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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2018

wer ist Arthur Grimm?

Der Schatten
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In "Der Schatten" von Melanie Raabe geht es um die Journalistin Norah, die ihren Lebensgefährten in Berlin verlassen hat, um in Wien neu durchzustarten. Eine auffällige Bettlerin spricht sie in der Fußgängerzone ...

In "Der Schatten" von Melanie Raabe geht es um die Journalistin Norah, die ihren Lebensgefährten in Berlin verlassen hat, um in Wien neu durchzustarten. Eine auffällige Bettlerin spricht sie in der Fußgängerzone an und macht ihr eine Prophezeiung, die Norah verstört: „Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“ Erst tut Norah die Aussage als Phantasie einer verwirrten Frau ab, doch trotzdem macht sie sich Gedanken. Als der Name Arthur Grimm wieder fällt, recherchiert Norah und hat bald einen Verdacht....

Nach "Die Falle" ist "Der Schatten" mein zweites Buch der Autorin. Die Leseprobe hatte mich neugierig gemacht, der Einstieg in die Geschichte fiel mir dann nicht ganz so leicht wie erwartet. Es hat einige Zeit gebraucht, bis ich in der Geschichte angekommen war. Die Story kommt mit wenigen Charakteren aus, Norah als Hauptperson ist gut beschrieben. Sie ist eine eigenwillige, interessante Protagonistin, auch wenn ich ihre Entscheidungen nicht immer nachvollziehen konnte.

Die Story hat von Anfang an einen mysteriösen Touch, das Gefühl einer unterschwelligen Bedrohung für Norah, aber für einen Thriller geht es langsam und bedächtig los. Erst im zweiten Drittel steigt die Spannungskurve und ab dann war ich auch gefesselt. So viel passiert, das Norah nicht einordnen kann und auch als Leser hatte ich keinen Plan, was bzw. wer hinter der ganzen Geschichte steckt. Aber es war spürbar, dass sich die Situation zuspitzt und irgendwann eskalieren wird. Diese Dramaturgie ist von der Autorin perfekt in Szene gesetzt.

Mir hat die Idee zur Geschichte echt gut gefallen, überraschende Wendungen, mit denen ich echt nicht gerechnet hatte. Einzig ganz zum Schluss etwas zu viel Happy End. Insgesamt war es ein eher ruhiger Thriller, der langsam anfing, sich dann aber sehr gut entwickelt hat. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 05.09.2018

ein Alptraum für Tara

Während du schläfst
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"Während du schläfst" beschreibt den ganz persönlichen Alptraum von Tara. Sie wacht in einem fremden Bett auf, mit einer Leiche neben sich. Die Leiche entpuppt sich als ihr Nachbar Lee, und Lee hat ein ...

"Während du schläfst" beschreibt den ganz persönlichen Alptraum von Tara. Sie wacht in einem fremden Bett auf, mit einer Leiche neben sich. Die Leiche entpuppt sich als ihr Nachbar Lee, und Lee hat ein Messer in seiner Brust stecken. Tara selbst ist nackt und kann sich an nichts erinnern. Was für ein Alptraum, in den Tara hier geraten ist. Sie schleicht sich in ihr eigenes Haus zurück und tut als wäre nichts geschehen. Brisant wird es, als die Polizei Taras 17jährige Tochter Rosie verdächtigt, eine Affäre mit dem Ermordeten zu haben. Und damit auch ein potentielles Mordmotiv.

Der Schreibstil ist schön flüssig, so dass die Seiten nur so dahin fliegen. Kathryn Croft baut eine unheimliche, spannungsgeladene Atmosphäre auf, die ständig zu spüren ist.

Wir verfolgen Taras Versuche, sich zu erinnern, zu rekonstruieren was geschehen ist. Als Leser rätselt man mit Tara, stellt Vermutungen an und verwirft sie wieder. Die Autorin baut immer wieder Wendungen ein, die nicht vorhersehbar sind und bis zum Ende tappte ich im Dunklen.

Fazit: Insgesamt gesehen ist "Während du schläfst" ein solider Thriller, der ohne größere Gewaltszenen auskommt, eher die psychologische Schiene bedient.

Veröffentlicht am 30.08.2018

hart und brutal, aber unglaublich fesselnd

Mann am Boden
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"Mann am Boden" war für mich der erste Thriller von Autor Roger Smith, der Klappentext ließ mich einen harten, spannenden Thriller erwarten. Und er verspricht nicht zu viel.

John Turner lebt mit seiner ...

"Mann am Boden" war für mich der erste Thriller von Autor Roger Smith, der Klappentext ließ mich einen harten, spannenden Thriller erwarten. Und er verspricht nicht zu viel.

