencharakter blieben mir zu blass.

"Der Zwilling von Siam", der letzte Roman der Autorin hat mir sehr gut gefallen, während ich "Das schwarze Gold des Südens" wieder schwächer fand. Einiges war doch sehr vorhersehbar. Amalie mochte ich nicht wirklich und für mich war es wieder zuviel Liebesgeschichte....ein Punkt, den ich schon bei "Der Feind, den ich liebte" kritisiert habe. Aber das ist natürlich Geschmackssache.

Fazit:
Süßholz und dessen Verarbeitung ist ein sehr interessantes Thema, das die Autorin perfekt recherchiert hat. Mir stand diesmal wieder die Liebesgeschichte zu sehr im Fokus, die mir auch etwas zu vorhersehbar war. Den Strang um Amalie mochte ich weniger. Mit Elise und Friedrich kam ich besser zurecht und das Thema Pralinenherstellung und der Bau des Eifelturmes kam mir mehr entgegen. Ich habe den Roman gerne gelesen, aber die letzten beiden Romane der Autorin haben mir besser gefallen.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Chaos in einem kleinen isländischen Hotel

Das kleine Hotel auf Island
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Schon vor Monaten habe ich den vierten Band der Romantic Escape Reihe gelesen und nun endlich vor dem Jahresende soll es auch eine Rezension dazu geben.
Den ersten Band der Reihe "Das kleine Café in Kopenhagen" ...

Schon vor Monaten habe ich den vierten Band der Romantic Escape Reihe gelesen und nun endlich vor dem Jahresende soll es auch eine Rezension dazu geben.
Den ersten Band der Reihe "Das kleine Café in Kopenhagen" habe ich gelesen und für ganz nett befunden. Vorallem der Hygge-Gedanke kam hier sehr gut zu tragen. Band 2 und 3 habe ich dann ausgelassen und mich für den vierten entschieden, da er auf Island spielt. Ein Land, das ich schon immer gerne bereisen möchte.

Nun hat mich der vierte Band doch etwas skeptisch zurückgelassen. Es ist ein netter Wohlfühlroman, aber einige Aktionen sind doch sehr an den Haaren herbeigezogen. Natürlich weiß man das als Leser bei Büchern dieser Art, aber etwas mehr Realismus und weniger Klischee hätte der Geschichte gut getan.
Lucy hat ihren Job und ihre Wohnung verloren und ihr Ex, dem sie ihre Kündigung zu verdanken hat, hat sie in der Hotelbranche unmöglich gemacht. Deshalb ergreift sie sofort die Chance, als sie ein spannendes Angebot auf Island erhält. Sie soll dort als Hotelmanagerin ein kleines Hotel auf Vordermann bringen. Der Haken dabei ist, dass der Job befristet ist und ihr nur zwei Monate zur Verfügung stehen. Doch Lucy ist voller Tatendrang und möchte sich beweisen. Das erweist sich allerdings schwieriger, als gedacht, denn alles, was sie angreift, geht schief. Zusätzlich glauben die Angestellten an die Macht von Feen und Kobolde und Alex, der schottische Barmann, treibt sich immer wieder dort herum, wo er eigentlich gar nicht sein sollte. Als dann auch noch eine britische Film-Crew anreist, die eine Reality-Doku im Hotel drehen will, ist Lucy knapp davor aufzugeben...

Schon dieser Text oben bringt mir wieder diese völlige Übertriebenheit aller Handlungen vor Augen, auch wenn Caplin in ihrer Reihe vorallem den "Wohlfühlaspekt" herausstreichen möchte. Die Probleme werden viel zu schnell aus dem Weg geräumt und auch die Romantik hat bei mir nicht wirklich angeschlagen. Ich fühlte weder ein Knistern, noch konnte ich mit den Beiden mitfühlen.
Welches Geheimnis hinter Lucys damalige Kündigung steckt, wird nach und nach gelüftet und hat hat mich unglaublich den Kopf schütteln lassen. Sie ist eine sympathische Protagonistin, der immer wieder Hürden in den Weg gelegt werden, die sie mehr oder wneiger erfolgreich umschifft. Allerdings ist auch ihre Figur sehr klischeehaft beladen. Welches Geheimnis hinter Alex steckt und wie es am Ende mit den beiden weitergeht, müsst ihr allerdings selbst lesen.

Toll fand ich hingegen die Beschreibungen der Landschaft und der Sehenswüridgkeiten in der Umgebung. Die Polarlichter, die heißen Quellen und Geysire möchte ich unbedingt auch einmal in natura sehen. Dazu gibt es auf der Innenseite des Covers noch eine Landkarte vom Süd-Westen der Insel mit den eingezeichneten Tourismusspots.

Eigentlich habe ich schon ein Auge auf Band 5 geworfen, der in Kroatien spielt. Heute habe ich jedoch gesehen, dass der Verlag zuerst Band 6 übersetzt hat und diesen als Band 5 im Deutschen ausgibt. Da jede Geschichte für sich abgeschlossen ist, spielt das keine Rolle, trotzdem bin ich etwas entäuscht. Der nächste auf Deutsch übersetzte Band der Reihe wird in Japan spielen und "Der kleine Teeladen in Tokyo" heißen.

Schreibstil:
Der Erzählstil von Julie Caplin ist leicht und locker, bildhaft und unterhaltsam. Die Figuren werden etwas überspitzt dargestellt. Auch in diesem Band wechseln Witz und Situationskomik mit bildhaften Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten ab. Das Thema Hygge kommt auch in dieser Geschichte vor und scheint der Autorin wichtig zu sein.


