Cover-Bild Vergessene Seelen
15,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Historisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Sonstige Spannungsromane
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 22.06.2018
  • ISBN: 9783423262019
Frank Goldammer

Vergessene Seelen

Kriminalroman

Der dritte Fall für Max Heller – und sein ganz persönlicher Alptraum

Dresden 1948: Ein heißer Sommer, drei Jahre nach Kriegsende. Die große Währungsreform stürzt das besetzte und aufgeteilte Nachkriegsdeutschland in eine Krise. Inmitten der mühsamen Wiederaufbauarbeiten bekommt es Oberkommissar Max Heller mit dem Fall eines 14-jährigen Jungen zu tun, dessen Todesursache völlig unklar ist. War es ein Unfall, Mord oder sogar Selbstmord? Heller stößt bei seinen Ermittlungen auf eine Wand des Schweigens und wird dabei mit seinem ganz persönlichen Albtraum konfrontiert, den er längst vergessen geglaubt hatte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.01.2019

Verbrechen und Delikte der Nachkriegszeit

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Frank Goldammer arbeitet mit „Vergessene Seelen“ die Nachkriegszeit in Dresden gekonnt, gut recherchiert und sehr detailreich auf. Dabei geht er anhand von Einzelschicksalen, die Max Heller bei seinen ...

Frank Goldammer arbeitet mit „Vergessene Seelen“ die Nachkriegszeit in Dresden gekonnt, gut recherchiert und sehr detailreich auf. Dabei geht er anhand von Einzelschicksalen, die Max Heller bei seinen Ermittlungen begegnen, besonders auf die Verzweiflung der Bewohner Dresdens ein. Diese wird fortwährend von Hunger, Wohnungsmangel und den Nachwehen des Krieges genährt. Die Nachricht, im Westen soll eine neue Währung eingeführt werden, lässt die Hoffnungslosigkeit weiter anschwellen. Auch das Misstrauen gegenüber dem Staatsapparat wächst stetig. So hat es Max Heller alles andere als leicht, seinen aktuellen Fall, der sich um einen toten Jungen auf einer Baustelle rankt, zu lösen. Die vor meinem inneren Auge entstandene Atmosphäre wirkte realistisch und nachvollziehbar.

Ich habe Max Heller jetzt im Rahmen des 3. Bandes erst kennengelernt. Das Lesen der Vorgänger will ich demnächst nachholen. Wahrgenommen habe ich ihn als liebenden Ehemann und Vater, der es stets bereut, nicht ausreichend Zeit für seine Familie zu haben, und Alles tun würde, um Karin und Anni zu beschützen. Als Ermittler ist Heller ein Tuck zu ehrgeizig, nimmt sich unter Berücksichtigung der kriegsbedingten Gegebenheiten eigentlich immer zu viel vor. Dabei begibt er sich mehrfach selbst in Gefahr. Diese Schwächen lassen Heller menschlicher erscheinen. So wird aus ihm ein Charakter mit Ecken und Kanten, für den ich Sympathie entwickelt habe.

Ganz besonders gut hat mir Oldenbusch, der gefühlte Assistent von Heller, gefallen. Obwohl er eigentlich fast die ganze Zeit eher im Hintergrund tätig ist, wäre die Auflösung des Falls ohne ihn nicht möglich gewesen. Wann immer Heller ihn braucht, ist Oldenbusch stets ohne Murren zur Stelle. Manche Gefahrensituation Hellers wäre ohne Oldenbusch auch anders ausgegangen. Als Ruhe in Person bildet er zudem einen ausgleichenden Pol zu Max Heller. Dennoch ist er nicht nur Gefolgsmann. Klug bringt Oldenbusch seine eigenen, zum Teil auch von Heller abweichenden Ansichten zum Ausdruck.

Am besten hat mir Frank Goldammers Auseinandersetzung mit den Kinderschicksalen in der Nachkriegszeit gefallen. Wir machen uns heute gar nicht mehr bewusst, was es bedeutet, ganz besonders für ein Kind, stehlen zu müssen, damit man überhaupt irgendetwas zu essen und zum Anziehen hat. Wir wissen auch nicht, was schlimmer ist: Ohne Eltern aufzuwachsen oder bei Eltern, die ihre Kriegserlebnisse nicht verarbeiten können mit der Folge, dass sämtliche angestaute Wut auf dem Rücken der eigenen Kinder entladen wird. Wenig Liebevolles wurde vielen Kindern zu Teil. Sie wurden missbraucht für die kriminellen Machenschaften Anderer, immer in der Hoffnung auf ein Stückchen Brot. Dem stehen Lichtblicke gegenüber, wo Eltern ganz selbstverständlich für ihre Kinder ihr letztes Hemd geben.