John Turner lebt mit seiner Frau Tanya und der gemeinsamen Tochter seit zehn Jahren in Tucson, Arizona, ursprünglich kommen sie aus Südafrika. Turner hat als Alleinimporteur des "Pool Sharks" Erfolg, lebt in einem schicken Haus mit Pool. Die Ehe existiert nur noch auf dem Papier, jeder lebt sein Leben, das einzige Bindeglied zwischen John und Tanya ist die Tochter und ein dunkles Geheimnis. Alles ändert sich, als Turner in seinem Haus überfallen wird. Drei Männer stürmen bewaffnet ins Haus und der Alptraum beginnt.


Puh, für diesen Thriller braucht man Nerven wie Drahtseile, wer keine blutigen, harten Thriller mag, sollte lieber zu einem anderen Buch greifen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, bekommt eine super spannende Story geliefert.

Der Autor schreibt in kurzen Sätzen, präzise, beschönigt nichts. Die Armut in Südafrika, der Drogensumpf, Gewaltexzesse, Sex, alles erlebt man hautnah. Ohne großes Vorgeplänkel ist man in der Story drin, lernt John und Tanya kennen. Turners Ehe wird von Abneigung und Hass dominiert. Und einem dunklen Geheimnis, das ihn an seine Frau bindet. Der Aufbau ist genial, die Handlung wechselt zwischen aktuellem Geschehen und Rückblenden in die Vergangenheit. So entsteht ein ganz eigener Drive, Stück für Stück setzt sich die Vergangenheit Turners zusammen. Ein Typ, der in Johannesburg Gewalt erlebte, Drogen nahm. Und irgendwann wird auch klar, was es mit dem Überfall auf sich hat. John hat einen Fehler begangen, das rächt sich jetzt auf bittere Weise. Die Story ist hart, unglaublich brutal, aber auch sehr fesselnd. Am Ende ein richtiges Gemetzel, das dem Leser alles abverlangt. Irgendwie ein ziemlich verrücktes Setting mit kaputten Figuren, erinnert an Filme von Tarantino.

Fazit: Trotz brutalsten Gewaltszenen eine faszinierende Story, vor allem die Vergangenheit Turners in Südafrika. Das war definitiv nicht mein letztes Buch des Autors!

Veröffentlicht am 30.08.2018

genialer dritter Teil, mein Lesehighlight in diesem Jahr

Rache der Orphans
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"Rache der Orphans" ist der dritte Teil der Reihe um Evan Smoak, den früheren Auftragskiller aus dem geheimen Orphan-Projekt. Ich empfehle, unbedingt die ersten beiden Teile zu lesen. Einmal um sich die ...

"Rache der Orphans" ist der dritte Teil der Reihe um Evan Smoak, den früheren Auftragskiller aus dem geheimen Orphan-Projekt. Ich empfehle, unbedingt die ersten beiden Teile zu lesen. Einmal um sich die genialen Thriller nicht entgehen zu lassen, zum anderen um alle Zusammenhänge von Anfang an zu kennen. Für Evan wird es in diesem Teil richtig hart und ausgesprochen persönlich. Van Sciver tötet Evans Ausbilder Jack, um über ihn an Evan heranzukommen. Evan schwört bittere Rache, erfüllt aber Jacks letzten Wunsch, an einer Adresse ein Paket abzuholen. Und dieses Paket ist eine echte Überraschung und Herausforderung für Evan.

Ich habe die Reihe von Anfang an verfolgt, jedes der Bücher war ein Highlight für mich. Aber Teil drei schlägt die anderen beiden noch um Längen. Von Anfang an ist die Story temporeich und spannend, weite Teile liefen bei mir wie ein Film ab, Kopfkino pur. Viel Action, viel Geheimdienst-Schickschnack, geniale Schachzüge von Evan und unvorhersehbare Wendungen. Dazu immer wieder kleine häusliche Szenen mit Evans Nachbarn und seiner ganz speziellen Lieblingsnachbarin Mia.

Ich finde in diesem Teil macht Evan eine bemerkenswerte Veränderung durch: er wirkt menschlicher, öffnet sich. Obwohl man immer noch merkt, welche Schwierigkeiten er mit dem "Zwischenmenschlichen" an sich hat. Die Figuren sind wirklich klasse gezeichnet, Evan ist der totale Sympathieträger, ein Kerl mit dem man mitfiebern kann. Und Stellen zum mitfiebern und Daumen drücken gibt es viele, die Spannung ist konstant auf einem hohen Niveau. Der Gegenpart zu Evan ist Van Sciver, wie Evan sypmathisch ist, so ist er abgrundtief böse, der Fiesling schlechthin. Einige andere Charaktere aus den vorhergehenden Teilen spielen wieder mit, ich bin gespannt wie es mit Candy weiter gehen wird.