Fazit:
Bei Band Eins konnte ich noch ein Auge zudrücken, aber hier war mir vieles doch zu klischeehaft und etwas zu unrealistisch. Auch wenn es ein Wohlfühl- und Liebesroman ist, sollte ein bisschen mehr Realität vorhanden sein. Gut gefallen haben mir die Landschaftsbeschreibungen und das Thema Hygge, das auch hier wieder aufgegriffen wird. Ganz nett zu lesen, aber wird mir kaum in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 20.12.2020

Deutsch oder iatlienisch?

Ich bleibe hier
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Der Roman des italienischen Autors Marco Balzano erzählt das Schicksal der Bewohner von Graun und Reschen in Südtirol. Vor dem ersten Weltkrieg noch Österreicher, begann im Jahre 1922 unter der Herrschaft ...

Der Roman des italienischen Autors Marco Balzano erzählt das Schicksal der Bewohner von Graun und Reschen in Südtirol. Vor dem ersten Weltkrieg noch Österreicher, begann im Jahre 1922 unter der Herrschaft von Mussolini eine gewaltsame Ausmerzung des altösterreichischen Charakteres der Region. Deutsche Vor- und Nachnamen wurden behördlich italienisiert, der Gebrauch der deutschen Sprache im Schulunterricht, sowie in allen öffentlichen Einrichtungen verboten. Was das für einen Menschen bedeutet, der plötzlich alles verliert und der italienischen Sprache gar nicht mächtig ist, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
1939 ging aber das Grauen für die Bewohner von Graun und Reschen erst richtig los. Der Großkonzern "Montecatini" nahm das alte Projekt, einen Stausee zu errichten, wieder auf. Die Bevölkerung von Reschen und Graun wurde dabei völlig übergangen. Der Zweite Weltkrieg verzögerte zuerst den Bau bis im Jahre 1950 die Schleusen geschlossen und der Reschensee gestaut wurde. Beinahe 150 Familien wurden ihrer Existenz beraubt. Einige von ihnen wurden zur Auswanderung gezwungen, um deutsch zu bleiben. Diejenigen, die blieben, wurden Italiener 2. Klasse und am Ende in Barackenlagern untergebracht. Die Entschädigungen für die ehemaligen Bewohner dieser Dörfer war mehr als bescheiden.

Es ist traurig, wenn man am Beginn eines Buches bereits weiß, dass die Geschichte für diese Region nicht gut ausgehen wird. Wer schon einmal über den Reschenpass gefahren ist, hat sicherlich den aus dem Wasser ragenden Kirchturm gesehen.
Gemeinsam mit Trina Hauser, einer jungen Frau, die eben ihr Lehramtsstudium erfolgreich abgeschlossen hat, erleben wir "hautnah" diese Tragödie mit. Bevor Trina ihren ersten Job als Lehrerin antreten kann, wird der Südtiroler Bevölkerung untersagt die deutsche Sprache weiterhin zu verwenden. Der Unterricht soll nur mehr in Italienisch geführt werden. Doch wie soll das gehen, wenn die Einwohner des Vinschgaus dieser Sprache gar nicht mächtig sind? Kaum ist Italien mit dem Deutschen Reich verbündet, mitten im Krieg, schon müssen die Einwohner entscheiden, ob sie zu Nazi-Deutschland oder Mussolini-Italien gehören wollen.
Trina geht in den Untergrund und lehrt im Geheimen den Kindern lesen und schreiben...in deutscher Sprache natürlich.
Doch Trina ist nur zu Beginn eine mutige starke Frau und wird danach - entgegen des Klappentextes - eher zu einer Mitläuferin, die sich größtenteils der Meinung ihres Mann anschließt und für mich völlig blass wird. Dadurch konnte ich keine emotionale Bindung zu ihr aufbauen.

Balzano lässt seine Hauptprotagonistin Trina erzählen, die exemplarisch für die Dorfbewohner steht. Ihre fiktive Geschichte mischt sich mit den historischen Begebenheiten. Wir begleiten Trina von ihrer Kindheit an bis ins Alter und erleben hautnah diese Unbegreiflichkeit mit. Heimat ist dabei ein wichtiges Wort, das den Menschen dieser Region einfach genommen wurde. Auf den knapp 288 Seiten verbirgt sich jede Menge Inhalt, sowie Leid und Machtlosigkeit.

Schreibstil:
Die allgemeine Stimmung im Roman liegt zwischen nüchtern und völliger Resignation. Die Machtlosigkeit und die Ungerechtigkeit schreit förmlich aus jeder Zeile. Der Schreibstil von Marco Bolzano ist eher nüchtern, schnörkellos und klar.
Der Roman ist in drei Teile aufgeteilt. Im ersten Teil "Die Jahre" erzählen von Trinas Kindheit und Jugend bis zur Hochzeit und ihrer Arbeit als Bäuerin. Teil zwei "Auf der Flucht" behandelt die Zeit des Zweiten Weltkrieges, das sogenannte „Hitler-Mussolini-Abkommen“. Der abschließende dritte Teil "Das Wasser" erklärt dann die Stauungen zum heutigen Reschensee.
Besonders interessant sind die Anmerkungen des Autors über den Versuch beim Nachfolger der verantwortlichen Gesellschaft um Recherchematerial und um Einsicht in die Archive zu bekommen, die ihm verweigert wurden. Wahrhscheinlich schämt er sich wegen der lächerlichen Entschädigung für die Dorfbewohner - noch dazu, wo aus der Anlage noch nicht einmal genug Energie gewonnen werden kann.


Das Cover zeigt auf jedem der Bücher den Altgrauner Glockenturm der ehemaligen Pfarrkirche St. Katharina, der aus dem See ragt.

Fazit:
Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert und eine Geschichte erzählt, die berührt, aufwühlt und einem fassungslos zurücklässt. Gott sei Dank gibt es inzwischen ein Miteinander und zwei Amtssprachen in Südtirol.

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