Sprachlich wurde sehr gut durch den Roman geführt. Kurze Kapitel, die mit Zeitangaben überschrieben sind, verleiten zum langen Lesen. Ich musste mich regelrecht zu Pausen zwingen. Dabei sind die Geschehnisse so einprägsam, dass ich auch nach einer längeren Leseunterbrechung den Faden sofort wieder aufnehmen konnte. Mein einziger Kritikpunkt ist die Benamung der Utmann-Kinder. Es war für mich nicht ganz so einfach Albert, Alfons und Alfred auseinander zu halten. Dennoch gebe ich gern eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 13.08.2018

perfekte Mischung aus geschichtlichem Hintergrund, persönlichen Schicksalen und Krimihandlung

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"Vergessene Seelen" ist schon der dritte Fall für Oberkommissar Max Heller. Schauplatz ist Dresden im Sommer des Jahres 1948. Der Wiederaufbau der Stadt ist in vollem Gang, doch noch immer sind die Menschen ...

"Vergessene Seelen" ist schon der dritte Fall für Oberkommissar Max Heller. Schauplatz ist Dresden im Sommer des Jahres 1948. Der Wiederaufbau der Stadt ist in vollem Gang, doch noch immer sind die Menschen durch Hunger und Armut gebeutelt. Dazu noch der heiße Sommer, die anhaltende Hitze macht den Menschen schwer zu schaffen. Kurz nacheinander werden zwei Tote gefunden. Ein Mann steckt kopfüber in einem Schacht. War es ein Unfall oder hat jemand nachgeholfen? Wenig später wird die Leiche eines Jungen entdeckt, auch hier ist nicht klar ob es sich um ein Gewaltverbrechen handelt. Max Heller und sein Assistent Oldenbusch ermitteln.....

Ich war von den ersten beiden Fällen begeistert und deswegen auf den dritten Teil schon sehr gespannt, er hat meine Erwartungen nicht enttäuscht. Obwohl es schon fast ein Jahr her ist, dass ich den letzten Teil gelesen habe, war ich sofort wieder in der Handlung drin. Die Atmosphäre ist dicht, man kann tief in die Zeit nach dem Krieg eintauchen, erlebt den Alltag der Menschen, die immer noch ums Überleben kämpfen. Der Hunger ist weiterhin ständiger Begleiter, die Aufbauarbeiten gehen nur langsam voran, politisch weht ein neuer Wind und viele Menschen sind inzwischen in die Partei eingetreten. Selbst Hellers Sohn Klaus hängt der neuen Ideologie an, was zu einem Konflikt zwischen Vater und Sohn führt. Hellers älterster Sohn Erwin schickt regelmäßig Pakete aus dem Westen, es gehen Gerüchte um, dass in den Westzonen eine neue Währung eingeführt wird. Ein Neuzugang in der Familie ist die kleine Annie, die Max und Karin als Pflegekind aufgenommen haben. Annie ist für die beiden wie ein eigenes Kind.

Als Heller im Todesfall des Jungen ermittelt, kommt er mehr schlecht als recht voran. Die Menschen sind wortkarg, nicht bereit Informationen herauszurücken. Ihm wird offenes Misstrauen entgegen gebracht, sowohl von Seiten der Lehrer, den Mitschülern und sogar den Eltern des toten Jungen. Auch ist nicht klar wer lügt und welche Aussagen der Wahrheit entsprechen. Äußerst schwierige Bedingungen um ein mögliches Verbrechen aufzuklären, dazu kommt ihm noch sein Sohn Klaus beruflich in die Quere. Doch Heller lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, hört auf sein Gespür und bringt sich nicht nur einmal in Gefahr.

Frank Goldammer bringt die damalige Zeit authentisch rüber, beim lesen erwacht die Szenerie Dresdens zum Leben. Ich hatte Bilder vor Augen, die zerstörten Häuser, Frauen und Männer die Ziegel klopfen und die unerträgliche Hitze, die den Menschen zu schaffen macht. Dazu ist die Stimmung wegen der Gerüchte um die Einführung einer neuen Währung angespannt, die Menschen wissen nicht, was sie machen sollen. Ob ihr Geld bald an Wert verlieren wird?