Die Evan-Smoak-Reihe bekommt für mich so was wie Kultstatus, der dritte Teil ist einfach genial. Das Ende wartet mit einer Überraschung auf, man darf auf die Fortsetzung gespannt sein.

Fazit: Ich bin wieder mal begeistert und warte ungeduldig auf den nächsten Teil. "Rache der Orphans" sollte man sich nicht entgehen lassen, von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.08.2018

perfekte Mischung aus geschichtlichem Hintergrund, persönlichen Schicksalen und Krimihandlung

Vergessene Seelen
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"Vergessene Seelen" ist schon der dritte Fall für Oberkommissar Max Heller. Schauplatz ist Dresden im Sommer des Jahres 1948. Der Wiederaufbau der Stadt ist in vollem Gang, doch noch immer sind die Menschen ...

"Vergessene Seelen" ist schon der dritte Fall für Oberkommissar Max Heller. Schauplatz ist Dresden im Sommer des Jahres 1948. Der Wiederaufbau der Stadt ist in vollem Gang, doch noch immer sind die Menschen durch Hunger und Armut gebeutelt. Dazu noch der heiße Sommer, die anhaltende Hitze macht den Menschen schwer zu schaffen. Kurz nacheinander werden zwei Tote gefunden. Ein Mann steckt kopfüber in einem Schacht. War es ein Unfall oder hat jemand nachgeholfen? Wenig später wird die Leiche eines Jungen entdeckt, auch hier ist nicht klar ob es sich um ein Gewaltverbrechen handelt. Max Heller und sein Assistent Oldenbusch ermitteln.....

Ich war von den ersten beiden Fällen begeistert und deswegen auf den dritten Teil schon sehr gespannt, er hat meine Erwartungen nicht enttäuscht. Obwohl es schon fast ein Jahr her ist, dass ich den letzten Teil gelesen habe, war ich sofort wieder in der Handlung drin. Die Atmosphäre ist dicht, man kann tief in die Zeit nach dem Krieg eintauchen, erlebt den Alltag der Menschen, die immer noch ums Überleben kämpfen. Der Hunger ist weiterhin ständiger Begleiter, die Aufbauarbeiten gehen nur langsam voran, politisch weht ein neuer Wind und viele Menschen sind inzwischen in die Partei eingetreten. Selbst Hellers Sohn Klaus hängt der neuen Ideologie an, was zu einem Konflikt zwischen Vater und Sohn führt. Hellers älterster Sohn Erwin schickt regelmäßig Pakete aus dem Westen, es gehen Gerüchte um, dass in den Westzonen eine neue Währung eingeführt wird. Ein Neuzugang in der Familie ist die kleine Annie, die Max und Karin als Pflegekind aufgenommen haben. Annie ist für die beiden wie ein eigenes Kind.

Als Heller im Todesfall des Jungen ermittelt, kommt er mehr schlecht als recht voran. Die Menschen sind wortkarg, nicht bereit Informationen herauszurücken. Ihm wird offenes Misstrauen entgegen gebracht, sowohl von Seiten der Lehrer, den Mitschülern und sogar den Eltern des toten Jungen. Auch ist nicht klar wer lügt und welche Aussagen der Wahrheit entsprechen. Äußerst schwierige Bedingungen um ein mögliches Verbrechen aufzuklären, dazu kommt ihm noch sein Sohn Klaus beruflich in die Quere. Doch Heller lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, hört auf sein Gespür und bringt sich nicht nur einmal in Gefahr.

Frank Goldammer bringt die damalige Zeit authentisch rüber, beim lesen erwacht die Szenerie Dresdens zum Leben. Ich hatte Bilder vor Augen, die zerstörten Häuser, Frauen und Männer die Ziegel klopfen und die unerträgliche Hitze, die den Menschen zu schaffen macht. Dazu ist die Stimmung wegen der Gerüchte um die Einführung einer neuen Währung angespannt, die Menschen wissen nicht, was sie machen sollen. Ob ihr Geld bald an Wert verlieren wird?

Neben dem Kriminalfall bietet der Krimi viel interessantes Zeitgeschehen und Details aus dem Privatleben der Hellers. Es wird ein Geheimnis gelüftet, das für mich sehr überraschend war und Hellers Charakter von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Heller und die anderen Protagonisten sind sehr detailliert gezeichnet, keine Stereotypen, sondern Menschen mit all ihren Fehlern und Schwächen.
Fazit: Für mich war die Mischung aus geschichtlichem Hintergrund, persönlichen Schicksalen und Krimihandlung perfekt ausbalanciert. Die Atmosphäre klasse eingefangen, das ist für mich sowieso ein großer Pluspunkt der Reihe: dass man sich beim lesen direkt in die Zeit zurückversetzt fühlt und tief in die Geschichte eintauchen kann.