Während du schläfst von Kathryn Croft ist ein Thriller, eher schon Psychothriller, der voller subtiler Spannung und Misstrauen ist und den Leser bis kurz vor Schluss im Dunkeln tappen lässt.
Das Buch beginnt mit einem Prolog, in dem Tara im Bett ihres Nachbarn Lee aufwacht und entdeckt, dass er tot ist. Wie der Klappentext schon verrät, hat sie keinerlei Erinnerung und dementsprechend panisch fällt ihre Reaktion aus.
In Kapitel eins steigt die Handlung dann 24 Stunden zuvor ein, sodass wir den Tag miterleben und erfahren, wie Tara überhaupt zu ihrem Nachbar kam. Was in der Nacht passiert ist und zu seinem Tod geführt hat, bleibt aber natürlich noch offen.
Im ersten Kapitel lernen wir auch Taras Alltag und vor allem ihre Familie schon ein wenig kennen. Und da wir die Protagonistin dabei aus der Ich-Perspektive begleiten, kommen wir vor allem ihr sehr nah und lernen auch ihre Gedanken und Gefühle kennen.
Kapitel zwei schließt dann an das Ende des Prologs an und spielt ab dem Morgen, an dem Tara in dem fremden Bett aufgewacht ist. Ab diesem Moment beginnt also das große Rätseln was passiert ist und wer wie darin verwickelt ist. Denn außer ihrem elfjährigen Sohn scheint jeder in Taras Umfeld, einschließlich ihr selbst, Geheimnisse vor den anderen zu haben.
So kommt es quasi fast von alleine, dass man als Leser alles und jeden hinterfragt und ständig am Grübeln ist, welche Informationen von Bedeutung sind und welche nicht.
Ebenfalls durch den Klapentext bekannt ist, dass Taras Tochter in Verdacht gerät, da sie eine Affäre mit Lee gehabt haben soll. Dementsprechend ist klar, dass ihre Familie über kurz oder lang in den Fokus der Ermittler rückt und als dies geschieht, nimmt die Geschichte langsam an fahrt auf. Das Rätseln wird mehr, die subtile Spannung nimmt zu und das Misstrauen gegenüber so ziemlich jedem Charakter wächst.
Am Ende gab es für mich drei Personen, die mir äußerst suspekt waren und die für mich als Täter in Frage kamen. Eine schlüssige Erklärung und ausreichende Hinweise dazu hätte es gegeben. Letztendlich war es keiner der drei, sondern jemand mit dem ich niemals gerechnet hätte und dieser Jemand wird erst auf den letzten 20 Seiten enthüllt. Die Autorin hat mich also geschickt an der Nase herumgeführt und diese falsche Fährte bis fast zum Schluss aufrecht halten können - absolut genial!
Kleine Abzüge gibt es von mir für die Sprache. Die war doch sehr simpel gehalten und hatte manchmal fast schon etwas Stümperhaftes. Den Lesefluss hat es nicht gestört, es war einfach nur nicht sehr anspruchsvoll.
Zudem wurde ich auch mit der Protagonistin nicht ganz warm, wobei, eigentlich schon... schwer zu erklären. An sich war sie mir sympathisch und ich habe durchaus mit ihr mitgefiebert, ihre Art zu handeln hat mich nur extrem gestört. Zum Beispiel in Bezug auf ihre Kinder: Sie hat immer wieder davon geschwärmt wie toll und rücksichtsvoll ihr Sohn doch ist und sich gleichzeitig beschwert wie anstrengend die Tochter ist, die immer nur Schwierigkeiten macht. Davon, dass sie aktiv etwas dagegen tut, war aber nichts zu spüren. Sie hat immer nur reagiert, wenn ihre Tochter etwas getan hatte oder neue Erkenntnisse ans Licht kamen, aber agiert hat sie nie. Dasselbe kann man bezüglich ihrem Mann oder den Ermittlungen im Allgemeinen sagen. Erst gegen Ende wurde dies dann zum Glück besser.
Insgesamt hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten. Der gelungene Aufbau und Verlauf der Story tröstet über die negativen Aspekte hinweg, welche mich während dem Lesen zum Glück auch nicht großartig gestört haben. Ich würde das Buch aber eher als Psychothriller bezeichnen, da die Spannung sehr subtil ist und das Buch ohne viel Gewalt und Blut auskommt.