Neben dem Kriminalfall bietet der Krimi viel interessantes Zeitgeschehen und Details aus dem Privatleben der Hellers. Es wird ein Geheimnis gelüftet, das für mich sehr überraschend war und Hellers Charakter von einer ganz anderen Seite beleuchtet. Heller und die anderen Protagonisten sind sehr detailliert gezeichnet, keine Stereotypen, sondern Menschen mit all ihren Fehlern und Schwächen.
Fazit: Für mich war die Mischung aus geschichtlichem Hintergrund, persönlichen Schicksalen und Krimihandlung perfekt ausbalanciert. Die Atmosphäre klasse eingefangen, das ist für mich sowieso ein großer Pluspunkt der Reihe: dass man sich beim lesen direkt in die Zeit zurückversetzt fühlt und tief in die Geschichte eintauchen kann.

Veröffentlicht am 08.08.2018

Ein fesselnder Krimi aus der Nachkriegszeit

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Frank Goldammer entführt uns in seinem dritten Fall für Max Heller in das Jahr 1948, genauer gesagt in den brütend heißen Sommer Dresdens. Er wirkt, ob der Temperaturen, der Mangelernährung und der vielen ...

Frank Goldammer entführt uns in seinem dritten Fall für Max Heller in das Jahr 1948, genauer gesagt in den brütend heißen Sommer Dresdens. Er wirkt, ob der Temperaturen, der Mangelernährung und der vielen kleineren und größeren Gaunereien, denen die Polizei nachgehen muss, die aber häufig ergebnislos enden, erschöpft. Dazu kommen noch seine persönlichen Dämonen, von denen er beinahe jede Nacht geplagt wird. Einziger Lichtblick ist die Anwesenheit von Annie, jenem kleinen Mädchen, das er im Vorgängerband „Tausend Teufel“ bei den „Heidenkindern“ aufgelesen hat und das nun als Pflegekind bei ihm und seiner Frau Karin lebt.
Gerüchte über eine Währungsreform in der Trizone machen die Runde und Sohn Erwin, der im Westen Deutschlands geblieben ist, schickt Lebensmittelpakete in denen Münzen der Reichsmark versteckt sind. In dieser aufgeheizten Stimmung muss sich Heller mit einem augenscheinlichen Arbeitsunfall bei der Bahn, einem in einem Schacht Ertrunkenen und einem toten Kind herumschlagen. Bei allen drei Toten ist Fremdverschulden nicht ganz auszuschließen.
Seine Ermittlungen führen ihn in die Schule des toten Jungen, in der mehr Fragen offen bleiben als beantwortet werden. Auch die Eltern des Kindes reagieren äußerst seltsam. Der als gewalttätig bekannte Vater gerät ins Visier von Heller, zumal nicht nur das tote Kind Misshandlungsspuren aufweist.

Während Max Heller akribisch versucht gegen die Mauern des Schweigens anzukämpfen, eröffnet sich eine neue Front: Klaus, sein und Karins zweiter Sohn, scheint in der russischen Kriegsgefangenschaft einer Umerziehung ausgesetzt gewesen zu sein und hat den Terror des Nazi-Regimes gegen das Unrecht des Kommunismus getauscht. In seiner Funktion als Mitglied einer politischen Polizei, kreuzt er immer wieder die Wege seines Vaters und torpediert dessen Ermittlungen.

Max Heller selbst hat es Zeit seines Lebens vermeiden können, irgendeiner Partei beizutreten, auch wenn ihm das den einen oder anderen Vorteil brächte. Den neuen Machthabern steht er genauso kritisch gegenüber wie den alten. Immer wieder stößt er auf Nazis, die ihr Gedankengut weiterpflegen. „Viele glaubten den Berichten über die Gräuel der Nazis nicht und hielten das für Russenpropaganda. Dabei waren sie bereit gewesen, der Nazipropaganda bis in den Untergang zu folgen.“

Meine Meinung:

Autor Frank Goldammer ist es wieder gelungen, ein authentisches Abbild der damaligen Zeit zu erschaffen. Die Leser können die angespannte Lage, die Gerüchte über die Währungsreform, die mangelhafte Versorgung mit Gütern des täglichen Lebens und die gefährliche politische Situation gut darstellen. Wie schon in der Nazi-Zeit blüht das Denunziantentum. Wieder werden Leute aufgrund von Gerüchten verhaftet und manche von ihnen verschwinden auf immer. Der Autor lässt uns an Max Hellers Gedanken hierzu teilhaben.

Die Ermittlungen gestalten sich als schwierig, was auch den Interventionen Klaus‘ zu verdanken ist. Doch max Heller geht unbeirrt seinen Weg. Sein Bauchgefühl bringt ihn allerdings wiederholt in gefährliche Situationen. Der Showdown ist äußerst fesselnd. Die überraschende Auflösung zeigt, dass grundsätzlich mit allem gerechnet werden muss.

Frank Goldammer legt großes Augenmerk auf die Charaktere seiner Figuren. Sie sind niemals nur gut oder nur böse. Selbst der so scheinbar integre Max Heller hat seine dunklen Seiten. Gut, die quälen ihn ja schon seit dem ersten Band („Der Angstmann“). Doch nun werden Teile davon offen gelegt. Ich bin schon auf die Weiterentwicklung der Protagonisten gespannt. Band vier („Der rote Rabe“) erscheint im Dezember und wird vermutlich den Riss, der wegen der unterschiedlichen Söhne durch die Familie geht, näher beleuchten. Ob Max und Karin in den Westen gehen werden? Noch ist ja die Möglichkeit.


Fazit:

Sprachlich wie dramaturgisch ist Frank Goldammer wieder ein fesselnder Krimi gelungen, der die damalige Zeit quasi in 3D wiederauferstehen lässt. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung für die ganze Reihe.

Veröffentlicht am 30.07.2018

Mord in Dresden anno 1948

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„...Pragmatismus war eine Überlebensstrategie. Stolz nur ein Hindernis. Die Parteizugehörigkeit war ein Vorteil. Kompetenz zählte nur bedingt...“

Wir schreiben das Jahr 1948. Kriminalkommissar Max Heller ...

„...Pragmatismus war eine Überlebensstrategie. Stolz nur ein Hindernis. Die Parteizugehörigkeit war ein Vorteil. Kompetenz zählte nur bedingt...“

Wir schreiben das Jahr 1948. Kriminalkommissar Max Heller in Dresden wird zu einem Tatort gerufen. In einem Sichtschacht wurde ein Toter gefunden. Noch ist nicht klar, ob das ein Unfall war, als auf einer Baustelle ein toter Junge entdeckt wird. Ermittlungen in Schulen ergeben, dass es sich um den 12jährigen Alfons Utmann handelt.
Der Autor hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Gleichzeitig vermittelt das Buch ein Stück Zeitgeschichte.
Für mich war es der erste Teil aus der Reihe. Trotzdem konnte ich dem Handlungsablauf gut folgen. Auch die familiären Verhältnisse wurden nach und nach klar.
Während sich Heller auf die Suche nach dem Mörder macht, muss er gegen seine eigenen Dämonen kämpfen. Erst am Ende der Geschichte werde ich erfahren, warum ihn die Spuren der Schläge auf dem Körper des toten Jungen so an die Nieren gehen.
Der Schriftstil des Buches ist ausgefeilt. Manchmal überwiegen kurze, knappe Sätze, wie das Eingangszitat zeigt. Es fällt bei der Begegnung mit Lehrern in der Volksschule.
Ausführlich dagegen werden die historischen Zustände beschrieben. Noch immer kämpft jeder um Nahrungsmittel und Heizmaterial, gegen Hunger und Kälte. Die Schuld gibt man den russischen Besatzern, denn in den westlichen Besatzungszonen geht das Leben schon leichter. Das folgende Zitat wirft nur ein Schlaglicht auf die Gedanken der Menschen:

„...Er wusste, dass man dem Gerede, dass die Juden alles Geld und alle Häuser aufkauften ...nicht Herr werden konnte. Viele glaubten den Berichten über die Gräuel der Nazis nicht und hielten das für Russenpropaganda. Dabei waren sie bereit gewesen, der Nazipropaganda bis in den Untergang zu folgen...“

Der Riss geht durch die eigene Familie. Während Heller ein Polizist von altem Schrot und Korn ist, arbeitet sein Sohn Klaus für das Ministerium des Inneren. Dabei übersieht er, dass auch das neue Regime Fehler macht. Die gut gestalteten Dialoge zwischen Max und Klaus sind eines der stilistischen und inhaltlichen Höhepunkte des Romans. Max sieht die Situation pragmatisch. Klaus geht es dagegen in erster Linie darum, sogenannte Staatsfeinde zu überführen.
Besonders betroffen machen drei Berichte im Rahmen der Handlung. Während der Diskussion mit dem Vater spricht Klaus das erste Mal darüber, was er im Russlandfeldzug erlebt hat. Seine Treue zum neuen Staat ist die Folge dieser Ereignisse. Es ist seine Form der Aufarbeitung persönlicher Schuld.
Auch Utmann, der Vater des toten Jungen, spricht über seine Kriegserlebnisse. Das brutale Verhalten gegenüber seiner Frau und ein reichhaltiger Alkoholkonsum lässt ihn vergessen. Dass seine Frau jegliche Hilfsangebote ablehnt, kann ich nicht nachvollziehen. Doch Oldenbusch, Hellers Partner, bringt es auf den Punkt.

„...Die Frauen solcher Männer schweigen bis ins Grab...So war es doch immer schon, die gute alte Schule, Familie über alles und der Mantel des Schweigens darüber...“

Und dann gibt es den Bericht eines Chirurgen. Er ist während des Krieges übergelaufen. An dieser Lebensbeichte hat mich am meisten seine Aussage berührt, dass er es unter gleichen Umständen wieder tun würde, obwohl er von allen Seiten, Verlierern und Siegern, als Verräter gebrandmarkt wurde.
Die Währungsreform in den drei westlichen Sektoren verschlimmert die Lage. Ängste nehmen zu. Plötzlich kommen Gedanken an einen neuen Krieg. Karin, Max` Frau, analysiert die Lage glasklar.

„...In diesem Fall waren es nicht die Russen. Im Gegenteil, es kann ihnen nicht recht sein. Es ist ein Affront!...“

Ob sie geahnt hat, dass damit die Teilung Deutschlands für viele Jahre zementiert wurde? Überall reagiert Misstrauen. Alte Seilschaften strecken ihre Fühler aus. Viele versuchen sich Richtung Westen abzusetzen.
Doch nicht die gesellschaftlichen Verhältnisse und Umbrüche erweisen sich letztendlich als Motiv für den Mord. Es sind ganz banale menschliche Unvollkommenheiten.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ermöglicht mir als Leser einen Blick in die Verhältnisse und die Gedankenwelt des Jahres 1948 und unterhält mich darüber hinaus mit einem spannenden Kriminalfall.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Band 3 der Reihe um Max Heller

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Schon die ersten beiden Bücher um den Ermittler Max Heller haben mir sehr gut gefallen und ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung der Reihe. Dieses Buch kann problemlos ohne die Vorkenntnisse aus den ...

Schon die ersten beiden Bücher um den Ermittler Max Heller haben mir sehr gut gefallen und ich war sehr gespannt auf die Fortsetzung der Reihe. Dieses Buch kann problemlos ohne die Vorkenntnisse aus den ersten Büchern gelesen werden, da der Fall in sich abgeschlossen ist.

Klappentext:
Der dritte Fall für Max Heller – und sein ganz persönlicher Alptraum
Dresden 1948: Ein heißer Sommer, drei Jahre nach Kriegsende. Die große Währungsreform stürzt das besetzte und aufgeteilte Nachkriegsdeutschland in eine Krise. Inmitten der mühsamen Wiederaufbauarbeiten bekommt es Oberkommissar Max Heller mit dem Fall eines 14-jährigen Jungen zu tun, dessen Todesursache völlig unklar ist. War es ein Unfall, Mord oder sogar Selbstmord? Heller stößt bei seinen Ermittlungen auf eine Wand des Schweigens und wird dabei mit seinem ganz persönlichen Albtraum konfrontiert, den er längst vergessen geglaubt hatte.

Der Schreibstil ist, wie schon in den anderen beiden Büchern, flüssig und die Spannung ist von Beginn an gegeben. Ich konnte mir die handelnden Personen und die Handlungsorte wieder gut vorstellen und hatte beim Lesen ein klares Bild vor Augen. Auch in die damalige Zeit, in der das Buch spielt, konnte ich mich gut hineinversetzen und hatte keine Probleme mir alles vorzustellen und in die damalige Zeit abzutauchen. Dresden in der Nachkriegszeit ist sehr gut beschrieben und auch die Nöte und Ängste der Menschen kann man gut verstehen. Max Heller ist sehr sympathisch und ein toller Charakter. Die Ermittlungen sind spannend und es gibt ausreichend überraschende Wendungen, so dass keine Langeweile beim Lesen aufkommt.
Für mich eine sehr gelungene Fortsetzung und ich freue mich schon auf weitere Bücher rund um Max Heller. Von mir verdiente 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung auch für Band 3 von Frank Goldammer.